Zu welchem Zeitpunkt auf niedrigen BZ reagieren?

  • Medizinisch gilt wohl derzeit ein BZ von <=50 mg/dl mit wahrnehmbaren Symptomen als Hypoglykämie. Es ist aber auch an etlichen Stellen zu lesen, dass der BZ im Idealfall nicht unter 70 mg/dl abrutschen sollte.


    Daraus ergibt sich für mich die Frage, ob es sinnvoll/ausreichend ist, erst zu reagieren, wenn tatsächlich Symptome auftreten bzw. der Trend nahelegt, dass es umgehend dazu kommt. Oder ob es vielleicht klüger wäre, bereits beim Unterschreiten der empfohlenen 70 mg/dl auch ohne Symptome mit eine paar Gramm zusätzlicher KH einzuschreiten. Eventuell auch im Hinblick, eine Störung der Wahrnehmung zu verhindern.


    Was denkt ihr bzw. wann greift ihr ein?


    Neugierige Grüße vom Arbyter

    Das Leben ist zu kurz für ein langes Gesicht!

  • Ich muss bei mir ab ca. 90-95 etwas zu mir nehmen, wenn der Trend langsam sinkend ist. Ansonsten beschleunigt sich das bei mir relativ rapide. Ich hab allerdings auch um die 75 schon deutliche Hyposymptome. Bei 60 bin ich meistens schon ein zitterndes Wrack.


    Edit: Sollte allerdings auch erwähnt sein, dass es der Wert vom CGM ist.. d.h. der ist eh nochmal 5-10 Minuten "veraltet".

    Einmal editiert, zuletzt von Arakon ()

  • Ab spätestens 80 versuche ich gegenzusteuern. Dann hast du noch die Möglichkeit mit langsamen BE zu arbeiten. Wenn man sicher weiß das der BZ weiter fällt ist es für mich Unfug länger zu warten. Meiner Ansicht nach ist es wichtig früh genug etwas zu sich zu nehmen, alles andere endet dann wahrscheinlich in einer Hypowahrnehmungsstörung. Und davon können hier einige sicher auch ein Lied singen.

    Wenn du ein Problem hast, versuche es zu lösen.
    Kannst du es nicht lösen, mache auch kein Problem daraus!

  • Natürlich ist es wichtig früh genung ein zuschreiten wenn der BZ sinkt.
    Es gibt aber Tage da fühle ich mich mit 60-70 mg/dl noch Top-Fit und dann der krasse Gegensatz, an anderen Tagen das ich mich mit einem BZ-Wert von 80-90 mg/dl nicht mehr wohl fühle. Bei einem Typ1 DM ist das aber wohl normal. Mein CGM hilft mir schon im Vorfeld Fit zu sein und weniger UZ zu haben.

    Gruß Hans :hihi:


    Pumpe seit über 39 Jahren und es ist erst die siebte.....

    Und seit 5 Jahren E-Auto Fahrer

  • Bei der Frage ist für mich nicht unwichtig, wann ich das letzte Mal gegessen bzw. gespritzt habe. Reagieren muss ich bei 70 und Trendpfeil, der nach unten zeigt. Und falls die letzte Spritze weniger als 3,5 Stunden her ist (bei mir wirkt FIASP gute 4 Stunden), gönne ich mir dann auch KH, die ein bisschen länger vorhalten.

  • Bei der Frage bin ich mir nicht sicher, ob die Antworten von uns Typ-1-Erkrankten auch wirklich vollständig für Typ 2 gelten. Produzierst du noch eigenes Insulin?

  • Bei der Frage bin ich mir nicht sicher, ob die Antworten von uns Typ-1-Erkrankten auch wirklich vollständig für Typ 2 gelten.


    Ich denke, dass wir hier identisch reagieren. Mehr Insulinwirkung als verfügbare Glucose führt zur Hypo. Und als Gegenmaßnahme taugt für beide identisch: KH nachlegen (Bewusstsein vorausgesetzt). Bleibt nur eben die Frage, wann der schlauere Zeitpunkt dafür ist.


    Ich bin mir schon bewusst, dass hier fast ausschließlich Typ-1er unterwegs sind. Aber ganz ehrlich: Von wem könnte ich bezüglich Insulintherapie mehr lernen, als von Mitmenschen, die seit vielen Jahren hochengagiert damit arbeiten?


