4,9 % - arbeite nach dem Protokoll von Dr. Richard K. Bernstein (beschrieben in „Diabetes Solution“).

  • Zitat

    Gibt es weitere wichtige Ansätze für diese Therapie, außer dass du dich low carb ernähren musst? Was letzteres betrifft, da findest du hier im Forum auch eine Menge wichtiger Anreize.


    Dr. Bernstein beschreibt in seinem Buch komplette Behandlungsschemata für T1 und T2. Ernährung ist dabei natürlich ein wichtiges Thema, wobei bspw. Das Wort „ketogen“ kein einziges Mal vorkommt. Ich esse je nach Jahreszeit zwischen 15 und 30 g KH pro Tag, wobei die g KH pro Tag keine Konstante sind: Dr. Bernstein gibt nur ungefähre Richtwerte zum Start vor (6 g KH in der Früh und jeweils 12 g KH Mittags und Abends, was die Insulinsensitivität im Tagesverlauf abbilden soll).


    Dr. Bernstein empfiehlt im Endeffekt LCHP (Low Carb HIgh Protein), ich mache – weil ich es nach gründlicher Recherche für mich für den günstigeren Weg halte – LCHF (Low Carb High Fat). D. h., ich esse in etwa 85 % meiner täglichen Kalorien als Fett (wobei natürlich nur das absolut günstigste Fett auf meinem Teller landet).


    Ich kann jetzt hier natürlich nicht das ganze Buch bzgl. T1 wiedergeben, aber neben LC sind für mich die wichtigsten Punkte:


    1. Man braucht das genaueste BZ-Messgerät. Wenn man googelt, findet man eine EU-Studie, welche 43 gängige Geräte vergleicht. Bei einem normalen BZ von 70 bis 100 kommen dann nur mehr das Contour Next oder das Freestyle (Freedom) Lite in Frage. Ich hab letzteres und aus gleichem Blut wie im Labor waren meine Werte 2 mal 69, einmal 70 (der Laborwert war 71 mg/dl).


    2. Die Basis muss passen. Der BZ schwankt bei mir bei 24 Stunden Fasten zwischen 70 und 85 bei 8,5 IE um 21:00 Uhr und 4 IE um 5:00 Uhr. Ich kann zwischen Tresiba und Levemir keinen Unterschied feststellen, Außer das ich bei Levemir um 5:00 Uhr 0,5 IE Novorapid zusätzlich brauche.


    3. Für Essen verwendet man Actrapid (in den USA Regular), für Korrekturen Novorapid (oder Humalog oder Vergleichbares). 1 IE Novorapid senkt bei meinen 70 kg den BZ um 30 mg/ml. D. h., um meinen BZ von 90 auf meinen Zielwert von 80 zu senken, verwende ich 0,5 IE Novorapid und esse 1 g Glukose (ein Viertel Dextro). Ich weiß, dass bei meinen 70 kg 1 g Glukose meinen BZ um 5 mg/dl hebt (ist gewichtsabhängig). Das ist leider notwendig, weil es offenbar keine Pens mit Vierteldosierungsschritten gibt. Dr. Bernstein empfiehlt keine Pens und verdünnt das Insulin von U100 auf U50 (die Verdünnungslösung könnte man bei Novo Nordisk gratis bestellen).


    4. Wichtiger als die g KH pro Tag ist, dass man Rezepte immer gleich zubereitet, weil bereits das Volumen des Essens durch eine Dehnung des Dünndarms bei gesunder Pankreas zu einer Insulinreaktion führt. Ich habe in etwa 25 Rezepte, bei denen ich mir die g KH und g EW (auch vom Gemüse) ausgerechnet habe. Initial geht man davon aus, dass 1 IE 8 g KH und 1 IE 12 g EW abdeckt (Fleisch hat bspw. in etwa 20 % EW). Spätestens wenn man ein Rezept 5 mal gegessen hat, weiß man, wieviel dieses Rezept je nach Tageszeit Insulin benötigt. Und ich habe (ausgenommen bei akuten Infektionen) diesbezüglich noch kein einziges Mal eine Überraschung erlebt.


    5. Zum Schluss der wichtigste Grundsatz: big inputs make big errors, small inputs make small errors! Selten, dass ich (ausgenommen Basis) mehr als 4,5 IE für ein Essen benötige. Daher auch Low Carb. Alleine die natürliche KH-Schwankungsbreite von Lebensmitteln von vielleicht plus/minus 10 % macht bei einer konventionellen Ernährung einen konstanten BZ-Verlauf von vielleicht 80 mg/dl unmöglich.


