"Schwarzmarkt" bei Testreifen und Freestyle Libre

  • Es gab vor 2 Jahren schon mal einen Thread über den Schwarzmarkt bei Testreifen. Die Ansichten waren geteilt.
    In der neusten Zeitschrift EHEALTHCOM berichten drei Autoren über den „Schwarzmarkt“ von Teststreifen bei Ebay. .Bis Jan 2018 gab es 6000 Angebote und tägl. kommen 10 bis 20 hinzu . :bandit:
    Beim Freestyle Libre sind ca. 700 Menschen pro Jahr mit Verkäufen unterwegs. Der erzielte Preis liegt bei 50 – 59 € pro Sensor. Es sind Sensoren, die sie von ihrer Kasse erhalten (meist 26 pro Jahr) mit einem Eigenanteil von um die 120 €. Es wird also ein Teil verkauft, den unsere netten Mitmenschen nicht zur eigenen Therapiesteuerung verwenden. Würden sie alle verkaufen, hätten sie (abzüglich des Eigenanteils) einen beachtlichen Nebenverdienst auf Kassenkosten und damit der Solidargemeinschaft.
    Sie schätzen, daß alle Testreifen und Sensorverkäufe für die Kassen 20 Mio € Verlust pro Jahr bedeuten und der „Schwarzmarkt“ hier bereits 3% ausmacht..Die Autoren mutmaßen, daß bald Schnittstellen in den APPs bzw. Programmen kommen werden, welche zumindest dem Arzt zeigen, ob alle verordneten Sensoren selbst verbraucht wurden. Wird Künstliche Intelligenz bald herausfinden, ob wir uns legal verhalten ?
    Wie findet Ihr das?
    Gruß
    Jabber

  • Ich verstehe nicht warum es so schwierig sein soll den TS-Verbrauch zu kontrollieren.
    Die Praxis könnte einfach im Messgerät gucken wieviele Messungen im letzten Quartal gemacht wurden, bevor ein neues Rezept ausgestellt wird. Dafür braucht es doch keine "Künstliche Intelligenz."

  • Ich verstehe nicht, wie man auf so etwas kommt. Wenn ich Diabetiker bin muss ich auf irgendeiner Art und Weise meinen Blutzucker feststellen. Wenn das nicht erforderlich ist, zahlt die Kasse sowieso nicht.


    Wieso sollten also von der Kasse bezahlte Sensoren regelmäßig verkauft werden. Ich kann mir höchstens vorstellen, dass bei Systemumstellung mal was übrig bleibt und im Einzelfall mal bei ebay landet.

    Mit den Ruhezeiten ist nicht zu spaßen, vor allem beim Hefeteig!

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  • Ich hab auch schon zwangsweise Teststreifen von ebay nachgekauft, einfach weil ich mit den 500 nicht auskam.. jetzt, dank CGM, brauch ich das zumindest nicht mehr.


  • Ich frage mich, woher man das weiß???


    Skeptische Grüße vom Arbyter

    Hi Arbyter,


    Ich kann mir auch nur vorstellen das die aus einer Kassenleistung kommen. Ich denke nicht das jemand die Sensoren für 6X€ kauft und diese dann für 50€ verkauft.
    Oder vermutest du eine andere Quelle? Diebstahl?


    Wie dem auch sei sehe ich die Dinge natürlich aus zwei Richtungen. Zum einen als Pflichtversicherter der sich weniger über die KK Beiträge aber doch ab und zu über die Qualität oder den Umfang von Leistungen ärgert.


    Ich sehe aber auch die andere Seite derjeniger die sich selber versorgen müssen oder einfach eine Technik nutzen wollen die Ihnen aufgrund ihres Krankheitsfortschrittes nicht als KK Leistung zusteht.


    Ich erwarte aber als Versicherter das der Umgang mit Hilfsmitteln schon in einem gewissen Rahmen überwacht wird. Genau so wie ich die Betriebsstunden meines CPAP jährlich melden muß kann man auch die Nutzung der Sensoren über das Lesegerät dokumentieren.


    Aber am Ende müssen die Preise von solchen Dingen wie CGM/FGM oder von Pumpen mal überdacht werden. Die Entwicklung, Vermarktung, die Produktion und letztlich der Vertrieb mit maximal einem rudimentären Onlineshop kann unmöglich das kosten was da für die meisten Dinge im Gesundheitswesen eingefordert wird.


    LG


    Dirk

  • In der neusten Zeitschrift EHEALTHCOM


    Herausgegeben vom KomPart Verlag, welcher 1996 vom AOK Verlag gegründet wurde.


    Nur mal so ;)

    Mit den Ruhezeiten ist nicht zu spaßen, vor allem beim Hefeteig!

    Einmal editiert, zuletzt von Tommi ()

  • Irgendwo verstehe ich die Intention vom TE jabber (mit 4 Beiträgen) nicht.
    Jahrelang hat Abbott Sensoren und Lesegeräte verschenkt an alle die Interesse hatten ohne das sie einen Nachweis für Diabetes bringen mussten. Das sich da ein Markt entwickelt ist ja wohl logisch.

