Was sind die Vorteile einer Insulinpumpe gegenüber dem Spritzen?

  • Hallo,


    ich hatte schon berichtet, nach dem operativen Entfernen der BSD lebe ich mit Diabetes 3c, der als schwer einstellbar gilt. Heute wurde ich gefragt, was denn besser ist, wenn ich eine Pumpe hätte. Da kam ich ins Stammeln. Ich weiss es nicht. Und bitte Euch um Information. Vielen Dank im voraus.

  • Vorteile aus meiner Sicht:


    - die Möglichkeiten der differenzierten individuellen Basaldosisanpassung (also zum Beispiel eine höhere Basalrate am Morgen) -falls DU immer mit zu hohen Werten aufwachst.

    - die Möglichkeit kurzfristiger Absenkung oder Aussetzung der Basalrate bei Sport - du kannst auch am Nachmittag kurzfristig für 3 Stunden die Basalrate absenken,

    - wenn Du Basis/Bolus spritzt, hast du das Basalinsulin intus und kannst am Nachmittag die bereits am morgen gespritzt Dosis nicht mehr reduzieren und musst zuessen

    Insgesamt: Du kannst also besser variieren, sowohl geplant, als auch ungeplant !


    Nachteil:

    Wenn technisch etwas schief geht, kannst Du wesentlich leichter in die Ketoazidose kippen (z.B. Schlauch klemmt).Sowie du keine Insulinversorgung hast, geht es dir ziemlich schnell gleich seeeehr schlecht.



    Bettina :)

  • Dem Nachteil kann man nur durch die eigene "Compliance" entgegenwirken: Man muss sich intensiv mit dem System beschäftigen und die Wirkmechanismen verstehen. Das kann individuell Monate bis Jahre dauern, spätestens dann zeigen sich aber die großen Vorteile gegenüber der konventionellen Therapie mit dem Pen.


    Was noch als Vorteil in Frage kommt (und mehr und mehr im Kommen ist) ist die Möglichkeit zur sehr Diskreten Bedienbarkeit. Einige Hersteller bieten Apps zur Steuerung der Pumpe/Pods an, sodass die Insulinabgabe von Weitem wie das Tippen einer Nachricht ins Handy gleicht sowie die Möglichkeit zur Automatisierung (Closed Loop Systeme), welche derzeit aber nur in Eigenregie (mit der entsprechenden Compliance) machbar sind und gut funktionieren.

  • ebenso der Vorteil bei der Bolusabgabe. Verlängerter Bolus, der einen Teil direkt abgibt und den Rest über einen bestimmten Zeitraum.


    aber Vorteil ist auch das Handling, nur die Pumpe (App) nehmen zu müssen und nicht erst den Pen vorbereiten zu müssen, damit "korrigiert" sich auch "leichter".

    oder splittet sich einfacher bei Pizza und Co.

  • Habe die Pumpe seit einigen Wochen und kann die Vor- Nachteile zur ICT wie folgt beschreiben:


    Mit der ICT hast du eine feste Basalrate, die du leider nicht im Lauf des Tages ändern kannst. Das ist Nachteilig, wenn du Sport machst oder dich mehr bewegst, du musst dann vorplanen.

    Mit der Pumpe kannst du Gas geben und bremsen (also die Basalrate temporär anpassen, z.B. indem du bei Sport auf 50% reduzierst und das für Zeitraum x also 1-2 Stunden).

    Ich brauche wesentlich weniger Insulin mit der Pumpentherapie und muss nicht dauernd Bolus und Basal mehrfach am Tag pieksen. Alles läuft über den Katheter, was aber auch ein Nachteil sein kann, wenn die Pumpe Verstopfungsalarm angibt und das Problem nicht gelöst wird, muss man den Katheter wechseln, was nicht mal eben so unterwegs machbar ist.

    Wie oben bereits beschrieben gibt es gute Aps, die allerdings tiefe Kenntnisse verlangen. AndroisAPS muss man selbst durch den Compiler jagen und die Vorgaben (Ziele) erfüllen, was sehr kompliziert ist (habe immer noch nicht die Nightscout Server Übermittlung hin bekommen). So lange man die Ziele nicht erreicht gibt die Software die nächste Stufe nicht frei und man hängt im open loop-Modus fest. Der Vorteil des closed loop ist, dass eine Prognose für die kommenden Stunden abgegeben wird und der Autopilot viel selbst übernimmt, vorausgesetzt dass die Basalratentests und alle Faktoren stimmen. Alles ist noch experimentell.

