Viele junge Typ-1-Diabetiker sind massiv übergewichtig

  • Wundert mich jetzt ehrlich gesagt nicht sehr. Auswirkungen von zu wenig Bewegung und zu viel junk food gehen auch an Typ 1 Diabetikern nicht vorbei. Und Bewegung/Sport ist mit mehr Aufwand verbunden als bei Gesunden und muss häufig durch zusätzliche Kalorien erkauft werden.


    Lg Hubi

    "Sing this corrosion to me!"

    (Stoßseufzer eines unbekannten Seglers)

  • Im erste Semester Mathe lernt man: Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast. :geek:

    Ich bin doch aus Zucker :regen

  • Im erste Semester Mathe lernt man: Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast. :geek:


    Lernt man auch in Geschichte:
    Ist ein Goebbels-Zitat.

    Die meisten Dinge gehen nicht durch Gebrauch kaputt, sondern durch putzen.
    (Erich Kästner)

  • Nunja, Insulin ist ein Masthormon.


    Kennt man doch, zuviel Insulin vermehrtes Hungergefühl. Mein DiaDoc hat mich da explizit davor gewarnt.


    Bei Kindern stellen sich vermutlich noch zusätzliches Herausforderungen: aufessen müssen, weil schon gespritzt wurde.
    Hyposnacks werden so gefuttert. usw... bei Sport statt Gewichtsreduzierung nur eine zusätzliche KH-aufnahme.
    Ich habe grossen Respekt vor Eltern, die da die Balance halten können und ihr Kind nicht überfüttern.


    Wenn ich da an mein grosses Pubertier denke (ohne Typ1 und schlank) welches nachmittags mal eben so ein Nutellaglas und ein halbes Brot leer aufisst. Das ist mein KH-Bedarf von einer Woche.

    Leg Dich nicht mit Zucker an, er ist raffiniert! :bigg

  • Jetzt komme ich wieder mit meiner Standardrechnung. :)


    DerWurstkuchen
    Ich sehe das anders als du. Selbst wenn du jeden Tag eine Hypo hast oder in Hyponähe bist, dann sind das nur ca. 25-35g KH, die du "extra" einnehmen musst. Das sind also abgerundet 100kcal (25*4) und das wiederum sind ca. 5% des Energiebedarfs eines genormten Menschen (Standardbedarf 2000kcal/Tag). Macht eine Hypo das Kraut (den Körper) wirklich fett?
    Und gerade bei jungen Herren habe ich eher den Eindruck, als könnten die ungeheure Mengen essen, ohne großartig zuzunehmen.
    Überspitzt: Ich finde es weiterhin etwas arm, Diabetes als Ausrede für Übergewicht zu benutzen sorry. Wenn man abnehmen will (ich habe das noch nie richtig gezielt versucht) mag es vielleicht ein bisschen schwieriger sein. Aber nahezu unmöglich? Glaube ich nicht. :essen::toast



    edit: wenn der Grundierte im folgenden Post seine Zahlen veröffentlicht, möchte ich auch mal "strippen", somit N=2. :)
    Seit 10 jahren Diabetiker mit ICT (Masthormone! :) ). Essensgewohnheiten im Prinzip unverändert. Mein Gewicht war immer auf Normalniveau (etwas über 60kg bei einer hobbit-normalen Körpergröße), vielleicht mal max 3-4kg höher als "normal", derzeit eher 1kg drunter. Zwischen 3BE und 30BE pro Tag ist bei mir alles drin, der Durchschnitt dürfte derzeit bei ~15BE liegen (also hobbit-normale Mahlzeiten). Bewegung stark schwankend, zwischen "gar nichts" bis 5x Sport/Woche war/ist alles dabei.
    Von daher bitte ich um Nachsicht, wenn ich manche "Problemchen" nicht immer nachvollziehen kann.

    2 Mal editiert, zuletzt von Hobbit ()

  • Statistik mit N=1 - ich wiege aktuell 1,5 Kilo weniger als zum Zeitpunkt der Diagnose. 71 Kilo auf 1.84m. In den 14 Jahren ab 30 vor der Diagnose immer 1 kg p.a. zugenommen. Hab vermutlich durch die Ernährungsumstellung bedingt eher abgenommen. Süßigkeiten und Cola / Fruchtsäfte als KH Bomben quasi Null.

    --
    Nix Diabetes - das ist lediglich Glucose-Intoleranz.

  • Ich war vor der Diagnose zu schwer, ich bins nach der Diagnose auch. Aber immerhin stabil. Nur zur Zeit der Diagnose gings mit dem Gewicht rasant bergab. Was mich damals natürlich sehr gefreut hat. Hat sich aber sehr schnell wieder eingependelt. Auch ohne Süssgetränke. Ein faules Stück Mensch bleibt ein faules Stück, mit oder ohne Diabetes. ;)
    Die modernen Therapiemethoden, die uns eine völlig normale Ernährung erlauben, sorgen halt dafür, dass Typ-1-Diabetiker in Bezug auf das Gewicht nicht besonders auffallen.

