Umgang mit sport-bedingten Blutzucker-Anstiegen

  • Hallo zusammen,
    ich habe überlegt, ob ich mich an diesen Thread anhängen soll: https://www.insulinclub.de/ind…age=Thread&threadID=31017
    Aber meine Fragestellung ist etwas anders gelagert.
    (Und dieser war schon zu angestaubt ;)https://www.insulinclub.de/ind…age=Thread&threadID=10910)


    Betrifft den Umgang mit sport-bedingten Blutzucker-Anstiegen und das Für und Wider.


    typischer Tagesablauf bei mir:
    18:00 am Vorabend letzte Mahlzeit
    05:45 Wecker klingelt
    06:00 5 IE Lantus + 1 IE Humalog als Sport-Bolus + 0-10g Traubenzucker je nach Workout, typischer Messwert ca. 105mg/dl
    06:15 - 07:15 Sport
    07:45 Messen (und ggf. Traubenzucker nachwerfen), typischer Wert 80-120 mg/dl
    08:45 Frühstück, typischer Wert 80-140 mg/dl


    Da ich mehrfach gehört habe, dass Sport eine insulinunabhängige (!) Glukoseverwertung begünstigt, habe ich gestern einmal folgenden Selbstversuch gemacht, kombiniert mit einem Fastentag:
    17:00 am Vorabend letzte Mahlzeit, seitdem nur Wasser und etwas Salz
    08:00 Blutzucker 87mg/dl, 4 IE Lantus, kein Bolus, kein Traubenzucker
    08:15 - 09:45 Sport (diesmal je 3 Sätze: Klimmzüge Obergriff, Klimmzüge Kammgriff, gehockte Jefferson Curls, "Rudern" an den Ringen)
    10:10 Blutzucker 203mg/dl (mein höchster Wert seit Monaten)
    12:20 Blutzucker 173mg/dl
    13:30 Ketonmessung mit Pinkelstreifen <10 mg/dl (kaum Verfärbung)
    13:35 Ketonmessung blutig (BHB) 1,8 mmol/l
    15:45 Blutzucker 111mg/dl
    19:10 Blutzucker 100mg/dl
    22:35 Blutzucker 94mg/dl, Bettzeit
    07:05 Blutzucker 89mg/dl


    Meine Frage nun:
    Wie geht Ihr mit sport-bedingten Blutzucker-Anstiegen um?
    Nehmt Ihr sie in kauf und wartet, das der BZ von alleine wieder sinkt?
    Oder gebt Ihr vorsorglich Insulin und futtert dann gegenan? (meine bisherige Strategie für eine flachere Kurve)
    Habt Ihr Argumente für/gegen die eine oder andere Variante?


    Beste Grüße,
    Ove

    Basal: Lantus (5 IE/d), Bolus: Normal-Insulin (0,5-1,3 IE/(gKH + gEW/2)/10), Pre-Workout: Humalog (1-2 IE), Hypo-Helfer: Dextro, KH-Menge pro Tag: 30-50g, Diaversary: 19.11.

    Glukosewerte werden vorwärts gelebt und rückwärts verstanden.

  • Moin,
    kenne solche Symptome nur zu gut. Mein (bis heute sehr gut funktionierender) Ansatz: vor dem Sport die Korrektur geben und die Wirkkurve des jeweiligen Insulins im Hinterkopf haben. Ganz normal Sport machen, etwas später als der Hauptwirkung des Insulins grgenfuttern. Optimal sind da bisher zuckerhaltige Drinks, für den Sport zur Erfrischung entsprechend gut geeignet.


    Klappt seit fast 10 Jahren sehr gut.

  • Na dann bin ich mit meinem bisherigen Ansatz ja nicht alleine. :)
    Wobei es bei mir den Traubenzucker schon vor dem Sport gibt.
    Das Insulin schießt während des Sports so schnell ins Blut, dass der Traubenzucker gerade so hinterherkommt.


    Wenn noch jemand seine Herangehensweise schildern mag, würde ich mich freuen... :)

    Basal: Lantus (5 IE/d), Bolus: Normal-Insulin (0,5-1,3 IE/(gKH + gEW/2)/10), Pre-Workout: Humalog (1-2 IE), Hypo-Helfer: Dextro, KH-Menge pro Tag: 30-50g, Diaversary: 19.11.

