Hyposymptome im Verlauf der Diabeteszeit

  • Da es mir jetzt gerade wieder so ergeht, haben sich bei euch die Hyposymptome im Lauf der Diabeteszeit mehr oder weniger stark verändert? In letzter Zeit sind bei mir die langsamen Hypos ( zuhause ohne körperliche Betätigung) extrem unangenehm geworden. Die klassischen Symptome sind extrem nach unten verlagert, die kommen quasi erst wenn die Hypo schon durch die Pumpe vermeldet wurde, und ich schon Gegenmaßnahmen getroffen habe. So ab 3,5 mmol macht die Pumpe Alarm. Aber der Bereich vorher, so ab 4mmol abwärts ist für mich kaum zu ertragen. Ich fühle mich da richtig unwohl und krank, hundeelend . Teilweise mit extremer Übelkeit. Die verschwindet wenn dann die klassischen Hyposymptome einsetzen. Meist läuft es so ab: Ich merke es stimmt etwas nicht, ich bin müde, mir ist unwohl, mir wird schlecht. SG Wert ist um die 4mmol, Tendenz fallend. ich zwinge mich gegen die Übelkeit Cola/ TZ usw zu mir zu nehmen, danach verschwindet die Übelkeit und die normalen Hyposymptome setzen ein.


    Im normalen Tagesablauf ist das aber nicht so. Wenn ich auf Arbeit meine Glucose-Tankfüllung leerfahre, komme ich gleich im kritischen Bereich in die geliebten normalen Hypo-Anzeichen. Das mit der Übelkeit ist aber noch nicht lange so, vielleicht 2 Monate. Ich würde gern mal wissen was die da zu suchen hat. Ich weiss, Männer sind manchmal Jammerlappen. Aber es fühlt sich an als ob der Schnitter um die Ecke steht und wartet 8|

  • Ich habe gemerkt, dass die Anzahl der unterschiedlichen Symptome bei mir im Laufe der Zeit zugenommen hat. Der normale "kalte Schweiß" & Heißhungergefühl wurde meinem Körper anscheinend "zu langweilig". :) Es wurde vielfältiger. Richtige Schweißausbrüche, verschwommenes Sehen, unkontrolliertes Zucken der Finger/Hände kamen bspw. dazu. Ich habe aber keinen Zusammenhang gefunden, warum / wann / bei welchen Werten welche Symptome auftreten. Allerdings reden wir da schon von richtig niedrigen Werten. Bei "normal-niedrigen" Werten sind es auch eher normale Symptome.
    Ich bin mir aber sicher, dass der Körper über die Zeit andere Symptome ausbildet, v.a. wenn er immer mehr gegen (zu) niedrige Werte abstumpft. Irgendwie muss er sich ja dann anderweitig bemerkbar machen. :)

  • Wenn man lange Diabetes hat und dazu noch recht niedrig unterwegs ist, verschwinden die Hyposymptome fast ganz.... Das ist mal ganz übel! Ich bin daher froh, wenn mein Körper so nett ist, und mich überhaupt etwas merken lässt... Egal wie unangenehm das sein mag! :S
    Man kann sich Symptome dann nur sehr mühsam wieder "antrainieren".. :whistling:


    Caro <>
    Solange Kakao an Bäumen wächst, ist Schokolade für mich Obst!!!


    Fange niemals an aufzuhören und höre niemals auf anzufangen!

  • Am Anfang des Diabetes gehen die insulinproduzierenden Beta-Zellen in der Bauchspeicheldrüse kaputt, so dass immer weniger bzw. gar kein Insulin mehr kommt. Bei einer Hypo funktionieren in den ersten Jahren die Alpha-Zellen aber noch ganz gut und schütten Glucagon aus.


    Nach vielen Diabetesjahren soll es (nur bei manchen Diabetikern?) auch zu einer Zerstörung der Alpha-Zellen kommen. Dann gibt es kein körpereigenes Glucagon mehr. Dann hilft sich der Körper mit Adrenalin und Wachstumshormonen, die auch zu einer Anhebung des Blutzuckers führen.


    Das es dann zu anderen Symptomen kommt, ist eigentlich verständlich. Bestimmt gibt es aber auch noch andere Ursachen für eine Veränderung der Hypo-Symptome.


    Durch die anderen Hormone zur Hypo-Bekämpfung gibt es als Hypo-Folge eventuell auch eine posthypoglykämische Insulinresistenz, die sieben bis acht Stunden anhält und den Zucker auf weit über 200 mg/dl hält, egal wieviel Insulin du dagegen einsetzt. Wenn sich die Hypo-Folgen so verändert haben, dann ändern sich neben den Hypo-Symptomen auch die Ziele für eine gute Diabeteseinstellung von "BZ-Werte möglichst tief halten" zu "Hypos auf jeden Fall vermeiden".


    Bei mir haben sich die Hypo-Symptome nach ca. 10 Diabetesjahren verändert. Danach gab es das klassische Schwitzen und Zittern nur noch selten. Trotzdem merke ich niedrige BZ-Werte immer noch einigermaßen zuverlässig. Z. B. durch unerwartete Müdigkeit. Bei schnell sinkendem BZ auch Sehstörungen.

