Kalibrierung von Blutzuckermessgeräte

  • Hallo,


    meine Frage betrifft etwas die Technik der Messgeräte.
    So wie ich das jetzt mitbekommen habe gibt es Vollblut kalibrierte und
    Plasma kalibrierte Messgeräte.


    Mich würde mal der genauere Unterschied interessieren was den besser ist
    bzw. inwieweit das die Ergebnisse beeinflusst und welches davon die höhere Genauigkeit hat.


    Danke
    Gruss
    ayuready

  • Hallo,


    Zitat

    Mich würde mal der genauere Unterschied interessieren

    Die einen messen den BZgehalt im Plasma, die anderen bezogen auf das Vollblut.


    Zitat

    was den besser ist

    Gute Frage, nächste Frage :) Sollte sich von der Genauigkeit wenig schenken. Vorteil der Plasmakalibrierung ist wohl das die Laborgeräte durchweg Plasmakalibriert sind. Hier kommt es dann also zu keinen Abweichungen durch eine andere Kalibrierung.
    Vorteil von der Vollblutkalibrierung ist für mich: ich drück Vollblut da rein und kein Plasma. Also warum sollte das MG dann Plasmakalibriert sein? Man sollte es doch so kalibrieren das es auf das ausgerichtet ist was es auch "zu futtern" bekommt :)


    Zitat

    inwieweit das die Ergebnisse beeinflusst

    Plasmageräte werfen zwischen 10 und 15% höhere Werte aus. Wenn Du von einem Vollblutkalibriertem Schätzeisen zu einem auf Plasmabasis wechselst kommt noch hinzu dass die Schätzeisen auch so schon 15% nach oben und unten vom "realen" Wert abweichen können.
    Was bedeutet das? Im Extremfall hast Du ein VB Gerät das sowieso schon 15% niedriger misst und dann kommst Du an ein Plasma das 15% zu hoch liegt.
    Vollblut misst also 85% des Wertes, das Plasma 115%. Schon ohne den Kalibrierungsunterschied(von 10-15%) macht das 35% Unterschied ( 30% absolut bezogen auf 85% Ausgangsbasis). Da hilft nur eines: Schätzeisen beim DiaDoc mit dem Laborgerät gegenmessen :)


    Zitat

    welches davon die höhere Genauigkeit hat.

    Die Dinger werden hier nicht umsonst Schätzeisen genannt. Ob manche Geräte genauer sind als andere hängt wohl vom Gerät/Hersteller ab. Mit der Kalibrierung hat das wenig zu tun.


    Grüße


    Schelm

  • Wow,


    ganz schön grosse Toleranz, das macht je nach Wert ja ganz schön was aus.
    Das man da im medizinischen Bereich bei solch einer Sache so grosse Toleranzen zulässt
    erstaunt mich etwas.


    Danke für diese Ausführliche Antwort


    Gruss
    ayuready

  • Hallo,


    naja klingt größer als sie ist. Die Toleranz bei den Schätzeisen sind 15% wobei es wohl Tendenzen dazu gibt, dass bei höheren Werten die Abweichung zunehmen kann. Ein gerät das bei 120 also 5% Abweichung hat kann bei 300er Werten auch auf 10% kommen. Zur Zulassung darf die Abweichung nur nie über 15% sein.
    Der große Wert zwischen zwei Messgeräten den ich beschrieben habe ist wirklich der Extremstwert der bei einem Wechsel auftreten kann.
    Wenn Du schon ein messgerät hast und weisst wie es zum Laborgerät Deines DiaDocs liegt und das auch beim neuen Gerät machst ist der Schrecken halb so schlimm :) Du weisst ja dann im Endeffekt wie Du die Abweichungen zu bewerten hast.


    Grüße


    Schelm

  • Den Vergleich mit nem Laborgerät werd ich mal machen,
    hab ja nächste Woche endlich meinen ersten Termin beim DiaDoc.



    Gruss ayuready

  • Toleranzbereiche von Blutzuckermessgeräten


    Nach EN-ISO-Norm 15197 dürfen 95 % der Messergebnisse eines Blutzuckermessgerätes


    unterhalb 75 mg/dl ( 4,2 mmol/l) um +/- 15 mg/dl abweichen.
    ab 75 mg/dl (4,2 mmol/l) um +/- 20 % abweichen.


