Plötzlich Diabetes

  • Hallo ihr alle,
    Es geht nicht um mich sondern um meinen Kleinen Bruder er ist 14 , er wurde am Freitag in das Krankenhaus eingeliefert und da haben wir die Diagnose "Diabetes" bekommen, völlig unerwartet. In meiner Familie gibt es keinen mit Diabetes , aber er ist nur mein Halb Bruder und wir wissen nicht ob es von der anderen "Seite" kommt, aber das ist nicht das eigentliche. Nun ich bin völlig überrumpelt und weiß auch nicht so Recht wie ich damit umgehen soll, und mache mir Gedanken wie es Zuhause nach dem Krankenhaus weiter geht. Könnt ihr mir vielleicht eure Erfahrungen mitteilen. LG

  • Hi Kyhren,


    herzlich willkommen hier bei uns! :)


    Meiner Beobachtung nach kommt die Diagnose Diabetes Typ 1 für die meisten sehr unerwartet. Wir hatten hier schon Umfragen nach Verwandten mit Diabetes, wobei die Mehrheit der 1er eben doch eher ein Einzelfall in der Familie ist. Von daher wird sich die Suche nach dem "Schuldigen" :blush: nicht wirklich lohnen.
    Obwohl es verständlich ist, dass Ihr nach den Gründen forschen wollt. Es ist ja nicht so einfach zu akzeptieren, dass jemand diese chronische Krankheit bekommt und damit lebenslang umgehen muss.
    Dein Bruder wird hoffentlich in der Klinik eine gute Schulung erhalten. Manchmal gibt es für Angehörige die Möglichkeit, daran teilzunehmen. Für Euch als Familie wird sich wohl einiges ändern, aber mit der Zeit spielt sich alles ein.


    Diabetes ist eine Krankheit, die man selbst im Griff haben kann. Lies mal bei Gelegenheit ein bisschen im Forum, dann wirst Du einen Einblick bekommen. So für den Anfang kann es sehr viel an neuen Dingen geben. Überfordert Euch nicht und vor allem bitte bedenkt, es ist immer noch Dein ganz normaler Bruder! :) Behandelt ihn nicht so sehr anders als bisher, wäre mein Tipp. Er hat sicher auch erst mal an der Diagnose zu knabbern. Schick ihn her, wenn er später Lust darauf hat. :)


    Alles Gute für Euch!


    LG,


    hakaru


    Mein erster Einkauf nach der Klinik war eine gute Küchenwaage. ;)

    Tresiba ist zurück! :thumbsup:

    Einmal editiert, zuletzt von hakaru ()

  • Danke Hakaru für deine Antwort, meine Mama ist die ganze Zeit mit meinen Bruder im Krankenhaus und begleitet ihn bei allem, ich Selber wohne nicht mehr zuhause aber ich helfe meiner Mama wo ich nur kann. Ich behandele ihn ganz normal, das hilft ihm am besten. Und ich schätze das wird auch noch etwas brauchen bis wir alle das ganze komplett realisieren. :hihi:

  • Vor allem solltet ihr nicht nur Euch nicht überfordern, sondern den kleinen Bruder auch nicht. Er ist mit 14 noch ein Kind, obwohl das natürlich 14-Jährige nicht so gerne hören. ;)


    Das ist nicht so einfach, plötzlich sein Leben letztendlich planen zu müssen, denn auf nichts anderes läuft es hinaus. Da wird er schon etwas Nachsicht brauchen. Natürlich sollte man darauf achten, das er verantwortungsvoll mit sich und seiner Erkrankung umgeht, aber kann ein 14-Jähriger das schon?


    Motivation und freundliche Unterstützung braucht Dein Bruder mehr, als penibles achten auf die Therapie, besonders jetzt, wo er in ein Alter kommt, wo Jungs alles andere im Kopf haben, als eine Insulintherapie und genaues berechnen ihrer Mahlzeiten.


    Das soll jetzt nicht bedeuten, das da sowas wie Mitleid aufkommen sollte, jedenfalls nicht in seiner Gegenwart. Aber Verständnis für einen jungen Mann, für den das alles sehr neu ist und der am Anfang vermutlich wenig motiviert sein wird.

