KV in Schweden

  • Hallo ihr Lieben :)


    Ich werde wahrscheinlich im September für 2 Jahre nach Schweden gehen um dort meinen Master zu machen, jetzt stellt sich natürlich für mich die Frage wie das mit der Krankenversicherung und der Versorgung ausschaut.
    Laut der Seite der Uni reicht es wenn man in seinem Heimatland versichert ist, aber mehr konnte ich dazu nicht finden. War irgendjemand schon mal für längere Zeit in Schweden und kann mir erzählen wie es bei ihm abgelaufen ist? Von anderen europäischen Ländern weiß ich, dass die Möglichkeit besteht dort in die KV zu wechseln, was für mich sich eigentlich recht praktisch anhört, da ich im Januar aus der Familienversicherung falle und mich dann so oder so selbst versichern und einer neuen Kasse umsehen muss.

  • Ich war zwei Jahre in der Schweiz.


    Punkt 1: Du brauchst im Gastland den Nachweis einer Krankenversicherung. Wenn du eine private Krankenversicherung findest (manche Arbeitgeber haben "Gruppentarife"), dann kannst du dich im Gegenzug in DE vorübergehend von der Krankenversicherung gesetzlichen Krankenversicherung freistellen lassen, du bezahlst nur eine kleine "Anwartschaft" um in diese zurückkommen zu dürfen". Diese Anwartschaft ist IMHO zwingend anzuraten.


    Punkt 2: Wenn du in Schweden theoretisch arbeitest, wirst du zwingend in Schweden steuer- und sozialversicherungspflichtig. Damit wärst du "schwedisch" abgesichert - die Skandinavier bezahlen übrigens wenig bis keine SV, haben aber hohe Steuern. Da die SV halt vom Staat und nicht einer Sozialversicherung finanziert wird ... hat übrigens den Vorteil, dass ein steuerlicher Grundfreibetrag auch zwingend ein Sozialversicherungsfreibetrag ist - also bei Kleinverdienern wirds Brutto quasi zum Netto. Und bei Großverdienern gibts halt keine Beitragsbemessungsgrenze.


    Wenn du dort nicht als Arbeitnehmer geführt wirst - frag deine aktuelle Krankenkasse nach einer Auslandskrankenversicherung. Ich war damals über meinen Arbeitgeber in einem Sammeltarif (also keien "Rückstellungen im Alter"...) versichert und das hat im Monat keine 50€ Arbeitnehmeranteil gekostet. Statt 350 für die Gesetzliche. Jung, statistisch gesund kostet quasi nix. 80-90% deines Beitrags zur GKV ist ein Solidaranteil.

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    Nix Diabetes - das ist lediglich Glucose-Intoleranz.

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  • Vielen Dank für deine ausführliche Antwort!
    Ich bin gerade noch familienversichert bei der gesetzlichen, also hab ich zumindest noch für die knappen 6 Monate hier die es etwas überbrücken.
    Nach dieser Anwartschaft werde ich mich auf jeden Fall bei der AOK mal erkundigen. Ich kann mich auch dunkel daran erinnern, dass mir das schonmal angeboten wurde, als ich mein Auslandsjahr in den Staaten gemacht habe, wobei ich da ja wirklich glücklicherweise noch familienversichert war und noch keinen Diabetes hatte (und das somit überflüssig war).


    Arbeiten werde ich dort auf jeden Fall neben dem Studium müssen, also bin ich mal gespannt inwiefern sich da was ändert und wie weit das System anders ist als in Deutschland (sprich 450€ Basis und Versicherungstarife für Studenten).
    Jetzt da ich schonmal ein bisschen mehr weiß, kann ich am Montag zumindest mit etwas Vorwissen mal in der Geschäftsstelle der aok aufschlagen (die Erfahrungsgemäß nämlich von gar nichts Ahnung haben :whistling: ).


    Danke nochmal :)

  • Das System dort ist grundlegend anders. AOK ist für die Krankenversicherung prinzipiell richtig, ich würd mich in Auswanderer-Foren erkundigen wie Schweden rechtlich funktioniert. Ich weiss "nur", dass bei denen ne Kreditkarte quasi ein Muss ist. Bargeld ist da irgendwie "komisch".