    Produzierst du noch eigenes Insulin?


    Ja, davon gehe ich aus.


    Liebe Grüße vom Arbyter

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  • Ich denke, dass wir hier identisch reagieren. Mehr Insulinwirkung als verfügbare Glucose führt zur Hypo. Und als Gegenmaßnahme taugt für beide identisch: KH nachlegen (Bewusstsein vorausgesetzt). Bleibt nur eben die Frage, wann der schlauere Zeitpunkt dafür ist.


    Und ich denke das wir da nicht identisch reagieren.
    Meistens reagiere ich erst sehr spät auf eine UZ und des öfteren kann ich mit BZ-Werten um die 80 mg/dl noch perfekt Golf spielen. Und das dann nicht nur für 5 Minuten.


    Zitat


    Ich bin mir schon bewusst, dass hier fast ausschließlich Typ-1er unterwegs sind. Aber ganz ehrlich: Von wem könnte ich bezüglich Insulintherapie mehr lernen, als von Mitmenschen, die seit vielen Jahren hochengagiert damit arbeiten?



    Ja, davon gehe ich aus.


    Und bei uns ist 0 Produktion

    Gruß Hans :hihi:


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  • Und bei uns ist 0 Produktion

    bei LADA ist noch Restproduktion, und da denke ich, das kann man mit Typ2ern vergleichen. Lediglich die Insulinresistenz haben wir nicht.


    Ich glaub, das ist auch eine Beobachtung, wie der eigene BZ reagiert und wie man sich selbst auch wohl fühlt.
    Bei mir spielen da verschieden Faktoren rein, ob und wie ich bei einem BZ von 80 reagiere: Wann hab ich zuletzt gegessen, was habe ich gemacht bzw was tu ich aktuell, wann ess ich das nächste Mal wieder und natürlich auch, wie fühle ich mich gerade. Und natürlich kommt auch wie oben genannt die Betrachtung rein: ist es ein Blut- oder eine Gewebezucker.
    Vieles davon passiert aber auch "einfach so" im Kopf.
    Ach, und was grad greifbar ist, spielt teilweise auch rein.


    Wenn ich bei 80/85 Hypoanzeichen habe, dann wird was schnellwirkendes gefuttert. Merk ich nichts von ner Hypo, reagier ich lieber mit langwirkenden.

  • Medizinisch gilt wohl derzeit ein BZ von <=50 mg/dl mit wahrnehmbaren Symptomen als Hypoglykämie.

    Über die genauen Grenzwerte kann man ewig diskutieren aber unter 50mg/dl ist immer UZ, auch ohne Symptome.


    Es kommt sehr auf die Umstände an, wieviel Bolus ist aktiv, was/wann hat man zuletzt gegessen, was will man tun oder hat man gerade getan.
    Je mehr eigenes Insulin der Körper hat umso grösser ist der Effekt den er durch abschalten seiner eigenen Produktion erzielen kann, andere Unterschiede wüsste ich nicht?


    Was ich nicht verstehe sind bei SHG-Treffen ein paar Kanidaten die das bimmeln ihres CGMs hören, gucken, zeigen, weiter labbern und dann nach 10 Minuten oder so mal was essen. "Oh oh jaja es bimmelt, aber keine Panik der Wert ist noch bei XY. Manche kriegen da bestimmt immer einen Schreck."
    Da denke ich mir dann: Ne, einen Schreck kriegt da niemand, den Anwesenden ist schon klar das man so schnell nicht umfält. Ich finds einfach nachlässig wenn man durch warten die Gelegenheit verspielt frühzeitig zu reagieren.

  • Und ich denke das wir da nicht identisch reagieren.


    Was genau meinst du? Dass dein Blutzucker nicht sinkt, wenn mehr Insulinwirkung da ist als Blutglukose oder dass bei dir dann KH-Aufnahme nichts nützt?


    Und bei uns ist 0 Produktion


    Und welche Bedeutung hat das bezüglich der Frage, ob bei den angeblich besser nicht zu unterschreitenden 70 mg/dl oder erst bei Symptomen gegen eine Hypo angefuttert wird?


