Und noch eins.. Abendanstieg?

  • Moin.


    Ich hatte vor einer Weile bemerkt, dass mal gegen 17 Uhr, mal gegen 18 Uhr, mein Zucker spontan anfängt, von selbst zu steigen, und das nicht mal zu knapp. Doppelt doof natürlich, dass kurz darauf mein Abendessen draufkommt.
    Mein Diabetologe meinte daraufhin, das könnte eine Basallücke sein, ich soll mein Basal mal 2-3h später nehmen.
    Das mach ich jetzt seit nem Monat so, Levelmir 30IE morgens um 8:30, und 24IE abends um 22 Uhr. Gestern, ziemlich exakt 17 Uhr, fängt mein Zucker wieder an, nach oben zu wandern.
    Komplizierter macht dabei, dass es eben nicht jeden Tag passiert, obwohl ich relativ feste Essenszeiten und damit Spritzzeiten habe. Hat jemand eine Idee, woher dieser Anstieg kommen könnte?

  • Hallo,


    ich kenne leider die Problematik, in meinem Fall war es eine Basallücke.
    Allerdings ist das schon sehr lange her und ich habe ein NPH-Insulin verwendet.
    Aber faktisch soll nach dem IQWiG kein modernes Langzeitinsulin gegenüber dem NPH-Insulin einen Mehrwert haben. Auch der Pharmahersteller vergleicht sein Levemir in der Arzneimittelinformation mit einem NPH-Insulin, somit scheint ein Vergleich möglich.
    Und ganz sicher entstand ab 18.00 Uhr bei mir täglich eine sehr deutliche Basallücke.
    Sicher wurde einiges probiert, aber um es kurz zu machen, diese Basallücke wurde dann immer mit dem Abendbolus ausgeglichen. Wenn ich das heute analysiere, dann waren das ungefähre 6–7 Einheiten Normalinsulin, welches die Lücke bis zur Nachtinjektion ausgeglichen hat.
    Und ganz sicher war auch, dass dieses NPH-Insulin Schwankungen hatte, die dramatisch sind bzw. waren.
    Diese Schwankungen waren jeden Tag eine kleine Herausforderung, weil ich eine strenge Diät praktiziert habe, war die einzig mögliche Variable das Langzeitinsulin.
    Wie auch immer, ich möchte keinen Rat geben, ich möchte nur darlegen, dass ich dein Problem kenne bzw. auch hatte.
    Ich trage heute eine Pumpe und habe diese Probleme nicht mehr.
    Leider war es auch so, dass ich mich Jahrzehnte einer Pumpe verweigert habe, solange bis eins meiner Langzeitinsuline aus dem Handel genommen wurde. Erst dann habe ich dem Drängen meines Diabetologen nachgegeben.


    Viel Erfolg


    Im Anhang: Insulinvarianz von Tag zu Tag, nicht jeden Tag wirkt Langzeit-Insulin gleich, sodass es unerklärliche Schwankungen geben kann.

  • Das Hauptproblem für mich ist dabei, das mit dem Bolus auszugleichen.. ich esse erst 1-2h nachdem dieser Anstieg passiert, d.h. ich sitze dann erstmal mit einem erhöhten Wert da, oder müsste 2x Bolus aufeinanderstapeln, was ja alles andere als ideal ist.
    Diese massiven Schwankungen würde natürlich durchaus erklären, warum das "mal so, mal so" ist.

  • Allerdings sollte 9-10h nach der Basalinjektion doch eigentlich keine Lücke entstehen, oder? Levemir sollte 12+ Stunden ja eigentlich "locker" schaffen.

  • Noch eine Idee: Korrelliert der Anstieg zufällig mit dem Eiweißgehalt der vorangegangenen Mahlzeit?

    Basal: Lantus (5 IE/d), Bolus: Normal-Insulin (0,5-1,3 IE/(gKH + gEW/2)/10), Pre-Workout: Humalog (1-2 IE), Hypo-Helfer: Dextro, KH-Menge pro Tag: 30-50g, Diaversary: 19.11.

    Glukosewerte werden vorwärts gelebt und rückwärts verstanden.

  • Ein Basalinsulinmangel kann ja nicht nur dadurch entstehen, dass die letzte Spritze nicht mehr wirkt, sondern auch dadurch, das der Körper zu der Tageszeit mehr Insulin braucht, als in den ersten Stunden der Wirkzeit der letzten Spritze.


    Morgens kennt man das als Dawn-Phänomen. Abends gibt es sowas auch. Ob die Tageszeit bei dir dazu passt, weiß ich nicht. Aber auch ohne dass es einen Namen hat, gibt es ja auch so mal verschieden hohen Insulinbedarf zu unterschiedlichen Tageszeiten.