    Glukosewerte werden vorwärts gelebt und rückwärts verstanden.

  • Ich persönlich würde bei Anstiegen bis 200mg/dl, die einigermaßen schnell wieder runter gehen, nicht viel unternehmen. Ja, es versaut dir natürlich den Tages-Durchschnitt und ist nicht sehr hübsch, aber den Aufwand für Korrekturen ist es m.M.n. nicht wert: Immerhin müsstest du dann einige Male experimentieren, wann du wieviel Korrektur vor/während dem Sport geben musst, was natürlich wieder mit einer gewissen Hypo-Gefahr einhergeht. Gerade beim Sport ist das nicht so lustig. Ich finde, dass es das nicht wert ist.

  • Stimmt schon, UZ riskieren beim Sport ist blöde.
    Anderseits, würde man morgens 200er Werte drei Stunden nach dem Frühstück akzeptieren, wenn sie durch das Essen entstehen? Vermutlich nicht. Es wäre nicht der Weltuntergang aber wenn es regelmäßig passiert dann würde man gucken ob man etwas ändern kann. Und solche Körpergewicht/Geräte-Übungen sind einigermaßen "sicher", man kann immer BE vorbereitet in der Nähe haben, kann jederzeit pausieren usw. Es ist auch kein Wettkampf den man verlieren könnte.


    Ove:
    War der Selbstversuch nur aus Interesse oder willst Du das in Zukunft öfters so machen? Denn eine funktionierende Variante hast Du ja schon.
    Die hat zwar den Aufwand einer zusätzlichen Injektion und dass man ggf mit Traubenzucker nachregulieren muss, aber das fände ich noch okay wenn dafür zuverlässig so gute Werte um 100 rauskommen.

  • Pelzlöffel: Deinem Fazit stimme ich 100% zu.


    Dieser (einmalige) "Selbstversuch" diente erstmal nur dem Erkenntnisgewinn.
    Auch um ein Gefühl dafür zu bekommen, welche Einflussfaktoren in die BZ-Kurve reinspielen.
    Bislang dachte ich, dass nach dem Sport zwar die Insulinsensitivität steigt, der BZ ohne Insulin aber oben bleibt.
    Ich fand es aufschlussreich, nun zu sehen, dass der BZ quasi "von alleine" wieder runter kommt. - Aber eben viiiiel zu langsam, um praktischen Nutzen aus diesem Effekt zu ziehen.
    Daher werde ich im Alltag bei meinem bisherigen Ansatz bleiben.


    Nützlich könnte diese Erkenntnis werden, wenn ich mich mal ganztägig sportlich unterwegs bin (was selten vorkommt).
    Mit meinem bisherigen Erfahrungsschatz hätte ich wahrscheinlich spätestens bei der Mittagspause einen zu hohen BZ vorsichtig mit Insulin korrigiert und wäre trotzdem übers Ziel hinaus geschossen.
    Tatsächlich könnte sich der BZ-senkende "Nachbrenneffekt" und der BZ-steigernde Effekt der aktuellen Bewegung aufheben.


    Weitere Erkenntnis: Für einen Diabetiker ist Fasten und Sport eine blöde Kombination. (Ein vorzeitiges Fastenbrechen habe ich mir quasi nur mit einem sehr lange zu hohen BZ erspart.)
    Weitere Erkenntnis: In den 2-3 Tagen danach waren beine BE-Faktoren nicht wiederzuerkennen. Ich muss jetzt zeitnah mal meine Traubenzucker-Vorräte aufstocken...

    Basal: Lantus (5 IE/d), Bolus: Normal-Insulin (0,5-1,3 IE/(gKH + gEW/2)/10), Pre-Workout: Humalog (1-2 IE), Hypo-Helfer: Dextro, KH-Menge pro Tag: 30-50g, Diaversary: 19.11.

    Glukosewerte werden vorwärts gelebt und rückwärts verstanden.

  • Wirklich überraschend sind die von dir dokumentierten Werte nicht. Ich vermute, dass es bei mir ähnlich verlaufen wäre, wenn ich deinem Muster gefolgt wäre.


