Berechnung Restinsulin

  • Also das Restinsulin ist mir nicht wirklich so wichtig wie es hier wohl den Anschein hat, ich möchte einfach verstehen wie die Dinge so funktionieren.


    Ich habe also gelernt, dass die meisten Zucklerle diesem Wert keine große Bedeutung bemessen, werde ich dann auch so tun ;-).


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  • Also das Restinsulin ist mir nicht wirklich so wichtig wie es hier wohl den Anschein hat, ich möchte einfach verstehen wie die Dinge so funktionieren.


    Ich habe also gelernt, dass die meisten Zucklerle diesem Wert keine große Bedeutung bemessen, werde ich dann auch so tun ;-).

    Ist auch in der momentanen Phase Deines Diabetes vernünftig so !


    Die Basalrate und Bolusfaktoren werden sich in den nächsten Monaten und auch Jahren noch so
    einige Male verändern.
    Der Bolusrechner ist erst dann von richtigem Nutzen, wenn Du von einer stabilen Einstellung
    ausgehen kannst. Meiner Meinung nach zumindest !

  • Und da liegt ein Denkfehler, du vergißt die dritte Option: Du mißt (oder auch nicht), auf jeden Fall ißt Du zu dem Zeitpunkt dann doch nichts. Das ist ja sogar der Normalfall, daß man nicht ständig ißt.


    Dass jemand nicht nur misst, sondern auch den Bolusrechner startet, dort 2,2 KE Kohlenhydrate einträgt, sich das Ergebnis der Rechnerei anschaut, dem Vorschlag folgend auch noch spritzt und dann aber nichts isst hälst du für den Normalfall???


    Ungläubige Grüße vom Arbyter

    Das Leben ist zu kurz für ein langes Gesicht!


  • Kann auch ein Gemisch aus Essens und Korrektur-Bolus gewesen sein, das spielt aber IMHO keine Rolle. Entscheidend ist, der damals gespritzte Bolus wurde wohlüberlegt gespritzt und man sollte den Rest davon nicht "zweckentfremden" wie du es richtig nennst.


    Und es ist dieser Rechner hier https://play.google.com/store/…xsoftware.boluswizard.pro




    Dass jemand nicht nur misst, sondern auch den Bolusrechner startet, dort 2,2 KE Kohlenhydrate einträgt, sich das Ergebnis der Rechnerei anschaut, dem Vorschlag folgend auch noch spritzt und dann aber nichts isst hälst du für den Normalfall???


    Ungläubige Grüße vom Arbyter


    Nein. Der Normalfall dürfte sein, daß man so kurze Zeit nach einer Mahlzeit nicht schon wieder ißt. Und genau das: esse ich oder esse ich nicht, darf keine Rolle spielen, wie ich mit dem Restinsulin umgehe:


    Wenn ich einen BZ messe und noch Restinsulin habe, das ist mal der Startpunkt.


    Die Vertreter der "Vorsicht ist besser, ich ziehe das noch aktive Insulin von dem für die neuen BE errechneten Bolus ab"-Methode gehen davon aus, zur Sicherheit müsse man lieber davon ausgehen, daß das noch aktive Insulin "zuviel" (zumindestens in Teilen) im Körper ist und wenn man jetzt normal, ohne Abzug für die neuen BE spritzt, dann ist insgesamt zuviel Insulin im Körper und die Hypo kann kommen.


    Das heißt aber: Wenn ich jetzt doch nichts esse (und auch nichts für das nicht gegessene spritze natürlich), dann ist das Restinsulin ja immer noch da. Nach obier Vorsicht-Logik könnte das ja aber "zuviel" sein. Demnach müßte man zur Vorsicht jetzt sofort ein paar Notfall-BE hinterherschieben.


    Oder in Zahlen:


    RestIE 3


    neue BE 5 (bei Faktor 1:1)
    Essens-IE 5


    Ich sage: Die 3 IE sind schon iO, die kümmern mich jetzt nicht, dafür hab ich vorher schon gegessen. Für die neuen 5 BE nehm ich neu 5 IE.



    Die Vorsichtigen sagen jetzt: naja, aber dann hab ich ja jetzt 5+3IE im Blut (und esse 5BE), vielleicht hauen mich die 3
    "alten" IE
    in die Hypo. Also spritzen sie nicht 5 sondern 5-3 = 2IE.


    Dabei wird aber übersehen: Wenn die 5IE für die 5BE grundsätzlich richtig gerechnet sind (also vor Abzug), dann sind auch zb bei kleinerem Essen 3IE für nur 3BE richtig zu dem Zeitpunkt.
    Nach der obigen Logik: naja, aber dann hab ich ja jetzt 3+3IE im Blut (und esse 3BE), vielleicht hauen mich die 3 "alten" IE in die Hypo. Also nur, äh 0IE spritzen.


    Und wenn ich jetzt nichts esse: 0IE für 0BE.
    nach obiger Logik: naja, aber dann hab ich ja jetzt 0+3IE im Blut (und esse 0BE), vielleicht hauen mich die 3 in die Hypo.


    Aber kaum einer wird doch in dieser Situation sagen: oh, na dann esse ich jetzt lieber mal 3BE, damit mich die 3IE nicht in die Hypo hauen. Oder?

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  • Deshalb geht zb der Rechner vom Insulinx oder eben die App da oben davon aus:


    In den ersten 2 Stunden nach Essen wird erstmal gar nicht korrigiert. Da weiß keiner, was gerade mal schneller wirkt, IE oder BE. Und das Restinsulin wird nicht mit neuem BE-Bolus-Insulin verrechnet.