    Auch wenn das bei dir nicht jeden Tag gleich ist, könnte die Grundursache mit daran liegen.

    Einmal editiert, zuletzt von Cindbar ()

  • Allerdings sollte 9-10h nach der Basalinjektion doch eigentlich keine Lücke entstehen, oder? Levemir sollte 12+ Stunden ja eigentlich "locker" schaffen.


    Hallo,


    sicherlich wird das Levemir, wenn es morgens gespritzt wird, mengenabhänig auch nach 12 Stunden eine Wirkung haben.
    Aber die Profilierung des Insulins gibt die freigesetzte Menge vor und diese freigesetzte Menge muss nicht zum persönlichen Bedarf passen.
    Viele Menschen haben einen höheren Abendbedarf an basalem Insulin, so auch ich. Soweit ich weiß bezeichnet man dies als „Dusk-Phänomen“.
    Und wenn nun die abfallende Wirkung des Basis-Insulins auf einen Mehrbedarf trifft, dann reagiert nun mal der BZ und erschwerend kommt hinzu, dass sich die Bolus-Insulinwirkung verschlechtert.
    An der Programmierung der Pumpe kann ich ablesen, wie deutlich dieser Mehrbedarf bei mir ist. Aber dieser mögliche Mehrbedarf, mogens und abends, soll sich ein Leben lang verändern. In der Jugend sind diese Phänomene – wenn – am stärksten ausgeprägt und sollen im Alter nicht bis kaum noch vorhanden sein.


    Wie auch immer man solch einem möglichen Mehrbedarf insulinieren möchte, die Analoginsuline oder aber das neue Ultrakurzzeit-Insulin sind dafür nur bedingt geeignet. Es gibt scheinbar auch Levemiranwender, die die Basaldosis in drei Teile splitten, aber mit Levemir habe ich keine Erfahrung.
    Sicherlich habe ich auch diesen Dreifach-Split mit dem NPH-Insulin praktiziert, leider nur mit mäßigen Erfolg. Aber vielleicht wäre das eine Möglichkeit.


    Viel Erfolg

  • Aber dieser mögliche Mehrbedarf, mogens und abends, soll sich ein Leben lang verändern. In der Jugend sind diese Phänomene – wenn – am stärksten ausgeprägt und sollen im Alter nicht bis kaum noch vorhanden sein.


    Nun ist die Frage, was "im Alter" bedeutet. Hab da ja nun auch schon die 5 vorne, aber mein BZ scheint diesbezüglich jung, sportlich und dynamisch geblieben zu sein. Ohne einen kräftigen Schuss direkt nach dem Aufstehen, schafft der innerhalb von 2 - 3 Stunden locker einen Anstieg von 80 mg/dl. Und er versucht's jeden Tag auf's neue. Westfälischer Dickschädel halt!


    Liebe Grüße vom Arbyter

    Das Leben ist zu kurz für ein langes Gesicht!

  • Ich bin 40 und hab morgens auch den Anstieg, ohne Bolus geht der auch zwischen 50 und 100 mg/dl hoch.
    Der abends ist mir neu, bzw. ist vor dem CGM eben nicht aufgefallen.. war nur immer am Fluchen, dass mein Zucker nach dem Essen immer noch bei 250 saß. Klar, wenn die letzte Messung gut war und dann 10 Minuten später der Zucker um 80 hochging, ist es kein Wunder, wenn die Dosis nicht reicht.


  • An der Programmierung der Pumpe kann ich ablesen, wie deutlich dieser Mehrbedarf bei mir ist. Aber dieser mögliche Mehrbedarf, mogens und abends, soll sich ein Leben lang verändern. In der Jugend sind diese Phänomene – wenn – am stärksten ausgeprägt und sollen im Alter nicht bis kaum noch vorhanden sein.


    Ups... 8o dann stimmt das wohl auch nicht immer, denn bei mir steht nächstes Jahr eine 7 vorne :D
    Dann habe ich ja noch viele Jahre vor mir, denn der Mehrbedarf am abend ist noch reichlich da :whistling:

    Gruß Hans :hihi:


    Pumpe seit über 39 Jahren und es ist erst die siebte.....

