Fernreise nach Osten mit dem Fahrrad und Typ 1 möglich?

  • Liebe Leute,


    seit einigen Jahren habe ich schon den Traum mein Fahrrad zu schnappen und zusammen mit meiner Freundin einfach nach Osten aufzubrechen. Die grobe Route würde uns an der Donau entlang in den Balkan führen, über die Türkei nach Georgien und Azerbaijan, dann über das Kaspische Meer nach Kasachstan und Kirgistan. Von da aus nach Russland und mit der Transsibirischen Eisenbahn zurück. Das sind ca. 15.000km ... ein Jahr werden wir uns wohl Zeit nehmen.


    Allerdings denke ich mir auch schon seit einigen Jahren, dass das mit Typ1-Diabetes eigentlich nicht möglich ist und habe bisher die Planungen der Reise immer wieder verschoben, um nicht - wenn ich wirklich anfange mich konkret damit auseinanderzusetzen - bestätigt zu bekommen, dass es nicht gehen wird. In den letzten Wochen ist mir allerdings klar geworden, dass es jetzt an der Zeit ist, einen Versuch zu starten, sonst wird das Projekt wohl immer ein Traum bleiben.


    Wie ihr in meinem Profil sehen könnt, verwende ich die Accu-Chek Combo-Pumpe und ein FreeStyle-Libre. Seit ein paar Wochen probiere ich jetzt das FIASP-Insulin aus, vorher habe ich NovoRapid verwendet. Die Reise ist auch nicht meine erste große Reise mit T1D. Ich war schon einige Wochen in Nepal, in der Türkei und auf diversen Wanderwegen in den Alpen unterwegs. Allerdings nie so lange wie ich bei diesem Projekt unterwegs wäre.


    Konkret sehe ich folgende(s) Problem(e):


    - ich kann nicht alles, was ich für ein Jahr brauche auf dem Fahrrad mitnehmen. Allein die Katheter für die Pumpe würden sicher alle Fahrradtaschen füllen ;) Was tun? Ich könnte natürlich versuchen Pakete zu Stationen auf dem Weg zu schicken und mich damit immer wieder versorgen. Ist aber rechtlich wohl schwierig, außerdem müsste ich mich dann darauf verlassen, dass die Pakete auch wirklich ankommen und am Zielort auf mich warten ...


    - Insulin für ein Jahr in Durchstechflaschen mitnehmen wäre glaube ich machbar. Könnte aber auch schwierig werden. Wenn es friert oder über längere Zeit zu heiß wird, die Wirkung zu stark nachlässt, stehe ich in Zentral-Asien und brauche neues Insulin. Hat jemand einen Tipp? Kann man z.B. NovoRapid (unter anderem Namen) auch in Zentral Asien kaufen?


    - wegen der Pumpe mache ich mir eigentlich keine großen Sorgen. Ich würde eine Leihpumpe beantragen. Wenn der Fall eintreten würde, dass tatsächlich beide Pumpen kaputt gehen, würde ich Pen/Spritzen mitnehmen und dann wohl die Reise ab- bzw. unterbrechen ...


    - Hat jemand Erfahrungen, wie man das mit der Krankenkasse regelt? Wie sehen Langzeit-Auslandskrankenversicherungen so etwas?



    Hat jemand von euch Ideen oder schon Erfahrungen bei ähnlichen Reisen gemacht?


    Sollte sich herausstellen, dass die Reise mit Diabetes KEIN Ding der Unmöglichkeit ist und ihr das interessant findet, würde ich dieses Thema hier nutzen, um hin und wieder über meine (diabetes-spezifischen) Vorbereitungen zu berichten ...

