Glukosesensoren: Blutzucker ohne Blut messen

  • Neues aus der Forschung: Glukosesensoren


    Diabetiker, die mehrfach am Tag den Blutzucker messen, äußern häufig zwei Wünsche: Erstens soll die Messung möglichst unblutig sein und zweitens kontinuierlich über einen möglichst langen Zeitraum funktionieren.
    Bisher erschienen auf dem Markt mit dem CGMS von Medtronic-MiniMed, dem GlucoDay von Menarini und der GlucoWatch von Cygnus drei Geräte für die kontinuierliche Glukosemessung. Von diesen war nur die GlucoWatch für den Einsatz unter Alltagsbedingungen vorgesehen und hätte damit den Wünschen der Diabetiker entsprechen können, zumal im Gegensatz zu den beiden anderen Geräten wirklich keine Selbstverletzung beim Legen des Sensors notwendig war. Aber die Bedingungen bei der Anwendung (Messung nur über 13 Stunden nach 2-stündiger Kalibrierung) verhinderten einen breiten Einsatz und damit den wirtschaftlichen Erfolg des Herstellers, so dass dieser mittlerweile insolvent ist. GlucoDay war von seinem Aufbau her von vornherein nur für den klinischen Einsatz vorgesehen und beim CGMS sind die Glukosewerte erst nach der 3-tägigen Messung und nachfolgender Berechnung verfügbar.


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    Guardian®RT
    Der noch in diesem Jahr auch in Deutschland verfügbar werdende Glukosesensor Guardian®RT von Medtronic-MiniMed ist nun aber für den Einsatz unter Alltagsbedingungen bestimmt. Wie bei seinem Vorgänger CGMS beruht das Messprinzip auf der chemischen Umwandlung von Glukose, ähnlich wie auf einem Blutzuckerteststreifen. Dazu wird mit Hilfe einer Einstechhilfe die Messelektrode in das Gewebe eingestochen (ähnlich einem Infusionsset bei der Insulinpumpentherapie) und bleibt dort drei Tage liegen. Alle fünf Minuten erfolgt die Echtzeitanzeige der Glukosewerte, welche vom Sensorkopf drahtlos auf ein Display übertragen werden. Allerdings ist es notwendig zum Zwecke der Kalibrierung alle 12 Stunden herkömmlich gemessene Blutzuckerwerte einzugeben. Durch Festlegung von Grenzen für zu niedrige und zu hohe Glukosewerte lassen sich Alarme einstellen, welche den Patienten vor Hypo- und Hyperglykämien warnen.
    Auch wenn damit noch nicht der gewünschte ideale Sensor vorliegt, so stellt doch die Möglichkeit des Einsatzes unter Alltagsbedingungen einen weiteren Durchbruch dar. Studienergebnisse sowohl mit Erwachsenen als auch mit Kindern zeigen deutlich, dass sich die Diabeteseinstellung verbessert, weil die Patienten auf Grundlage der ständig angezeigten Werte endlich die Information über ihren Glukoseverlauf bekommen (1). Auch werden Unterzuckerungen über das Alarmsystem rechtzeitig gemeldet, was deren Gefahr deutlich geringer erscheinen lässt. Gerade in der Nacht treten solche häufig unbemerkt auf und vermindern am nachfolgenden Tag Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit.


    Neben dem Guardian®RT befinden sich ähnliche Sensoren in klinischen Anwendungsstudien, so der FreeStyle NavigatorTM der Firma Abbott-Therasense (2), DexCom™STS™ der Firma DexCom (3) und iSense® der ebenfalls gleichnamigen Firma (4). Für diese Systeme wurden auf den diesjährigen Kongressen der deutschen und amerikanischen Diabetesgesellschaft optimistische Ergebnisse vorgestellt, so dass deren Zulassung und Verfügbarkeit in nicht allzu ferner Zukunft zu erwarten ist.




    FreeStyle NavigatorTM DexCom™STS™ iSense®


    Die Anwendung des Sensors Guardian®RT wird bei einer gewissen Anzahl von gut geschulten Diabetikern die Möglichkeiten des Selbstmanagements und damit der Therapieanpassung und –Verbesserung erweitern. Neben der zu diesem Zweck kurzzeitigen Anwendung erscheint eine dauerhafte Anwendung insbesondere bei Patienten mit häufigen schweren Hypoglykämien und nachfolgender notfallmedizinischer Betreuung als sinnvoll, weil das auch erhebliche Kosten sparen.