    Unser Leben ist das, wozu unser Denken es macht.(Marcus Aurelius)
    Nicht den Tod sollte man fürchten, sondern daß man nie beginnen wird, zu leben.(Marcus Aurelius)

    2 Mal editiert, zuletzt von Cassiopeija ()

  • Hallo,
    Hatte dein Bruder vorher denn die klassischen Anzeichen wie Schwäche, sehr starker Durst, Übelkeit usw?
    Falls ja wird das relativ schnell nachlassen und es ihm bald besser gehen. Wenn man merkt dass es wirkt dann kommt man auch mit den unangenehmen Sachen (zb Spritzen) klar.


    Das "interessante" an diesem beknackten Leiden:
    Bei den meisten Krankheiten die man so durchmacht wirft man sich mehr oder weniger beliebige Mengen Medizin ein: Ein Löffel Hustensaft oder eine Kopfschmerztablette mehr oder weniger macht keinen grossen Unterschied.
    Hier ist es etwas anders, diese Bauchspeicheldrüse verrichtet ihre Arbeit normalerweise sehr präzise. Das muss er jetzt selbst übernehmen.
    Falls er sich für Technik interessiert: Da gibt es viele vergleichbare Dinge zu entdecken: Die Trimmung von Flugzeugen, Luftschiffen oder U-Booten, wie die ihre Höhe bzw Tiefe halten trotz Strömungen oder wechselnder Beladung. Die Kurssteuerung von Raketen. Oder das vorrauschauende Gänge schalten beim autofahren bzw im Motorsport.


    Zitat

    Das ist nicht so einfach, plötzlich sein Leben letztendlich planen zu müssen, denn auf nichts anderes läuft es hinaus.

    Genau. Da kann übrigens das Umfeld am meisten helfen: Zum Beispiel Kuchen, Pudding, Eis oder sonstwas als Nachtisch - kann man alles gönnen. Es ist aber besser wenn man es schon vor der Mahlzeit einplanen kann und der Nachtisch nicht als "Überraschung" kommt.
    Ähnlich mit Bewegung, zB Ausflug oder Schwimmbad: Auch da ist es deutlich angenehmer das schon vorher zu wissen. Geht alles auch spontan, ist dann aber komplizierter.


    Ansonsten ist auch gut Traubenzucker oä dabei zu haben. Falls er es selbst mal vergessen sollte. (Musst es ja nicht offentlich machen, das könnte uncool sein ;) )

  • Willkommen im Forum Kyhren.


    Mit so einer Diagnose rechnet niemand und in den meisten Fällen gibt es keine weiteren Fälle in der Familie, so mies wie es ist, aber einen Grund findet man da eher nicht.. :S


    Mit der Krankheit kann man leben, erfordert aber Disziplin und Vorausdenken, zumindest in vielen Fällen, und es wird anfangs sicher nicht ganz einfach für deinen Bruder und Familie, aber das wird sich alles legen und besser werden mit der Zeit, selbstverständlich sogar in vielen Fällen.


    In der Klinik wird er bestimmt eine Schulung bekommen und vielleicht gibt es die Möglichkeit, dass er mit anderen Patienten in seinem Alter zusammenkommen kann, ich glaube so etwas kann helfen. Ist immer etwas anderes mit Menschen zu reden, die die gleichen Probleme haben und genau wissen wovon man spricht.


    Alles Gute für deinen Bruder, dich und deine Familie :)

  • Auch ein herzliches Willkommen von mir :laub


    Ich habe zwar keine Erfahrungen als Jugendlicher, aber meine Diabetes-Entdeckung liegt gerade mal ein Jahr zurück.


    Dein Bruder bekommt sicher eine Schulung im Krankenhaus (ich nehme mal an dass es eins mit Diabetologie-Abteilung ist). Ich lag damals auch im Krankenhaus und dadurch dass ich vor Ort war habe ich eine sehr intensive Schulung von 2 Diabetesberatern und einer Ernährungsberaterin erhalten, was mich sehr gut auf das Leben "draussen" vorbereitet hat.