    Würde ich bspw. 60 g KH essen, führt das bei meinen 70 kg zu einer BZ-Schwankungsbreite von plus/minus 30 mg/dl (plus/minus 6 g KH mal 5 mg/dl). Mein Lieblingsfrühstück besteht zur Zeit aus 90 g Pan do Mar Sardinen in Olivenöl mit 25 g Zwiebeln, 60 g Champignons und 150 g grünem Paprika (6 g KH, 21,57 g EW). Die 6 g KH führen zu einer BZ-Schwankungsbreite von plus/minus 3 mg/dl (0,6 g KH mal 5 mg/dl). Jetzt könnte man sich das natürlich auch mal für eine Pizza überlegen…


    Das Buch gibt’s bei Amazon als Kindle (wenns vom Englisch her halbwegs geht). Es stellen mittlerweile viele T1 und T2, die nach Dr. Bernstein arbeiten, ihre BZ-Verläufe online (bei Interesse einfach mal nach „Typeonegrit“ googeln).


    Danke für das Willkommen!


    Lese hier schon länger sporadisch mit, bin aber noch nicht dazugekommen, mich vorzustellen – aber die 4,5 bis 5 % sind so einsam dagestanden, da hab ich der Versuchung nicht wiederstehen können...

    2 Mal editiert, zuletzt von LocMa ()

  • Bedankt hab ich mich, auch wenn es hochwissenschaftlich für mich ist. Wo bleibt da mein unbeschwertes Leben... ? :whistling:

    "Was mich nicht umbringt, macht mich stärker." (Nietzsche)

  • Wenn ich das so hochwisenschaftlich betreiben würde hätte ich keine Zeit mehr für ein unbeschwertes Leben.Ich käme nie auf die Idee, um meinen Blutzucker um 10 mg zu senken Insulin zu spritzen und gleichzeitig Zucker zu essen. Ich habe jetzt schon 44 Jahre Diabetes, vielleicht stumpft man da zu sehr ab...

    Der Kapiervorgang wurde leider abgebrochen!

  • Bin auch bekennender LCHF Mensch, aber sich so eng zu regulieren - das schafft nicht mal ein Gesunder.. Und dann stellt sich MIR die Frage: Wozu?


    Stehe seit fast zwei Jahren bei einem Hb1 von 5.1 (+/- 0.5 dürfte die Analysengenauigkeit sein) und so lange ich leidlich stabil bin ist mir die Zahl egal. Der Komfort ist, dass man Ketogen schön stabil rumläuft. An restaktivität liegts kaum noch, das kann ich mangels erwähnenswert C-Peptid bei mir faktisch ausschließen.

    --
    Nix Diabetes - das ist lediglich Glucose-Intoleranz.

  • Bedankt hab ich mich, auch wenn es hochwissenschaftlich für mich ist. Wo bleibt da mein unbeschwertes Leben... ?


    Das liegt wahrscheinlich auch daran, dass ich das im Büro in meiner Mittagspause sehr verkürzt beschreibe: im Buch ist das natürlich viel ausführlicher und verständlicher erklärt. Ich kann Dir versichern, dass ichmichmit theoretischen Überlegungen sicher weniger als 2 Minuten am Tag beschäftige (wenns mal läuft).


    Mich würde es wahnsinnig machen, müsste ich jeden Tag aufs Neue das Essen auf meinem Teller in der Kantine abschätzen. Ständig mit der Gefahr einer Über- oder Unterdosierung und einer eventuellen Hypo im nächsten wichtigen Meeting…


    Ich koche mir dieses WE 12 Portionen Essen für die nächste Arbeitswoche vor: 3000 g Zucchini, 600 g Tomaten, 600 g roter Paprika und 360 g Kokosmus. Dazu 1500 g Schweinebraten aus dem Slow Cooker (12 g KH, 30 g EW pro Portion).


    Und ich weiß genau, wieviel IE 1 Portion zu Mittag und am Abend benötigt (weil ich es schon unzählige Male gegessen hab). 5 Stunden nach dem Essen wird mein BZ plus/minus 10 mg/dl um meinen Zielbereich sein und ich brauch mich die ganze nächste Woche nicht um mein Diabetesmanagement zu kümmern.


