Dissertation: Insulin Glargin (Lantus) und Krebsrisiko

  • Ahoi zusammen,


    eine interessante Arbeit zum Thema Insulin Glargin (Lantus) und Krebsrisiko von 2012.


    "Der Einfluss von Insulin Glargin auf
    frühe Stadien der Kolonkarzinogenese in der
    diabetischen db/db-Maus"



    http://edoc.ub.uni-muenchen.de/16276/1/Staffa_Juergen_T.pdf



    Das Fazit ist nicht wirklich vertrauenserweckend:
    "Da aufgrund fehlender Konsistenz der bisher veröffentlichten in vivo Studien die Frage nach dem
    Gesundheitsrisiko durch Insulin Glargin im Menschen noch nicht endgültig beantwortet ist, sind
    unbedingt prospektive Langzeitstudien zur Evaluierung der Sicherheit von Insulin Glargin
    notwendig. Solange die Sicherheit von Insulin Glargin nicht durch solche prospektiven
    Langzeitstudien mit aussagekräftigen Ergebnissen bestätigt wird, sind die klinischen Vorteile von
    Insulin Glargin gegenüber konventionellem Insulin kritisch abzuwägen."


    PS: das ist ein Dissertation, also eine Arbeit zur Erlangung eines Doktortitels einer Einzelperson. Über die Qualität der Arbeit kann ich keine Aussage treffen.


    Grüße
    Christian

    2 Mal editiert, zuletzt von butterkeks ()

  • Die einen sagen so, die anderen so: http://www.aerztezeitung.de/me…ht-krebsrisiko-tisch.html


    Ich hoffe mal das mein Artikel recht behält, schließlich nehme ich das Zeug... :huh:


    Die Untersuchungen, die in der Ärztezeitung erwähnt werden, machen aber einen umfangreicheren Eindruck als eine einzelne, nicht online veröffentlichte Diss. War das mit dem Lantus nicht auch eine politische Sache? Ich meine mich zu erinnern das die Grünen den Bau des Sanofi Werkes verhindern wollten (wegen böser Gentechnik und so...). Da wundert es mich nicht wenn dann auch entsprechende "Studien" zeitnah auftauchen. Wäre interessant zu wissen wer die Diss finanziert hat (Drittmittel? Oder ungewöhnlicherweise die Uni selbst?).

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  • Bei uns wurde so gut wie keine Diss nicht aus Drittmitteln bezahlt. Das einzige was die Uni bezahlt hat war eine halbe Stelle für den Doktoranden (der mit Abstand geringste Kostenpunkt) und an Lehrveranstaltungen mußten wir uns selbstverständlich auch beteiligen. Ich weiß nicht wie das in anderen Fächern aussieht, aber bei den Naturwissenschaften ist das in Aachen die Regel das die Finanzierung über Drittmittel erfolgt. Was die erwähnten Untersuchungen aus dem Artikel angeht kann ich nichts näheres dazu sagen, dazu müßte ich die Orginal Paper sehen. Da es sich um das Ärzteblatt handelt gehe ich aber mal davon aus das es sich um seriöse Studien handelt. Ich bin aber zu faul sie zu suchen und selbst zu lesen.


    Die Diss werde ich auch nicht lesen. Da es sich um eine medizinische Doktorarbeit handelt ist sie aber wahrscheinlich eh nicht so toll. Die Mediziner machen ihre Dissertationen in einem 3/4 Jahr neben dem eigentlichen Studium (ich weiß das, weil ich einige Mediziner dabei betreut habe und kann den Aufwand der dahinter steht ganz gut einschätzen. Eine medizinische Diss ist vom Aufwand her nicht mit einer naturwissenschaftlichen zu vergleichen).


    Na ja, wie auch immer. Werde mein Insulin deshalb auf jeden Fall nicht wechseln :)

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    Einmal editiert, zuletzt von Philbert D. ()

  • Na ja, wie auch immer. Werde mein Insulin deshalb auf jeden Fall nicht wechseln

    das war mit meiner Verlinkung sicher auch nicht beabsichtigt und soll bitte bitte bitte niemand hier tun!
    Meine Absicht ist, den mündigen Patienten hier Informationen zur Verfügung zu stellen, die nicht nur Internet-Foren-Geschwätz sind sondern die er mit seinem Behandler diskutieren kann. Leider ist es in DE nicht so, dass sich Ärzte, Diabetologe etc ständig weiterbilden lassen müssen und auch sonst nirgends veröffentlichen müssen, wann sie das letzte Mal zur Schulung waren (und selbst wenn doch, welche Pharmafirma die Schulung veranstaltet hat).


    Ich persönlich überlege mir durchaus, ob ich mit meinen 9 Einheiten Lantus pro Tag derzeit tatsächlich Glargin brauche oder ob ein anderes Insulin nicht unbedenklicher wäre.



