Ungeplant schwanger und schlechte Werte

  • Hallo,


    ich bin neu im Forum und hoffe auf einen Austausch mit anderen "Leidensgenossen", weil ich momentan in einer für mich sehr schlimmen Lage bin.


    Ich bin 34 Jahre alt und habe letzte Woche positiv getestet. War daraufhin bei meiner Frauenärztin. Sie konnte beim Ultraschall nur eine leere Fruchthöhle sehen. Ich soll nächste Woche wieder hin um nochmal zu schauen. Mein Hba1c ist bei 8,3, also eine Katastrophe. Ich habe sehr viel Angst, dass das Kind nicht gesund sein könnte, da ich weiß dass ich viel besser hätte eingestellt sein sollen, bevor ich schwanger werde, aber es war eben nicht so geplant. Da war ich auch gerade dran, habe jetzt den Libre seit Oktober und jetzt das.

    Ehrlich, und ich hoffe mich verurteilt niemand, ich habe ein ganz schlechtes Gefühl diese Schwangerschaft durchzuziehen, obwohl ich um die Risiken weiß. Die Beziehung zwischen meinem Partner und mir ist auch nicht so gefestigt. Wir waren eine Woche vor dem Test zwar noch zusammen zur Schwangerschaftsberatung, waren uns dann aber einig, dass wir noch warten möchten, bis der Zucker gut eingestellt und unsere Beziehung stabiler ist. Außerdem war ich gerade dabei, mich beruflich neu zu orientieren und hätte die Chance auf einen tollen Job. Versteht mich nicht falsch, wenn ich wenigstens fit wäre, meine Werte gut, fiele es mir vielleicht leichter mich dazu zu entschließen, Job, Beziehung hin oder her.... Aber im Moment bin ich einfach verzweifelt und möchte nichts falsch machen. Wenn das Kind aufgrund der schlechten Werte krank wäre, würde ich mir das nie verzeihen. Ich fühle mich schrecklich. Vielleicht war jemand schon in der gleichen oder einer ähnlichen Situation und weiß Rat.


    Eure Pebbles

  • Hey, ich versuche und traue mich jetzt einfach mal.

    Bei mir ist es genau anders rum, ich bereite mich grade drauf vor schwanger zu werden und arbeite ab was es abzuarbeiten gibt. Daher versteh ich glaube ich ganz gut was dir durch den Kopf geht, weil genau das auch durch meine Birne wandert und ich versuche alles auszuschließen bevor wir das Projekt baby angehen.


    Vorneweg, ich bin Verfechter der "Frauenrechte". Dein Körper, deine Entscheidung. Da kann dir auch keiner reinreden.

    Der Hba1c ist nicht pralle. Mir wurde auch gesagt, unter 6,5, besser noch unter 6. Dabei fällt mir auf, was ist das erhöhte Risiko wenn er drüber ist?

    Generell ist wohl das Risiko höher, dass es bei dir zu Augenschäden, Wassereinlagerung und wahrscheinlich noch mehr kommt. Aber um wieviel höher, keine Ahnung. Auch haben die Kids wohl direkt nach der Geburt mehr Probleme damit, z. B. ihren BZ zu halten und kommen generell mit mehr Gewicht zur Welt.

    Das alles sind Fragen die du für dich klären musst. Hast du bereits jetzt irgendwelche Folgeschäden, die durch eine schlecht eingestellte Schwangerschaft schlimmer werden können?

    Bist du bereit das Risiko, für euch beide, zu tragen? Kannst du damit umgehen, wenn das Kind eventuell nicht gesund zur Welt kommt?


    Auch die Job/Beziehung - Situation scheint nicht einfach zu sein, wobei mir das wahrscheinlich erstmal zweitrangig wäre. Du musst aber für dich selbst entscheiden, ob du damit zurecht kommst im Notfall vielleicht auch ohne Partner und mit dem alten Job klarzukommen.


    Und natürlich die wichtigste Frage: könntest du es mit dir vereinbaren dieses Kind nicht zu kriegen?

    Vielleicht schaust du mal bei pro Familia oder ähnlichem, was es an Infos usw. gibt.