  • Ich merke das mit den zusätzl. Hypo-Beseitigungs-KH gewaltig.
    Sobald ich einen HbA1c < 7 habe, nehme ich zu.

    Die meisten Dinge gehen nicht durch Gebrauch kaputt, sondern durch putzen.
    (Erich Kästner)

  • Die Kohlenhydrate, die ich zur Bekämpfung von Unterzuckern zu mir nehme werden sicher nicht in Fettdepots eingelagert. UZ-KH sind jene, die in meinen Zellen verbraucht wurden. Die machen nicht dick. Dick machen die, die ich gegessen habe, die mir einen hohen Blutzucker verursachen und die ich dann zur Korrektur herunterspritze. Weil nur diese in Fettzellen wandern.


    Richtig: Hypo-KH zum Sport werden direkt verbrannt und nicht angesetzt - sie verhindern aber auch, dass die bereits in den Fettzellen vorhandenen KH-Reserven nicht so leicht abgebaut werden. Klar: hat der Körper schnelle KH direkt zum Verbrennen zur Verfügung, lässt er die Vorräte erst mal in Ruhe. Macht man also Sport, um das Abnehmen zu unterstützen, muss aber ständig Hypo-BE zufressen, dann frustriert das ungemein.


    Ich habe schon seit längerem die Vermutung, dass das synthetische Insulin, welches wir verwenden anders wirkt als unser körpereigenes Insulin wirken würde, wenn wir noch welches hätten. Bzw. die Steuerung der Prozesse in der Bauchspeicheldrüse allein mit der Zugabe von synthetischem Insulin "nachzuahmen" funktioniert eben nur bedingt . Das Insulin hilft uns zwar dabei, die BZ-Werte auf gesundem Niveau zu halten, aber der Stoffwechsel ist so viel komplexer. Das Ersezten eines einzigen fehlenden Bausteins - so hilfreich es auch ist - wird trotzdem nie den natürlichen Mechanismen und Vorgängen in unserem Körper gerecht werden.
    Sprich: die Natur zu imitieren hat noch nie 100%ig geklappt.


    Allerdings wird gerade Typ 1 Diabetikern immer wieder erzählt, die dürften alles essen, worauf sie Lust haben. Kein Problem: einfach das fehlende Insulin entprechend ersetzen und gut ist. Dass es viele Nahrungmittel gibt (vor allem im Convenience-Bereich), bei denen eine richtige Insulinierung (bezogen auf Menge und Wirkzeit) kaum möglich ist - davon redet keiner. Kein Wunder also, wenn Diabetiker sich Pizza, Fast-Food und Zuckerbomben reinziehen (was auch für völlig gesunde Menschen schon nicht so dolle ist) und dann feststellen: "Oh, mein BZ ist zu hoch, na, dann korrigier ich halt!"
    Schwups hat ein Diabetiker schnell mal mehr Insulin für eine Malzeit inne, als ein gesunder Mensch, der das gleiche gegessen hat. Zu viel Insulin = Gewichtszunahme.


    Gruß,
    Veri

    *****
    "Bevor du dir selbst eine Depression oder einen Minderwertigkeitskomplex diagnostizierst, stelle sicher, dass du nicht einfach nur von Arschlöchern umgeben bist." Prof. Dr. Sigmund Freud

  • Ja, aber.... :)
    Wenn bspw. jeder Mensch für eine Burger-Zucker-Ungesund-Bombe 15 Einheiten Insulin braucht und der Diabetiker nur 12 IE spritzt, weil er die Mahlzeit falsch eingeschätzt hat, spritzt er ja mit der Korrektur (in meinem Ideal-Beispiel braucht er natürlich genau 3 Korrektur-IE) nicht unbedingt mehr Insulin als der andere Mensch ohnehin schon zur Verfügung gestellt hat.
    (Wenn es nur so einfach wäre...)



    Dass so ein menschlicher Körper viel mehr kann als wir mit unserem "Kunstinsulin" will ich gar nicht bestreiten

  • Es geht eher um die Menge in Relation zu der (Wirk-)zeit.
    Was, wenn die Insulin-Menge richtig berechnet war, aber aufrgund von viel Fett und Eiweis die BE stark verzögert werden? Jeder von uns kennt ja das Glückspiel mit der Pizza oder den FPE etc.


    Der Diabetiker hat mit 15 IE nach 2 Stunden vielleicht einen etwas zu niedrigen pp-Wert, muss aber nach 4 Stunden nochmal 3 IE Korrektur nachlegen. Am Ende hat er für das Essen also 18 IE gebraucht, während der Gesunde mit 15 zeitlich perfekt abgestimmten IE auskommt... (oder sogar mit weniger, weil er nicht mit Resistenzen zu kämpfen hat, wie unsereiner...)