    5% der Werte dürfen somit zusätzlich auch auch noch im Bereich einer beliebig großen Fehlmessung landen.


    Gruß
    Joa

  • Zitat von Joa;253978

    Toleranzbereiche von Blutzuckermessgeräten



    Hallo zusammen,
    Habe die Info mal Oben an den Bereich gepinnt.
    So ist sie für Jeden Besser zu finden.

    Gruß euer Grisu


    Wir leben mit dem Diabetes und nicht für den Diabetes :nummer1:

  • Hallo,

    mir ist diese ganze Problematik völlig gleichgültig. Es gibt kein BlutzuckerMESSgerät.

    Für mich ist das Ding ein Trendometer: wenn es zwischen 100 und 120 anzeigt, geht es mir gut, ansonsten wird was korrigiert.

    Ob die 120 nun Plasma-, Vollblut- oder Harnstoffkalibriert sind ist mir völlig gleichgültig.

    just my 2 cents

    Beste Grüsse,
    Akina


    "Es scheint mir, dass der Versuch der Natur, auf dieser Erde ein denkendes Wesen hervorzubringen, gescheitert ist "
    (M.Born)

  • Zitat von Kratzbürste;300763

    Gibt es irgendwo eine Liste welche Teststreifen Plasma und welche Vollblutkalibriert sind?


    Soviel ich weiß nicht. Viele Hersteller haben in letzter Zeit von Vollblut auf Plasma gewechselt. Vereinzelt sind bei diesen auch noch Teststreifen erhältlich, die vollblutreferenziert sind.

    Liebe Grüße
    butterfly



    "Insulin is a remedy primarily for the wise and not for the foolish, whether they be patients or doctors."
    Elliot Proctor Joslin, 1923 (Pionier der Insulintherapie)

  • Zitat von Kratzbürste;300763

    Gibt es irgendwo eine Liste welche Teststreifen Plasma und welche Vollblutkalibriert sind?



    Soviel ich weiss, gibt es keine Vollblutkalibrierten mehr. Ich benutze dir von Accu-Ckek, und die haben schon einige Zeit auf Plasma-Kalibrieung umgestellt.

    LG Douz

  • Contour Link ist vollblutkalibriert. Da Contour, Contour Link und Contor USB die gleichen Meßstreifen benutzen, kann man davon ausgehen das alle Contour vollblutkalibriert sind.


    edit:
    Ich muß mich korregieren, seít neuestem git es das Contour auch als Plasma.http://www.diashop.de/manufact…uct2553/product_info.html
    In Österreich gibt es das Contour Link anscheinend auch schon/nur als Plasma:
    http://www.bayerdiabetes.at/sc…link_technische_daten.php

    Alle One Toch Ultra Geräte sind, soweit ich weiß, plasmakalibriert.
    Ansonsten steht es (sollte es stehen) in den technischen Details des jeweiligen Gerätes.

  • Hallo,


    ich bin heute auf den Artikel gestoßen.


    Meine Frau hat das Ascensia Contour Rev. 5/06.


    Seit einiger Zeit hat sie ständig Probleme mit dem Gerät. Unter anderem werden oft die Meßstreifen nicht erkannt. Kann es daran liegen, dass die Meßstreifen auf Plasma kalibriert sind seit neuem, aber das Gerät noch nach "altem" Standard arbeitet? Meine Frau hat das Gerät vor ca. 1,5 Jahren vom Hausarzt bekommen. Da meine Frau mind. 4x am Tag testet sind die Meßstreifen auch nicht überlagert.


    Eine zweite Sache beschäftigt mich auch, nämlich die Meßtoleranzen. Hier scheint es keine genauen Festlegungen zu geben. Ich habe als Energie-anlageneletroniker gelernt, die Tolereanzen beziehen sich auf den Meßbereichsendwert. Also z.B. wäre der höchste Meßwert beim Blutzuckermeßgerät 300 mg/dl und die Toleranz 20% dann würde das angezeigte Meßergebnis um ± 60 mg/dl schwanken.