    Daraus zieh ich halt meine Unbeschwertheit. Und keine Hypos, weil man mit sehr geringen IE Mengen arbeitet…

  • Zitat

    Spätestens bei den 21,57 g Eiweiß musste ich ein bisschen Schmunzeln, sorry


    Ein Rezept wird ein einziges Mal in Excel berechnet – und das wars dann auch schon. Die Schwankungsbreite hast Du immer. Nur ist die Schwankungsbreite bei LC-Ernährung bei 6 bis 12 g KH pro Mahlzeit eine andere (geringere), als bei einer Portion Spaghetti.


    Zitat

    Und mein HbA1c im niedrigen bis mittleren 5er Bereich ist auch schon öfter mal als höchst gefährlich bewertet worden.


    Passiert mir ständig. Ich kenne T1 Amerikaner mit einem HBA1C von 4,3 %.


    Ich schreibe hier nur meine persönliche Meinung:


    Der heutige HBA1C Referenzbereich spiegelt den Kohlehydrate missbrauch der heutigen Gesellschaft wieder. Vor Beginn des Ackerbaus vor mehr als 8000 Jahren wäre dieser Referenzbereich mit Sicherheit ein anderer gewesen (ein niedrigerer).


    Insofern könnte man die heutige Todesursache Nummer Eins (Herz-Kreislauferkrankungen) auch als sehr verlangsamt auftretende Spätschäden in der Normalbevölkerung sehen.


    Ich möchte keinen HBA1C der durchschnittlichen Normalbevölkerung (die vielleicht 300 g KH pro Tag essen), sondern einen vergleichbaren HBA1C von gesunden Menschen, die sich Low Carb ernähren.


    Zitat

    sondern nur noch seine 25 bekannten Gerichte zu essen


    Wenn ich mich so im Büro umschaue, essen viele Kollegen seit Jahren jeden Tag in der Früh dasselbe (Kornspitz mit Kaffee oder Energy Drinks mit Mohn- oder Nusskrone). Letztere wiegen schon das, was sie in cm groß sind. Das geht mich nichts an, aber man beobachtet halt. Auf jeden Fall hab ich mit 25 Gerichten mehr Auswahl, als mir die Kantine von Woche zu Woche bieten würde (die Gerichte in der Kantine wiederholen sich ja auch ständig).

    Einmal editiert, zuletzt von LocMa ()

  • Von daher halte ich persönlich das was z.B. Grounded macht für wesentlich gesünder (und zudem angenehmer) als das was deine amerikanischen ultra low hba1c Freunde machen. Wenn man sich wie du wohl damit fühlt, alles perfekt berechnet zu wissen und eben stabile BZ-Werte mehr schätzt als z.B. Flexibilität beim Essen ist das natürlich super. Aber wenn man so eine Lebensweise als Einschränkung der Lebensqualität wahrnimmt, dann würde ich das keinesfalls empfehlen, nur um den HbA1c unter 5 zu drücken.



    Da stimme ich Dir voll und ganz zu, Wurstkuchen!....Bei allem, aber wie LocMa sich ernährt, nur um so einen niedrigen HbA1c zu bekommen, ist schon sehr außergewöhnlich und ist für mich persönlich nicht lebenswert und ist mit dem realen Leben (z.B. hart arbeiten müssen, Familie , Sport treiben u.s.w.) schwer zu vereinbaren. Aber wenn er damit zufrieden ist, kein Thema: leben und leben lassen!


    Mich würde mal interessieren, wenn Du, @ Locma, seit 1982 Typ 1 bist, seit wann ernährst Du Dich denn so "extrem" und wie hast Du das vorher gemacht?


    Liebe Grüße


    Sorry, geht jetzt vom Thema ab, aber vielleicht sollte man das Thema verschieben?


    Annette

    Den Sinn des Lebens zu suchen ist legitim, doch sollte man damit nicht zu viel Zeit verbrauchen,
    sonst zieht das Leben an einem vorbei :urlaub

    Einmal editiert, zuletzt von wgf ()

  • Ich sehe keine Möglichkeit zu untersuchen, wie sich die Einnahme von 12,00 g KH auf meinen BZ auswirkt. Sind es 28,00, 28,50, 29,00, 29,50, 30,00 oder irgend eine andere Zahl zwischen 25 und 35? Da müsste ich so viele Parameter berücksichtigen, dass ich wahrscheinlich Jahre brauchen würde, um diesen Wert zu ermitteln. Da nehme ich mal die pauschalen 30 und rechne damit. Die eingesparte Zeit benutze ich, um mit meiner Frau ins Kino, Theater oder Restaurant (Achtung: unkontrollierte KH, Fett und Eiweißaufnahme!) zu gehen. Nur zur Klarstellung: Wer das alles machen will, meinen Segen hat er. Aber ich lebe lieber, so lange ich das kann!

