Leidet unter Diabetes

  • Ich leide trotzdem nicht und bin auch kein armer leidender Diabetiker. Schon schon gar kein Opfer.
    Wenn ihr das so empfindet ist das für euch schon richtig ,aber für mich sicher nicht.
    Ihr vertieft ein tolles Image.


    Ich habe die Beiträge hier so gelesen, dass wir uns dagegen wehren, "Leidende" zu sein bzw. als solche stigmatisiert zu werden. Zumindest gilt das für mich!

  • Zumindest gilt das für mich!


    das ist auf jeden Fall individuell! Aber es ist wie gesagt ein deutsches Wort, man hat auch ein Augen- oder Gallensteinleiden...
    Wenn es niemals ein Leid verursachen würde, wäre der DM so eine Kleinigkeit, die auf jeden Fall nicht für die Schwerbehinderung reichen würde - also gebt mal eure Karten oder Scheine schnell zurück! Vielleicht geht es den meisten, mich eingeschlossen, noch recht gut! Aber auf lange Sicht kann sich das durchaus ändern und wenn es nur ab und an extrem nervt! Ich kann mir auf jeden Fall nimmer denken, wie es ohne war - das reduziert natürlich die "Leidansicht" - aber ich kann mir vorstellen, dass es mir ohne den DM um ein Vielfaches besser gehen könnte.....fängt ja schon an, wenn man die Nadel wechselt und kurz die Pumpe neben sich hat...das Telefon läutet...und man vermisst gleich dieses Anhängsel, beim Sport muss man im Gegensatz zu anderen denken, beim Essen u.U. rechnen....mit jedem Leid kann man sich arrangieren, aber es wäre übertrieben es kleinzureden! Ja, die tollen Typ 1er, die alles super im Griff haben, toll, ich kenne auch andere, die kehren diesem Leid den Rücken und schauen nicht mehr hin....da kommt das Leid sicher mit Wucht zurück!
    cd63

    Grüße nest

  • Hier sind alles arme leidende Diabetiker .
    Und dann wundern sich so manche über diverse Aussagen unserer Mitmenschen bezüglich Diaöbetes.

    Der Weg ist das Ziel

  • Verstecken für Kleinkinder - was man nicht sieht, das ist nicht da. Jau.


    Meine Nachbarin ist keine 40 und hat ne ziemlich fette "Parkinson" kassiert. Ohne meine T1 hätte ich seit 4 Jahren meinen Segelflugschein und hätte diesen Sommer statt zweidimensional Motorrad zu fahren sicherlich mehr dreidimensional gemacht. Hätte hätte Fahrradkette.


    Mich nervt eher, dass ich mit meinen Werten sogar nen 40t LKW fahren dürfte, aber kein 500 Kilo Flugzeug. Weil T1 in DE seit kaum 1915 ein Ausschlusskriterium für "Lufttauglichkeit" ist. Als ob wir noch Normal- oder Zinkinsulin verwenden würden sowie Urinteststreifen zur "Einstellung" hätten.

    --
    Nix Diabetes - das ist lediglich Glucose-Intoleranz.

  • ich leide (leider) derzeit am meisten darunter, dass ich mir nicht einfach die Packung weiße und schwarze Dominosteine die ich für meine Kinder gekauft habe reinpfeifen kann :hechel:


    Ausserdem leide ich darunter, dass ich von Wein Sodbrennen kriege und habe den jetzt von meinem Einkaufszettel verbannt. Meine Leber führt Freudentänze auf.
    Bei weitem am meisten leide ich unter der Dummheit einiger Mitmenschen. Es werden immer mehr.
    Bei mir in der Firma habe ich mit am wenigsten Krankheitstage, wahrscheinlich ist mein Immunsystem so super auf Abwehr programmiert, dass ich schon jeden Tag die Türklinken in der Berliner S-Bahn ablecken müsste, um krank zu werden.... leider ist es so super, dass es auch auf alles histaminhaltige reagiert...