  • Also ich find's interessant und sehr mutig, mit dem Rad losfahren zu wollen. Wir haben ähnliches kürzlich per Segelboot gemacht, was aber organisatorisch einfacher war (genug Stauraum und Kühlschrank). Insofern kann ich leider nur sehr begrenzt schlaue Tipps geben.
    Eine private Auslandskrankenversicherung für ein Jahr zu bekommen war kein Problem. Die sind dann nur für neu aufgetretene Krankheiten zuständig, so dass die Police ohne Gesundheitsfragen für überschaubares Geld zu bekommen war. Allerdings wird eine Beschaffung von DM-Zeug unterwegs darüber dann auch nicht gehen, da muss man vorab vorsorgen.
    Ich habe mir die Rezepte für den Jahresbedarf DM über Hausärztin und Diabetologen verteilt auf zwei Quartale geben lassen, alles beschafft und mitgenommen. Du könntest Dir ja von privat deinen Bedarf regelmäßig nachschicken lassen, so dass es erstmal darum ginge, sichere Stationen mit Postempfang zu finden. Um Zollprobleme zu vermeiden, hilft eventuell ein beigelegtes mehrsprachiges Attest vom Arzt, dass der Inhalt des Pakets zum Eigenbedarf gehört. Aber da spekuliere ich.
    Bei Seglern gibt es über Vereine (Kreuzer-Abteilung des DSV oder Transocean) auch Auslandsadressen, an die man sich wenden kann, wenn man unterwegs Hilfe braucht. Eventuell gibt es ja für Fernradreisen auch Vereine oder Erfahrungsnetzwerke?


    Ich bin gespannt, wie das weitergeht!


    Viel Erfolg, Hubi

    "Sing this corrosion to me!"

    (Stoßseufzer eines unbekannten Seglers)

  • Hallo Quecky,


    benutze doch mal die Suchfunktion im Forum. Es gibt hier einige altgediente Clubmitglieder, die extrem lange, ungewöhnliche und exotische Reisen gemacht haben. Eine Memberin macht zum Beispiel gerade mit ihrem Mann eine Weltumseglung (falls sie noch unterwegs sind). Es gibt eine Menge alter Threats zum Thema. ;)


    LG, Philbert.

    -Please stand by-

  • Hallo Quecky,


    Mit autarker Diabetes-Therapie, Pen und konventionelle BZ-Messung, ist es sicher kein Problem, diese Radtour zu unternehmen. Da gibt es ja auch genügend Erfahrungsberichte anderer Diabetiker. Mit Pumpe müsste es auch zu machen sein. Das ist aber wesentlich mühsamer und auch gefährlicher. Mit dem Libre kann ich es mir nicht vorstellen. Ich weiß zwar nicht, wie ernst das mit den knappen Verfallsdaten der Sensoren ist, aber mit Sicherheit sollte man das vorher austesten und nicht erst in Swanetien oder auf dem Pamir Highway.


    Das Nachsenden-lassen von Diabetes-Bedarf in eines der Zielländer kannst du vergessen. Da haben selbst große Firmen Schwierigkeiten und der Zoll läuft meist über die Hauptstadt. Bedenke wie weit diese Hauptstädte oft von deiner Route entfernt sind. Auch auf Standorte von zB. Novo im Zielland würde ich nicht unbedingt zählen. Auch diese könnten weit von deiner Route entfernt sein.


    Trotzdem sehe ich keine Probleme bei der Insulinversorgung im Falle eines Insulinverlusts. Bei der Wahl deiner Reiseroute gehe ich davon aus, dass du dich auf Russisch verständigen kannst. Es gibt auch in deinen Reiseländern genug Typ1er. Diese werden mit Pen/Einmalspritze und normalen BZ-Geräten behandelt. An diese Dinge kannst du in jedem größeren städtischen Zentrum rankommen. Dies sollte aber nur im Notfall notwendig sein. Auf Basis einer autarken Diabetes-Therapie beträgt deines Diabetes-Equipments für ein Jahr, gut gepackt, nicht mehr als zwei Liter. Damit kannst du es mit deinen Wertsachen leicht in einem kleinen Tages-Rucksack verstauen und immer mitnehmen, wenn du mal dein Rad samt Gepäck irgendwo unbeaufsichtigt stehen lassen musst. Das kommt öfter vor, als man glaubt. Die Räder kann man irgendwo anketten, die Gepäckstaschen bleiben ungeschützt.