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  • Was das deutsche Sozialversicherungsrecht angeht - ja.

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  • Kein Problem


    War gerade im Urlaub in Schweden, tolle Menschen tolles Land.!


    Darf ich fragen Wo du studierst und was?

    :thumbsup: genieße das Leben und sei etwas verrückt

  • International Affairs an der Linnaeus Universität in Växjö :)


    Ich war noch nie in Schweden, aber das Programm hört sich gut an und ich würde schon sehr gerne hingehen, auch wegen der tollen Betreuung dort.
    Mal schauen ob es klappt, denn ich nehme den Platz nur an, wenn ich ein Zimmer gefunden habe, weil auf ein paar Monate zelten habe ich wiederum auch keine Lust.

  • Växjö. Sehr schöne Stadt.


    Ich drücke dir die Daumen :)


    Machst du noch einen Grundkurs in Schwedisch?

    :thumbsup: genieße das Leben und sei etwas verrückt

  • Ich habe ein paar Fotos angeschaut, und es schaut auch wirklich schön dort aus (man will auch schließlich wissen, wo man die nächsten Monate verbringt :D). Wohnung ab Oktober hab ich heute nachmittag auch gefunden, also steht nicht mehr viel im Wege :laub


    Ich habe einen Grundkurs in Dänisch gemacht, also kann ich da ein bisschen von ziehen, zum Glück sind die Sprachen doch recht ähnlich. So mache ich gerade einen Onlline Kurs von der Uni und werde dann in Schweden einen "richtigen" Kurs besuchen.


    Bei der Krankenkasse konnten sie mir jetzt nicht soviel zum Ablauf was die Versicherungen betrifft sagen, bis auf dass ich doch einen kleinen Vorrat mitnehmen soll. Aber die Damen wollen sich schlau machen und mich in den nächsten Tagen zurückrufen.

  • Und pass rechtlich betrachtet auf, wenn du dort neben dem Studium jobben gehst. Sobald du dich längere Zeit in einem Land aufhälst UND dort arbeitest, unterliegst du dort der vollen Steuerpflicht.


    gerade gefunden: https://www.arbetsformedlingen…09/worksweden-deutsch.pdf


    "Alle EU-Bürger und Staatsbürger der Schweiz haben das Recht, in Schweden eine Tätigkeit aufzunehmen, ohne eine Aufenthaltsgenehmigung bzw. Arbeitserlaubnis beantragen zu müssen. Bei einem Aufenthalt von mehr als drei Monaten müssen Sie sich allerdings bei der Einwanderungsbehörde, dem Migrationsverket, anmelden."


    "Wenn Sie sich ständig in Schweden niederlassen möchten, müssen Sie der örtlichen Steuerbehörde (Skatteverket) einen persönlichen Besuch abstatten. Falls Sie die Absicht haben ein Jahr oder länger in Schweden zu leben, erhalten Sie eine Personennummer (personnummer). Dieser Vorgang wird folkbokföring genannt. Sollten Sie jedoch planen kürzer als ein Jahr in Schweden zu leben, bekommen Sie eine Registrierungsnummer (samordningsnummer)"

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  • Freut mich daß es mit der Wohnung geklappt hat .


    Daß mit der KV wird sich schon regeln.



    Ich wünsche dir schon mal eine super schöne Zeit. Genieße es.


    Vielleicht magst du ja ab und an mal berichten.


    LG Jules

    :thumbsup: genieße das Leben und sei etwas verrückt

  • Der Rückruf der KK hat auch nicht so viel mehr gebracht, aber ich bin relativ zuversichtlich, dass sich das Problem lösen wird, vor allem weil ich bis Januar mir wegen der Versicherung keine großen Gedanken machen muss (zumindest das hab ich rausgefunden).
    Was die Steuer betrifft habe ich von der Uni die Auskunft bekommen, dass sie mir Ende August helfen werden alles zu regeln, sobald ich eben im Land angekommen bin :)


    Ich bin gerade dabei einen Blog aufzusetzen, weil doch mehr Leute mich danach fragen von meinem Leben aus Schweden zu berichten :)

  • Lang lang hats gedauert, aber hier ein kleiner Zwischenbericht von mir :D



    Mittlerweile bin ich glaube ich im schwedischen Gesundheitssystem angekommen und verstehe auch wie es funktioniert. Versichert und Beiträge zahle ich noch an die AOK, die nehmen auch die schwedischen Immatrikulationsbescheinigungen an, somit zahle ich nur den Studententarif.