    Und sprich mit deinem Diabetologen oder dem Diaberater, was genau die Risiken sind. Mir hilft es immer sehr genau bescheid zu wissen. Wobei auch da jeder anders ist.

    Ich wünsche dir auf jeden Fall alles alles Gute und hoffe mein gesabbel war nicht ganz so kontraproduktiv.

    "Gibt das Leben dir Zitronen, frag nach Salz und Tequila..." SDP

  • Mit Ratschlägen möchte ich mich zurück halten als "frische" Mama (Kind wird 2 dieses Jahr).


    Nur das: du selber musst Dir überlegen und entscheiden was du auf dich nehmen möchtest und kannst. Eine Schwangerschaft mit Typ 1 ist alles andere als entspannt und mit einem guten 1c zu starten, sorgt vor allem für weniger Sorge und Stress bei der werdenden Mutter. Es gibt aber auch Berichte von ungeplanten Schwamgerschaften bei Typ 1 mit wesentlich schlechteren 1cs und gesunden Kindern nach der Geburt.

    Aber: du allein musst das entscheiden. Hole dir Informationen und Unterstützung bei pro Familia und anderen Einrichtungen - Caritas, DRK zB - und nimm dir die nötige Zeit.


    Zu den Risiken.. Wer das nicht wissen möchte, sollte diesen Absatz überspringen, ist nicht nett und beschönigen nützt nichts. In erster Linie sind die Risiken für das Kind sehr hoch. Fehlbildungen an Skelett-, Muskel- und Organsystemen (offener Rücken, Hirnschädigungen um nur 2 zu nennen), Früh- und Todgeburten, Makrosomie (extrem hohes Gewicht, über 4kg bei Geburt und mehr). Das sind ein paar Beispiele für eine dauerhaft schlechte Einstellung. Anpassungsschwierigkeiten beim BZ nach der Geburt durch laufend zu hohe Werte führen zu Hypos nach der Geburt, das kann aber in entsprechenden Geburtskliniken gut behandelt werden.

  • Liebe Mokka,


    vielen Dank für deine Antwort. Ich habe mich nzwischen ausgiebig informiert, aber schlauer bin ich nicht wirklich, also für mich selbst. Ich versuche die Werte gut zu halten, aber es gelingt mir leider nicht so gut. Die Diabetesberaterin sagte, wenn Fehlbildungen beim Kind auftreten sollten, dann ist das jetzt schon so. Alles was ma machen kann, ist "Schadenbegrenzung" ab jetzt. Die Diabetologin sieht das etwas "lockerer", sagt dass man das hinbekommt, ja und Risiken gibt es, die sind nicht wegzudiskutieren, erst recht da der Zucker so ist, wie er ist, aber sie versucht uns zu motivieren. Allerdings sagte sie auch, dass es nicht gut ist, wenn wir beide mit so viel Angst an die Sache gehen, da die Psyche sich auch auswirkt. Es ist schwer für mich, ich wollte und wünsche mir noch immer ein Baby, aber die Angst und die Sorgen überschatten alles. Auch habe ich nicht das Gefühl mich 100 %ig auf meinen Partner verlassen zu können, als Stütze, da er auch überfordert ist mit der Situation, was ich auch nachvollziehen kann. Man will eben einfach nichts falsch machen.


    Pebbles

  • Hi Pebbles,


    Klingt für mich so als wäre deine Entscheidung eigentlich schon gefallen? Es klingt für mich nicht danach als würdest du das "verkraften", dieses Kind jetzt nicht zu bekommen.

    Hättest du schon einen Termin beim Frauenarzt? Vielleicht kann der dir auch noch mehr über die Risiken sagen.

    Wichtig ist, dass du jetzt erstmal auch mit dir selbst klarkommen musst. Wenn der Zucker jetzt momentan nicht optimal ist, dann ist das so. Vielleicht kannst du an deiner Ernährung ein bisschen was drehen? LC ist während der Schwangerschaft nicht zu empfehlen, aber zumindest auf langsam wirkende KH gehen und die in die Zeit mit der höchsten Insulinwirkung einbauen.

    Und eben aufpassen dass du keine Hypo bekommst.