    Danach kommt der Rechner regelmäßig dahin, daß das Restinsulin mehr ist als für die Korrektur des aktuell gemessenen BZ nötig wäre. Also ignorieren. Und nicht auf das neue BE-Bolus-Insulin verrechnen.


    Gegen Ende der Wirkzeit kann es mal vorkommen, daß man doch mehr gegessen hat und es kommt sowas raus wie: Korrektur nötig 2IE. Restinsulin 0,5IE. Macht 1,5IE noch nötig. Das muß man dann aber auch kritisch angucken: wenn ich zb eine größere Menge gespritzt habe, dann weiß ich ja, daß die länger wirkt, also gehe ich dann davon aus, daß da mehr als nur 0,5IE noch aktiv sind und ich verwerfe den 1,5IE-Vorschlag.


    auch hier wieder: Am BE-Bolus-Insulin wird nicht gedreht.

  • Ich vermute mal dass die Berechnung sehr kompliziert ist und eine einfache Formel dafür nicht ausreicht?

    Das Problem ist weniger die Formel.


    Zum Beispiel diese Formel aus einem close-Loop Sourcecode, die natürlich nur eine Näherung ist:
    ( von hier: https://github.com/LoopKit/Loo…ialInsulinModel.swift#L58 )


    prozentual noch übrige Insulinwirkung = 1 - S * (1 - a) *
    ((pow(time, 2) / (τ * actionDuration * (1 - a)) - time / τ - 1) * exp(-time / τ) + 1)



    Das ist ja nun nichts wildes.
    Falls es auf den ersten Blick vielleicht kompliziert aussieht: Wenn man für die Buchstaben die jeweiligen Zahlen einsetzt, könnte man es ganz easy in den Taschenrechner eintippen.
    Leider ist das nur die halbe Wahrheit: die Formel zur Flächenberechnung eines Rechtecks ist auch einfach, wenn man die Seitenlängen aber nicht kennt dann ist es unmöglich


    Das Problem ist halt dass Insulin bei jedem Menschen unterschiedlich wirkt. Der eine braucht einen Ess-Spritz-Abstand von 90min bis überhaupt mal was passiert, der andere wäre bei dieser Wartezeit schon dreimal umgefallen.
    Bei einem wirkt das Insulin zunächst stark und dann kaum noch, bei anderen ist die Wirkkurve 'flacher.' Selbst wenn es also eine Formel gibt die all diese indiviuellen Parameter berücksichtigt, müsste man erst diese Parameter ersteinmal bestimmen können.


    Wie die nach dieser Formel berechnete Restinsulinwirkung je nach indivduellen Parametern aussieht, hat jemand hier schön aufgezeichnet:
    https://github.com/LoopKit/Loo…88#issuecomment-317938473



    Eine andere Berechnungsmethode ist diese hier:
    https://github.com/LoopKit/Loo…lshInsulinModel.swift#L19
    erklärt hier: https://github.com/kenstack/gl…ob/master/basicmathv1.PDF


    Offtopic Philosophie:
    Man sollte ein Gefühl für die Wirkkurven seines Insulins haben. Nicht nur zu Bolusberechnung, auch wenn man zB Sport machen will ist es relevant wie viel Insulin aktiv ist und wie stark es gerade wirkt. Oder wenn man unterzuckert macht es auch einen Unterschied ob kein Bolus mehr aktiv ist oder man voll im Wirkmaximum steckt. Aber ich glaube es gibt hunderte Gründe warum man nicht immer alles berechnen kann. Es lässt sich nicht so einfach auf eine Formel runterbrechen. Wenn das ginge würde jeder einen Bolusrechner benutzen und hätte nur super Werte. Meiner Meinung nach wird man niemals in der Lage sein mathematisch zu berechnen wie viel man spritzen oder essen soll, oder wie man den Bolus aufteilt oder ähnliches. Man sollte natürlich nicht blind raten; ich stelle mir eher einen Schachspieler vor der einfach sieht was eine guter oder schlechter Zug ist, ohne dass er alle millionen Kombinationen im Kopf durchgegangen ist.
    Ähnlich beim BZ: Indem man versucht zu berechnen, beobachtet, aufschreibt usw erlangt man vielleicht eine Intuition dass man "weiss" was zu tun ist.

  • Was ich in dieser Diskussion total vermisse:
    Hier ist zwar von noch wirksamem Rest-Insulin die Rede, jedoch nicht von der noch in der Verdauung befindlichen Nahrung.
    (Beispiel: Wenn das Essen um 18:00 eiweißreich ausfällt, dann steigt der BZ ab 21:00 merklich an, weil das Insulin langsam nachlässt und das Eiweiß noch verstoffwechselt wird.)


    Daher schließe ich mich Pelzlöffel in sofern an, dass man dafür aufgrund seiner gemachten Erfahrungen/Aufzeichnungen ein "Gefühl für die Wirkkurven" entwickeln muss.
    Damit liegt man nicht falscher als mit irgendwelchen Formeln oder Algorithmen, da der Körper sich eh nicht dran hält. Oder eben zufällig doch.


    Ich habe damals in meiner Schulung gelernt, dass man während eines noch wirksamen Bolus auffällige Messwerte nicht korrigieren soll. Das halte ich immer noch für weitestgehend richtig. (Ausnahme: Bei einer Hypo nehme ich natürlich Traubenzucker.)

    Basal: Lantus (5 IE/d), Bolus: Normal-Insulin (0,5-1,3 IE/(gKH + gEW/2)/10), Pre-Workout: Humalog (1-2 IE), Hypo-Helfer: Dextro, KH-Menge pro Tag: 30-50g, Diaversary: 19.11.

    Glukosewerte werden vorwärts gelebt und rückwärts verstanden.