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    Quellen:


    D. Deiss u.a.: 65th ADA Scientific Session 2005 San Diego, 393-P, in Diabetes 54, Suppl.1 (2005), A97
    L. S. Farhy u.a.: 40. Jahrestagung der DDG, Berlin 2005, P-243, in Diabetes und Stoffwechsel 14 (2005), 111-112 und
    65th ADA Scientific Session 2005 San Diego, 394-P, in Diabetes 54, Suppl.1 (2005), A97
    L. Jovanovic u.a.: 65th ADA Scientific Session 2005 San Diego, 2-LB, 398-P, in Diabetes 54, Suppl.1 (2005), Appendix
    L. Heinemann u.a.: 40. Jahrestagung der DDG, Berlin 2005, P-244, in Diabetes und Stoffwechsel 14 (2005), 112
    A. Thomas: Unblutige und kontinuierliche Glukosemessung, in „Das Diabetes-Forschungs-Buch“, Kirchheim-Verlag 2004, ISBN 3-87409-392-1

    Viele Grüße
    Dirk


    typ1sch leben

  • Wenn sowas es mal auf den Markt schafft, dann wäre das doch mehr als super. Dann müsste das Gerät nur noch mit der Pumpe kommunizieren und fertig ist die künstliche BSD.
    Aber das wird wohl noch ein paar Jahre dauern, oder was meint ihr ?
    Oder gibt es dort schon Termine oder Marktreife ?

    Viele Grüße
    Dirk


    typ1sch leben

  • Ja, schön wäre eine Markttauglichkeit. Jedoch stets schnelle Ergebnisse, denn
    stundenlange Kalibrierung und so weiter ist mühsamer als sich schnell in den Finger zu stechen und 5 Sekunden auf einen Wert zu warten. Ich hab das freestyle mini Messgerät, da braucht man schon so wenig Blut..


    Aber allgemein ein guter Ansatz, auf jeden Fall.

  • Ich hab lange versucht, irgendwie an die Glucowatch zu kommen- hauptsächlich für nachts. Das Messen stört mich nicht, aber wenn du schläfst merkst du den UZ einfach (zu) spät...
    In Deutschland scheint es aber schwer bis unmöglich zu sein an dieses Gerät und vor allem die Teststreifen zu kommen..
    also hoffen wir das beste...bei mir hat sich der BZ übrigens auch nachts deutlich gebessert, seit ich das LZ abends nehme...

  • Hab ich auch schon von gehört, aber soll das Ding nicht so ungenau sein ? Irgendwas hab ich da mal gehört.


    Ansonster immer her damit. Ich meine 3000 € bekomme ich durch BZ-Streifen auch im Jahr zusammen. Und da für die Uhr die Kontaktfolien da nur 200 € im Jahr kosten , würde es sich für die KK schon nach 1 Jahr lohnen.


    Aber das Gerät ist schon seit 2004 auf dem Markt, wenn es so super wäre, hätte es sich nicht schon durchgesetzt ?

    Viele Grüße
    Dirk


    typ1sch leben

  • Ja die Pendra wäre der Durchbruch gewesen, aber die Firma ging ja im Herbst letzten Jahres Pleite nach dem es Mitte letzten Jahres Probleme mit den Feldversuchen hab, soweit ich mich errinere! Meines wissens war die Uhr noch nicht marktreif und so folglich nicht 2004 auf dem Markt!


    Ich hatte damals den "Pendra-Newsletter" von Florian-muelller.de abboniert. Wenn du dort registriert bist, bieten die manchmal zu Sonderthemen Sondernewsletter für Interessenten. Im Sommer sol ein neues "revolutionäres BZ-Messgerät" laut denen rauskommen! Linus von Wellion. Ich hab mich bei dem Sondernewsletter mal angemeldet. Ich kann ansonsten den NL von Florian-mueller nur empfehlen die sind auch ein guter Versandhandel!