    Ich selbst habe 3mal "2 Sensoren+1 Lesegerät" gratis erhalten. Da ich schnell festgestellt habe das die Lesegeräte genauso lange halten wie Bananen (o.k. etwas länger - wie Sommerblumen) habe ich da zugelangt. So habe ich noch 2 Lesegeräte als Reserve im Vorrat. Die zusätzlichen 6 Sensoren wirken beruhigend auf den Stress bei dem Nachschub.
    Ich kann mir schon gut vorstellen das das etliche Leute gemacht haben die finanziell nicht so gut gestellt sind und die Sensoren dann verkaufen um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Das geht nicht zu Lasten der Krankenkassen und somit auch nicht zu Lasten unserer Beiträge.


    Außerdem ist es bei einem Defekt und einem Stundensatz von 109,-€ wesentlich preiswerter für mich einen aus der Schublade zu holen als eine 1/2 Stunde mit Abbott zu telefonieren.

    Man kann ohne Tiere leben aber es lohnt sich nicht (H.Rühmann)

  • Generell wäre das wohl schon sinnvoll, wobei mir jetzt nicht wirklich ein grund einfällt, warum die hersteller daran ein interesse haben sollten, wenn man sie nicht dazu zwingt. Ein verkaufter sensor ist ein verkaufter sensor, wer den letztlich nutzt kann abbott und co ziemlich egal sein.

    Die Herstellen haben ja Verträge mit den KK bzw ihre Produkte stehen als zugelassene Hilfsmittel in den Leistungskatalogen usw.
    Ich könnte mir schon vorstellen dass die KK Druck auf die Hersteller ausüben können wenn sie feststellen dass bestimmte Produkte öfters nicht bei ihren Patienten ankommen.


    Wieso sollten also von der Kasse bezahlte Sensoren regelmäßig verkauft werden. Ich kann mir höchstens vorstellen, dass bei Systemumstellung mal was übrig bleibt und im Einzelfall mal bei ebay landet.

    Wenn man bei ebay rumklickt dann sind da schon ein paar Accounts die in grösseren Mengen regelmäßig verkaufen. Das lässt sich mit "Systemumstellung" nicht erklären. Auch diese Probier-aktionen vom Libre oder Messgeräten erklären nicht das grosse Angebot. (zB sind bei Accu-Chek bei den Messgeräten nur 10 TS zum ausprobieren dabei, bei ebay sind aber so gut wie nur die 50er Dosen drin)


    Ich kann es mir nur so erklären dass manche Patienten sich gerne "bevorraten" und einige Ärzte keinen Überblick haben was sie wieviel verschreiben.
    So gibt es dann GKV-Patienten die mehr Zeug holen als sie brauchen und PKV-Patienten die das Zeug kaufen.
    Bevor das Libre Kassenleistung wurde gab es sicher Patienten die ihre TS verkauften um so das Libre privat kaufen zu können. Das wäre für mich eine moralische Grauzone. Aber das hat sich inzwischen ja erledigt.


    Dass die Lösungsansatze scheinbar alle auf digitale Überwachung setzen finde ich unnötig. (und schade, denn das wird immer dafür sorgen dass Patientendaten (zB BZ-Tagebuch) zu dritten Parteien abfliessen.)
    Händler könnten auf privat gekauftes Zeugs einfach Aufkleber pappen. Ohne den Aufkleber ist ein Weiterverkauf dann nicht erlaubt und entsprechende Auktionen werden bei ebay gesperrt.

  • Gleich zu Beginn ich finde den Weiterverkauf von Hilfsmitteln die, die Solidargemeinschaft finanziert hat Schändlich und Verwerflich...pfuiii.... Ich habe kein Mitleid für jene, die dabei erwischt werden.


    Zum anderen aber, wie kommt es dazu, dass ein Schwarzmarkt für medizinische Hilfsmittel entsteht? Ist unser Gesundheitssystem wirklich so gut, dass alle Patienten das bekommen was sie für ihre Therapie benötigen?


    Es gibt durchaus minimalintenivere Methoden, wenn es um den Eingriff in die Privatsphäre von unschuldigen Patienten geht, als die Überwachung von uns allen. Zum einen würde es bedeuten, dass die Krankenkassen, oder wer auch immer das Veranlasst, einen Generellen Verdacht gegen Diabetiker hat und Unschuldsvermutung nicht gilt. Und es öffnet Tür und Tor zum Missbrauch der Daten. Ich bin gegen eine generelle Überwachung von Patienten,

    Einmal editiert, zuletzt von nikp ()

  • 20 Millionen? Das sind doch Peanuts im Vergleich zu den Milliarden, um die wir jedes Jahr durch organisierten Betrug in der Pflege beschissen werden.
    Es wäre ein Leichtes, die Sensoren durch Abbott zu markieren oder zu registrieren, hat doch jeder eine Nummer.
    Aber es ist nicht Aufgabe des Herstellers, das zu überprüfen.

