Erfahrungen mit Teilnahme an Studien?

  • Hallo zusammen,


    bin im Internet über eine Homepage gestolpert, die gegen eine Aufwands Entschädigung Studien mit DM Patienten durchführen. Hat einer von Euch so etwas schon mal gemacht oder kennt jemanden der teilgenommen hat? Wisst ihr wie so etwas abläuft, was man tun muss und ob so etwas überhaupt seriös ist?


    Grüße, Scarlett

  • Ich habe nur kurz mit jemand unterhalten die zweimal an einer Studie teilgenohmen hat. Man kriegte zwei Infusionen: Glukose und Insulin. (Clamp-Studie)
    War wohl ziemlich zeitaufwändig weil es erstmal Stunden dauerte bis der eigentliche Versuch losgehen konnte. (Der BZ musste konstant sein und je nach Person dauert das halt) Dann noch mehr Stunden rumliegen in denen man nichts machen durfte. Eigenes Libre durfte man dran behalten aber ansonsten bekam man keine der gemessen Daten zu Gesicht, was ich irgendwie blöd finde.


    Was ist es denn für eine Seite? An einer Uni-Klinik oder so ist das denke seriös. Hinterm Bahnhof verteile Wunderpillen eher nicht.

  • Es gibt eine große Uni-Studie als Beobachtungsstudie. Da ist viel Messen dran.


    Und dann gibt es natürlich noch andere Studien, wo die Wirkung irgendwelcher Medis oder so getestet werden.


    Ist also ein breites Spektrum ...

  • Ich vermute, dass es sich dabei um Medi-Tests handelt. Ist keine Uni, sondern eine private "Einrichtung", die sich anscheinend auf solche Studien bei DM 1 und 2 spezialisiert hat.

  • Ich nehme im November an meiner ersten teil.
    8h nüchtern bleiben und nur im Bett liegen. Das zwei mal.
    Gibt unterschiedliche Firmen/Unis, die welche machen. Manche sind für Medikamente, manche für Testgerät/pen/Pumpen usw.

  • Hallo,


    wenn es sich bei den Studien um Medikamententests handelt, dann gibt es ein paar Grundsätzlichkeiten.
    Kein Pharmaunternehmen darf die Wirksamkeit der eigenen Medikamente selbst nachweisen.
    Den Nachweis der Wirksamkeit muss ein unabhängiges Unternehmen durch Test-Studien aufzeigen. Für Insulinprodukte sind einzig die "Clamp-Studien" zulässig.


    Da es sich bei den Studien um neue Produkte handelt, gibt es immer auch ein Risiko für gefährliche Nebenwirkungen.
    Das Risiko für gefährliche Nebenwirkungen erkennt man an der Aufwandsentschädigung. Je höher die Entschädigung, desto höher das Risiko.


    Im Weiteren ist es so, dass man vor der Teilnahme über die (Medikamenten)Studie informiert wird (viel lesen). Danach wird man gesundheitlich durchgecheckt.
    Bitte beachten, dass bei diesem "Check" auch explizit auf Drogenkonsum getestet wird.
    Abschließend wird ein Studienvertrag abgeschlossen, ein amtlicher Lichtbildausweis ist dafür zwingend erforderlich, also nicht vergessen das Teil.


    Ob man zur Studie zugelassen wird entscheidet der Gesundheitszustand (Blut u. Urin usw.), sollte man gesund sein, dann werden die persönlichen Vertragsunterlagen zum Ethikrat nach Freiburg geschickt.
    Der Ethikrat entscheidet in letzter Instanz, ob man an der Studie teilnehmen darf.


    Ich kenne z.B. das Unternehmen "Profil" aus Neuss, welches für die Pharmaindustrie arbeitet, daher habe ich auch die oben aufgeführten Informationen zu den Medikamentenstudien.


    Mit Gruß

  • Ich habe mich vor 3-4 Jahren mal im Neusser Institut beraten lassen. Die hatten damals eine Anzeige im Diabetesjournal.
    Mir persönlich war es zu heikel. Reines Bauchgefühl.
    Sicher locken die recht hohen Entschädigungen, die sie dort zahlen. Aber es werden eben neue Medikamente getestet, Nebenwirkungen ungewiss und nicht ausgeschlossen.


    Sie haben mich gut beraten und aufgeklärt. Es war nichts für mich. Das Risiko war mir persönlich zu hoch.

    Leben heißt nicht, zu warten dass der Sturm vorüberzieht. Man kann lernen, im Regen zu tanzen.