    Der Kapiervorgang wurde leider abgebrochen!

  • ...leider ist alles über Dr.Bernstein in englisch......interessant finde ich diese Ansätze schon,kann es leider nicht lesen. :pupillen:

    La vie est belle :cat:

  • @ LocMa : gute Beiträge.
    Finde das interessant wenn jemand etwas zu seinem Wert schreibt, wie der erreicht wurde oder warum der nun so ist.
    Egal ob hoch oder niedrig.


    Manches ist schon krass, zum Beispiel das korrigieren um 10 BZ finde ich übertrieben perfektionistisch.
    Wann korrigierst du das denn überhaupt, zu den Mahlzeiten?
    Sind die 10 BZ die Unsicherheit wert dass es durch die Korrektur vielleicht doch nach unten abdriftet?



    Grundsätzlich erscheint mir aber vieles sinnvoll, darum ein paar Fragen:
    Wenn du für eine Woche vorgekocht hast, dann werden die Anteile beim abpacken der Portionen ja doch wieder ungenau?
    Mit welchen Werten gehst du schlafen?
    Stellst du dir auch an freien Tagen den Wecker auf 5:00 Uhr für das Basalinsulin? Sonst stimmt ja die Basis nicht?
    Was machst du bei Sport / vermehrter Bewegung? Funktioniert das einfach so oder mit extra BE?
    Kommt der Magen mit so viel Fett klar oder muss der Körper sich da irgendwie erst dran gewöhnen?
    Oft steht geschrieben bei low-carb müsste man konsequent durchgehend low-carb essen, sonst funktioniere es nicht?


    Magst du deine Tabelle der 25 Grundgerichte vielleicht hier teilen:
    http://insulinclub.de/index.php?page=Thread&threadID=28624
    Scheinen ja sinnvolle Sachen zu sein die man auch regelmäßig essen kann und nicht nur "Schokolade ohne BE" ;)


    Der gesundheitliche Aspekt überzeugt mich ehrlich gesagt nicht bzw reizt mich nicht so sehr.
    Der menschliche Körper ist zwar für eine Ernährung aus Mammuts und Holz ausgelegt. Aber Kohlenhydrate werden heutzutage so viele gegessen, da fällt es mir schwer in Nudeln, Reis oder Brot etwas ganz böses zu sehen.
    (Nicht gemeint ist extremer Blödsinn wie "Kuchen mit Energydrinks zum Frühstück.")


    Zitat von LocMa


    Mich würde es wahnsinnig machen, müsste ich jeden Tag aufs Neue das Essen auf meinem Teller in der Kantine abschätzen. Ständig mit der Gefahr einer Über- oder Unterdosierung und einer eventuellen Hypo im nächsten wichtigen Meeting…

    Das ist denke der riesige Vorteil. Bzw würde mich eventuell zu einer teilweisen Nahrungsumstellung bewegen.
    (Aber vorerst teste ich erstmal weiter ob ich bisher manchmal nur zu dum für die Umsetzung war oder ob es prinzipiell mit KH nicht gut klappt.)


    Was ich mich auch frage:
    Wenn man sein Essen so genau plant - ginge das nicht mit KH-reichen Mahlzeit auch?
    Reis oder Nudeln kann man ja roh abwiegen und sollten dann halbwegs konstant sein.
    Macht das jemand? Also die Kombination aus "ganz normal viele KH" plus "ganz genau ausgetüftelt"?

  • Das sind ja viele Antworten bzw. Fragen (wollte hier eigentlich nur meinen HBA1C posten). Das wird ein bisschen dauern, auf alles einzugehen. Ich fange einfach mal von hinten an...


    Am liebsten würde ich sagen: wenns irgendwie vom Englisch her geht, einfach das Buch kaufen (die entscheidenden Punkte für T1 sind in ein paar wenigen Kapiteln beschrieben).


    Zitat

    Wann korrigierst du das denn überhaupt, zu den Mahlzeiten?


    Vor den drei täglichen Mahlzeiten und vor dem Schlafen (öfter messe ich nicht. In der Umstellungsphase natürlich öfter, um den optimalen Spritz-Ess-Abstand, den Postprandialen Anstieg, BZ-Verlauf nachts etc. zu ermitteln.