    Nunja dafür leide ich nicht unter Langeweile und wenn dann ich genieße ich es einfach.
    :laub

    Leg Dich nicht mit Zucker an, er ist raffiniert! :bigg

  • Hier sind alles arme leidende Diabetiker .


    Die Aussage ist schon fast diskriminierend!
    DM ohne ein wenig "Leid", ohne etwas mehr "Leid" oder ohne sehr viel "Leid" oder wie es immer genannt wird, ist schlichtweg Angabe!
    Harte Aussage, weiß ich - aber ihr (die ohne das gewisse Quantum Leid - scheint mir auch in der Minderheit) sitzt auch in diesem DM-Boot und manchmal wirds auch da schaukeln, oder...ihr dürft es dann nennen wie ihr wollt!
    Leid bei DM:
    Definitionssache...
    für mich steht oben schon genug - wie ist es für dich? Ach ja, du hast ja keines... :thumbsup:
    cd63

    Grüße nest

  • Ich leide vor allem wenn meine Umgebung einen Humor- und Intelligenzmangel aufweist.

    --
    Nix Diabetes - das ist lediglich Glucose-Intoleranz.

  • Ich vermute die Entstehung des "an etwas Leiden" in der Zeit, als sich weite Teile der Bevölkerung die Konsulation eines Arztes und ein ggf. verordnetes Medikament wirklich noch vom Munde absparen mussten, wenn sie sich so etwas überhaupt leisten konnten. Da musste schon ein erheblicher Leidensdruck bestehen, bis man die Familien-Mahlzeiten der nächsten 4 Wochen aufs Spiel setzte. Soweit überhaupt möglich behandelten Mediziner also nur Krankheiten, an denen der Betroffene wirklich litt.


    Heute können etliche Erkrankungen zum Glück diagnostiziert werden, bevor sie oder ihre Folgen die Schwelle zum Leid überschreiten. Im engeren Wortsinne leidet niemand unter einem (moderat) erhöhten Blutdruck. Es leidet auch niemand unter einem Glaukom (jedenfalls dem langsam, chronisch verlaufenden, beim akuten siehts anders aus). Und auch die Diabetes Typ 2 Diagnose stellt häufig nur einen Zufallsbefund dar, weil in den ersten Jahren niemand auch nur ansatzweise ein Leid empfindet.


    Nun kann man sich darum streiten, ob die Zeit, die man der Therapie 'opfert', bereits ein Leid darstellt. Oder ob vielleicht die Angst vor den Folgen der Erkrankung als Leid zu betrachten wäre. Ich für mich sehe das jedenfalls nicht so und fühle mich nicht leidend. Bisher habe ich weder ständige Schmerzen noch muss ich wegen Hirn- oder Herzkasper Einschränkungen hinnehmen oder auf Gliedmaßen oder funktionierende Sinnesorgane verzichten *dreimalholzklopf'.


    Dr. Manfred Lütz erzählt in seinen humorvollen Vorträgen gern mal von dem Gespräch mit einem älteren Hausarzt aus der Eifel, der ihm (so die Geschichte) gesagt habe "Gesund ist ein Mensch, der mit seinen Krankheiten einigermaßen leben kann." In sofern bin ich gesund. Oder wenigstens halbwegs gesund. Jedenfalls nicht leidend.


    Liebe Grüße vom Arbyter

    Das Leben ist zu kurz für ein langes Gesicht!

  • Ich vermute die Entstehung des "an etwas Leiden" in der Zeit, als sich weite Teile der Bevölkerung die Konsulation eines Arztes und ein ggf. verordnetes Medikament wirklich noch vom Munde absparen mussten, wenn sie sich so etwas überhaupt leisten konnten. Da musste schon ein erheblicher Leidensdruck bestehen, bis man die Familien-Mahlzeiten der nächsten 4 Wochen aufs Spiel setzte. Soweit überhaupt möglich behandelten Mediziner also nur Krankheiten, an denen der Betroffene wirklich litt.


    https://www.wissen.de/wortherkunft/leiden
    https://www.dwds.de/wb/Leiden

    Living young and wild and free... :urlaub just having fun!

