Antizipiert das Libre die BZ-Werte?

  • Weiß jemand genaueres darüber, ob das Libre einfach die gemessenen Werte ausgibt oder noch irgendeinen Algorithmus drüberläuft?


    Ich vermute letzteres, irgendwie wenden die eine Heuristik an (aus welchen Daten auch immer gemixt), funktioniert ganz gut, aber nicht zu 100%, man sollte also vorsichtig bleiben (dein Beispiel zeigt das).

    :nummer1: Mai 2024: 10 Jahre Dana-Pumpe!

  • Genauso sieht es aus. Ich finde den Algorithmus auch bei mir sehr passend, denn das was mich beim CGM immer schon stört sind die 20 Minuten Differenz, die beim Libre durch hochrechnen auf nur 5 min bei normalen bis maximal 10 min bei stark steigenden oder fallenden Werten hochrechnet. Einfach Top!

    Optimismus ist Mangel an Detailkenntnis

  • Ja, es gibt einen Algorithmus, der die Werte auf Basis der vorherigen Werte hochrechnet. lt Abbott auf 5 Min. genau.


    Aber: Du hattest eine UZ und ein Glas Cola getrunken. Die Glukose kommt also ins Blut, bevor es in der Zelle ist. Also völlig normal, dass das Libre im Zwischenzellwasser zunächst einen niedrigeren Wert zeigt, als Du im Blut misst. Die Glukose muss ja erst in die Zellen transportiert werden.


    Und umgekehrt: naht die UZ, kann es sein, dass du sie im Libre Wert schon siehst, bevor Deine BZ-Messung entsprechenden Wert misst.


    Das muss nicht immer so sein, denn der Glukosemangel in der Zelle kann ja an anderer Stelle entstehen, als dort wo Dein Libre misst. Fährst Du zB Rad und bewegst stark die Beine, kann es sein, dass du die UZ schon merkst, bevor Dein Libre im Arm den Mangel erfasst.


    Über diese Zusammenhänge sollte man sich bei Anwendung des Libre schon im Klaren sein.

    Yes, we SCAN :nummer1:

  • was mich beim CGM immer schon stört sind die 20 Minuten Differenz,


    Wirklich so heftig? Das wäre ja wirklich sehr schwierig (für mich wenigstens) zu handhaben in der Praxis, genau das ist es ja, was ich am Libre schätze, wenn man den gegebenenfalls vorhandenen Offset mit einberechnet, hat man in 95% aller Fälle einen sehr aktuellen Wert!

    :nummer1: Mai 2024: 10 Jahre Dana-Pumpe!

  • Lauter schlauer Köpfe hier. Mir ist das mit Algorhythmen zu hoch. Ich weiß nur, dass das Libre bei mir in Sachen Hypos nur Verwirrung stiftet, was ich mit CGM nicht hatte. Im Grunde ist es am zuverlässigsten, wenn man eine relativ ausgeglichener Kurve hat. Nur, gerade da brauche ich es am wenigsten.


    Ließe sich denn dieser Algorhythmus eher an die Instabilität von juvenilen Diabetes anpassen?
    Gibt es denn irgendeine Orientierung als Regel, welche ich beim hypovernebelten Hirn noch anwenden kann?


    Danke Wurstkuchen für das Beispiel. Das ist nervig beim Libre, vorallem hängt der dann oft für 1-2 Stunden so tief, und BZ ist schon längst wieder im Normbereich.

    Easy come, easy go.

  • Im Grunde ist es am zuverlässigsten, wenn man eine relativ ausgeglichener Kurve hat. Nur, gerade da brauche ich es am wenigsten.

    Jein. Du willst eigentlich zu genau der relativen Stabilität hinkommen und Schwankungen vermeiden. Wenn du weisst, dass dieses Ding messtechnisch 15 min hinterherhinkt, dann weisst du auch was los ist bzw. bei einer Mahlzeit (schnelle KH) gewesen ist.


    Die Idee, die Messwerte optional anzuzeigen find ich gut - könnte Abbott in der Auswertesoftware als Option gestalten. Was mir wirklich fehlt - eine Nutzerkalibrierung und einen Offset programmieren. Alleine um die Kurve nach oben oder unten schieben zu können, von meinen vier Sensoren waren drei tendenziell tief angesiedelt - aber das konstant und im Ergebnis sehr belastbar. Dummerweise wird nicht jeder durchblicken und dann kommen die Helden, die Kurven nach einem durch Gradienten / Zeiteffekte versauten Blutmesswert die Anzeige um 40 Punkte nach oben schieben und sich danach über ne Hypo beschweren.

    --
    Nix Diabetes - das ist lediglich Glucose-Intoleranz.

  • Die CGMSe versuchen schon die Messwerte des Sensors möglichst der (durchschnittlichen) Realität des Blutzuckers anzunähern.
    Was nicht so ganz einfach ist. Roche bastelt da wohl weiterhin an seinem Multisensor, ein CGM-Sensor mit 10 oder 12 Messfeldern, die eigenständige Werte erfassen und liefern. Ein einzelnes Messfeld ist auch immer schwankend fehleranfällig. Auch diese Fehler muss der Algorithmus des Systems rausrechnen.