    Sorry, aber ich verstehs gerad wirklich nicht.


    Liebe Grüße vom Arbyter

    Das Leben ist zu kurz für ein langes Gesicht!

  • Wenn du noch eigenes Insulin produzierst und eine Hypo naht, dann hört deine Bauchspeicheldrüse rechtzeitig automatisch auf noch etwas abzugeben. Die Produktion wird bei niedrigen Zuckerwerten auf Null heruntergefahren. Bei Typ-1 wirkt alles Insulin, das dich in die Nähe der Hypo gebracht hat weiter und lässt sich nicht stoppen.


    Der Anteil des Insulins, der aus eigener Produktion stammt, und der vorher mitgeholfen hat, dich in Richtung Hypo zu bringen, ist bei einem Stopp der Produktion innerhalb von wenigen Minuten wirkungslos. Jedes Insulin wird nach kurzer Zeit im Blut wirkungslos. Das gespritzte Insulin aus dem Unterhautgewebe wirkt gnadenlos weiter. Bei vollständigem Typ-1 wirkt also 100% des Insulins in der Hypo weiter. Bei dir wirkt nur der zugespritzte Anteil weiter. Allerdings könnte der zugespritzte Anteil bei Typ-2 wegen der krankhaften Resistenz trotzdem ziemlich groß sein, würde aber wegen der krankhaften Resistenz nicht so stark hypobeschleunigend wirken.

  • @ Cindbar
    Das ist richtig. Geht dafür auch ganz anders herum. Besonders wenn der SEA zu kurz ist (oder gar nicht eingehalten wird). BSD fühlt sich in guter Tagesform und empfindet den ersten, mangels SEA deutlichen Anstieg als Aufforderung, mal so richtig zu zeigen, was sie noch drauf hat. Dann bleiben am Ende reichlich gespritzte iE übrig ohne das noch groß Glukose 'rumschwimmt'. Ergebnis ist klar, oder?


    So oder so, zuviel Insulin (meinetwegen auch: zu viel extern zugeführtes Insulin) zieht den BZ halt runter. Und dann hilft halt nur zusätzliche Glukose. Egal welche Nummer man in der 'Verlosung der Dia-Typen' gezogen hat.


    Danke für deine fundierten Ausführungen.


    Liebe Grüße vom Arbyter

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  • Dickes Danke an euch alle für die Hilfe und die Mühe, die ihr euch meinetwegen gemacht habt. Das frühzeitige Reagieren, sofern es denn möglich ist (Stichwort CGM/FGM) scheint also auch für euch das Mittel der Wahl zu sein.


    Und nur mal so ganz am Rande für die, die sich immer noch Gedanken um den Diabetes-Typ machen. Ich hab von/für/an/mit meiner Frau gelernt, wie 3c funktioniert. Ich hab an mir selbst gelernt, wie 2b (jedenfalls einigermaßen) funktioniert. Und ich freue mich, dass ich von euch so viel über Typ 1 lernen darf. Danke auch dafür!


    Liebe Grüße vom Arbyter

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  • Zahlenwerte spielen für mich bei einer Hypo überhaupt keine Rolle. Ich verlasse mich da völlig auf das Körpergefühl. Meist stehen mir bei einer Hypo gar keine gemssenen Werte zur Verfügung. Bei einer Hypo messe ich nicht, ich weiß ja, was ich tun muss. Beim Sport, bei dem Hypos immer wieder auftreten, nehme ich gar kein Messgerät mit, es reicht, dass ich den TZ mitschleppen muss. Wenn zufällig mal bei einer Hypo auch ein BZ-Messergebnis vorliegt, gilt für mich das Körpergefühl und nicht das, was das Messgerät ausgeworfen hat. Wir wissen alle, wie ungenau Messgeräte gerade im unteren BZ-Bereich sind. Das geben ja sogar die Hersteller zu. Ob nun Hypos in verschiedenen Lebenslagen bei verschiedenen Werten beginnen, ist mir eigentlich egal. Wenn ich die Hypo spüre, muss ich eben was tun. Zum Glück merke ich sie schon sehr sehr früh, wie vermutlich die meisten Typ1er auch.