    Insulin braucht zum Glück keine Kühlung, auch nicht in den heißen Ebenen östlich des Kaspischen Meeres und auch nicht für den Zeitraum von einem Jahr. Ein geringer Wirkungsverlust kann sich einstellen, den kannst du aber leicht mit Dosiserhöhung ausgleichen. Ich würde darauf achten, dass das Insulin nicht einfriert. Wenn das aber trotzdem einmal passiert, ist das auch kein Grund, die Nerven wegzuschmeißen. Meist bleibt das Insulin nach dem Auftauen ohne Wirkungsverlust wirksam. Meist heißt allerdings nicht immer. Im äußersten Notfall müsstest du dann Insulin nachkaufen - auch keine Tragödie. Versorgungsschwierigkeiten würde ich nur nördlich des Aral-Sees sehen (da ist sowieso die Frage, ob es über Urgentsch und dann das Fergana-Tal nicht viel attraktiver ist) und auf dem gesamten Pamir Highway, falls dieser eingeplant ist.


    Wenn ich länger unterwegs war (mein Maximum liegt aber bei 8 Monaten), habe ich es immer so gedeichselt, dass ich bei meiner KK in Österreich weiter versichert war. Somit habe ich keine Auslands-Krankenversicherung benötigt. Allerdings verlangt Russland eine solche von Touristen. Da aber Kreditkarten mit Versicherungsschutz einiges an Krankenversicherung beinhalten, hat es für Russland immer ausgereicht, die Versicherung der Kreditkarte anzurufen und die haben dann immer kostenfrei die notwendige Versicherungsgarantie für die Botschaft geschrieben. Genau genommen deckt diese Versicherung die chronische Erkrankung Diabetes nicht ab, aber das muss man ja den Leuten von der Botschaft nicht unter die Nase reiben. Im Falle des Falles müsstest du also eine Diabetes-Behandlung aus der eigenen Tasche bezahlen, oder dann mit der heimischen KK abrechnen, falls du diese noch hast. Ich bin jetzt nicht sicher, ob Russland nicht noch eine Versicherung verlangt hat und wofür die gut war. Sie hat ca. 1 Euro pro Tag gekostet.


    LG Geri

  • Zitat

    Mit dem Libre kann ich es mir nicht vorstellen. Ich weiß zwar nicht, wie ernst das mit den knappen Verfallsdaten der Sensoren ist, aber mit Sicherheit sollte man das vorher austesten und nicht erst in Swanetien oder auf dem Pamir Highway.



    Ich habe das ausprobiert. Die Sensoren lassen sich auch nach Ablauf des Verfallsdatums problemlos starten. Allerdings habe ich festgestellt, dass die letzten ca. 4 Tage der Laufzeit die Messwerte langsam aber sicher immer unzuverlässiger wurden. Am Ende hatte ich dann einen Offset von ca. 40-60 mg/dl, und zwar zu hoch. Das kann im Zweifelsfall beim Radfahren gefährlich werden. Noch relevanter finde ich jedoch, dass die Sensoren zusammen mit ihrer Setzhilfe eine Menge Packvolumen brauchen. Das sind für ein Jahr ja immerhin 26 Stück.


    Lg Hubi

    "Sing this corrosion to me!"

    (Stoßseufzer eines unbekannten Seglers)

  • Liebe Leute,


    seit Ende des Jahres (2019) bin ich jetzt wieder in Deutschland. Gemeinsam mit meiner Freundin war ich sieben Monate mit dem Rad unterwegs. Wir sind von Deutschland nach Kirgistan gefahren, haben uns Pässe auf Schotterstraßen hochgequält, wurden eingeladen, haben die traumhaften Städte der alten Seidenstraße besichtigt und knapp 100 Nächte wild gezeltet. Ein Reisebericht ist hier aber natürlich an der falschen Stelle und für die allermeisten ist sicher das Diabetes-und-Reise-Thema interessanter. Wie war es also, 7500km mit Diabetes auf dem Rad?


