The New Yorker 22.2.2019 - Living with Type 1 Diabetes when you can't afford insulin

  • Da können wir uns in Deutschland wirklich glücklich schätzen, wie einfach bei uns zumindest die Grundversorgung mit Medikamenten läuft. Klar sind die Krankenkassen-Beiträge ordentlich hoch (bei den aktuellen Überschüssen wohl doch etwas zu hoch) , allerdings erklärt sich das auch irgendwo von selbst wenn man sich vorhält was z. B. Ein Diabetiker pro Monat kostet.

    "Gibt das Leben dir Zitronen, frag nach Salz und Tequila..." SDP

  • Ist es nicht wunderschön, wenn man sieht, wie hervorragend der Markt alles selbst regelt, wenn man ihn nur machen lässt? Leider weiß ich gerade nicht, wen ich lieber zitieren möchte. Den Komiker George Carlin mit "That's why they call it the American Dream, because you have to be asleep to believe it" oder den Maler Max Liebermann mit "Es gibt Tage, da kann ich gar nicht so viel fressen, wie ich kotzen möchte".


    Kopfschüttelnde Grüße vom Arbyter

    Das Leben ist zu kurz für ein langes Gesicht!

  • Da kann man wirklich froh sein, in geordneten Verhältnissen, was die Gesundheitsversorgung angeht, zu leben. Grad diese Woche hab ich gesehen, dass Leute im Süden der USA auch gerne mal über die Grenze nach Mexiko gehen, um ihr Insulin da zu kaufen. Kostet einen Bruchteil von dem, was sie daheim löhnen müssten. Und der Präsident will seine Mauer.

  • "Niemand hat die Absicht eine Mauer zu errichten...."


    Aber die Aussage "my insulin costs a thousand dollars for a thirty-day supply" ist brutal.


    Quercheck: 10x3 ml Levemir Pens, sind 10 x 300IE, was rechnerisch bei unter 20IE/d für mehr als ein Quartal reicht. 150€ bei DocMorris mit Privatrezept. Also 50€/Monat, nicht 1000€. Bzw. etwa 20 IE/Euro. Erst ab 50IE je Tag biste über der 100€ Marke, geschweige denn 1000€.


    Auch als Typ-2 oder mit Resistenz kanns dir in Europa nicht gelingen, so viel zu fressen wie du reindrücken musst um 1000€ an Insulin monatlich sinnvoll zu verbrauchen.

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    Nix Diabetes - das ist lediglich Glucose-Intoleranz.

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  • Dieses Land ist so kaputt. Wie kann man seine Kinder ohne Krankenversicherung großziehen wollen - eine signifikate Anzahl an Wählern läßt sich ja immer noch einreden, dass Obama-Care ein Ausbund des Kommunismus wäre.

    Und ich dachte bei "Insulin zum Leben" immer an die dritte Welt....


    Lg Hubi

    "Sing this corrosion to me!"

    (Stoßseufzer eines unbekannten Seglers)

  • Ich frag mich viel eher, wo solche Insulinpreise herkommen. DAS klingt eher nach Kommunismus bzw. einer völlig aus dem Ruder gelaufenen Planwirtschaft.

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    Nix Diabetes - das ist lediglich Glucose-Intoleranz.

  • Man müsste mal rausfinden, was die drei großen Insulinhersteller für Preislisten in den verschiedenen Ländern haben. Uns schützt die Verhandlungsmacht der Krankenkassen, aber wenn das wegfällt, scheint man ziemlich am Allerwertesten zu sein. Für sowas gibt's zumindest in anderen Branchen Kartellbehörden...


    Lg Hubi

    "Sing this corrosion to me!"

    (Stoßseufzer eines unbekannten Seglers)

  • Ich habe mal insgesamt 7 Jahre in den USA - als Diabetikerin - gelebt. Gott sei Dank hatte ich Krankenversicherung über meinen Ex-Mann (erst Armee danach Regierungsangestellter) nach meiner Trennung 2005 blieb mir nur die Wahl einen neuen Amerikaner (am besten einen seeeehr reich) zu suchen oder zurück in die Heimat. Ich war in den USA auch in einer Selbsthilfegruppe wo Patientinnen, einige davon alleinerziehend mich u.a. nach Insulin und Teststreifen angebettelt haben. Ich habe ihnen immer was von mir gegeben, was eben vertretbar war und meiner KK nicht auffiel....mich muss man von diesem Land nicht mehr warnen, habe alles hautnah erlebt!