    Hast du dich mal bei deiner Diaberaterin wegen einer Pumpe schlau gemacht? Vielleicht hilft dir das deine Werte etwas niedriger zu halten.


    Lg mokka

    "Gibt das Leben dir Zitronen, frag nach Salz und Tequila..." SDP

  • LC ist während der Schwangerschaft nicht zu empfehlen? So ein Quatsch! Es macht mich echt sauer, wenn hier so unfundierte Ratschläge gegeben werden. Sicherlich ist LC nicht für jeden was, aber das hat mit der Schwangerschaft nix zu tun!!!

    Liebe Pebbles, Ernährung anpassen um die Werte zu optimieren ist ein Muss, wenn du es anders nicht hinbekommst. Schnelle KH weglassen würde ich dir auch unbedingt empfehlen! Sollte LC was für dich sein, probier es ruhig mal aus. Low Carb heißt nicht no Carb und auch nicht, den ganzen Tag nur Fleisch und Eier zu futtern... Viel Gemüse, Salat und co, schadet dem Kind nix und macht das Handling der BZ Werte vergleichsweise leicht. Obst in Maßen, am besten gemischt mit 40%igem Quark, lässt den BZ auch nicht so in die Höhe schnellen.

    Die Meinung, Kind und Mutter bräuchten Unmengen an KH ist längst überholt, nur leider kommt es bei den Ärzten nicht so wirklich an. Solltest du schon eine Hebamme haben, frag die mal. Die sind in der Regel immer auf dem neuesten Stand.

    Ach und zum Schluss ganz wichtig: Versuch dich zu entspannen. Tu dein Bestes und lass den Rest auf dich zukommen. Stress wirkt sich negativ auf dich, deinen BZ und dein Kind aus! ;)

    LG Martina, die sich LC ernährt und ein kern gesundes und putz munteres Kind hat!

  • Liebe Pebbles,


    ich habe 2005 mit 39 Jahren meinen Sohn bekommen. Ich hatte sehr große Sorge, dass es ihm nicht gut gehen könnte. Mein Zucker war zum Zeitpunkt der Schwangerschaft nicht ideal ( auch ungefähr bei 8,0) , ich bin dann sofort zur Pumpeneinstellung in die Klinik gegangen. Ausserdem bin ich auf eigene Kosten zur Kinga Howorka nach Wien gefahren und habe mich bei ihr schulen lassen. Sie ist T1DMler und Mutter von 3 Kindern, die sie in einem Geburtshaus geboren hat. Sie ist heute Gynäkologin und Diabetologin und schreibt alle schwangere Frauen mit T1DM während der Schwangerschaft krank damit sie sich auf ihre BZ-Einstellung konzentrieren können. und sie schult die Väter, damit diese ihre Frauen gut unterstützen können - auch während der Geburt, so dass die Neugeborenen nicht gleich nach der Geburt in den Unterzucker fallen....

    Ich habe meine Einstellung auf 5,6 HBA 1c hinbekommen. mit damals noch 13-15 blutigen BZ-MEssungen täglich.

    Mein Sohn ist heute 13 und super schön und gesund und ich bin so glücklich, dass ich mich für ihn entscheiden habe. Es geht ihm gut!


    Das unangenehmste für mich während der Schwangerschaft in Deutschland (Hamburg) war, dass viele der Mediziner, mit denen ich zu tun hatte, mehr gedroht haben als unterstützt! Such Dir ein wohlwollendes Umfeld und so viel Unterstützung wie Du nur bekommen kannst!


    Toi, toi, toi!

  • LC ist während der Schwangerschaft nicht zu empfehlen? So ein Quatsch! Es macht mich echt sauer, wenn hier so unfundierte Ratschläge gegeben werden. Sicherlich ist LC nicht für jeden was, aber das hat mit der Schwangerschaft nix zu tun!!!

    Und ich finde es verantwortungslos einer schwangeren hier zu raten mal schwupp ihre Ernährung umzustellen. Mag sein dass eine LC-Ernährung in der Schwangerschaft funktioniert, wenn die Mutter VOR der Schwangerschaft schon LC gegessen hat, sich damit auskennt und der Zucker sich darauf schon eingependelt hat.