    Hakaru hat es ja schon geschrieben, eine Küchenwaage ist erst mal sehr wichtig. Ich habe eine Diätwaage die mir die enthaltenen Kohlenhydrate anzeigen kann. Aufs Kohlenhydrate zählen werdet Ihr erst mal sehr achten müssen, allerdings ist es wichtig dass Dein Bruder lernt die Khs abzuschätzen. Ich habe z.B. immer erst mal geschätzt und dann die Waage benutzt, so kann man es eigentlich ganz gut lernen.


    Ein ganz gutes Buch für den Anfang wäre vielleicht dieses hier:
    Diabetes-Ampel: Auf einen Blick: BE und Kalorien von über 2600 Lebensmitteln von Sven-David Müller.


    Aber Dein Bruder wird sicher im Krankenhaus auch genug Material und Empfehlungen erhalten.


    Wichtig ist es die Sache zwar ernst zu nehmen, sich aber nicht davon überwältigen lassen. Während man vielen anderen Krankheiten hilflos gegenübersteht kann man bei Diabetes selbst etwas tun um den Verlauf möglichst gut zu gestalten, das hat mich immer motiviert.


    Auch macht die Forschung immer weitere Fortschritte die das Leben mit Diabetes erleichtern, ein Freund von mir hat seit 40 Jahren Diabetes und von seinen Erzählungen weiß ich dass wir es inzwischen zum Glück viel leichter haben.


    Wichtig ist es auch für die Zeit nach dem Krankenhaus eine Schwerpunktpraxis zu finden, denn die führen Schulungen durch, ein Hausarzt mit Zusatzausbildung reicht da normalerweise nicht. Manchmal geht es aber auch sich im Krankenhaus ambulant weiterbehandeln zu lassen.


    Wenn Du weitere Fragen hast scheue Dich nicht davor sie her zu stellen, das Forum ist voll mit Diabetes-Experten :D

  • Ja, man wird ihn im Krankenhaus mit Materialien und klugen Sprüchen zuschmeissen. Das Problem ist, er ist 14. Überlegt mal wie das war, als ihr 14 wart. Ist heute trotzdem noch ein wenig anders. Heute sind da Smartphones und Whatsapp, Instagram und Facebook. Und da sind Kumpels, mit denen man abhängt und auch Mädels die interessanter sind als Insulintherapie.


    Wenn er grosses Glück hat, ist er in einer Klinik, die mit jugendlichen Typ 1 Diabetikern umgehen kann und die das mit Gefühl und viel Einfühlungsvermögen tun. In der Mehrheit ist das leider nicht der Fall. Da hast Du autoritäte Weisskittel und Schwestern und die einzige Frage, die so ein junger Kerl sich vermutlich stellen wird ist, wo er denn da die Kündigung unterschreiben kann, damit er instant aus der Klappse raus kommt.


    Nein, keine lustige Episode aus meinem Hirn, alles hunderte mal gelesen auf Twitter, gutefrage.net und Blood Sugar Lounge. Seinen Mutter ist täglich bei ihm, das könnte ihm helfen.


    Bücher über Kohlehydrate? Wozu gibt es Apps? Das Smartphone hat man in dem Alter immer dabei. Wer hat denn ein Buch dabei, wenn man mit den Kumpels zu MaxDonald geht oder Party macht?


    Denkt nicht so veranwortungsbewusst, denkt wie ein 14-Jähriger. Die finden es lustig, all die Süssigkeiten, die sie sich trotzdem bei jeder Gelegenheit einpfeifen, vorher mit dem Handy zu fotografieren und z.B. in der Blood Sugar Lounge zu posten, vermutlich auch auf Facebook, kann ich nur nicht beurteilen, denn da bin ich nicht, auch nicht juegendlichen Diabetikern zu Liebe.