  • Ob ich leide? Seit 1972 habe ich mir ca. 100.000 Löcher ins Fell gestochen, um Insulin zu injizieren. Dazu kommen noch mal etwa genauso viele Löcher zur Blutzuckermessung.


    Wenn das jemandem Freude bereitet, sollte er die ganzen Löcher in 30 Minuten per Nähmaschine stechen lassen und dann nach einem einzigen mm² Haut suchen, der noch heile ist.


    Wenn ich nicht leiden würde, wäre ich einfach nur gesund. Man kann mit dem Sch... leben und heute kann man es wesentlich besser als vor 40 Jahren, aber wer von uns würde nicht sofort "HIER" schreien, wenn es tatsächlich von gleich auf jetzt heilbar wäre?


    Vermutlich nur die, die nicht daran leiden und sich lieber die Haut perforieren.

  • Ja, der Diabetes ist, zweifelsohne, eine schwere chronische Erkrankung, die mit Einschränkungen und Belastungen einhergeht. Diese Einschränkungen führen, Formal, bis zu einem (Grad der Behinderung) GdB. In einer Leistungsgesellschaft, in der alle jung und gesund zu sein haben, bemitleidet man Menschen mit chronischen Krankheiten. Schwer vorstielbar, dass Menschen ,die gesundheitliche Einschränkungen erfahren, auch etwas zu bieten haben. Menschen die an schweren Diabetes leiden können jederzeit an gefährliche Unterzuckerungen oder am diabetisches Koma sterben.


    Oder,


    Diabetes, dass ist doch nur ein bisschen Zucker?
    Du hast Diabetes?- Das haben doch nur alte übergewichtige Menschen! Ein wenig einschränken in der Ernährung, ein wenig Speck weg und mehr Sport und dann ist wieder alles gut!


    Es ist Geschmacksfrage welcher Stigmatisierung Vorschub geleistet werden soll. An den Auswirkungen, der öffentlichen Meinung leiden Menschen mit Diabeties schon lange. Aber, welchen Einfluss hat das Wort "Leiden" an der Stigmatisierungen? Und wie kann die Marginalisierung des Diabetes, auch ohne das Wort "Leid" verhindert werden?


    Diabetes ist eine ernste chronische, und behandlungsbedürftige, Erkrankung. Das muss man hier niemanden sagen .Sie kann großes Leid hervorrufen, auch wenn sie schleichend vor sich hinschimmert. Klar- Diabetes verlangt Aufmerksamkeit. Urlaubt vom Diabetes ist nicht möglich. Auch, dass ist allen bewusst. Kein Mensch möchte Krank sein. Aber, wen sich eine chronische Erkrankung entwickelt hat spielt die Innere Einstellung, genau so wie äußere Faktoren, eine wichtige Rolle um Akzeptanz zu entwickeln. Ist die Ablehnung von Leid, bis zur vorselbständigen Verleugnung, oder seine Überwertung, und dem suhlen im Leid, eventuell nur Thema der Akzeptanz?

    Einmal editiert, zuletzt von nikp ()

  • oder seine Überwertung, und dem suhlen im Leid, eventuell nur Thema der Akzeptanz?



    Genauso sehe ich es! Nach dem anfänglichen extrem schrecklichen Schock, nachdem ich die Diabetes-Diagnose erfahren habe gab es für mich zwei Wege: entweder ich lasse mich vom Diabetes beherrschen und er diktiert fortan mein Leben. Oder ich versuche so gut es geht, mit der Krankheit ein gutes Leben zu führen. Für letzteres habe ich mich dann entschieden.


    Deshalb kann ich für mich sagen: ich leide nicht am Diabetes, aber natürlich ist mir ist die Therapie lästig. Was Folgeerkrankungen betrifft habe ich freilich eine etwas bessere Ausgangssitution, da ich eine "Spätberufene" bin.

    Einmal editiert, zuletzt von petzi ()