  • Ganz ehrlich, ich kam hauptsächlich ans Überlegen wegen der Aufwandsentschädigung. Könnten wir wegen dem mageren Elterngeld doch brauchen. Aber wie du schreibst, Charlotta, es werden neue Medis mit unbekannten Nebenwirkungen getestet und ob das grade und allgemein so prickelnd ist, weiß ich auch nicht wirklich.. Muss mir das noch ein paar Tage durch den Kopf gehen lassen denke ich.

  • Ich für meinen Teil habe schon mehrfach in Neuss am Profil -Institut an Studien teilgenommen. Befürchtungen bzgl. der Seriosität braucht man sicherlich nicht zu haben.Der ganze Ablauf und die gesamte Betreuung sind absolut professionell. Für mich war eher das Problem, daß man bei den sog. Clamps z.T. für viele Std. ziemlich ruhig im Bett liegen muss und zur Überwachung und Einstellung diverse Zugänge an den Venen angeschlossen bleiben müssen. Ist sicher nicht jedermanns Sache. Die Bezahlung ist je nach Aufwand gut bis sehr gut. Zu der Frage nach irgendwelchen Nebenwirkungen kann ich nichts Negatives berichten. Das Klinikpersonal ist sehr nett; die Räumlichkeiten sind absolut sauber und ordentlich. Die Mahlzeiten, sofern welche bei der Studie vorgesehen sind, sind halt nichts besonderes, wie im Krankenhaus eben.
    Wenn man Geld verdienen möchte und etwas für die Forschung an Diabetes-Spezifischen Medikamenten oder Equipment tun möchte, warum nicht!
    Grüße
    Michael

  • Hallo,


    wie schon von "mikewue" geschrieben, die Firma "Profil" ist seriös und handelt nach gesetzlichen Vorgaben.
    Alles was die Firma leistet ist gesetzlich vorgeschrieben, auch die Bezahlung.
    Die Tarife für die Probanden stehen im Gesetzbuch, leider auch die maximale Schadensabsicherung, die ist allerdings jämmerlich.
    Ich möchte keine Empfehlung abgeben, aber wenn finanzieller Bedarf besteht, dann würde ich die Studien-Information NICHT lesen.
    Diese Info gibt z.B. auch Auskunft zum Entwicklungsstatus des Produktes und bei einer "sehr guten" Bezahlung ist das immer ein sehr früher Entwicklungszeitpunkt.
    Ich habe dummerweise die Studieninfo immer gelesen (mehr studiert), danach habe ich immer abgelehnt.
    Die Sudieninformation ist auch vertraulich, darf nicht kopiert werden und darf den (Lese-)Raum auch nicht verlassen, sodass man sich kaum beraten kann.


    Ich habe immer gekniffen, ich habe scheinbar auch als einziger die Info verschlungen wie einen Roman.
    Die alten Hasen haben diese Infos nur kurz durchgeblättert und abgezeichnet, dass sie gelesen haben und informiert wurden.


    Viel Erfolg

  • Das Leid (oder den Notstand) der Leute kann man eben ausnutzen.


    Ein Freund war mal in einer finanziellen Notlage und hat sich auf eine sehr gut bezahlte Studie im ganz frühen Stadium eingelassen.
    Die Studie endete desaströs und er war 6 Monate arbeitsuntauglich. Wenigstens gab es kein Problem mit seinem Arbeitgeber (der heute zu Abbott gehört), denn sein Arbeitgeber selbst führte die Studie durch. (Er selbst arbeitete in einem ganz anderen Unternehmensbereich.)
    Für mich kam das ganze gleich nach Niere verkaufen.

    Die meisten Dinge gehen nicht durch Gebrauch kaputt, sondern durch putzen.
    (Erich Kästner)

  • Ich nehme zurzeit an einer Studie teil, allerdings nicht wegen Diabetes sondern wegen Psoriasis. Bei mir führt die Studie die MHH durch. Die Ärzte wechseln dort klinikbedingt alle halbe Jahre, damit leider auch die Gründlichkeit, teilweise auch die Verständlichkeit. Ich bin im letzten Jahr der Studie. Das Medikament spritze ich mittlerweile nur noch alle 3 Monate. Nebenwirkungen hielten sich in Grenzen, aber wenn man in Bezug auf Psoriasis vieles durch hat, dann probiert man auch solches. Die Studienassistentinnen sind sehr nett. Als Aufwandsentschädigung erhalte ich nur die Fahrtkosten. Eine Spritze kostet allerdings auch schon gute 3000 bis 4000 Euro. Das Medikament ist mittlerweile zugelassen. Vorher bekam ich auch einen ganzen "Roman" zum durchlesen. Dies ist schon teilweise erschreckend, ich fragte allerdings noch einige Sachen bei den Ärzten nach und dann war es okay für mich.