    Ich weiss, wie unterschiedlich Diabetiker auf Sport reagieren. Ich spreche hier nur von meinen Erfahrungen. Kraftübungen steigern im allgemeinen nicht die Insulinsensitivität. Ich würde sagen, dass 12 Sätze
    dieser Art praktisch keinen Einfluss auf den BZ haben. Eventuell können sie den BZ leicht steigern, was sich aber recht schnell wieder reguliert. Eine Steigerung der Insulinsensitivität und damit BZ-Absenkung geschieht
    durch aerobe Ausdauerbelastung (Voraussetzung: es besteht kein Insulinmangel). Anaerobe Belastungen steigern den BZ, allerdings nicht so nachhaltig wie KH-Konsum.
    Auch bei Nicht-Diabetikern messe ich dabei Werte bis zu 190 mg/dl.


    Wenn ich ins Studie gehe, mische ich Ausdauerbelastung (ca. 60-70 min) mit Kraftübungen (30-40 min). Eine solche Einheit verhält sich bei mir BZ-neutral. ad-, Bergtouren und lange Läufe wirken eher
    BZ-senkend bei mir, aber erst ab 3-4 Stunden.


    Wenn ich die höheren Werte 2-4- Stunden nach den Kraftübungen betrachte, glaube ich nicht, dass sie vom Sport herrühren. Ich kann bei dir keinen Morgengupf erkennen. Wenn du diesen, wie viele Standard-ICTler
    (im Gegensatz zur FIT-Therapie) in den Frühstücksbolus einrechnest, dann klappt es ja auch. Wenn du allerdings fastest und nur Basal spritzt, das erst Stunden später seine Wirkung entfaltet (bei dir ab ca. 12 Uhr),
    dann fehlt doch der Gupf, und das treibt die Werte in die Höhe.


    LG Geri

  • Es ist bei Gesunden auch nicht anders, wie ich gelesen habe. Ich würde nichts unternehmen, wenn der BZ von alleine wieder abfällt.

  • Wenn ich die höheren Werte 2-4- Stunden nach den Kraftübungen betrachte, glaube ich nicht, dass sie vom Sport herrühren. Ich kann bei dir keinen Morgengupf erkennen. Wenn du diesen, wie viele Standard-ICTler (im Gegensatz zur FIT-Therapie) in den Frühstücksbolus einrechnest, dann klappt es ja auch...

    Gegen diese Theorie spricht, dass ich an Nicht-Trainings-Tagen gelegentlich das Frühstück weglasse: Dann bekomme ich mit 0-0,5 IE (direkt nach dem Aufstehen) eine ziemlich glatte Kurve hin. Niemals steigt der BZ dann aber über 150 mg/dl.


    Es ist bei Gesunden auch nicht anders, wie ich gelesen habe. Ich würde nichts unternehmen, wenn der BZ von alleine wieder abfällt.

    Du würdest regelmäßig einen halben Tag mit zu hohem BZ in kauf nehmen? 8|
    Wie ich schon schrieb: Für meinen Geschmack ist die "automatische" BZ-Senkung viel zu langsam für den Alltag.

    Basal: Lantus (5 IE/d), Bolus: Normal-Insulin (0,5-1,3 IE/(gKH + gEW/2)/10), Pre-Workout: Humalog (1-2 IE), Hypo-Helfer: Dextro, KH-Menge pro Tag: 30-50g, Diaversary: 19.11.

    Glukosewerte werden vorwärts gelebt und rückwärts verstanden.

    Einmal editiert, zuletzt von Ove ()

  • [quote='Ove','index.php?page=Thread&postID=508395#post508395'


    [quote='nikp','index.php?page=Thread&postID=508364#post508364']Es ist bei Gesunden auch nicht anders, wie ich gelesen habe. Ich würde nichts unternehmen, wenn der BZ von alleine wieder abfällt.[/quote]Du würdest regelmäßig einen halben Tag mit zu hohem BZ in kauf nehmen? 8|
    Wie ich schon schrieb: Für meinen Geschmack ist die "automatische" BZ-Senkung viel zu langsam für den Alltag.[/quote]


    Nein, dass mache ich nicht. Ich dachte es geht um 1 oder 2 Stunden. Wenn, es so lange anhält würde ich das Basal verändern. Geht mit der Pumpe ganz einfach. Jedoch, ist Sport bei mir etwas, was viele, viele Stunden geht.