    Und seit 5 Jahren E-Auto Fahrer

  • [Blockierte Grafik: https://www.aktive-diabetiker.at/data-1997-2007/pic/puvo3.jpg]


    Hier ist die circadiane Basalverteilung sehen. Also dem Biorhythmus entsprechend. Da ist gut zu sehen, dass abends nochmal ein Mehrbedarf an Insulin besteht, nicht so stark wie in der Früh. Mit der Pumpe lässt sich das natürlich super managen, bei ICT ist das natürlich nicht ganz so einfach.


    Gruß Katrin

    Wer nichts weiß muss alles glauben. Maria von Ebner- Eschenbach

  • [Blockierte Grafik: https://www.aktive-diabetiker.at/data-1997-2007/pic/puvo3.jpg]


    Hier ist die circadiane Basalverteilung sehen. Also dem Biorhythmus entsprechend. Da ist gut zu sehen, dass abends nochmal ein Mehrbedarf an Insulin besteht, nicht so stark wie in der Früh. Mit der Pumpe lässt sich das natürlich super managen, bei ICT ist das natürlich nicht ganz so einfach.


    Gruß Katrin


    Moin Katrin,
    eine sehr Aussage kräftige Grafik. Der niedrigste Wert entspricht etwa einem Drittel des höchsten.
    Welche tatsächliche IE Menge steht hinter dem höchstem oder niedrigsten Wert, ohne Berücksichtigung von Resistenzen.


    MlG


    Hinerki


  • Moin Katrin,
    eine sehr Aussage kräftige Grafik. Der niedrigste Wert entspricht etwa einem Drittel des höchsten.
    Welche tatsächliche IE Menge steht hinter dem höchstem oder niedrigsten Wert, ohne Berücksichtigung von Resistenzen.


    MlG


    Hinerki


    Die Tagesgesamtmenge hängt vom Alter und Gewicht ab. Deswegen kann ich es dir nicht genau sagen. Ich selber hab eine circadiane Basalrate und die läuft annähernd perfekt.


    LG

    Wer nichts weiß muss alles glauben. Maria von Ebner- Eschenbach

  • Moin Katrin,
    vielleicht habe ich unpräzise gefragt, es ging mir um die IE Menge die Dein Körper morgens um 7 Uhr fordert.
    Ich kenne solche Grafiken nur in Verbindung mit der Bolus Berechnung für aufgenommene KE.
    In Deinem Beispiel wäre die erforderliche IE Menge um 12 Uhr nur etwa ein Drittel der um 7 Uhr nötigen Menge.


    MlG


    Hinerki


  • Moin Katrin,
    eine sehr Aussage kräftige Grafik. Der niedrigste Wert entspricht etwa einem Drittel des höchsten.
    Welche tatsächliche IE Menge steht hinter dem höchstem oder niedrigsten Wert, ohne Berücksichtigung von Resistenzen.


    MlG


    Hinerki


    Das kann nicht verallgemeinert werden, da der individuelle Insulinbedarf hinzukommt. Diese Grafik zeigt aber wie viele Prozent -des gesamten Basalbedarfs-,zur welcher Uhrzeit benötigt werden.

  • Das deckt sich mit meinen gefühlten Anstiegen/Problemen ziemlich genau.. Morgens um 6-7 steigt mein Zucker von selbst und ich brauch ungewöhnlich viel Insulin, zwischen 16 und 18 Uhr steigt erd ann auch wieder spontan.

  • Das deckt sich mit meinen gefühlten Anstiegen/Problemen ziemlich genau.. Morgens um 6-7 steigt mein Zucker von selbst und ich brauch ungewöhnlich viel Insulin, zwischen 16 und 18 Uhr steigt erd ann auch wieder spontan.


    Bingo. Jetzt musst du nur noch das Basalinsulin finden, das diesen Verlauf bietet. Wenn du auf die Werbung von Lantus etc. schaust, bieten diese Insuline solche Verläufe gerade nicht. Andere kürzer wirksame Basalinsuline bieten Teile des Verlaufs, also die Berge. Die musst du dann täglich zur richtigen Uhrzeit spritzen, dass dein Insulin-Bedarfsberg mit dem Berg im Wirkverlauf übereinstimmt. Keine einfache Abstimmung, Einstellung und Durchführung. Aber es gibt dafür auch technische Hilfsmittel.


    es ging mir um die IE Menge die Dein Körper morgens um 7 Uhr fordert.


    Genau das ist ja bei jedem Menschen individuell. Der Basalbedarf pro Stunde liegt zwischen 0,1 I.E. (bei Kleinkindern) und 10,0 I.E. Sicher über- oder unterschreiten einige Ausnahmen diese Werte.
    Auch individuell ist es, wie stark diese Kurven ausgeprägt sind. Mit zunehmendem Alter werden die Berge immer flacher.