    Zitat

    Sind die 10 BZ die Unsicherheit wert dass es durch die Korrektur vielleicht doch nach unten abdriftet?


    Wenn das passiert, habe ich etwas falsch gemacht: es stimmt das Basal nicht, ich habe nicht ausgetestet, um wie viel 1 IE Novorapid zu welcher Tageszeit den BZ senkt, ich Verwende kein genaues Messgerät etc.


    Andere Einflüsse auf den BZ wie bspw. Menstruation gleicht Dr. Bernstein mit Glucophage XR (eigentlich für T2) aus, Stress vor seinen eigenen TV Live-Interviews mit rasch wirkendem Betablocker.


    Zitat

    Wenn du für eine Woche vorgekocht hast, dann werden die Anteile beim abpacken der Portionen ja doch wieder ungenau?


    Das EW und das Gemüse werden in extra Töpfen zubereitet (EW bzgl. Transfetten im Slow Cooker bei maximal 70 Grad) und dann genau in Genius Hot-Pot Aufwärm-Behälter zum Aufwärmen im Büro oder zu Hause mit digitaler Zeitschaltuhr abgewogen.


    Wenn Dir das übertrieben erscheint: wenn ich mir schon den Aufwand mache, mein eigenes Essen zuzubereiten, kann ich es auch gleich genau machen - ist der selbe Aufwand.


    Zitat

    Mit welchen Werten gehst du schlafen?


    Zwischen 70 und 80 mg/dl. Wenn Du bzgl. Hypo in der Nacht fragst: noch kein einziges Mal (ehrlich). Aber man muss stabil in Ketose sein, keine unberechenbaren Bedtime-Snacks, korrektes Basal etc. Und der Nüchtern-BZ entspricht im Normalfall plus/minus 5 oder 10 mg/dl dem BZ vor dem Schlafengehen.


    Dann fängt man mit der Zeit an, bspw. In der Früh nur mehr jeden zweiten Tag oder so zu messen.


    Zitat

    Stellst du dir auch an freien Tagen den Wecker auf 5:00 Uhr für das Basalinsulin? Sonst stimmt ja die Basis nicht?


    Ja, bei Levemir ist das notwendig (plus 0,5 IE Novorapid um 5:00 Uhr). Bei Tresiba (in Österreich gibt’s das ja) ist das nach meinen bisherigen Erfahrungen nicht notwendig.


    Tresiba wurde mir vor dem Schlafengehen empfohlen, das funktioniert bei mir nicht. Auch am Abend vor freien Tagen ist die Injektion um 21:00 Uhr notwendig (und nicht um 23:00 oder 24:00 Uhr).


    Zitat

    Was machst du bei Sport / vermehrter Bewegung? Funktioniert das einfach so oder mit extra BE?


    Das muss man einmal austesten (ist im Buch beschrieben). Ich benötige bei 1 pwc (1 Watt pro kg Körpergewicht) am Crosstrainer pro angefangener Viertelstunde 1 g Dextro (habe geviertelte Dextro in einer Dose immer verfügbar). Mehr BZ-senkende Wirkung kann ich bei mir nicht feststellen.


    Zitat

    Kommt der Magen mit so viel Fett klar oder muss der Körper sich da irgendwie erst dran gewöhnen?


    Nur "perfektes" Fett: dunkel und kalt gelagertes Leinöl, Kokosöl. Kokosfett, Butter, biologisches Olivenöl, Avocados, Fett von Fleisch von Tieren, die selber kein Getreide gefressen haben (ist der teuerste Aspekt von LC) etc. Andere Pflanzenöle (Sonnen, Distel etc.) würde ich nicht einmal meinem Hund geben (wenn ich einen hätte).


    Zitat

    Oft steht geschrieben bei low-carb müsste man konsequent durchgehend low-carb essen, sonst funktioniere es nicht?


    Ja, leider. Einmal eine Tafel Bitterschokolade (20 g KH) oder 2 Bier extra und alles bisher beschriebene funktioniert für 2 bis 2,5 Tage leider nicht mehr. Ich kann diese 2 bis 2,5 Tage nur durch in etwa 16stündiges absolutes Fasten verkürzen.


    Und dann muss man sich halt fragen, ob einem diese Ausrutscher das Wert sind. Ich bin mittlerweile auf KH- und EW-freien Weißwein umgestiegen. Aber es gibt bspw. Bei Dr. Almond (einfach googeln) mehr als 40 Brotsorten zum Selber backen aus Nussmehlen. Weiters beinahe KH-freien Pizzateig, Paniermehl, Kuchenzauber etc. Zum Thema KH-frei Schokolade hab ich hier eh schon einen eigenen Thread gesehen. Und bei Amazon gibt’s unzählige Rezeptbücher für beinahe KH-freie Torten, Backwaren etc.


