Ketogene Adaption senkt Hypogrenze

  • Hallo zusammen,


    beim Lesen des Buches "The art and science of low carbohydrate performance" von Volek und Phinney wurde in einer Fußnote auf eine alte Untersuchung von 1980 von Cahill und Aoki verwiesen. Dabei geht es um die Frage, ob das Gehirn im Rahmen einer ketogenen Diät anstatt mit Glukose mit Ketonkörpern als Brennstoff funktionieren könne.
    Dabei wurden 3 ketogen adaptierte Personen mittels Insulin kontrolliert in den Unterzucker gesetzt. Selbst bei BZ-Werten von unter 1.5 mmol / 30mg zeigte kein Probant die typischen Anzeichen einer Unterzuckerung. Gleichzeigt nahm die Ketonkonzentration im Blut ab, was bedeutet dass das Gehirn die Ketonkörper als Brennstoff verwendete.

    Hier der Originaltext


    Ich finde das Experiment bemerkenswert, heisst es doch immer, T1er hätten keinen direkten Vorteil bei einer streng ketogenen Ernährung / Adaption, sondern es genüge lediglich moderates Low Carb um das Diabetesmanagement zu verbessern / vereinfachen.


    Grüße

    4 Mal editiert, zuletzt von butterkeks ()

  • Du hast schlicht ein Backup WENN du unter 30 kommst. Niemand verbietet dir die 80-120 anzupeilen... Zudem ist die Verarbeitung von Ketokörpern eine Energiezufuhr. Somit glaube ich nicht, dass es bei Ausfall der Glucose als Hauptenergiequelle Schäden gibt weil Backup verwertet werden kann.

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    Nix Diabetes - das ist lediglich Glucose-Intoleranz.

    Einmal editiert, zuletzt von Grounded ()

  • Der Körper hat aber auch länger Zeit, bei Bewusstsein gegenzuregulieren, oder?
    Die Gluconeogenese wird ja durch den BZ-Spiegel getriggert, wie siehts mit den Notreserven in der Leber aus? Adrenalin oder auch BZ?

  • Soweit ich weiß läuft auch die Regulation der Glukoneogenese hauptsächlich hormonell und nicht direkt über den BZ.

    Klar, hormonell ist alles. GLucocorticoide triggern das, aber was triggert deren Ausschüttung?

  • Ja, unter anderem. Von den Glukokortikoiden im Wesentlichen das Cortisol. Und das ist bekanntlich ein Stresshormon, abgesehen von der zirkadianen Rhythmik sorgt vor allem Stress - z.B. bei einer Hypo - für deren Ausschüttung. Oder eben nicht, wenn bei der Hypo keine Stresssituation mehr zustande kommt...

    Da wäre ich mir nicht so sicher. Während eines ACTH Tests wird ja die Cortisolausschüttung über die Nebennieren provoziert, da gibt es keinen körperlichen Stress als Reaktion, vielleicht ein bisschen heißer Kopf. Stress körperlich gibts es wenn Adrenalin ausgeschüttet wird. Herzrasen, Zittern und so. wenn die letzten Glycogenreserven dadurch mobilisiert werden. Aber eine einfache Gluconeogenese denke ich nicht, dass die Schwelle heruntergesetzt wird. Sonst hätte ich ja nach anaeroben Sport regelmäßig ultratiefe BZ-Werte wenn nüchtern dann das Muskelglycogen wieder aus Proteinen aufgefüllt wird, aber der sinkt nicht unter 80.

  • Dass Cortisol ein Stresshormon ist, ist nicht wegzudiskutieren. Ob du die Cortisol-Ausschüttung beim ACTH Test schon als Stress empfindest ist subjektiv.
    In jeder "Stresssituation" schüttet der Körper sowohl Cortisol, als auch Adrenalin aus. Auch wenn du die Situation vielleicht noch gar nicht als Stress wahrnimmst. Beides beeinflusst sowohl die Glykogenolyse, als auch die Glukoneogenese, da gibt es keine so scharfe Trennung wie du es beschreibst.


    Wenn du dich dauerhaft ketogen ernährst, sind die Glykogenspeicher in der Muskulatur kaum gefüllt und aufgrund der niedrigen Insulinspiegel gelangt eben auch wenig Zucker in die Muskelzellen, der die Speicher auffüllen könnte. Das verringert die Auswirkungen von Sport auf den BZ deutlich. Man kann bei Bodybuildern sehr deutlich sehen, wie die Muskeln an Fülle verlieren, wenn sie auf ketogene Ernährung (oder wie sie es nennen: anabole Diät) umstellen, da die Glykogenspeicher aufgebraucht werden. Viele Wettkampfbodybuilder machen es daher so, dass sie vor Wettkämpfen einige Zeit lang anabole Diät machen, um den Körperfettanteil zu reduzieren, und sich dann kurz vor dem Wettkampf einen Haufen Kohlenhydrate reinschaufeln, damit die Muskeln durch das Glykogen wieder prall werden.