    Was meint ihr, wie oft ich den Jungs und Mädels dieses Forum empfehle und wo sind sie? Siehste. ;)


    Da gehört schon einiges an Fingerspitzengefühl dazu, ihn dazu zu kriegen, wirklich vernünftig mit seinem Typ 1 umzugehen. Gute Schulungen und eine ebensolche Schwerpunktpraxis können helfen, wenn es von den Leuten gemacht wird, die von ihm nicht erwarten, sich wie ein vernünftiger Erwachsener zu verhalten.


    Ein grosser Bruder könnte da hilfreich sein, weil Du vermutlich noch seine Sprache sprichst. Dir wird er eher Vertrauen und auf Dich hören. Wenn Du ihm helfen willst, les hier ein wenig, stell fragen, wenn Du nicht weiter weisst. Fachlich ist hier jede Menge Kompetenz vorhanden, Kinderpsychologie weniger. ;)


    Und diabetes-kids.de ist was für Kinder, da findet er sich nicht wieder. Da kommt dann sowas wie "Hey Alda, bin ich 'n Kind, oder was?". Für die Mutter informativ vielleicht.

    Unser Leben ist das, wozu unser Denken es macht.(Marcus Aurelius)
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  • Bücher über Kohlehydrate? Wozu gibt es Apps? Das Smartphone hat man in dem Alter immer dabei. Wer hat denn ein Buch dabei, wenn man mit den Kumpels zu MaxDonald geht oder Party macht?


    Für ihn selbst vielleicht nicht, aber die Eltern z.B. dürften so etwas jetzt gut gebrauchen können, denn sie müssen sich jetzt mindestens so intensiv mit dem Thema befassen wie er selbst.


    Ich denke in einer Schwerpunktpraxis oder einem Kh in dem man sich intensiv mit Diabetes befasst dürfte die Chance dass man auf die spezifischen Probleme Jugendlicher eingeht am größten sein. Meine bietet spezielle Kurse für Jugendliche an, es lohnt sicher sich vorher zu informieren ob das in der jeweiligen Praxis der Fall ist. Vielleicht findet sich aber auch jemand aus seiner Nähe im Forum der da Empfehlungen geben kann.


    Und was das Verantwortungsbewusstsein von Jugendlichen angeht bin ich nicht Deiner Meinung, meine Erfahrung (u.A. als Instrumentallehrer) ist dass eigentlich alle Jugendlichen durchaus sehr verantwortungsbewusst sein können, vorausgesetzt man nimmt sie ernst. Nicht dass es deshalb einfach ist wenn man sich ohnehin gerade in einer Umbruchphase befindet.

  • Zwei unterschiedliche Überlegungen gibt es, wenn jemand aus der Familie Diabetes bekommt.


    Erstens, wie behandelt man die Krankheit richtig?
    Das wird bei Kindern oft von den Eltern übernommen. Spätestens in dem Alter deines Bruders sollte das Wissen und die Verantwortung für die Behandlung, also Insulinmenge, Umgang mit Mahlzeiten und Bewegung in die Hände des Jugendlichen übergehen. Bei deinem Bruder wäre es also am Besten, wenn er selbst geschult wird, wann und wieviel er spritzen muss, und wann und wie oft er seinen Blutzucker messen muss. Bei dem Alter wäre es aber bestimmt gut, wenn die Eltern und vielleicht auch die Geschwister darüber Bescheid wissen, also mit an den Schulungen teilnehmen. Immer gut ist es, gleich am Anfang zu wissen, dass es zwei völlig unterschiedliche Krankheiten mit dem Namen Diabetes gibt. Typ-2-Diabetes haben 95% aller Menschen mit Diabetes, der Rest (wahrscheinlich auch dein Bruder) hat Typ-1-Diabetes, wofür alle Erfahrungen, die dir die 95% der Erkrankten berichten nicht stimmen.


    Zweitens, wie wirkt sich das auf die Umgebung aus?