    Ich finde es hier wirklich sinnvoller eben die schnellen KH durch langsamere zu ersetzen und generell drauf zu achten, dass man eben nicht zu viele KH am Tag erwischt.

    "Gibt das Leben dir Zitronen, frag nach Salz und Tequila..." SDP

  • LC ist während der Schwangerschaft nicht zu empfehlen? So ein Quatsch! Es macht mich echt sauer, wenn hier so unfundierte Ratschläge gegeben werden. Sicherlich ist LC nicht für jeden was, aber das hat mit der Schwangerschaft nix zu tun!!!

    Und ich finde es verantwortungslos einer schwangeren hier zu raten mal schwupp ihre Ernährung umzustellen. Mag sein dass eine LC-Ernährung in der Schwangerschaft funktioniert, wenn die Mutter VOR der Schwangerschaft schon LC gegessen hat, sich damit auskennt und der Zucker sich darauf schon eingependelt hat.

    Ich finde es hier wirklich sinnvoller eben die schnellen KH durch langsamere zu ersetzen und generell drauf zu achten, dass man eben nicht zu viele KH am Tag erwischt.

    Wenn du genau lesen würdest: ich sage ja nicht schwupp Ernährung umstellen, sondern im Grunde so wie du auch: schnelle KH weglassen und durch langsame ersetzen. Aber: wenn Frau es gerne möchte, weil sie ihre Werte nicht in den Griff bekommt und sich mit wenig KH nicht quält, ist es auch absolut nicht schädlich für das Kind, seine Ernährung auf (moderates) LC umzustellen. Und auf jeden Fall besser als wegen schlechter Werte zu verzweifeln!!! Im modraten LC Bereich ist man übrigens schneller, als viele denken. Man möchte es nur nicht so benennen, weil der Begriff aus welchen Gründen auch immer negativ behaftet ist.

    Wenn du hier aber sagst, das LC grundsätzlich in der Schwangerschaft nicht zu empfehlen ist, nimmt sie dich evtl. ernst, würde es vielleicht gerne ausprobieren, traut sich aber nicht mehr, aus Angst dem Kind was schlechtes an zu tun.

    Mein Fazit: jede so, wie sie gut zurecht kommt und sich wohl fühlt. Einzig eine vegane Ernährung ist tatsächlich gefährlich für die Entwicklung des Ungeborenen! Na ja und nur Schokolade und Pommes sollte es vielleicht auch nicht sein... 8o

  • An der Ernährung was zu drehen ist einfach und kann schnell Verbesserungen bringen. Ich bin von LC weit entfernt, habe aber in Vorbereitung auf die Schwangerschaft einfach mal alle Süßigkeiten und stark zuckerhaltigen Produkte (Joghurtmit.. !) gestrichen, auch und insbesondere die Gummibärchen bei Unterzuckerungen. Traubenzucker schmeckt eklig (finde ich nach 20 Jahren Diabetes), hilft aber am besten und ich esse nicht „versehentlich“ zu viel. Schokoriegel während des Nachmittagstiefs kann ich zwar berechnen und spritzen, das nicht zu tun ist aber viel einfacher. Obst habe ich deutlich reduziert und Saft gestrichen. Wasser, Tee und Kaffee mit (Mandel-)Milch, fertig. Vollkorn is(s)t eh klar. Genau das mache ich jetzt wieder, weil die paar Tage Wellness-Hotel mit alles und Kuchenbüffet waren, was das Diabestesmanagement angeht, echt anstrengend.


    Ich empfehle dringend einen Frauenarzt der mindestens DEGUM II hat, damit er mit den Ergebnissen des Ultraschalls auch etwas anfangen kann. Einfach DEGUM, Frauenarzt und die Stadt suchen.


    Wahrscheinlich ist es einfacher, eine Freundin zu suchen, die Dich in der Schwangerschaft unterstützt als Deinen Mann zu motivieren. Das Ideal des bereits vor der Gebur begeisterten Vaters gibt es, ist aber nicht die Regel. Es ist Dein Bauch und Deine Verantwortung.