    Naja, was soll ich sagen: alles gut! Man macht sich ja vorher schon so seine Gedanken, die ihr hier ja auch lesen konntet: Geht das alles gut? Was passiert, wenn das Insulin geklaut wird? Schaffe ich es, dass nichts zu heiß oder zu kalt wird? Kann ich den Grenzbeamten, die kein Wort Englisch sprechen, begreiflich machen, was ich da alles für „Drogen“ in meinen Taschen habe?

    Nichts von meinen Sorgen hat sich während der Reise als begründet herausgestellt, alles war gut, ich hatte glaube ich einfach kein Pech.


    Trotzdem ist so eine Reise mit Diabetes eine Herausforderung. Wie ihr schon geschrieben habt, ist man natürlich mit einer „schlanken“ Therapieform, also Pens und blutiger Messung viel leichter, mit viel weniger Volumen und auch viel weniger pannenanfällig unterwegs. Das habe ich mir aber einfach nicht zugetraut. Und so musste ich eben schleppen. Klar war es viel Zeug und auch schwer, aber wir waren während der Reise ja weder auf Kilometerrekorde aus noch waren wir auf der Flucht.


    Die Werte im Griff zu behalten war natürlich auch keine leichte Aufgabe, aber nach einiger Zeit hatte ich den Dreh so einigermaßen raus. Für kleine Snacks brauchte ich keinen Bolus abzugeben und die Basalrate lief den ganzen Tag (beim Radfahren) auf 30%. Ich habe allerdings auch einige Snickers gegessen, Limos getrunken und Gummibärchen gemampft. Die gibt es übrigens überall. Wer sich also Sorgen um seine Hypo-Snacks macht: lasst es sein ;) Wenigstens Cola gibt’s auch im letzten Kaff in den Bergen Kirgistans – nicht dass sich hier jemand angegriffen fühlt: Kirgistan ist traumhaft schön, die Landschaft und die Menschen, nur die Auswahl an Hypo-Snacks in den kleinen Dörfern ist eher beschränkt ;)


    Ich kann hier gar nicht alles in Worte fassen, was wir auf der Reise so erlebt haben, wer möchte kann sich gerne per PN melden und ich schicke euch den Link zu unserem Reiseblog für mehr Infos. Hier habe ich jetzt noch versucht zusammen zu fassen, wie ich es mit meinem ganzen Diabetskram so gemacht habe. Ich hoffe es sind ein paar nützliche Tips für euch dabei.


    Was hatte ich also dabei?


    Natürlich: Insulin


    Ich verwende seit einiger Zeit in meiner Pumpe das FIASP-Insulin. Hier hatte ich immer wieder in verschiedenen Threads gelesen, dass FIASP insbesondere unter zu hoher oder zu niedriger Temperatur leiden würde. Das Hauptproblem war natürlich, dass ich für sehr lange Zeit keinen Kühlschrank zur Hand haben würde.

    Meine Lösung war: eine Thermoskanne. Ich habe die Durchstechampullen (sind sehr platzeffizient) in Luftpolsterfolie gewickelt und dann in eine Thermoskanne gesteckt. Bei sorgfältiger Packung hat so mein Insulinbedarf für ca. 10 Monate in eine 600ml Flasche gepasst. Während der Reise habe ich darauf geachtet, dass die Thermoskanne mit dem Insulin immer möglichst tief in einer der Radtaschen gesteckt hat. Wenn es besonders heiß oder kalt war, habe ich außerdem meine Daunenjacke als Isolationsschicht um die Flasche gewickelt und beides zusammen in die Fahrradtasche gesteckt. Eine besondere Herausforderung waren noch die Nächte in großer Höhe. Hier musste ich damit rechnen, dass die Temperaturen unter den Gefrierpunkt fallen würden. Ich habe dann immer darauf geachtet, dass die Thermosflasche gut in die Daunenjacke eingewickelt war und im Zelt nahe an meinem Kopf lag. In ganz besonders kalten Nächten habe ich die Thermoskanne zusammen mit der Daunenjacke auch ins Fußende meines Schlafsacks gestopft, um ganz sicher zu gehen, dass das Insulin nicht einfriert. Das ist aber auf der ganzen Tour insgesamt nur ein paar Mal vorgekommen.