    • Also z. B. Veränderungen in der Familie [bestimmt dreht sich in nächster Zeit im Familienalltag alles um deinen Bruder].
    • Wie krank ist er denn nun eigentlich? Muss man ihn wie ein rohes Ei behandeln oder wie bisher? [Wie bisher] Kann er damit noch alt werden? [Ja]
    • Ist Diabetes ansteckend? [Nein]
    • Ist das vererblich? [Bei Typ-1-Diabetes selten. Meine Eltern, Geschwister und Kinder haben keinen Diabetes].
    • Welche Chancen hat er im Leben und im Beruf? [Alles möglich wie bisher, außer Pilot und Lokführer].
    • Muss er z. B. in der Schule und später im Beruf seinen Diabetes verstecken? [Eigentlich nicht, aber es gibt damit unterschiedlichste positive und negative Erfahrungen. Das kann von einer positiven Persönlichkeitsentwicklung bis zum Mobbing in der Schule gehen].
    • Lässt man deinen Bruder selbstverantwortlich seinen Diabetes managen, wobei man ihm vielleicht auch mal Fehler zugesteht, oder redet man ihm als Familie ständig besserwisserisch rein?
  • GrafDracula, nur weil Du als Instrumentallehrer (welche Instrumente?) gute Erfahrung mit Jugendlichen bezüglich Verantwortungsbewusstsein gemacht hast, heisst das nicht dass das, was ich geschrieben habe, ein Widerspruch ist.


    Kinder, die von sich aus musisch interessiert sind, sind nicht mit anderen Gleichaltrigen gleich zu setzen, vor allem nicht, wenn dieser Wunsch nicht ein von Eltern erzwungener ist (Ich hab Dich zum Klavierunterricht angemeldet!).


    Hinzu kommt, das sie sich Dir als Lehrer gegenüber immer anders verhalten werden, als sie es tun, wenn sie nicht bei Dir sind. Heutige Jugendliche/Kinder leben viele Leben paralell. Ihr Verhalten Dir gegenüber ist ein ganz anderes als bei ihren Kumpels oder bei ihren Eltern, oder ihr wirkliches Ich, wenn sie allein sind.


    Ich beschäftige mich sehr viel mit Jugendlichen Diabetikern und Deine Aussage trifft vielleicht auf 10-15% der Jugendlichen zu. Bitte beschäftige Dich mal mit den anderen 85%, bevor Du derartige Behauptungen anstellst. Ich kenne den jungen Mann ja nicht, vielleicht gehört er zu denen Jugendlichen, auf die Deine Beschreibung passt, ich habe jedenfalls völlig andere Erfahrungen und das fast täglich.


    Und was Deine Schulungen angeht. Du bist Erwachsen und (Musik-) Pädagoge. Du betrachtest das aus Deinem Blickwinkel und Du warst in einer guten Klinik hier in Stuttgart, wo Diabtologen und Schwestern mit Erwachsenen umgehen.


    Wieviele Jugendliche waren denn in Deinem Kurs? Wieviel hast Du in der Klinik gesehen? Ich war letztes Jahr in der Diabetesabteilung des Stuttgarter Klinikums, damals noch im Bürgerhospital, jetzt sind sie ja in Bad Cannstatt im Neubau. Ich habe dort 0 gesehen. Auf der Diabetesstation von Dr. Ploner im Diakonieklinikum gab es einen ganzen Jüngeren, der aber auch schon die 20 überschritten hat.


    Und? Um 21 Uhr hat er sich angezogen und hat sich mit Kumpels vorm Klinikum getroffen. Die Position hat er ihen per Smartphone geschickt. Kam nach knapp 5 Stunden wieder, leicht angetrunekn, weil er noch in Lubu in irgendeinem Club war.


    Ich habe niemanden gesehen, der sich "intensiv" mit Jugendlichen befasst. Ich kene aber sehr, sehr viele Berichte von Jugendlichen, die da ein ganz anderes Bild zeichen. Das was Du dir vorstellst ist das Idealbild und nur selten vorhanden, auch wenn es natürlich wünschenswert wäre. Ich haben schon diverse Jugendliche dazu überredet, nicht aus der Klinik abzuhauen, Du kennst anscheinend nicht mal einen.