  • Birgit1962


    Danke für Deine Schilderung. Mir war das in der Gänze nicht so bewusst. Ich bin wirklich betroffen.:pupillen::/

    Ich kann unsere vergleichsweise hervorragende Versorgung noch einmal mehr wertschätzen.

    Einmal editiert, zuletzt von Ava ()

  • Dass die Preise in den USA wesentlich höher sind ist zum einen Teil auch der Tatsache geschuldet, dass die FDA (Food and Drug Administration) die Zulassung für Pharmazeutische Produkte in den USA erheblich erschwert. Teilweise werden klinische Studien, die außerhalb der USA durchgeführt wurden nicht anerkannt, es müssen zusätzliche Studien durchgeführt werden, die Registrierung und Zulassung ist insgesamt wesentlich teurer. Dass die Preise im Vergleich zu den Herstellkosten sehr hoch sind ist klar, aber so funktioniert die Pharma Branche. Jedes am Markt zugelassene Produkt muss im Schnitt die Kosten von 15 Forschungsprojekten mittragen, die es nicht bis zur Zulassung schaffen. Daher auch die für den Anwender überzogene Preisspanne. Und dass ein Unternehmen, egal aus welcher Branche, nicht für lau arbeitet ist ja auch klar.

    "Gibt das Leben dir Zitronen, frag nach Salz und Tequila..." SDP

  • Uns schützt die Verhandlungsmacht der Krankenkassen, aber wenn das wegfällt, scheint man ziemlich am Allerwertesten zu sein.

    Ja und nein. Siehe "Tresiba". Eine der wenigen technischen Neuerungen beim Insulin der letzten 30 Jahre und es wurde zunächst abgelehnt. Weil die Krankenkassen nicht wollten und keinen "Nutzen" gesehen haben. Wie bei übrigens keinem einzigen "neuen" Insulin.


    Zudem hast du bei uns die starre Kette über Großhändler und Apotheken mit "Mehrbesitzverbot", also bestens reguliert. Wo sich beste Margen verstecken lassen. In meinem 10.000 Einwohner-Kaff hab ich vier Apotheken, genau so viele wie Discounter. Und alle innerhalb von nicht mal 5-10 Gehminuten.

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    Nix Diabetes - das ist lediglich Glucose-Intoleranz.

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  • Da hast du Recht, das System hier ist keineswegs perfekt. Je nach dem, wie man es sehen mag, vielleicht nicht mal gut. Aber dem Bericht über die USA nach, immer noch um Längen besser für die Patienten.


    Liebe Grüße vom Arbyter

    Das Leben ist zu kurz für ein langes Gesicht!

  • Kein Widerspruch. Nur ist die Haltung "woanders ists schlimmer" kein Grund sich mit hiesigen Unzulänglichkeiten abzufinden. Dass die Staaten kein Maßstab sind zeigt Donald immer wieder. Und ich meine nicht die Comic-Ente.


    Was mir HIER fehlt:

    (a) Wettbewerb über Preise bei Apotheken und Großhändlern. Aktuell werden die von den Kassen und starren Vertriebswegen ziemlich geschützt. Ähnlich wie die notleidenden Notare, Juristen und auch Ärzte mit Ihren "Gebührenordnungen". Lobbysumpf. Kunde/Patient zahlt.


    (b) Bei Hilfsmitteln kannst du selbst gegen Aufpreis bessere bekommen, die Kasse zahlt die Basis. Warum geht das nicht auch bei Medikamenten? Ich denke, eine Zuzahlung bei Tresiba hätte üble anfängliche Ausreißer verhindert. Wie "Tresiba für alle Typ-2 mit Resistenz", wo Lantus/Toujeo vom Verzögerungmechanismus her nicht schlechter sein kann. Scheinbar haben viele Ärzte nicht verstanden, was die eigentlich verschreiben. Oder zu gute Schulungen im Wellness-Hotel bekommen. Weil bei Kindern und Leuten mit hoher Insulinempfindlichkeit siehts anders aus, die hätten im Zweifel auch etwas zugezahlt statt es gar nicht bekommen zu können. Haste hier mit Wegen über "internationale Apotheke/Ausland" zu genüge gesehen. Aber erst mal das neuste Insulin am Markt verschreiben, egal obs Sinn macht oder nicht.