    LG Geri

  • Tagsüber reagiert mein Körper so ab 80 mg/dl. Dabei ist es aber ausschlaggebend was ich zuvor gemacht habe. War ich mit den Hunden raus oder habe mich sonstwie angestrengt merke ich manchmal schon bei 90 oder 100 Symptome. Der Pfeil des Libre zeigt dann aber auch zum Erdmittelpunkt. Unter Betrachtung "was hast Du in der letzten Stunde gemacht", "wann hast Du zuletzt gespritzt" und Pfeilrichtung des Libre werfe ich teilweise schon bei 100 etwas ein. Manchmal ist der Weg von 200 zu 100 bei mir nämlich nur 15 min. lang.


    Nachts wache ich auf und habe eine Hypo (50-70 mg/dl) oder ich habe eine Hypo und wache davon auf (35-50 mg/dl). Der Ablauf ist bei meinem volljährigen Diabetes schon automatisiert: Licht an, neben mir das Liquifit aufreißen und einwerfen, die Schublade mit der leckeren Schoki auf, 2 Stück nachwerfen und dann erst einmal 5min wach werden. Danach messen, eventuell noch mehr Schoki und eventuell etwas gegenspritzen.


    Das die Situation nachts nicht ganz so prickelig ist, ist mir bewusst und deshalb habe ich mir Anfang des Jahres von Mitglied JuergenS (oder JSauermann ??) das OMFLA zugelegt. Das piept bei Unter- oder überschreiten persönlich einstellbarer Libre-Werte so andauernd, nervig und nicht abstellbar das sogar ich davon wach werde und frühzeitig reagieren kann.


    N.B. der Beitrag hier erinnert mich daran das ich noch meine Langzeiterfahrungen mit dem OMFLA hier im Forum mitteilen wollte;

    Man kann ohne Tiere leben aber es lohnt sich nicht (H.Rühmann)

  • Ich reagiere, wenn ich Symptome spüre oder bei einer gelegentlichen Messung seh, dass der Wert zu tief ist oder, dank Trendpfeil vom Libre, bald zu tief sein wird. An effektiven Werten mach ich das nicht fest. Manchmal fühl ich mich bei 4,3 mmol/l zittrig, ein anderes Mal gehts mir bei 3,2 mmol/l blendend.

  • Hängt davon ab, wie lange es her ist, dass ich Insulin abgegeben habe -also wieviel aktives Insulin da ist- und wie schnell der Abfall ist: Ist noch viel aktives Insulin da und geht der Trend schnell nach unten geht es schon bei 170 mg/dl an den Futtertrog.

  • Situation 1 - zwischen den Mahlzeiten: Wenn ich unter 70 mg/dL liege, wird Traubenzucker eingeschmissen
    Situation 2 - direkt vor der Mahlzeit: Jede Abweichung von 100 mg/dL (nach oben oder unten) wird in die Berechnung des Bolus-Insulins einbezogen (mit entsprechendem Vorzeichen - ist klar :) )
    Situation 3 - vor dem Schlafengehen: Wenn ich unter 105 mg/dL liege, wird noch was genascht


    PS Die Körperwahrnehmung allein (ohne Messung) ist bei mir nicht hilfreich. Wenn mich irgendwas richtig schlimm stresst oder ärgert, fühlt sich das u.U. wie eine Hypo an, obwohl der BZ im Lot ist. Ähnliches gilt, wenn ich die Arme kräftig durchtrainiert habe. Die fühlen sich dann an wie Gummi, was bei mir ansonsten ein typisches Hypo-Symptom ist.

    Basal: Lantus (5 IE/d), Bolus: Normal-Insulin (0,5-1,3 IE/(gKH + gEW/2)/10), Pre-Workout: Humalog (1-2 IE), Hypo-Helfer: Dextro, KH-Menge pro Tag: 30-50g, Diaversary: 19.11.

    Glukosewerte werden vorwärts gelebt und rückwärts verstanden.

  • Geht mir bei Wetter ähnlich. Gewitter/Regengebiet am Horizont und ich werde leicht zittrig, unkonzentriert, teils Kopfweh und Augenflimmern.. deckt sich alles mit Hyposymptomen für mich. Vor dem CGM hab ich viel zu oft Traubenzucker eingeworfen, wenn es tatsächlich nur am Wetter lag.