    Mein erstes BZ Mesgerät war ein AC Mobile. Zum Mittagessen kam eine der Diabetologinnen vorbei, um zu sehen, wie ich die KHs schätze, messe und spritze. Da der Messklotz einem beim Blutauftragen ein wenig die Sicht versperrt, hab ich ein wenig mit der Fingerkuppe das Messfeld berührt und sie hat mir das Ding aus der Hand gerissen und laut und mit erhobener Stimme erklärt, das man sowas nicht macht.


    Rate mal, wo ich ihr das Ding gern hingeworfen hätte - genau - an den Kopf. Und ich bin 58. Jetzt stell Dir mal einen 14-Jährigen vor. Der wäre 20 Minuten später nicht mehr im Haus zu finden gewesen, jedenfalls die meisten. Das sind Deine Fachkräfte, die sich so toll auf die Probleme Jugendlicher einstellen können. Natürlich habe ich trotzdem viel aus der Schulung gelernt, auch wenn einiges Müll war, aber ich bin auch erwachsen.


    Ausserdem solltest Du mal hier im Forum lesen. Da findest viele Informationen über Deine einfühlsamen Fachkräfte und das hier sind in der Mehrheit vernünftige Erwachsene und keine Teens.


    Sicher ist ein Buch im Haushalt gut, vor allem für den, der kocht. Ich meinte das mit der App natürlich in Hinblick auf den Jungen.

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  • Ähmm, meint Ihr nicht, dass es etwas zuviel des Guten ist? Willkommen heißen und Unterstützung anbieten, wären bei einem neuen Forenmitglied , welches zudem noch sehr jung ist und als Bruder oder Schwester des Betroffenen in Erscheinung tritt, vielleicht angebracht. Die einleitende Therapie beginnt im KH, mit dem nötigen Handwerkszeug und ganz sicher wird eine Empfehlung ausgesprochen, eine Schwerpunktpraxis aufzusuchen. Das arme Kind wird ja förmlich erschlagen. :huh:

  • Danke schlüti, genau das meinte ich mit meinen ersten Beitrag. ;)


    DerWurstkuchen


    Ich sehe da keinen Widerspruch. ;)


    Eigentlich wollte ich genau das damit sagen, das es eben nicht strikt nach irgendwelchen Schulungen laufen sollte, nach Ernährungsplänen, etc. Damit erzeugt man ungewollte Gegenreaktionen. Oder etwas poetischer ausgedrückt - man muss ihm helfen, fliegen zu lernen und nicht von Bodenhaftung reden und ihm die Bremsklötze reinhauen. Der Rest kommt von ganz allein.


    Ja, es macht nichts aus, wenn sie das "Zeugs" verticken, wenn sie entsprechend spritzen. Ich glaube nur nicht, das es das ist, was hier mit "veranwortungsbewusster Jugendlicher" gemeint war.

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    3 Mal editiert, zuletzt von Cassiopeija ()

  • GrafDracula, nur weil Du als Instrumentallehrer (welche Instrumente?) gute Erfahrung mit Jugendlichen bezüglich Verantwortungsbewusstsein gemacht hast, heisst das nicht dass das, was ich geschrieben habe, ein Widerspruch ist.


    Hallo Cassiopeija,


    da in diesem Thread um Hilfestellung gehen soll und keine Diskussion verzeih mir wenn ich nicht auf alles eingehe. Nur so viel, ich habe Geige und Bratsche unterrichtet, das aber nur nebenher da ich eigentlich Orchestermusiker bin (naja, war). Wenn Du glaubst dass man da nur musisch interessierte als Schüler bekommt hast Du eine sehr idealisierte Vorstellung von diesem Beruf :rolleyes: . Wirklich motiviert sind vielleicht 10 Prozent, und bei den restlichen 90 % fängt die pädagogische Arbeit an.


    Ich habe aber natürlich mit dem Unterrichten irgendwann angefangen und Erfahrung gesammelt wie man am ehesten mit Jugendlichen (und Kindern) umgehen sollte und vor allem wie es nicht funktioniert (man lernt halt vor allem durch seine Fehler).