  • 20 Millionen? Das sind doch Peanuts im Vergleich zu den Milliarden, um die wir jedes Jahr durch organisierten Betrug in der Pflege beschissen werden.
    Es wäre ein Leichtes, die Sensoren durch Abbott zu markieren oder zu registrieren, hat doch jeder eine Nummer.
    Aber es ist nicht Aufgabe des Herstellers, das zu überprüfen.

    Genau. Dem Hersteller ist es egal solange die Dinger nicht aus seinem Lager geklaut oder in China nachgebaut werden und dann auf dem Markt kommen.
    Ich finde das es das einfachste wäre wenn der verschreibende Diabetologe / Arzt der ja das Lesegerät in der Regel ausliest sicherstellt das die Sensoren die er verordnet hat auch genutzt wurden. Das sollte schon dann der Fall sein wenn der Patient lückenlos Sensoren verwendet hat.
    Wer ein Gerät/Hilfsmittel/Medikament verordnet bekommt aber nicht benutzt hat dieses zurückzugeben und die Versorgung zu stornieren. Wer den Kram verkauft, da bin ich der gleichen Meinung wie nikp, der wird hoffentlich erwischt, bestraft und zum Schadensersatz gefordert.
    Einen grau Bereich sehe ich da wo ungenutzte Mittel die die KK auf Nachfrage nicht zurückhaben will unentgeltlich, gerne an Hilfsorganisationen oder anderweitig bedürftige, weiter gegeben werden.


    LG


    Dirk

  • Ich kann mir auch nur vorstellen das die aus einer Kassenleistung kommen. Ich denke nicht das jemand die Sensoren für 6X€ kauft und diese dann für 50€ verkauft.
    Oder vermutest du eine andere Quelle? Diebstahl?


    Wo und wann auch immer Dinge von Wert und Menschen zusammentreffen, ist ein gewisser Schwund nicht auszuschließen. Und der Weg von der Fertigungsstätte bis zum Endkunden ist lang. Es sind aber durchaus noch andere Konstellationen denkbar.


    Ich habe meine Sensoren fast 9 Monate selbst bezahlt, und ich habe mir damals auch relativ schnell 3 Sensoren als Puffer beiseite gelegt, falls ich das Nachbestellen mal vertrödele oder Lieferschwierigkeiten bestehen. Dann hat mir jemand, nachdem die KV ihm ein CGM bewilligt hat, angeboten, seine restlichen noch vorhandenen Sensoren für kleines Geld zu übernehmen. Ende Juni ist mein Schwager (Typ 3 e) gestorben, und ich habe auch seinen Restbestand übernommen. In der heißen Periode dieses Sommers haben sich 3 Sensoren vorzeitig zwischen dem 9. und 12. Tag gelöst, die mir anstandslos ersetzt wurden (ca. 30 Tage zusätzliche Sensorlaufzeit). Die Konsequenz ist, dass ich mit Eintreffen der nächsten Quartalslieferung locker 10 bis 15 Sensoren auf den Markt werfen könnte, ohne dass es bei meiner eigenen Versorgung auch nur ansatzweise eng werden würde.


    Nun habe ich keinerlei Ambitionen, das zu tun. Freunde vermuten ja schon seit Jahren, dass in meinen Stammbaum mal ein Hamster eingekreuzt wurde. Aber wenn ich es täte, was wäre dann falsch daran? Sensoren zurück zu geben, ist keine ernsthafte Option. Das würde neben Verwaltungsaufwand nur die anschließende Vernichtung der Sensoren nach sich ziehen, denn als 'gewerblicher Inverkehrbringer' haftet man für einen ordnungsgemäßen Zustand der Sachen. Der ist aber nicht zu gewährleisten, weil man nicht weiß, wie die Sensoren zwischenzeitlich gelagert wurden. Mein 'Mehrbestand' resultiert also zum Teil aus eigenen, selbst bezahlten Bestellungen, aus Sensoren, die ich vor der Müllverbrennungsanlage gerettet habe und aus Laufzeitgewinn bei berechtigten Reklamationen beim Hersteller. Nichts davon ging zu Lasten meiner KV.


    Liebe Grüße vom Arbyter

    Das Leben ist zu kurz für ein langes Gesicht!

    Einmal editiert, zuletzt von Arbyter ()

  • Auch wenn ich spät dran bin, wie sieht eigentlich die Rechtslage genau aus?

    Ist das Verkaufen von Sensoren (auf Rezept) eine strafbare Handlung?

    Aber wenn das System gewechselt wird, auch beim Resteverkauf?

    Auch wenn die Sensoren- Kosten, nur zum gr. Teil, von der Krankenkasse bezahlt werden?

    Haben wir einen Rechtsanwalt unter uns, der die Rechtslage mal eindeutig erklären kann?

    Das dieses Handel moralisch sehr bedenklich ist, ist wohl jedem klar.