    Gruß,
    Veri

    *****
    "Bevor du dir selbst eine Depression oder einen Minderwertigkeitskomplex diagnostizierst, stelle sicher, dass du nicht einfach nur von Arschlöchern umgeben bist." Prof. Dr. Sigmund Freud

  • Früher mit der CT und festgelegten BE waren viele DM 1er dünn. Ich denke, dass hat auch was damit zu tun, dass heute gepredigt wird: "du kannst alles essen wie alle anderen, musst nur dafür spritzen"
    Dass man dann so dick wird wie die anderen, sagt aber niemand dazu.

    Gelassenheit ist eine anmutige Form von Selbstbewusstsein!
    (Marie von Ebner-Eschenbach)

  • Veri183
    Da hast du recht. Bei "uns" läuft das alles nicht immer flach ab. Aaaber... :)
    ...aber die aufgenommene Energie ändert sich ja nicht. Der Junk-Food-Fett-Liebhaber ballert sich mit einem g'scheiten Burger ja 1500kcal rein und speichert diese auch ab. Der Diabetiker braucht dazu vielleicht die ein oder andere Korrektur-Injektion, aber das Resultat bleibt doch am Ende das gleiche: 1500kcal mehr auf den Rippen.

  • Der Junk-Food-Fett-Liebhaber ballert sich mit einem g'scheiten Burger ja 1500kcal rein und speichert diese auch ab. Der Diabetiker braucht dazu vielleicht die ein oder andere Korrektur-Injektion, aber das Resultat bleibt doch am Ende das gleiche: 1500kcal mehr auf den Rippen.


    Genau das ist mMn die Frage: Ob der gesunde Stoffwechsel tatsächlich genauso viel ansetzt wie der gestörte Stoffwechsel eines Typ1ers unter synthetischem Insulin...
    Ich fürchte, keiner von uns lebt noch so lange, bis das einer rauskriegt...


    Gruß,
    Veri

    *****
    "Bevor du dir selbst eine Depression oder einen Minderwertigkeitskomplex diagnostizierst, stelle sicher, dass du nicht einfach nur von Arschlöchern umgeben bist." Prof. Dr. Sigmund Freud

  • Es kann ja mal einer bei seinen (noch) gesunden Kindern testen und dann warten, bis er den anderen Fall testen kann.

    Die meisten Dinge gehen nicht durch Gebrauch kaputt, sondern durch putzen.
    (Erich Kästner)

  • Hi,


    ich finde, es gleicht sich einigermaßen aus. Ich muss auch fast jeden Tag meinen Diabetes "füttern" für Sport oder weil zu niedrig oder Mahlzeit verschätzt. Aber in Summe ist das meistens unter 100 Kcal/Tag, also nicht die Welt. Beim Sport kann es mehr sein und das ärgert mich dann maßlos! Nützt aber natürlich nichts und immerhin ist der Saldo auch negativ, aber wenn ich viel Sport mache, werde ich noch insulinempfindlicher und muss etwa 30% des Verbrauchs zuführen.
    Insgesamt bin ich aber trotzdem schlanker seit ich Diabetes habe. Zum einen weil ich mich insgesamt kohlehydratärmer ernähre, also oft Fisch/Fleisch mit Salat und zum anderen weil ich praktisch keine Zwischenmahlzeiten zu mir nehme oder nasche. Kuchen oder Kekse im Büro, die Banane/der Joghurt zwischendurch etc. fällt weg. Da bin ich deutlich disziplinierter geworden, da ich wirklich alles spritzen muss und das ist mir dann oft zu blöd und ich verzichte.
    ich glaube nicht, dass ein Typ 1 Diabetiker wesentlich mehr Probleme hat, sein Gewicht zu halten als ein Stoffwechselgesunder, aber wenn man essen muss und es nicht mal schmeckt (Traubenzucker), dann fühlt es sich oft so an.


    Grüße
    Ikebana

  • Hi zusammen,


    im endeffekt ist es eine ganz simple rechnung. Verbrauchte Kalorien/Zugeführte Kalorien. Ab dem Faktor 1 nimmt man zu ;) um es simpel auf den Punkt zu bringen. Je mehr sport betrieben wird desto mehr Muskelmasse "besitzt" man. Ergo erhöter grund energiebedarf.

  • hm ... nicht böse gemeint, aber ...


    "Für jedes komplexe Problem gibt es eine einfache Lösung und die ist die falsche." (Umberto Eco)


    Gerade als Diabetes-Experten sollten wir doch wissen, daß zB ein hoher BZ, der zu Zucker im Urin führt, das beste Beispiel ist, daß nicht alle zugeführten Kalorien in diese Rechnung eingehen.

  • Hmmm, ich schätze ja Umberto Eco als Philosoph und Autor, aber wann hat sich eigentlich die Binsenweißheit breit gemacht das eine einfache Lösung (für was auch immer) nicht stimmen kann? Oft funktionieren die einfachsten Dinge/Lösungen am besten. Tun sie es nicht sollte man in die Details gehen und komplexer werden. Das finde ich logisch. :)

    -Please stand by-