    Katheter


    Ich verwende seit gefühlt immer die Medtronic QucikSet Katheter (Teflon). Das Hauptproblem hier war – wie auch bei den FSL-Sensoren – dass ich die Katheter als Verbrauchsmaterial immer nur quartalsweise geliefert bekomme. Daher habe ich bei meiner Krankenkasse angerufen und gefragt, ob es wegen der Reise möglich wäre, dass sie mir vorab den Bedarf für das halbe Jahr zusenden (letztlich kommt es ja aufs Gleiche raus – dachte ich wenigstens). Von der KK kam dann relativ schnell ein klares: „auf gar keinen Fall!“ zurück. Begründung war, dass ich ja Sechs-Monats-Lieferung noch abgreifen könnte und dann theoretisch zu einer anderen KK wechseln könnte, so würde dann die KK auf den Kosten sitzen bleiben. Also Ergebnis: maximal gibt es eben den Quartalsbedarf. Nichts zu machen. Hier wurde also langfristige Planung wichtig. Ich musste einen Vorrat anhäufen. Hier kam mir mein Praxis-Team zu Hilfe. Mit besonderer Begründung ist es möglich statt 3x10 Katheter pro Quartal 4x10 Katheter zu bekommen – z.B. wenn man als Patient*in viel Sport macht und daher die Katheter öfter wechseln muss. Gleichzeitig verbrauche ich im Monat auch weniger als 10 Katheter – ich weiß, man sollte sie spätestens alle drei Tage wechseln, aber manchmal laufen sie so gut, dass ich sie auch 4 oder 5 Tage verwende. So hat sich dann über die Zeit ein beachtlicher Vorrat aufgebaut. Hinzu kam dann noch, dass ich Anfang April aufgebrochen bin. Es hatte also gerade das 2. Quartal begonnen und ich konnte für die Reise noch einmal 4 neue Packungen mitnehmen.

    Ganz pragmatisch sind die QuickSet Katheter übrigens auch praktisch: Zwei von den Packungen passen längs perfekt in eine Ortlieb Fahrradtasche ;)


    Ersatzpumpe


    Hier durfte ich von dem neuerdings „verbesserten“ Leihpumpenservice von Roche profitieren. Ich verwende die Akku-Chek Combo Pumpe und hatte das Glück, dass meine alte Pumpe (war so ca. 2 Jahre alt) kurz vor der Reise einen Schaden an einem der Knöpfe hatte. Ich hab sie dann eingeschickt und im Rahmen der Garantie anstandslos eine neue bekommen. Nichts desto Trotz brauchte ich natürlich für den Fall eines Falles aber eine Leihpumpe. Früher hätte ich die von Roche kostenlos für den Reisezeitraum bekommen, jetzt musste ich – da ich außerhalb der EU unterwegs war – knapp 500€ dafür berappen. Wie ich finde eine totale Sauerei, aber was soll man machen ...