    Grüße

  • Ja, versteh mich nicht falsch, butterkeks. Ich finde es gut das solche Beiträge gepostet werden. Wenn es mich nicht interessieren würde dann würde ich gar nicht darauf antworten. So, jetzt konnte ich doch nicht wiederstehen und hab die Diss mal teilweise überflogen :D : Die fettsüchtigen Mäuse die der Autor verwendet hat weisen ja insgesamt massive Gesundheitsstörungen auf: "Der beschriebene Phänotyp macht die db/db-Maus daher zu einem geeigneten Modell für den T2DM. Des Weiteren sind für db/db-Mäuse eine massive Leberverfettung (Kanda et al., 2006), kardiovaskuläre Defekte (Greer et al., 2006; How et al., 2006), erschwerte Wundheilung (Brem etal., 2007; Werner et al., 1994), sowie Temperaturdysregulation mit geringen Körpertemperaturen beschrieben (Trayhurn, 1979; Uchida et al., 2005)."


    Ein Bekannter von mir hat mal mit einem Mäusestamm gearbeitet der höchstens zwölf Wochen alt wird (NRMI-Mäuse), egal was man mit ihnen anstellt. Nach ca 10 Wochen verlieren die ihre Haare und bekommen Tumore. Deshalb muß jeder Versuch nach etwa 6 Wochen beendet sein, da er sonst rein gar keine Aussagekraft mehr hat. Solche Mausmodelle sind insgesammt mit Vorsicht zu genießen und stellen für sich allein betrachtet eigentlich keinen Beweis für Nichts dar. Nur in Verbindung mit anderen Untersuchungen haben sie einen gewissen Wert.

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    Einmal editiert, zuletzt von Philbert D. ()

  • @ Chemikus, ich habe nichts gegen Mediziner oder ihre Arbeiten. Aber die Dissertation hat bei denen einen völlig anderen Stellenwert und ist eher als krönender Studienabschluß zu sehen und weniger als Nachweis eigenständiger Forschungstätigkeit (Ausnahmen bestätigen die Regel). Eine med. Diss kann man auch als reine Literaturarbeit anlegen. Aber das ist schon OK so, deren Schwerpunkt liegt halt auf anderem Gebiet (Diagnose und Behandlung von Patienten).

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  • Genau wie beim Metzger. "(a) Was will der Kunde und (b) welches Stück geb ich ihm"

    --
    Nix Diabetes - das ist lediglich Glucose-Intoleranz.

  • Andere Gründe wie, nur einmal statt zweimal spritzen

    Soll das ein Vorteil sein?
    Gut, Bequemlichkeit (nicht negativ gemeint) ist ein Vorteil, aber von der Wirkung / EInstellbarkeit her? Kann man nicht sagen, "Je öfter, desto besser?"
    Die Pumpentherapie, die in dieser Hinsicht als das Beste angesehen wird, gibt schließlich quasi infinitesimal oft Insulin.

    Die meisten Dinge gehen nicht durch Gebrauch kaputt, sondern durch putzen.
    (Erich Kästner)

  • Wäre nur blöd die Basalrate temporär anzupassen. Für Bürohengste mit der Hauptaufgabe "Produziere genug CO2 für die Zimmerpflanzen" sicherlich gut, für den Rest der Welt suboptimal.

    --
    Nix Diabetes - das ist lediglich Glucose-Intoleranz.

  • Ich hatte meinen Dia Arzt auch mal auf das "angeblich" erhöhte Krebsrisiko angesprochen, war noch vor Pumpe!!!


    Seine Antwort damals :"Lantus ist auch in den USA (und das bereits länger, als in Deutschland) zugelassen!


    Wenn sich dieser "Verdacht" bestätigt hätte, wäre es dort längst vom Markt verschwunden! Alleine schon wegen den Klagen auf Schmerzensgeld!"


    Das hab ich ihm abgenommen und war beruhigt ;) !


    Soweit ich noch weiß, erschien dann Irgendwo ein Artikel, das sich dieser "Verdacht" nicht bestätigt hätte :P !!


    Aber mal ne ganz andere Frage: Welche Insuline, die wir heute verwenden haben schon eine echte Langzeitstudie :rolleyes: ;( :whistling:

    Pour en arriver la

  • Aber mal ne ganz andere Frage: Welche Insuline, die wir heute verwenden haben schon eine echte Langzeitstudie

    Die meisten hier nehmen grad an dieser Studie teil.


    Das Fazit der Arbeit ist doch nicht, dass Lantus Krebs verursacht, sondern dass die Studienlage nicht ausreicht, das ausschließen / bestätigen zu können und bis dahin soll abgewogen werden, ob der Einsatz von Lantus gerechtfertigt ist. Das ist schon ein Unterschied.


    Grüße
    Christian

  • Hallo Wurstkuchen, das ist nicht so selten gewesen das die experimentellen med. Doktorarbeiten praktisch in ca 1 Jahr erledigt wurden und die Leute noch nebenbei ihre Stunden auf Station abgeleistet haben. Ich weiß natürlich nicht wie lange sie nach der praktischen Arbeit noch daran geschrieben haben. Das ist möglich wenn in dem entsprechenden Labor die angewandten Methoden etabliert sind, funktionieren und man einfach loslegen kann.


    Ich will die med. Arbeiten nicht schlecht machen, sie sind halt nur nicht auf drei (oder manchmal sogar fünf) Jahre angelegt und dementsprechend weniger umfangreich.


    Falls ich die Ärzteschaft herabgewürdigt haben sollte tut es mir leid ;(


    LG, Philbert.

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