    In die KV hier kann ich anscheinend nicht wechseln, oder wenn dann nur mit einigem Aufwand, allerdings hatte ich bis jetzt noch keine Probleme irgendwas zu bekommen, weshalb ich die Notwendigkeit im Moment nicht sehe.
    Da ich durch meine voraussichtlich 2 Jahre Aufenthalt hier eine Personennummer bekommen habe und somit als Einwanderer zähle bin ich hier im Gesundheitssystem gelistet und kann die ganzen Vorteile wie telefonische oder online Terminvereinbarung oder papierlose Rezepte nutzen.
    Rezeptgebühr gibt es hier übrigens keine, allerdings eine Praxisgebühr von 150 SEK (also zirka 15€), diese wiederum beinhaltet aber die Fahrtkosten zum Gesundheitszentrum o.ä.
    Interessant ist es wenn man von der Region Briefe bekommt die einen daran erinnern, dass man an Vorsorgeuntersuchungen teilnehmen sollte und damit verbunden gleich ungefragt den Termin für diese zugeschickt bekommt.


    Etwas frustrierend und verwirrend ist es allerdings hier in dieses System hineinzufinden, da es einige Unterschiede zum deutschen gibt, vor allem was die Terminvereinbarung anbelangt, somit warte ich seit mittlerweile Ende September darauf endlich mal einen Termin für die Routinekontrolle zu bekomen. Hoffentlich sehe ich Anfang Februar endlich einen Menschen der Ahunung von Typ 1 hat, denn bis jetzt habe ich keine Ansprechpartner und versuche mich selbst irgendwie durch mein Wertechaos zu wurschteln. Zumindest habe ich es erreicht Ende Dezember mal meine Blutwerte überprüfen zu lassen.


    Ich bin gespannt wie es dann abläuft wenn es dann um Hilfsmittel wie das Libre geht, ob ich das hier auch so einfach wie Insulin bekomme, oder ob ich dann "Probleme" mit der Kostenübernahme von beiden Seiten bekomme.

  • So wieder ein kleiner Zwischenbericht von mir:

    Am Mittwoch war ich wirklich beim Diabetologen, und bin sehr zufrieden. Die "Praxis" ist im Krankenhaus, da man hier Typ 1 nur im Krankenhaus behandelt, und das Gespräch mit dem Arzt war ganz nett, da er mir auch noch ein bisschen was über das System hier in Schweden erzählt hat. Die Jahresuntersuchung läuft genauso ab wie ich es von zuhause kenne, und das nächste mal im Mai oder Juni werde ich zu einer Krankenschwester gehen, der Termin kommt wie gehabt per Post.
    Diese Krankenschwester ist auch meine Ansprechpartnerin an die ich mich wenden kann, wenn ich neue Rezepte brauche oder Fragen/Probleme habe.


    Das Libre habe ich ohne Probleme bekommen, anders als in Deutschland kümmert sich die Praxis drum und man nimmt dann eben das Paket entgegen. Am Mittwoch hatte ich den Termin, heute Mittag (Freitag) konnte ich das Paket bei der Post abholen. Ich hoffe die Sensoren haben keine Ländersperre und ich kann diese mit meinem Lesegerät auslesen.


    Das Einzige was mich dann diese Woche tatsächlich etwas überrascht hat waren die Kosten.
    Der Besuch im KH hat 300kr gekostet , und Tabletten die ich in Deutschland gezahlt bekomme kosten hier nun 890kr im Monat :pfeil:.
    Wegen den Tabletten muss ich mich nochmal umhören, denn ich habe die "ohne" Rezept bekommen, da der Termin zu weit weg lag als dass mir mein Vorrat gereicht hätte (es hat ein Nerven gekostet, bis ich überhaupt jemanden gefunden hatte der mir helfen konnte). Ich hoffe, dass ich die Kosten für die Tabletten irgendwie erstattet bekomme, aber da kümmere ich mich dann am Montag drum.