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    Nix Diabetes - das ist lediglich Glucose-Intoleranz.

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  • Sicher - wir haben im Gesundheitswesen eine ganz merkwürdige Mischung aus Markt und Planwirtschaft, die jeder Hinsicht ganz bestimmt verbesserungswürdig ist.

    Allerdings sind das meiner Meinung nach insofern "Luxusprobleme", als hier inzwischen fast jeder irgendeine Form von Krankenversucherung hat, die dafür sorgt, dass bei chronisch Kranken das Lebensnotwenige bereit gestellt wird.

    Ich war nach dem Studium mal ein Dreivierteljahr nicht krankenversichert. Das ist schon als Gesunde nicht lustig, aber hätte ich da schon den DM gehabt, hätte ich das nicht aus eigener Kraft stemmen können.

    Insofern muss man unterscheiden zwischen Existenzbedrohung und fehlender Teilhabe am medizinischen Fortschritt.


    Lg Hubi

    "Sing this corrosion to me!"

    (Stoßseufzer eines unbekannten Seglers)

  • edit: doch, gibt anscheinend preisl. unterschiede.

    auf der einen verlinkten Seite wird dann auch für ein Gewinnspiel geworben:


    There will only be 1 grand prize winner which will be one month supply of the insulin specified in the competition entry form or a maximum of US$500.


    bis zu 500$ für einen Monat Insulin! :huh:

    Wettbewerb über Preise bei Apotheken und Großhändlern.


    Du meinst Endkundenpreise? Ne, bitte nicht! Das geht gehörig nach hinten los!


    Ähnlich wie die notleidenden Notare, Juristen und auch Ärzte mit Ihren "Gebührenordnungen". Lobbysumpf. Kunde/Patient zahlt.

    Äh, sorry, das ist Quark.


    Die Gebührenordnung schützt gerade erst den Kunden. Ohne müßte man trotz Gewinnens des Prozesses die eigenen Anwaltskosten tragen. Und es schützt die mit kleinen Streitwerten: Der Anwalt darf da nach Gebührenordnung nur einen relativ geringen Betrag nehmen, der meist nicht wirtschaftlich ist. Und er muß/kann das dann bei großen Fällen wieder ausgleichen. Bei einem freien Aushandeln des Honorars würden Kleinmandanten keinen Anwalt mehr bezahlen können.


    BTW, die Anwaltsgebührenordnung ist das letzte mal vor ca 13 Jahren aktualisiert worden. Möchte mal die Gewerkschaft sehen, die 13 Jahre ohne Lohnsteigerung mitmacht!


    Und passender hier: Ärzte. Die werden als Kassenärzte sicher nicht überbezahlt. Ich sag nur Budgetierung.

  • Deswegen haben wir ein Praxensterben und eine hohe Insolvenzquote.


    Spass bei Seite, das wird offtopic, ich lass es genau deswegen.

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    Nix Diabetes - das ist lediglich Glucose-Intoleranz.

  • Ich frag mich viel eher, wo solche Insulinpreise herkommen. DAS klingt eher nach Kommunismus bzw. einer völlig aus dem Ruder gelaufenen Planwirtschaft.

    im Gegenteil, völlig wild gewucherter Kapitalismus.

    https://www.t1international.co…why-insulin-so-expensive/


    Ein weiterer Aspekt der Geschichte:

    Die modernen üblichen Insuline wie Lantus, Novolog usw sind extrem teuer geworden.

    Es gibt aber wohl bei Walmart "R (egular)" und "N (nph)" Insulin zu kaufen, entspricht umgefähr dem Actrapid und Protaphane bei uns.

    Eine Ampulle kostet ~25$, dazu kommen dann noch die Kosten für Spritzen. Manchmal wird darum behauptet die Situation wäre gar nicht so schlimm weil es ja diese "Lösung" gäbe. Dabei ist ja bekannt, dass für manche Patienten mit diesen Uralt-Insulin keine vernünftige Einstellung möglich ist.