    Bzgl. Dr. Almond hätt ich Bedenken, da die Nüsse alle entölt sind (und da hat ein LCHFler normalerweise keine Freude damit, wollte es aber hier erwähnen). Bei Interesse kann ich gerne von mir verwendete Kochbücher bzgl. Süßigkeiten posten.


    Aber: nicht vergessen, das EW zu berechnen! Zwei Drittel meines Bolus wird für EW verwendet. Nicht, weil ich so viel EW esse, sondern weil ich so wenig KH esse.


    Zitat

    Wenn man sein Essen so genau plant - ginge das nicht mit KH-reichen Mahlzeit auch?


    Das haben schon Unzählige vor Dir (vergeblich) versucht. Das hat mit Ketose nichts mehr zu tun. Und ich habe im ersten Beitrag vorgerechnet, um wie viel der BZ allein durch die natürliche Schwankungsbreite der KH schwanken kann.


    Bei einem Nudelgericht von 100 g KH wären das bei meinen 70 kg (bei 10 Prozent Schwankungsbreite der KH) plus minus 50 mg/dl (10 g KH mal 5 mg/dl).


    Das ist IMO illusorisch, bei so einer Schwankungsbreite einen stabilen BZ-Verlauf von in etwa 80 mg/dl erreichen zu können.


    Weiters sinkt die Voraussagbarkeit der Injektion mit zunehmenden IE (liegt einfach am Volumen der injizierten Insulinkugel, dass das Immunsystem das Insulin als Fremdkörper erkennt, etc.). Dr. Bernstein empfiehlt auf jeden Fall ab 7 IE Bolus auf zwei Injektionen zu splitten.


    Aber bitte nicht auf die Idee kommen, einfach so ohne Messen die Basis zu splitten. Die IE werden viel früher und viel stärker wirken!


    Du hast diese Ungenauigkeiten von vielleicht 10 oder 20 Prozent bzgl. Insulin natürlich auch bei LC, aber die Dosierungen sind halt sehr gering (und dadurch auch die Ungenauigkeiten). Ich benötige normalerweise 12 IE Basis, 8 IE für EW und 4 IE für die KH (täglich).


    Ich schreib hier nur meine eigenen Meinungen bzw. Erfahrungen mit Dr. Bernstein. Es liegt mir wirklich fern, jemanden von irgendetwas überzeugen zu wollen.


    Vielleicht sollte man bei Interesse einen eigenen Thread zum Thema Diabetes Solution von Dr. Bernstein aufmachen (ist ja doch noch mal was anderes als LC)?

    6 Mal editiert, zuletzt von LocMa ()

  • Da ich die Methode Dr. Bernsteins in diesem Zusammenhang noch nicht gehört hatte, finde ich die Ausführungen auch gerade sehr interessant. Aber auch etwas eigenartig, wenn ich das mal vorsichtig formulieren darf. Wer es schafft, danach zu leben und zu handeln, darf es tun.


    Nur ob es z. B. gesünder ist...

    Zitat


    Andere Einflüsse auf den BZ wie bspw. Menstruation gleicht Dr. Bernstein mit Glucophage XR (eigentlich für T2) aus, Stress vor seinen eigenen TV Live-Interviews mit rasch wirkendem Betablocker.


    Wenn Leben bedeutet, dass der Einfluss anderer Hormone den BZ ansteigen lässt, warum soll ich das dann radikal unterdrücken? :confused2

    Tresiba ist zurück! :thumbsup:

  • Hallo LocMa, herzlich willkommen.
    Hört sich ja interessant an, was Du betreibst. Ein Hb von unter 5 wäre für mich aber nicht erstrebenswert. Ich brauche Beim BZ auch immer ein bischen "Puffer" um nicht in die UZ zu rauschen. Ich dachte immer ich wäre schon ein echter "Low-Rider" ;)


    Mein HbA1c ist (wie auch im letzten Quartal) 5,8. Kann gerne so bleiben :)

    -Please stand by-

  • Hallo Wurstkuchen,


    Zitat

    ... wenn statt genau 21,57 die eigentliche Zahl wahrscheinlich irgendwo ca. zwischen 18 und 24 schwankt.