    Wichtig ist, Kinder und Jugendliche sind genauso intelligent wie Erwachsene, ihnen fehlt es nur an Erfahrung (was nicht immer schlecht sein muss). Die Erfolgschancen etwas zu vermitteln steigen dramatisch an wenn der Jugendliche (oder Erwachsene :whistling: ) merkt dass er ernst genommen wird. Das bedeutet natürlich auch dass die Autorität auf Können und Wissen beruhen muss, dementsprechend gut muss der Berater dann auch sein.


    Die Eltern (und Geschwister) sollten zwar mit Rat und Tat zur Seite stehen können (und deshalb auch gut Bescheid wissen) aber klar ist, dass er es eigenverantwortlich schaffen muss. Diese Eigenverantwortlichkeit muss man ihm auch zugestehen und - so schwer es sein mag - nicht dauernd reinreden. Natürlich ist das elend kompliziert, zumal es hier um sehr viel mehr geht als nur darum irgendwelches Wissen aufzunehmen.


    Deshalb finde ich es auch nicht richtig Jugendlichen von vornherein das Verantwortungsbewusstsein abzusprechen, denn genau das führt dann zur entsprechenden Abwehrreaktion.


    Es ist sicher nicht einfach den geeigneten Diabetologen / Berater zu finden (wie sind denn die Erfahrungen im Krankenhaus?) aber es ist auch nicht unmöglich. Und man kann sich hier im Forum viele Tips holen worauf bei der Wahl zu achten ist.


    Das ist natürlich alles sehr theoretisch, denn wir kennen Kyhrens Bruder nicht.

  • [Blockierte Grafik: http://www.smilies.4-user.de/include/Schilder/welcome.gif]Herzlich willkommen, Kyhren hier im Forum!


    Du bist mit Deinem Bruder erst seit Freitag im Krankenhaus, das sind gerade mal zwei Tage(!) und es muss sich erstmal alles beruhigen und auf Euch wirken.


    Das Krankenhaus ist jetzt gottseidank die erste wichtige Station für Euch, alles andere findet sich und wenn Du spezielle Fragen hast, kannst Du uns hier ja löchern.....


    Liebe Grüße Annette

    Den Sinn des Lebens zu suchen ist legitim, doch sollte man damit nicht zu viel Zeit verbrauchen,
    sonst zieht das Leben an einem vorbei :urlaub

  • Und dann gibt es auch noch (wer hätte das vermutet) eine Mutter von dem kleinen Bruder, wenn ich richtig gelesen habe. Die wird, unabhängig von der Schwester, wohl schon rotieren, was das Thema Diabetes betrifft.


    :whistling:

    "Was mich nicht umbringt, macht mich stärker." (Nietzsche)

  • @Graf dracula


    Ich wollte Dir eine entsprechende Antwort geben, weil Du Unterstellungen machst, von denen ich nichts gesagt habe, z.B. bezüglich Intelligenz. Aber das, was ich mit jugendlichen Typ 1er erlebe, ist von Deinen vernunftgesteuerten Jugendlichen weit entfernt.


    Wir kennen also unterschiedliche Jugendliche mit Typ 1, da bringt eine Diskussion recht wenig, ausserdem wollte ich hier auch keine.

    Unser Leben ist das, wozu unser Denken es macht.(Marcus Aurelius)
    Nicht den Tod sollte man fürchten, sondern daß man nie beginnen wird, zu leben.(Marcus Aurelius)

  • danke für eure Zahlreichen Antworten, mein Bruder interessiert sich sehr für das richtige Spritzen, die Einheiten das berechnen und so weiter, er fragt viel und rechnet schon um, obwohl die Schulung erst am Dienstag anfängt. Die Station ist nicht speziell auf Diabetes ausgerichtet aber Diät und Ernährungsberater gibt es dort, sie Kommen extra. Mein Bruder hat kein Facebook oder interessiert sich für sowas. Bei uns ist es noch etwas anderes. Das liegt auch das er trotz 14, wegen einer Entwicklungsstörung manchmal erst 8 oder 9 ist vom sozialen her, aber er ist ganz normal in der 8ten Klasse. Am liebsten mag er Bücher und Mädchen interessieren ihn auch nicht , er ist praktisch Feuer uns Flamme um alles wichtige zu seiner Krankheit zu lernen :)