    Gruß


    Jörg

  • Danke für das Rauskramen dieses interessanten threads.
    Damit erklärt sich auch der Unterschied des Diabetiker freundlichen Altgeräts zum neuen Plasmatrendometer das ja einen 1,11 fach höheren Wert anzeigt, aber doch eher mit dem Laborwert korreliert.


    Sweetboy

    Sweetboy


    Nur wer nichts macht, macht auch keine Fehler !

  • Hallo sweetboy,


    was mir nicht so ganz in den Sinn kommt ist, warum solche Meßtoleranzen überhaupt zugelassen werden. Bei den Preisen für die Meßgeräte und Sensoren müßten Toleranzen von 1% machbar sein.


    Das Meßgerät muß ja nicht automatisch einen passenden Meßbereich wählen, so wie es unsere Multimeter machen. Ich stelle mir gerade vor wie es wäre, wenn ich mit einem Voltmeter für 500 Volt mit 20% Toleranz die Spannung einer SPS mit 24 Volt überprüfe. Da wären theoretisch Spannungen von -76 Volt bis 124 Volt drin.


    Ich denke, wenn die Hersteller dazu verbrummt werden genauere Meßgeräte zu liefern, dann könnten sie das auch.



    Gruß


    Jörg


    P.S.: Wer mißt, mißt Mist.

  • Hallo Jörg,


    Zitat von joerg1964;377348


    Meine Frau hat das Ascensia Contour Rev. 5/06.


    Seit einiger Zeit hat sie ständig Probleme mit dem Gerät. Unter anderem werden oft die Meßstreifen nicht erkannt. Kann es daran liegen, dass die Meßstreifen auf Plasma kalibriert sind seit neuem, aber das Gerät noch nach "altem" Standard arbeitet?


    Nein. Da würde ich daran denken, dass entweder die Teststreifenaufnahme verschmutzt ist, oder die Konkakte sind bei einem gut 5-jährigen Gerät oxydiert, oder beides.

    Zitat

    Eine zweite Sache beschäftigt mich auch, nämlich die Meßtoleranzen. Hier scheint es keine genauen Festlegungen zu geben. Ich habe als Energie-anlageneletroniker gelernt, die Tolereanzen beziehen sich auf den Meßbereichsendwert.

    Ich weiß nicht wie Meßgeräte für Enerieanlagenelektronik da ausgelegt sind, jedoch würde es mich sehr erstaunen, wenn die Toleranzen dort mit Bezug auf den Meßbereichsendwert gelten.


    Bei Blutzuckermessgeräten und anderen Laborgeräten gelten die Toleranzen für den aktuellen Meßwert gegenüber einem Referenzwert der gleichen Probe.


    Das sollte auch bei einem Multimeter der Fall sein?

    Zitat

    Also z.B. wäre der höchste Meßwert beim Blutzuckermeßgerät 300 mg/dl und die Toleranz 20% dann würde das angezeigte Meßergebnis um ± 60 mg/dl schwanken.


    Bei einem Wert der Probe von 300 mg% wäre der Toleranzbereich korrekt.
    Bei einem Probenwert von 100 wären es halt +/- 20.

    Zitat

    was mir nicht so ganz in den Sinn kommt ist, warum solche Meßtoleranzen überhaupt zugelassen werden. Bei den Preisen für die Meßgeräte und Sensoren müßten Toleranzen von 1% machbar sein.


    Siehe oben.


    Gruß
    Joa

  • Hallo Joa,


    bei den Meßgeräten im Elektrobereich ist es so, die Toleranzangabe bezieht sich immer auf den Meßbereichsendwert. Deshalb sind die Meßgeräte in ihrem Meßbereich umschaltbar bzw. stellen sich automatisch (sog. Autorange Multimeter)auf den optimalen Meßbereich ein.


    Der Meßbereich wird immer so gewählt, dass das Meßergebnis möglichst nahe am Endwert des Meßbereichs ist. Die heutigen Meßgeräte haben fast alle eine automatische Einstellung.


