Basalinsulin vergessen - trotzdem alles i.O. ?

  • Jetzt bin ich ja nun mal nicht mehr gerade der Frischling mit meinem volljährigen Diabetes aber nun ist etwas passiert was ich nicht einschätzen kann und mal Eure Meinung anfrage.


    Normalerweise spritze ich um 21:00 mein Basalinsulin 17IE Lantus. Da sich mein löchriger Kopf nicht immer merkt wann ich was gespritzt habe, habe ich für das Lantus den Esysta-Pen der mir genau sagt was ich wann gespritzt habe.
    Der meinte eben zu mir "vor 48Std 17IE". Also gestern abend Basalinsulin Lantus vergessen. Daran beißt der Hase keine Schnur ab oder so


    Jetzt kommt aber das Kuriose: letzte Nacht war OHNE Basal vollkommen i.O. ebenso wie der heutige Tag. 100% im Zielbereich des Libre. Auch das FIASP habe ich heute nicht höher dosiert sondern eher niedriger da ich viel körperliche Arbeit hatte und ich bei höheren Temperaturen eher vorsichtiger gegenkorrigiere.


    17IE Lantus entsprechen bei mir ca. 340mg/dl auf 24Std welches einer Senkung von 15mg/dl pro Stunde entspricht.
    Sollte es wirklich so sein das ich heute und vor allem in der letzten Nacht 15mg/dl/Std zusätzlich "verbraucht" habe ?

    Man kann ohne Tiere leben aber es lohnt sich nicht (H.Rühmann)

  • Nette Frage


    "Jetzt bin ich ja nun mal nicht mehr gerade der Frischling mit meinem volljährigen Diabetes"

    Man kann ohne Tiere leben aber es lohnt sich nicht (H.Rühmann)

  • Naja, Lantus baut ja einen "Puffer" auf.
    Meist braucht es drei Tage am Anfang, bis sich dieser (Ich nenne es mal Puffer, sich aufgebaut hat) ebenso langsam verschwindet der "Puffer" von einem auf den anderen Tag ganz!!
    Es könnte aber durch aus sein, das Du das vergessene Basalinsulin morgen bemerkst und korriegieren musst!


    Also lieber mal öfter BZ messen!!
    In dem Fall würde ich dem Libre nicht 100% blind vertrauen!!

    Pour en arriver la

  • Keine Ahnung was die offizielle Wirkdauer von Lantus ist, aber ganz schwach wirkt es vielleicht noch weitaus länger. (Soll man bei Lantus nicht immer ein paar Tage warten wenn man die Dosis anpasst, weil es noch so lange nachwirken kann? Es wirkt ja so gleichmäßig weil es irgendwie diesen Kristalldingsbumsmechanismus hat was dann einen Plasmaspiegel im Blut aufbaut.)
    Durch die Nacht hat es wohl noch gereicht und tagsüber reichte der Bolus zusammen mit Bewegung als Basalersatz oder so..

  • Hallo,


    warum auch immer kein Lantus benötigt wurde, ungewöhnlich ist das schon.
    Aber es ist leider so, dass in Studien, sogenannten Clamp-Studien, nachgewiesen wurde, dass gerade Lantus sehr starke Insulin-Wirk-Schwankungen haben kann.
    Im Anhang kann man erkennen, wie die Insulinwirkung des Lantus bei dem Probanden mit der Kennung „231“ an vier unterschiedlichen Tagen schwankt.
    Sicherlich wirkt jedes Ultralangzeitinsulin länger als 24 Stunden, aber die theapeutische Wirkung lässt beim Lantus schon nach 23 Stunden deutlich nach.
    Es ist illusorisch zu glauben, dass Lantus jeden Tag das gleiche Insulinprofil hat.
    Ungewolltermaßen produziert das Lantus in puncto Insulinwirkung gute-Tage und schlechte-Tage.
    Wenn man sich die grüne Kurve, Clamp-2, des Probanden 231 anschaut, wird es wahrscheinlich sein, dass die Insulinwirkung deutlich weiter in den nächsten Tag hineinreicht als an anderen Tagen (Clamp-3, -4). Wenn man sein pesönliches Glukoseprofil ansieht, sollte man immer bedenken, dass die Insulinwirkung eines Lantus-Insulins niemals konstant ist. Deshalb sollte es auch immer „unerklärliche“ Glukosekurven geben.