    Ich benötige für 12 g EW 1 IE Actrapid, das wäre also die erste Ungenauigkeit von 0,5 IE. Ich kann mir solche Ungenauigkeiten bei einem erwünschten BZ von 80 mg/dl nicht leisten, weil u. U. der BZ eine tolerable Untergrenze unterschreitet.


    Noch mal, weils vielleicht ungewöhnlich ist: die Berechnung spielt nur für das erste Mal Essen eines Rezepts eine Rolle. Nach diesem "Test-Shot" weiß ich, wie viel IE dieses Rezept benötigt. War mein BZ vor dem Essen 80 und ist 5 Stunden nach dem Essen 95 mg/dl, braucht dieses Rezept beim nächsten mal 0,5 IE mehr Actrapid (im Endeffekt eigentlich egal, wie viel g KH und g EW enthalten sind).


    Zitat

    Wenn du alles, was man heute anders macht als vor 8000 Jahren als Missbrauch einstufst, dann wird die Liste aber ganz schön lang ;-)


    Das wird niemand ernsthaft behaupten.


    Aber die Einführung des Ackerbaus war hinsichtlich Ernährung aus LC-Sicht ein wesentlicher Einschnitt. Mir kann niemand weismachen, dass sich evolutionär der menschliche Körper in vielleicht 300 Generationen (und mehr sind 8000 Jahre nicht) an diese KH-Last angepasst hat.


    Als nächste Eskalationsstufe ist ja z. Z. die durch die in den letzten Jahrzehnten propagierte Low Fat Ernährung weiter steigende KH-Last die Epidemie an Fettleibigkeit und Typ 2 Diabetes zu beobachten.


    Zitat

    Ich glaube, du bist da ein bisschen auf dem Holzweg, was deine Einschätzung der Bedeutung eines sehr niedrigen im vergleich zu einem niedrigen HbA1c angeht.


    Zitat

    Hast du dir mal Studien angeschaut zu diesem Thema? Zu HbA1c-Werte unter 5 bei Diabetikern sind mir keine Studien bekannt. Vermutlich, weil es da einfach nicht genug von gibt, um signifikante Informationen zu gewinnen.


    Dr. Bernstein ist über 80 Jahre alt, seit über 70 Jahren T1, hat so weit ich weiß keine Komplikationen und ist selbst Diabetologe mit mehr als 3000 Patienten im Verlauf seiner Praxis.


    Ich stütze mich auf seine Veröffentlichungen. Er beschreibt in seinen Büchern, auf seiner Homepage und u. U. auf seinem YouTube-Channel, welche Komplikationen sich bis zu welchem Stadium aller Voraussicht nach noch bis zu welchem Grad rückbilden können.


    Absolute Voraussetzung ist eine Normalisierung der Blutzuckerwerte - und das ist eben sein Programm in Diabetes Solution. Darüber hinaus auch Behandlungsschemata für T2, Verlängerung der Remissionsphase bei T1 durch normale BZ-Werte etc. (und er zitiert dazu eine Menge von Studien in seinem freien monatlichen Tele/Web-Seminar).


    Ich kann gegen die von Dir zitierten Studien nichts sagen. Nur für mich persönlich sind die Korrelationen zwischen Diabetes Komplikationen und HBA1C unter u. U. tausenden Diabetikern, die sich so wie ich ketogen Ernähren und normale BZ-Werte anstreben aussagekräftiger.


    Der HBA1C ist ja nicht der alleinige Parameter (es geht halt in diesem Thread darum). Ich kann bei mir ja die Veränderung der für mich daneben noch wichtigen Laborwerte in Ketose in meinen Befunden beobachten: CRP, Homozystein, LPa, LDL-A, LDL-B, HDL-1 - HDL-3 etc.


    Ich bin schon der Meinung, dass die von Dir zitierten Studien ein sauberes Design aufweisen und es werden sich die hinlänglich bekannten Variablen (Rauchen, Blutdruck, Sport etc.) schon normal auf das Sample verteilen. Aber ich kann nicht davon ausgehen, dass LC und die von mir oben angeführten Laborwerte normal verteilt sind. Es kann aus diesen Studien nicht hervorgehen, wie ein niedriger HBA1C in der Normalbevölkerung erreicht wurde: man kann sich auch verdammt ungesund LC ernähren, wenn die Qualität vom Fett und EW nicht passt.