  • Hallo,

    ich habe mit großem Interesse Deine Berichte gelesen :) - es ist einfach spannend, mitzuerleben, wie das in anderen Ländern gehandhabt wird... vielen Dank dafür... ich wünsche Dir nur das Beste und daß sich weiter alles so gut einspielt...

  • Über ein Jahr später melde ich mich mal wieder in diesem Thread (ich hoffe, dass das in Ordnung ist den wieder auszugraben).

    Mittlerweile hat sich alles eingependelt und ich weiß wie und an wen ich mich wenden muss, wenn ich etwas brauche oder will.

    Einmal im Jahr habe ich einen Termin beim Doc, alle halbe Jahre gibts ein großes Blutbild, und alle 4-5 Monate habe ich einen Termin bei der Krankenschwester.
    Beim letztjährigen Sommertermin habe ich meine Libre Allergie angesprochen, die sich rapide verschlechtert hat. Nach Absprache und einwilligen, dass ich es mit einem Stomapflaster ein letztes Mal versuche (und dies dann an Allergie und Ungenauen Werten scheiterte) bekam ich im Oktober das OK für das Guardian Connect CGM (welches in meiner Region im Leistungskatalog gelistet ist, wenn es mit dem Libre nicht klappt).
    Ziemlich spontan habe ich den Guardian dann auch am gleichen Tag des Routinetermins bekommen, allerdings die ersten 2 Monate mit alten Sensoren aus dem Krankenhaus deren "MHD" abgelaufen war (und ich vermute das der Transmitter auch nicht von mir als erstes verwendet wurde). Dadurch, dass es aber wirklich unbürokratisch ging und die Versorgung seit Dezember für ein Jahr läuft macht es mir nicht wirklich viel aus, und ich bin dankbar endlich ein richtiges CGM zu haben.

    Und dann hab ich lange nichts mehr gehört. Rezepte kann ich online anfordern, und Insulin Dosen passe ich so oder so selbst an, wenn auch in den letzten Monaten eher schlecht als recht. Tatsächlich schreckt mich der unpersönliche Charakter etwas ab um Rat und Hilfe damit zu bitten, zumal man schriftlich genau schildern muss, was denn schief läuft (und die Sprachbarriere ist dann doch etwas groß).
    Letzte Woche hatte ich dann meinen Jahrestermin "beim" Dok, am Telefon wegen Corona. Wir sind Blutwerte durchgegangen (die so oder so spätestens 3 Tage vor Termin im Gesundheitszentrum abgegeben werden müssen), und wir haben die Ergebnisse der Augenhintergrunduntersuchung besprochen (die ich im Frühsommer 2019 hatte...). Man geht hier eben doch alles langsamer an.
    Am Telefon haben wir eine neue Einstellung besprochen, inklusive Umstellung auf Tresiba. Vielleicht sollte ich hier erwähnen, dass der Arzt nur Langzeitwert kannte und nicht einen Tagesverlauf gesehen hat. Ich versuche es positiv zu sehen und sage mir deshalb, dass man mir glaubt und genug Eigenverantwortung zuschiebt.

    Ist die Versorgung hier besser als in Deutschland?
    Nach knapp 1 Jahr wirklich im System sein, würde ich sagen Jein. Alles was Dinge betrifft die regelmäßig gemacht werden müssen sind definitiv einfacher, Termine vereinbaren, Rezepte verschrieben bekommen und abholen, gewisse Hilfsmittel bekommen (Gottseidank kann ich hier nur von Diabetes Zeugs berichten). Routine läuft hier gut, und ich will die Elektronische Patientenakte und Möglichkeit meine Laborwerte und Diagnosen und Arztbriefe online sofort einsehen zu können nicht mehr wirklich missen.
    Die persönliche Betreuung und gefühlte Sorgfalt was Untersuchungen angeht sind meiner Erfahrung nach in Deutschland um Weiten besser. Insgesamt kommt das System in Schweden oftmals nicht gut weg, und wer nicht sehr untypisch schwedisch für sich kämpft und hohe selbstkompetenz in Sachen Recherche und unabhängiges Einlesen mit sich bringt wird hier oftmals zurückgelassen (Und über die Corona Strategie will ich gar nicht anfangen...)