    Mit Gruß

  • Auch wenn mein Diabetes noch in den Kinderschuhen steckt, konnte ich das gleiche Phänomen schon zwei Mal beobachten: an einem Abend das Basalinsulin nicht gespritzt (auf Dienstreise vergessen), die Nacht und der nächste Tag blieb trotzdem als hätte ich Basal gespritzt. Auch an den folgenden Tagen war kein erhöhter Bedarf zu erkennen. Scheinbar wird doch sowas wie ein Basalinsulin-Depot aufgebaut, was einen schon mal über eine nicht gepritzte Basaldosis hinüberhilft.
    Wie es aber nach zwei hintereinander vergessenen Tagen weitergeht... keine Ahnung, ich hoffe so weit muss es nie kommen.
    Viele Grüße
    K@rline :venti

    Beurteilen Sie mich nicht nach meinen Erfolgen. Beurteilen Sie mich danach wie oft ich hingefallen und wieder aufgestanden bin. (Nelson Mandela)

  • Kein Grund zur Beunruhigung. Lantus ist so schlapp und langsam, das man nichts merkt, wenn es mal vergessen wird. Ist mir auch schon passiert. Keinerlei Auswirkung.

    -Please stand by-

  • Jetzt muss ich mal rudern - hin und her und zurück.


    Der BZ war heute wieder den ganzen Tag im Bereich.
    Es hat sich eben etwas aufgeklärt als ich den Esysta-Pen angeworfen habe.
    Er meinte jeben ich hätte vor 72Std 17IE gespritzt. Folglich hat das Teil das garantierte Spritzen gestern nicht mitbekommen und wohl so wie ich es jetzt sehe auch nicht das von vorgestern. Jetzt werde ich den Pen mal alle paar Stunden kontrollieren was er mir zu sagen hat und wenn das Teil - es ist gerade ein neuer Pen gewesen - nicht das macht was es soll bekommen die es um die Ohren gehauen bis es so weich ist wie ein welkes Salatblatt.
    Muss ich denn immer alles selber entwickeln und konstruieren was 100%ig funktionieren soll - grrrrr.


    Danke jedenfalls für Eure Gedanken.

    Man kann ohne Tiere leben aber es lohnt sich nicht (H.Rühmann)

  • Kristalldingsbumsmechanismus


    :D genau deswegen ist es so...
    Pelzlöffel, hast Du jetzt noch nachspritzen müssen?
    Ich habe auch dieses "lahmarschige" Lantus im Gebrauch und merke es nur durch die am Pen geheftete Insulinuhr ( INSULCHEK), ob ich gespritzt habe oder nicht.
    LG
    Annette

    Den Sinn des Lebens zu suchen ist legitim, doch sollte man damit nicht zu viel Zeit verbrauchen,
    sonst zieht das Leben an einem vorbei :urlaub

  • @ StillerTeilnehmer: Die Grafik ist ziemlich interessant und lässt mich neugieriger werden auf meinen ausstehenden Test mit Levemier, das schon eine Weile bei mir im Kühlschrank wartet. Ich bin mit Lantus jetzt wegen geringer Dosis (& kurzer Wirkdauer) sowie nächtlich niedrigem Blutzucker eh auf zwei Injektionen am Tag gegangen, was mich kau stört und hätte von daher in dieser Hinsicht keinen Nachteil.


    Die Zeitachsen bilden aber alle verschiedene Intervalle ab, oder?

  • @ WRa, das ist echt ein bisschen heftig. Stell Dir vor, Du hättest Dir am gleichen Tag noch ne Dosis verpasst. Da kannst Du nur beten, dass Deine Gegenregulation gut funktioniert und/oder Du davon wach wirst. Erzähl denen mal gehörig was. Das ist ein gefährliches Produkt.

  • @ StillerTeilnehmer: Die Grafik ist ziemlich interessant und lässt mich neugieriger werden auf meinen ausstehenden Test mit Levemier, das schon eine Weile bei mir im Kühlschrank wartet. Ich bin mit Lantus jetzt wegen geringer Dosis (& kurzer Wirkdauer) sowie nächtlich niedrigem Blutzucker eh auf zwei Injektionen am Tag gegangen, was mich kau stört und hätte von daher in dieser Hinsicht keinen Nachteil.


    Die Zeitachsen bilden aber alle verschiedene Intervalle ab, oder?