    Duch längere Beobachtung bekommt man dann auch eine Ahnung, wie so in etwa dieses oder jenes System das macht.
    Wobei es aber auch durchaus der Fall sein kann, dass im Interstitiumsbereich des Sensors tatsächlich eine klinisch definierte Hypoglykämie besteht (BZ =<40 mg/dl) von der andere Regionen und das Blut nichts mitbekommen müssen und die dort nie vorlag.


    Z.B. kennen wohl die meisten, wenn nicht alle T1D folgende Situation:


    Man stellt einen niedrigen BZ-Wert fest und führt schnelle KH zu. Nach 10-20 Minuten zeigt der BZ einen Wert von 70/80 mg/dl. Alles fein!


    Und dann schlägt die Hypo im Gehirn zu, mit ausgeprägten Erscheinungen cerebraler Funktionsstörungen.


    Es dauert halt so seine Zeit, bis die Ausgleichsvorgänge Blutwasser <> Zwischenzellwasser > Zellwasser durch sind.
    Beim Gehirn kann es bis zu 45 Minuten verzögert sein, bis eine BZ-Spitze auch dort als Peak durch ist.


    Blindes Vertrauen ist weder gegenüber der IG (interstitielle Glucose)-Messung, noch der BG BlutGlucose)-Messung gegenüber angesagt.


    Gruß
    Joa

  • Grounded


    Also ne Kalibrierung fände ich doof, denn ich nutze ja das Libre auch um das konventionelle BZ messen zu vermeiden, außer die Kalibrierung wäre freiwillig. Aber das mit dem Offset wäre echt super. Ab dem 2ten Tag weiß man ja wie die Abweichung ist und so könnte man es noch schön optimieren. Allerdings wird das nicht passieren, denn man kann nicht vom jedem erwarten dass er den Offset richtig einzustellen weiß und das wird dann definitiv rechtliche Konsequenzen für Abbott nach sich ziehen. Den Hund wollen die sich nicht anleinen.


    Zitat von Joa

    Blindes Vertrauen ist weder gegenüber der IG (interstitielle Glucose)-Messung, noch der BG BlutGlucose)-Messung gegenüber angesagt.


    Ich denke mal, dass das jedem T1D klar sein sollte. Ich hoffe es zumindest.

    Optimismus ist Mangel an Detailkenntnis

  • Aber das mit dem Offset wäre echt super. Ab dem 2ten Tag weiß man ja wie die Abweichung ist und so könnte man es noch schön optimieren. Allerdings wird das nicht passieren, denn man kann nicht vom jedem erwarten dass er den Offset richtig einzustellen weiß und das wird dann definitiv rechtliche Konsequenzen für Abbott nach sich ziehen.


    Tja, allerding ist das Offset einstellen ja eigentlich nichts anderes als eine simple Kalibrierung, wie beim Full-CGM MIT Kalibrierung, nur einfacher.
    Aber wir sind uns einig, den Offset sollte man einstellen können. So sind nämlich hinterher die Statistiken auch nicht wirklich gut zu gebrauchen.

    :nummer1: Mai 2024: 10 Jahre Dana-Pumpe!

  • Ich bin ja mal gespannt, ob ich auch mal so nen offset-sensor bekomme.


    Lt. Informationen aus Fachkreisen sei der Offset bei Nichtdiabetikern eher ein Onset. In der Anfangsphase messe der Sensor dann eher höher.
    Ein Grund für den Offset sind persönliche Wundreaktionen, bei denen sich an der "Einschussstelle" ein Ödem, d. h. eine erhöhte Ansammlung von Wasser/Flüssigkeit bildet. Ich denke, das wohl mehr Lymphe einfließt? Die hätte dann auch eine andere Glucosekonzentration.
    Hierbei mag es sein, dass zwischen Diabetikern und Nichtdiabetikern unterschiedliche Wundreaktionen beteiligt sein könnten?


    Aber wie auch immer, es ist wohl nicht immer nur der Sensor selbst, der dazu führt, dass die Werte Schwankungen unterworfen sind.


    Ansonsten wäre natürlich ein Offset, wenn der Sensor durchgängig zu niedrig/zu hoch liegt, nicht schlecht. Allerdings würde der, wie auch Kalibrierungen, wieder die Fehlerquellenzahl erhöhen.


    Gruß
    Joa

  • Entschuldigt bitte, wenn ich blöd frage - aber wie definieren sich Offset und Onset exakt in diesem Zusammenhang?


    Siehe Wikipedia:


    "in der Technik (engl. offset für Regelabweichung, Versatz) ein konstanter, additiver oder subtraktiver Betrag oder systematischer Fehler einer Zustandsgröße oder eines Messwertes ".


    Der Onset war eine Erfindung, weil's so schön passte. ;)


    Gruß
    Joa

  • Bedeutet das "Wegrechnen" der Verzögerung dann, dass man Spitzenwerte (sowohl im hohen alsauch im niedrigen Bereich) in der Verlaufsanzeige des Libre nicht findet, da nur die akt. angezeigten Werte mit diesem Algorythmus, nicht aber die gespeicherten Werte berechnet werden? Ich hoffe es ist zu verstehen was ich wissen möchte.


    Vielen Dank