    Cortisol ist ein Stresshormon, ja. Aber ich könnte jetzt nicht sagen, ob es aktiv ausgeschüttet wird oder nicht. Generell wird der ACTH-Test nicht als stressig beschrieben, das ist nicht nur meine Erfahrung. Ich könnte also nicht sagen, ob Cortisol verzögert ausgeschüttet wird, um das gehts ja. Ich meine eben nein, weil der BZ ja nach Sport auf normalem Spiegel stabilisiert wird. Nachts wenn man in Ruhe ist, merkt man schon, wie der Körper Cortisol ausschüttet. Schwitzen, Unruhe und so. Durfte ich auch schon oft erfahren nach anstrengenden Workouts, mittlerweile habe ich Strategien, wie ich dem entgehen kann.



    Was du beschreibst mit dem Muskelglykogen ist der Effekt, wenn du eben nicht adaptiert bist.


    Das Muskelglykogen bleibt nämlich beim aeroben Sport gefüllt, Vorraussetzung ist ketogene Adaption nach der die Muskulatur sich vermehrt an Ketonen bedient statt Zucker. Und mit korrektem Training kann man die Leistungsgrenze nach oben schieben, ab wann der respiratorische Quotient gegen 0.8 (Gluconeogenese) bzw 0.9 (rein Glukose) läuft. Drum können adaptierte & trainierte Ausdauersportler fast ewig im Fettstoffwechsel Leistung bringen während normale Leute schon schnell auf Gluconeogenese schalten müssen oder die Gluco-Speicher anzapfen müssen.


    Bodybuilder sind in der Zuckerfalle gefangen. Sie versuchen über Refeed-Tage, dem Leistungstief des unadaptierten Zustandes entgegenzutreten. D.h. die Unterbrechen ständig die Ketose weil sie meinen, dass der Zuckertag ihnen wieder einen Push geben würden und werden dadurch nie vernünftig adaptiert. Statt dessen sind sie in der ketogenen Phase ständig mit leerem Muskelglykogen unterwegs, das dann über Eiweiss und viel Cortisol aufgefüllt wird. Das endet dann irgendwann in Nebennierenschwäche und Burnout. Alles in allem nicht grad gesund.


    Optimales ketogenes Ausdauertraining hat Mark Sisson in "Primal Endurance" hervorragend beschrieben. Das ist ebenso mein persönliches Ziel, den Fettstoffwechsel soweit durch Sport zu trainieren dass der Zuckerstoffwechsel nur noch anaerob benötigt wird, gleichzeitig Stresshormone weitgehend durch richtiges Training und Erholung vermieden werden.

  • Dass die Muskelglykogenspeicher nach langer ketogener Diät im adaptierten Zustand gefüllt sind, kann ich mir ehrlich gesagt nicht vorstellen.


    Ich auch nicht wirklich.


    Die eigentliche Frage war doch, ob die Gegenregulation gegen eine Hypo in der Ketose schwächer ist. Und das ist meiner Meinung nach relativ offensichtlich. Ob man jetzt kleinere Mengen an Cortisol subjektiv als Stress wahrnimmt oder nicht, ist dafür erstmal gar nicht so relevant. Bei einem BZ von 30 nehme ich das Cortisol+Adrenalin definitiv wahr und habe eine deutliche Stressreaktion mit Schwitzen, Zittern und allem drum und dran. Und die gleichen Hormone, die diesen Stress auslösen, versuchen auch meinen BZ wieder hochzupushen. Wenn ich in der Ketose also von der Hypo nichts mitbekomme, dann schlussfolgere ich, dass auch der BZ-erhöhende Effekt ausbleibt bzw. deutlich schwächer ist.


    Das kann ich nicht bestätigen. Eines vorab: ich bin keine Sportlerin, mein Sportpensum ist sehr solide. Es beschränkt sich auf täglich 1/2 Stunde Laufen (nicht joggen, sondern schnelles Gehen) und/oder 1/2 Stunde Hometrainer. Bis jetzt noch einmal in der Woche irgendein Kurs im Fitnessstudio.
    Aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass in der Ketose meine Hypo-Wahrnehmung viel stärker wurde. Ich habe seit sechs Monaten keine Hypos mehr gehabt, aber die Anzeichen für eine Hypo (Zittern, Schwitzen, etc.) merke ich inzwischen schon bei 75!

    - Cassiopeia -

  • Ich mache gar keinen Sport, aber merke "Niedrigzucker" auch ganz gut. Restaktivität werde ich beim nächsten Termin erfahren, aber das wars wohl ziemlich. Sehe es ja an kleinen KH Störeinheiten als Test. Die Zeit bis sich da was vom Pegel abbaut kannst du mit dem Kalender messen, da reicht keine Stoppuhr mehr.
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    Nix Diabetes - das ist lediglich Glucose-Intoleranz.