    Hallo.


    die Zeitachse, X-Achse, bildet immer 24 Stunden ab.
    Subject ist die Kennung für den Probanden.
    Ein Proband wurde unter Laborbedingungen jeweils an vier unterschiedlichen Tagen mit dem gleichen Insulin und gleicher Dosis versorgt.
    Die Ausschläge auf der Y-Achse zeigt die Insulinwirkung, welche aus der intravenösen Glukosezufuhr abgeleitet werden kann.
    Bei den „Clampstudien“ wird der BZ immer auf exakt 100mg/dl unter betreffender Insulinwirkung gehalten, sodass die Glukosezufuhr die Insulinwirkung kennzeichnet.
    Wie man deutlich ableiten kann, hat das Levemir die geringsten Schwankungen von Tag zu Tag – von den drei getesteten Basalinsulinen.
    Und bitte nicht verwirren lassen, die farbigen Flächen dienen nur zur (privaten) Integralberechnung.
    Im Weiteren ist die „Clampstudie“ die einzig anerkannte Methode zum Insulin-Wirk-Nachweis.


    Mit Gruß

  • Wobei das mechanistisch auch gut zu erklären ist - Levemir bindet an das Albumin und damit ist im "verzögerten" Zustand alles im Blut unterwegs. Das ändert sich von Tag zu Tag wenig. Lantus/Toujeo hängt nunmal an den Kristallisationsbedingungen des Injektionsortes. Also dessen lokaler Pufferkapazität und die Kristallbildung ist zudem von der lokalen Konzentration und damit der Dosis abhängig.


    Tresiba kombiniert übrigens beide Verzögerungsmechanismen. Wie man als Kasse bzw. deren Mietmäulern einem solchen Insulin keinen "Zusatznutzen" gegenüber den alten Zink-verzögerten attestieren kann - mir ein absolutes fachliches Rätsel. Dass es bei Typ-2 nix bringt ist klar - aber bei Typ-1 mit niedrigen Tagesdosen und hoher Insulinsensitivität sind Vorteile kaum zu vermeiden.

    --
    Nix Diabetes - das ist lediglich Glucose-Intoleranz.

  • Und genau da liegt dann wohl der Grund warum Tresiba nicht mehr verfügbar ist. Der Markt der Typ 1‘er ist zu klein um damit wirklich Geld zu machen. Wenn es bei Typ2 einen Nutzen hätte, wäre es profitabel genug und wäre noch erhältlich. Kann ich mir vorstellen... Money makes the world go round.

  • Was mir auch immer wieder auffällt: Die Wirkkurven werden oft (immer?) nur für hohe Dosen von mindestens 0.4 IE/kg angegeben. Da würde ich den nächsten Morgen nicht erleben. Denke, den meisten von uns geht es so. Schade, dass es selten (nie?) Studien zu geringeren Dosierungen gibt, die für uns aufschlussreich wären.


    Hat jemand doch solche Informationen, die mir bisher verborgen geblieben sind?


    Irgendjemand ne Idee, warum Megadosierungen studiert werden? Geht's hier mal wieder nur um Typ II?

  • Was mir auch immer wieder auffällt: Die Wirkkurven werden oft (immer?) nur für hohe Dosen von mindestens 0.4 IE/kg angegeben. Da würde ich den nächsten Morgen nicht erleben. Denke, den meisten von uns geht es so. Schade, dass es selten (nie?) Studien zu geringeren Dosierungen gibt, die für uns aufschlussreich wären.


    Hat jemand doch solche Informationen, die mir bisher verborgen geblieben sind?


    Irgendjemand ne Idee, warum Megadosierungen studiert werden? Geht's hier mal wieder nur um Typ II?

    Hallo,


    dass die etwas höheren Insulinkurven in den Studien angewendet werden, ist der Sache geschuldet.
    Es gibt auch Studien mit niedrigerer Dosierung, aber das ist sicherlich eine Ausnahme (siehe Levemir).


    Eine Studie kann die Insulinwirkung nur darlegen, wenn mit Glukose gegengesteuert werden kann.
    Wenn z.B. der BZ steigen würde, wäre die Insulinwirkung nicht ausreichend, was für eine Aussage trifft man damit?
    Die Clampstudien sind die einzig anerkannte Methode zur Klassifizierung der Insulinwirkung, egal wie man das persönlich wertet.
    Und man kann die persönliche Basalwirkung bei sich jederzeit testen, wenn man die Nahrung weglässt, sich dabei hinsetzt und turnusmäßig testet bzw. die Kurve beobachtet.