    Einmal editiert, zuletzt von Cindbar ()

  • Mir wird es immer sehr schlecht wenn ich bei ca. 90 mg/dl bin, wenn ich es merke und dann schnell z.B. eine Prinzenrolle :D esse, dann stabilisiert es sich so bei 100-110. Wenn ich es ignoriere, geht es mir nachher eine Weile gut/ normal, ich merke erst was, wenn ich bei ca. 60 bin. Dann wird es unangenehm. Aber grade diesen Übergang unter 100 spüre ich als Übelkeit. Leider so wie ich im Alltag in Action bin, merke ich es nicht immer, oder reagiere zu spät :arghs:

    „Immer wird sich irgendwo ein Eskimo finden, der den
    Kongolesen erklärt, wie man mit Hitzewellen fertig wird“ [S.J.Lec]

  • ...ähnlich wie Sheldor. Kalter Schweiß und Heißhunger kommen inzwischen deutlich später, wenn überhaupt. Dafür wird mir schwummrig und ich habe irgendwie einen Knick in der Optik. Und die Konzentration läßt nach, das macht sich besonders im Büro bemerkbar....man weiß, dass man was Schlaues sagen wollte, aber, ääh, was doch gleich noch...worum geht's... :rolleyes:



    Früher fand ich es irgendwie alarmierend, inzwischen nervt's einfach nur (was zeigt, dass ich eher auf der "Luxusproblem" Seite bin und das kann wegen mir gern so bleiben).


    Lg Hubi

    "Sing this corrosion to me!"

    (Stoßseufzer eines unbekannten Seglers)

  • es ist bei mir -obwohl ich nur 2er bin- ähnlich:
    - schwitzen, verbunden mit Sehstörungen und zittern bei Werten unter 60


    Zudem bemerke ich, nachdem ich mit dem Libre hohe Werte sehr gut vermeiden kann, das mein BZ-Anstieg
    a) sehr verzögert kommt
    b) und genauso verzögert auf Insulingabe reagiert
    so das ich bisher meist nachspritzte, was natürlich dann -wieder verzögert- mich nach unten rauschen ließ!


    Nachdem ich dies erkannte (war mal nachts bei 40! und bemerkte dies NICHT! Erst morgens beim Auslesen fiel es mir auf -zur Erkl: als Prostatakrebs Erkrankter und Behandelter muss ich nachts 3-4 mal raus und messe dann auch immer - manchmal sehr im Halbschlaf) habe ich mich nun darauf eingestellt, spritze mind. 0,5 Stunden vor Essen Bolus und meinen Basal nur noch morgens um nachts nicht wieder abzurutschen.


    Dachte schon, das ich mein Insulin nicht mehr vertrage, ist aber eben nur verändert, brauche eben eine Zeit bis es verarbeitet ist.


    Bei Hypos genügen meist 4 Stück Traubenzucker um mich wieder auf knapp 100 zu bringen.

    lg
    Harald alias Flüstermann (nomen est omen)

  • Es gibt verschiedene Ursachen für UZ Symptome:
    Einmal die Symptome welche als Nebeneffekt durch die Gegenregulation (Ausschüttung von Adrenalin usw) entstehen: Zittern, schneller Puls, Blässe, Unruhe,...
    Andere Symptome entstehen durch neurologische Ausfälle, also wenn der Körper aufgrund des niedrigen BZ nicht mehr richtig funktioniert: Sehstörungen, Verwirrtheit, Krämpfe, Bewusstlosigkeit,..

  • Da ich Typ3c-ler bin, habe ich auch keinen Gegenspieler (Glucagon) mehr.
    Ich vermute daher, dass die Hypos die ich recht spät merke, auch deshalb so heftig sind.
    Ich fange von einer Sekunde auf die andere stark an zu zittern, bin extrem nervös und fange an zu schwitzen.


    Nachdem ich die Hypo mit den üblichen Verdächtigen abgefangen habe, steigt mein BZ auch zügig wieder an. Mir geht es aber danach noch mindestens zwei Stunden richtig scheiße.
    In den meisten Fällen merke ich die Hypos aber rechtzeitig, da sich die Symptome rechtzeitig melden.
    Auch das engmaschige Testen mit dem Libre ist eine große Hilfe.


    Nachts habe ich zum Glück nur selten eine Hypo und wenn doch, reguliert sich das im Schlaf, die Librekurve zeigt das am nächsten Tag.


    Gesendet von meinem Samsung Galaxy S9+ mit Tapatalk

  • Nach vielen Diabetesjahren soll es (nur bei manchen Diabetikern?) auch zu einer Zerstörung der Alpha-Zellen kommen. Dann gibt es kein körpereigenes Glucagon mehr.


    Teilproblem dabei: die Alphas haben keine eigene Glucose-Sensorik. Die reagieren bei gesunden Beta-Zellen einfach auf den (lokal in den Langerhansschen Inseln sehr hohen) Insulinspiegel. Wenn die Basalinsulinauschuettung stoppt (<5mmol/80mg%), wird viel Glucagon produziert, auf Basalniveau nur konstant wenig.


    Wenn die Betas ganz weg sind, wird das mit dem Glucagon schwieriger, die Alphas reagieren auch auf andere Hormone (Adrenalin) aber die normal permanent hohe lokale Insulinkonzentration gibts nicht mehr. Ich hatte die Vermutung gelesen, dass die Alphazellen aufgrund der fehlenden Signale sich mit der Zeit veraendern und auch ganz aufgeben.
    LG,
    Martin