    FSL-Sensoren


    Da ich meine Hypos schlecht wahrnehme und noch dazu scheinbar zufällig schwankende Werte in der Nacht habe – mal perfekte gerade Linie, mal mehrere Hypos pro Nacht, mal Werte um 300 – war klar, dass so eine Reise (für mich!) ohne CGM nicht machbar ist. Gerade durch den Wechsel von sportlicher Belastung, Ruhephasen, Klimaschwankungen, einer bunten Mischung an Essen war es so oder so schon eine ganz schöne Herausforderung die Werte einigermaßen in Schach zu halten ;)

    Wie gesagt hatte ich bei den FSL-Sensoren ein ähnliches Problem, wie bei den Kathetern. Habe auch hier bei Abbott angerufen. Das Ergebnis war allerdings erfreulicher. Nach Rücksprache mit meiner Krankenkasse war es hier (warum auch immer) überhaupt kein Problem eine Quartalslieferung vorzuziehen. Mehr war aber nicht machbar. Ich habe dann hin und her gerechnet und noch versucht einen Puffer einzuplanen. Hier wissen ja denk ich mal alle, dass die FSL-Sensoren nicht alle immer 100%ig die vollen 14 Tage durchhalten ;)

    So musste ich leider noch einmal in die private Tasche greifen und mir selbst ein paar Sensoren zusätzlich kaufen, um genug Sicherheit zu haben.

    Ähnlich wie das Insulin können die Sensoren ihre Funktion verlieren, wenn sie zu heiß oder zu kalt werden. Wegen des Volumens war es mit den FSL-Sensoren natürlich nicht möglich eine Thermoskanne mitzuschleppen, das hätte ganz schön bescheuert ausgesehen. Ich hab mir also in ner Online-Apotheke eine Kühltasche für Medikamente besorgt (leicht und einigermaßen kompakt). Die FSL-Sensoren hab ich aus ihrer Verpackung geholt und je ein Pärchen aus Aplikator und Sensor zusammen mit den Alkoholtüchern in einen Zipbeutel gesteckt. So nehmen sie deutlich weniger Platz weg. Alle Sensoren haben so in die Kühltasche gepasst.

    Im Verlauf der Reise habe ich allerdings trotzdem festgestellt, dass die Sensoren immer ungenauer wurden. Bei mir sind die FSL-Sensoren nie wirklich genau, aber Abweichungen von mindestens 60 waren am Ende der Reise ganz normal – also konnte ich letztlich nur noch einen groben Trend ablesen ...

    Für den Fall, dass mein FSL-Lesegerät kaputt gehen würde, habe ich mir aus eigener Tasche noch ein zweites besorgt. Ich habe leider kein NFC fähiges Handy – sonst hätte ich die Handy-App als Backup genutzt.


    +++ Fortsetzung s. unten +++

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  • Messgerät


    Für den Fall der Fälle, dass alle Sensoren aufgebraucht wären oder etwas anderes passiert wäre, hatte ich noch ein Notfall-Messgerät dabei. Standard-Ding von Roche mit einer vollgestopften Dose Messstreifen. Ich hatte keine Lust da noch mehr Gewicht mitzuschleppen und habe das Messgerät letztlich auch nicht so wahnsinnig oft verwendet.


    Pens & Nadeln


    Auch hier ein großer Dank an mein Praxis-Team. In meinem Vorbereitungsgespräch zur Reise bekam ich von der dort angestellten Diabetes-Beraterin insgesamt 5 Lantus und 5 FIASP-Fertigpens geschenkt, die sie als Muster (oder als Werbegeschenke) in der Praxis bekommen hatten. Die Nadeln gabs dann ohne Probleme auf Rezept dazu. Falls also mit den beiden Pumpen oder den Kathetern oder dem Insulin irgendwas grob schief laufen sollte, hatte ich immer noch diese Backup-Möglichkeit. Die Pens habe ich ganz tief in der Kühltasche gelagert und nicht ganz so intensiv geschützt wie mein Hauptinsulin. Wenn es aber wirklich kalt war, habe ich sie auch mit in den Schlafsack genommen.


    Auslandskrankenversicherung


    Wir haben beide eine Auslandskrankenversicherung abgeschlossen. Ich will hier keine Werbung machen, deswegen ohne Namen. War alles kein Problem. Pro Tag hat sie (inkl. Russland aber exkl. USA) ca. 90ct. Gekostet.