    Cu


    Chris

    Viele liebe Grüße ChrisX


    Besondere Grüße an User Lydia

  • Die Pendra war ein fake......hat nie funktioniert. Eine automatische Pumpe wird es die nächsten 10 Jahre nicht geben. Ich habe schon bei Studien über kontinuirliche BZ-Messung teilgenommen. Die Sensoren arbeiten nicht dauerhaft und sind nicht für "Heimanwender" gedacht. In der Klinik mag das für ein paar Tage funktionieren. Eine automatische Pumpe ist nicht einfach zu realisieren. Ein Regelkreis der ständig den BZ misst und Insulin oder Glucose verabreicht funktioniert nicht so wie man sich das vielleicht theoretisch vorstellt. Die Pumpe kann nicht erkennen was ich gegessen hab oder ob ich z.B Stress habe oder krank bin. Die Pumpe würde sich zu tode regeln; ständig mit Insulin und Glucose korrigieren.

  • Was ich nicht verstehe ist der Punkt, warum man sich nichts einsetzen lassen kann, was unter der Haut an einem Blugefäß den Zucker misst und dann per Funk an ein externes Messgerät weitergibt. Ein Herzschrittmacher läuft doch auch jahre lang, ohne das der Akku gewechselt werden muss.


    Auch die Kommunikation zwischen Messgerät und Pumpe wäre mir Wurscht. Mich nervt dieses herumgeschleppe von dem ganzen Gerassel. Die Streifen, die Stechhilfe, das Gerät. Mit einem kleinem Messgerät, welches nur die Daten vom eingepflanzten Chip anzeigt würde doch völlig reichen!?

  • das Guardian ist ja bereits auf dem Markt! Problem sind wohl die Kosten:


    neben dem Anschaffungspreis von derzeit 1800 € kosten die Sensoren im 10er-Pack 460 €. Ein Sensor hält 3 tage. Ein Paket Sensoren also einen Monat.

  • Na ja, Blutzucker messen, ohne Blut, aber eine Nadel muss man sich weiterhin reinstecken. Alles noch nicht so das gelbe vom Ei finde ich.

    Viele Grüße
    Dirk


    typ1sch leben

  • eben. Die Pumpis können das ja auch ab. Wenn ich damit die üblen Unterzuckerungen mit allem drum und dran verhindern kann...

  • Zitat von pg-Hudson


    Was ich nicht verstehe ist der Punkt, warum man sich nichts einsetzen lassen kann, was unter der Haut an einem Blugefäß den Zucker misst und dann per Funk an ein externes Messgerät weitergibt. Ein Herzschrittmacher läuft doch auch jahre lang, ohne das der Akku gewechselt werden muss.


    Ich vermute mal, dass in der Richtung so wenig geforscht wird, weil sich mit dem Verkauf von Teststreifen ja super Gewinne machen lassen, und wenn jetzt plötzlich keiner mehr Teststreifen braucht... da schiesst sich die Pharmaindustrie ja selber ins Knie.


    Aber schön wäre es schon...


    LG,
    Anja

  • Hallo Dirk,


    bei meinem Aufenthalt in Bad Mergentheim wurden Teilnehner für eine Studie gesucht, welche die Sensoren für ein BZ-Messgerät testen sollen. Es kamen nur Teilnehmmer in frage, welche bereits seit über 6 Monaten eine Pumpe haben. Bei der Studie geht es darum, die Sensoren auf eine längere Standzeit zu Testen. Die Sensoren übermitteln per Funk den Glukose-BZ an ein Messgerät und wird durch normale BZ-Kontrollen überprüft. Der Sensor wird wie ein Katheder in den Bauch eingebracht und kostet zur Zeit ca. 70.- €. Man testet z. Z. ob dieser Sensor mind. eine Woche ohne Entzündung in der Bauchdecke verbleiben kann. Das Empfangsgerät ist bereits von Medtronic für die Serie entwickelt.


    Gruß


    haku


    Typ 1 seit 1967

    Gruß


    Hans :family:


    Typ 1 seit 1967
    seit 12.07.2006 mit CSII

  • Noch nen Katheter im Bauch??? Weiß nicht ob ich mich damit anfreunden könnte. Einer reicht mir ehrlich gesagt.

    Ich komme in den Himmel, denn in der Hölle war ich schon.

  • wie gesagt, alle 5 Minuten ein neuer Wert - das wäre die Lösung vieler Probleme. Ich könnte meinen BZ (und mich) besser unter Kontrolle halten.