    Die Blutzuckermeßgeräte müssen ja nicht über Autorange verfügen oder mehrere Meßbereiche, aber eine höhere Meßgenauigkeit wäre schon sehr von Vorteil für einen Diabetiker, so denke ich zumindest.



    Gruß


    Jörg

  • Hallo Jörg,

    Zitat von joerg1964;377364


    Die Blutzuckermeßgeräte müssen ja nicht über Autorange verfügen oder mehrere Meßbereiche, aber eine höhere Meßgenauigkeit wäre schon sehr von Vorteil für einen Diabetiker, so denke ich zumindest.


    man sollte sich klar sein, dass es leider keine genauen Meßwerte gibt.
    Die Glucosekonzentration in verschiedenen Gewebebereichen des Körpers, wie auch im Blut weist zueinander Schwankungen auf. Der Ausgleich der Konzentrationen braucht Zeiträume zwischen 5 Minuten und etwa einer Stunde, wenn auch so lange Zeiten selten sind.
    Es kann durchaus sein, dass im linken oberen Quadranten des Gehirns eine fette Hypoglykämie bei 20 mg/dl vorliegt, während der Blutzucker reale 110 mg/dl aufweist.


    Daher ist Genauigkeitsfetischismus in Sachen BZ-Messung eh für die Katze.
    Ne Meßbereichsumschaltung wäre sicherlich fein, aber ich vermute, dass Du eine Gerät, dass die Auflösung zwischen 10 nA und 30 nA umschalten lässt wohl kaum bezahlen könntest?


    Was wäre die nächstkleinere Stromstärkenmesseinheit unterhalb nA?


    Gruß
    Joa

  • Zitat von joerg1964;377364


    Der Meßbereich wird immer so gewählt, dass das Meßergebnis möglichst nahe am Endwert des Meßbereichs ist.



    Moin,

    Das galt vor allem früher bei den analogen Zeigermessgeräten ;)
    Die von dir angesprochenen "heutigen Messgeräten" also den elektronischen, digitalanzeigenden Messgeräten gibt es zwar die "Auto-Range"-Funktion, die aber eigentlich nicht wegen der Messtoleranz eingebaut ist, sondern um eine einfachere Anzeige- und Ablesemöglichkeit zu haben. Auch wird bei diesen Messgeräten keine prozentuale Messtoleranz angegeben, sondern eine digitale - sogenannte "digits". Dies gilt vor allem für digitale Multimeter. Bei den Messgeräten für Energieanlagen (Stichwort: eCheck), also die Überprüfung elektrischer Anlagen, Maschinen und handgeführte Geräte auf elektrotechnische Sicherheit, gibt es erlaubte Messtoleranzen von bis zu +/- 30 % !! Wobei fast alle Messgerätehersteller diese weit unterschreiten...

    Warum gibt es nun diese Toleranzen bzw warum sind diese erlaubt?

    Jedes Messgerät, egal was es misst, besteht aus einer Anzahl x verschiedenster Einzelbauteile. Macht mal ein altes möglichst kaputtes Gerät auf und schaut euch die Elektronik mal an. Jedes Einzelbauteil wird einzelnd gefertigt bevor alle zusammen das Ganze ergeben. Bei diesen Fertigungen gibt es sogenannte Fertigungstoleranzen. Wird zum Beispiel ein Widerstand hergestellt, der eigentlich 50 Ohm haben soll, kann man diesen nicht nicht 100%tig bauen. Also alle Bauteile haben jedes für sich kleine aber feine Unterschiede. Fügt man jetzt mehrere Einzeilteile zusammen, summieren sich irgendwo die einzelnen Fertigungstoleranzen zu einer gemeinsamen Abweichung. Diese ergibt dann zusammen mit dem Display die Anzeigefehler der Messgeräte.
    Die Normengeber geber nun sowohl die Fertigungstoleranzen für die einzelnen Bauteile als auch die Anzeigetoleranzen der Messgeräte vor und müssen dabei natürlich eine gewisse "Fairness" gegenüber den Gerätehersteller an den tag legen. Soll heißen: je kleiner die normierten Toleranzen gewählt werden, um so schwieriger und kostenintensiver gestaltet sich die Produktion. Wobei wir wieder beim leidigen Thema Geld wären.......