    Menschen lügen aus vielerlei Gründen, aber niemals ohne Grund.

  • Hallo,
    kann mir irgendwie nicht vorstellen, das sich das Finanziell lohnt. Das trägt doch gerade die kosten die ich haben würde, oder?
    Gruß
    Udo

    Hallo,



    die Frage: Lohnt sich das? - muss jeder für sich selbst beantworten.
    Aber vielleicht mal eine Übersicht, wie sich eine Studienteilnahme gestaltet.
    In meinem Fundus habe ich ein Studienangebot gefunden, im Anhang sind die Daten
    zu sehen. Das Geschwärzte ist privat oder läßt Rückschlüsse auf Beteiligte zu, deshalb
    entfernt. Es ging bei der Studie um ein Konkurrenzprodukt zum Lantus.
    Für diese Studie wurden damals knapp 4000 Taler bezahlt.
    Es ist so, dass diese Summe schon fast das Maximum darstellt, denn es gibt klare
    Gesetzesvorlagen, die eine Obergrenze für die Bezahlung bzw. Aufwandsentschädigung
    festlegt. Diese Studie war der erste gezielte Kontakt des Wirkstoffs mit dem Menschen,
    deshalb auch die Höhe der Entschädigung.
    Man wird vor der Studie auf den Entwicklungsstand des Wirkstoffs hingewiesen, diese
    Information hatte bei dieser Studie einen ungefähren Umfang von 120 DIN A4 Seiten (Erinnerung).
    Und es ist leider wichtig, dass ein Wirkstoff vor der Markteinführung erforscht werden muss, dafür
    braucht man Menschen, die bereit dazu sind.
    Aber ich finde es jämmerlich, wie schlecht das Risiko versichert ist. Der Gesetzgeber
    hat eine Höchst-Entschädigungsumme festgesetzt für einen möglichen Schaden bei einer
    solchen Medikamentenstudie. Diese kleine Summe muss alle betroffenen Probanden entschädigen,
    darüber hinaus gibt es nichts mehr von den Verantwortlichen, außer sie tun das freiwillig.
    Diese Versicherungssumme hat mich abgeschreckt, die hat aber der Gesetzgeber begrenzt.



    Mit Gruß

  • StillerNichtTeilnehmer :)
    Wenn etwas schief geht und man landet nach der Studie im Krankenhaus, zahlt dann die normale Krankenkasse? Stelle mir das kompliziert vor wenn sich erst nach Jahren Komplikationen zeigen die sich dann nicht mehr eindeutig der Studie zuordnen lassen..



    Hier gibt es auch Studien: https://www.diabetesinformatio…tuelle-studien/index.html
    Diese hier klingt interessant und harmlos:
    https://www.diabetesinformatio…iabetes-studie/index.html - genaue Untersuchungen zu Beginn und nach 5 und 10 Jahren. Bei innerhalb der letzten 12 Monate diagnostiziertem Diabetes. Bei mir leider zu spät nun und zu weit weg.

  • StillerNichtTeilnehmer :)
    Wenn etwas schief geht und man landet nach der Studie im Krankenhaus, zahlt dann die normale Krankenkasse? Stelle mir das kompliziert vor wenn sich erst nach Jahren Komplikationen zeigen die sich dann nicht mehr eindeutig der Studie zuordnen lassen..



    ...


    Hallo,


    zahlt bei einer Schädigung die Krankenkasse?
    Ehrlich gesagt, das weiß ich nicht, aber keine Kasse zahlt, wenn es einen Verursacher gibt.
    Man nehme einen Unfall auf dem Weg zur Arbeit, dann zahlt die Berufsgenossenschaft des Arbeitgebers, wenn man in einem Beschäftigungsverhältnis steht.
    Bei einem Autounfall zahlt auch der Verursacher, meist über seine KfZ-Haftpflicht.
    Aus meiner Sicht wird bei einer Schädigung der Initiator der Studie verantwortlich sein.
    Nur bei einer Medikamentenstudie ist die Haftungssumme sehr begrenzt, warum auch immer.
    Ich habe beim Lesen der Studieninfo die Haftungssumme durch die Anzahl der Probanden geteilt und bin auf eine Summe um 100.000 Euro gekommen (Erinnerung).
    Faktum ist aber, dass beim ersten Vorfall die Sache wohl gestoppt wird, sodass wahrscheinlich mehr Schadensersatz den Betroffenen zur Verfügung bleiben könnte.
    Aber ich möchte keinen Nachweis führen müssen, wenn erst nach Jahren Probleme auftauchen. Aber ist dann das Medikament nicht vielleicht schon auf dem Markt und ist dann der „Fehler“ nicht mehr in der Medikation?


    Mit Gruß