  • Bevor ich mehr zu Dr. Bernstein schreibe (wenn ich etwas mehr Zeit habe), möchte ich sagen, dass LocMa KEIN alter ego von mir ist, auch wenn wir beide anscheined Nachbarn sind (uns aber nicht kennen) und momentan eine ähnliche Therapie machen. Ich verwende Pumpe, selbstgebautes CGM, variiere etwas stärker und koche lieber frisch.
    Ich habe hohen Respekt vor jemandem, der es schafft, Werte eines Gesunden zu halten.
    Welche Einschränkungen man auf sich nimmt - oder überhaupt als Einschränkung betrachtet - ist sehr individuell.
    Zu sagen "Als Typ1er kann man alles so machen wie ein Gesunder, man muss nur...." ist schön und gut; aber in dem "man muss nur..." steckt auch eine Einschränkung versteckt.
    Ein einfaches Beispiel, das wahrscheinlich viele auch so machen: Wir entscheiden uns, Cola-Light bzw. Zero zu trinken (oder gar kein Cola?), weil das "man muss nur Unmengen Insulin spritzen und die Cola über 2 Stunden verzögert trinken oder wirklich hohe Werte riskieren" doch das größere Übel ist.
    Mit Einschränkung und Planung kann man sich auf der anderen Seite wieder viele Freiheiten erkaufen. Respekt, wer das so durchzieht.


    Ich würde mir ein eigenes Thema dafür wünschen; das ist es sicher wert. Außerdem würde das den HbA1c-Thread zerstören. Es wäre wirklich lieb, wenn die Admins die entsprechenden Beiträge verschieben könnten.
    Einige Ansätze der Bernstein-Therapie sind wirklich gut; andere kommen mit etwas zu kurz. Zum Beispiel, weil er davon ausgeht, dass man immer Low-Carb isst und ziemlich die gleiche Dosis Insulin verwendet. Strategien, wie man wieder anfängt nach einem "cheat meal", ohne gleich 16 Stunden fasten zu müssen fehlen da leider - wären aber nett zu diskutieren.


    Und egal wie Low-Carb man lebt, wir können wirklich dankbar sein, dass Dr. Bernstein gegen die Ärzte-Vereinigungen angerannt ist und durchgesetzt hat, dass wir uns zu Hause selber messen dürfen, und dass wir Basis von Bolus trennen. Das klingt für uns heute selbstverständlich - aber es war für die meisten Ärzte unvorstellbar (das Selber-Messen und die Unabhängigkeit des Patienten), dass es wirkich nicht leicht war, das durchzusetzen.


    lg, Adrian

  • Richtig ist, womit man sowohl gut über den Tag kommt UND keine zu hohen wie zu niedrigen Werte hat. Beide extreme sind ungesund, das eine aktut, das andere langfristig.


    Rein praktisch: da KH den BZ pushen und die Insulinkinetik nie wirklich zum BZ Anstieg passt, meide ich diese. Bin halt sowohl faul als auch schon immer eher ein Fleischfresser gewesen. Wenn jemand ne 4.5 hat, Hut ab. Das hab ich nicht mal in der fettesten Remission hinbekommen wo ich weder viel basal noch viele KH hatte. Somit ist das für meinen Körper nicht normal, also muss ich das auch nicht anstreben.

    --
    Nix Diabetes - das ist lediglich Glucose-Intoleranz.

  • Hallo Wurstkuchen,


    Zitat

    Das ist eine Ungenauigkeit, die du nicht vermeiden kannst. Kohlenhydrat- und Eiweißgehalt schwanken...


    Vermeiden nicht, aber bzgl. KH minimieren. Genau Deine Argumente sind ja meine Argumente für LC.


    Mir ging es um Deine Schwankungsbreite von 18 bis 24 g EW. Natürlich hätte ich in Excel das Format vor dem kopieren auf 0 Dezimalstellen setzen können. Die 21,47 g EW aus meinem Beispiel setzen sich wie folgt zusammen (ich habe nie behauptet, dass das der tatsächliche Gehalt ist - das ist nur die theoretische Annahme für die erste Dosierung):


    - 25 g Zwiebel 0,30 g EW
    55 g Champignons 1,49 g EW
    - 153 g grüner Paprika 1,69 g EW
    - 90 g Sardine 18 g EW


    Deine Schwankungsbreite von 6 g EW für den Gemüse-EW-Anteil von in Summe 3,48 g EW (beinahe plus/minus 100 Prozent) ist völlig illusorisch und entspricht einfach nicht meinen praktischen Erfahrungen.

    Einmal editiert, zuletzt von LocMa ()