    Versorgung meines Diabetes war natürlich in den Konditionen ausgeschlossen (wie alle chronischen Krankheiten). Für uns war hauptsächlich wichtig, dass sie einen Rücktransport bei schwerer Krankheit bezahlen würden und dass dann auch die andere Person, die nicht krank ist, mit nach Hause fliegen könnte.


    Unsere Krankenversicherung in Deutschland haben wir gekündigt, weil wir uns komplett abgemeldet hatten, muss jede*r für sich wissen, für uns war es das einfachste und natürlich auch die günstigere Lösung.


    Attest


    Von meinem Praxis-Team hatte ich eine Bescheinigung dabei, die mir erlaubt mein Insulin, die Pumpe, die Nadeln etc mit mir zu führen. Ich denke mal das ist so ein Standardschreiben. War auf Deutsch und Englisch. Ich habe sie mir dann noch auf Russisch übersetzt. Wurde nie gebraucht.




    Gibt es noch was, was ihr wissen wollt bzw. was hier fehlt? Schreibt gerne eure Fragen, eigenen Erfahrungen oder Anregungen :)

  • Mit Gürtel und Hosenträgern... Mir stellt sich spontan die Frage, wieviel das ganze Gedöns gewogen hat. Allein der Plastikmüll von den Libres... ||

    Also das Gewicht ist gar nicht mal das Problem, so ne Packung Katheter (ohne die Gebrauchsanweisung) wiegt ziemlich wenig. Den Plastikmüll hab ich nicht mit mir herum gefahren. Alle Sachen, die mit Nadeln zu tun haben, hab ich immer versucht in Flaschen zu stopfen und dann erst wegzuwerfen, hat aber natürlich nicht immer geklappt ... Müll mitschleppen war dann schon wegen des Gewichts eher keine Option ;)

    Einmal editiert, zuletzt von Quecky ()

  • Wow....finde ich mutig und freue mich über das gelungene Beispiel von Selbständigkeit trotz DM! :king:

    Ich war mal ein Jahr mit dem Segelboot unterwegs und habe eine ähnliche "Mixstrategie" gehabt. Einiges bekommt man über Hamstern und Rezepte zusammen und manches muss man auch dann selber finanzieren. Das finde ich bei solchen außergewöhnlichen Unternehmungen auch fair. Meine mitgeschleppten FSL Sensoren haben ziemlich gut durchgehalten und ich hatte sie immer für die heiklen Passagen eingeplant, wo ich volle Einsatzfähigkeit sicherstellen musste. Blöder waren die AC Testkassetten, bei denen ich am Ende Streß mit dem MHD hatte (die funktionieren dann nämlich nicht mehr).


    Aber alles auf ein Fahrrad kriegen erscheint mir doch eine Herausforderung. Hast Du ein Foto vom bepackten Bike?

    Noch eine Frage: gab es mal Panikmomente wegen entgleister BZ-Werte? Hattet Ihr ein Hypokit dabei?


    LG Hubi

    "Sing this corrosion to me!"

    (Stoßseufzer eines unbekannten Seglers)

  • Quecky

    sollten es die MODS erlauben wäre ich dankbar über deinen link zum Reiseblog. Mich würde ebenfalls interessieren wie dein Rad ausgesehen hat und wo du den ganzen Krempel unter gebracht hast. Ebenso, wieviel Platz Dir für die "normalen" Sachen noch geblieben ist. Ich hatte vor 20 Jahren eine 2 Wochen Alpenpässe Überquerung mit einem Straßen MTB gemacht und war mit dem ICT Kram schon ziemlich am Anschlag bzgl Gepäck.


    Und bzgl Gürtel und Hosenträger. In Kirgistan könnte ich mir vorstellen, dass es ganz praktisch ist wenn der Hosenträger dabei ist, sollte der Gürtel reißen.

    Closed Loop Open Mind