    Wenn man die Pumpentherapie ohne AAPS betreibt geht es auch, sofern man die App des Herstellers nutzt und sich mindestens 2 Wochen einarbeitet, die die richtigen Faktoen für jede Stunde gefunden sind. Wenn du ein Routinemensch bist und jede BE vorher abwiegst kannst du eine 100er Punktlandung auch ohne loopen schaffen. Meine Insulinresistenz ist dank Pumpe deutlich weniger, d.h. ich brauch sehr viel weniger Insulin als imt der Pentherapie (ICT).

    "Alle Dinge sind möglich, dem der da glaubt" Mk 9,23

  • Noch ein paar Kleinigkeiten außer allem schon Geschriebenen:

    Du kannst auch mal länger schlafen und mußt Dich nicht an festgelegte Spritzzeiten halten...

    Du hast die Pumpe immer bei Dir und mußt unterwegs keinen Pen mitnehmen... z.B. Du gehst einkaufen, dann lacht Dich ungeplant eine leckeres Stück Kuchen an.... mit Pumpe kein Problem, schnell ein paar Boluseinheiten abzugeben...;)


    Nachteil: Bei Reisen brauchst Du wesentlich mehr Equipment: Ersatzkatheter, Pflaster zum Befestigen derselben, Batterien für die Pumpe etc., Ersatzspritzen für den Fall eines Pumpenausfalls


    Für manche ein Nachteil: Bei den meisten Pumpen bist Du per Schlauch an die Pumpe gebunden - es gibt aber auch die sogen. Patchpumpen


    Eine gute Pumpenschulung ist dabei aus meiner Sicht sehr wichtig

  • Heute wurde ich gefragt, was denn besser ist, wenn ich eine Pumpe hätte.

    Ich bitte schon mal vorsorglich um Entschuldigung, dass ich mich als Nicht-Pumpi hier einmische.


    Die Hauptindikation für eine Pumpe ist ja wohl offiziell nach wie vor, dass das individuelle Therapieziel mit anderen Mitteln nicht erreichbar ist. Du hast ja schon einen ganzen Haufen Vorteile lesen können, die die Pumpenträger in der Nutzung für sich sehen. Aber was für dich mit Pumpe besser wäre, kann man eigentlich nur mit einer Gegenfrage beantworten: Wo hakt es denn in deiner jetzigen Situation? Nur wenn man weiß, welche Probleme du aus dem Weg räumen willst, kann man konkret sagen, ob dabei eine Pumpe helfen kann.


    Liebe Grüße vom Arbyter

    Das Leben ist zu kurz für ein langes Gesicht!

  • Typ 3, besonders C, ist bedeutend schlechter einstellbar, da weitere Hormone zugeführt werden müssen, was die Stoffwechsellage nicht vereinfacht.

  • Eine Pumpe bedeutet ja nicht zwangsweise, dass man loopen muss. Ich lebe ganz gut mit Pumpe und getrenntem CGM.


    Die Vorteile hast du aufgelistet bekommen und ich kann mich da nur anschließen. Ich bin wesentlich flexibler mit der Pumpe und hab einfach die Möglichkeit spontan zu essen ohne extra spritzen zu müssen und bei Krankheit oder Bewegung die Basalrate hoch oder runter setzen zu können. Sehr angenehm, wirklich.


    In deiner Situation wäre ein CGM, ob mit Pumpe gekoppelt oder nicht, wahrscheinlich auch angezeigt und nützlich. So eine Vorwarnung bei Hypo ist echt klasse, ich bin froh das zu haben.

  • Typ 3, besonders C, ist bedeutend schlechter einstellbar, da weitere Hormone zugeführt werden müssen, was die Stoffwechsellage nicht vereinfacht.

    Welche Hormone müssen denn noch zugeführt werden? Ich weiß von Verdauungsenzymen, aber welche Hormone denn? Also außer Insulin und ggf. Glucagon aus dem Notfallset?


    Interessierte Grüße vom Arbyter

    Das Leben ist zu kurz für ein langes Gesicht!

    Einmal editiert, zuletzt von Arbyter ()

  • Für mich:

    Vorteil:

    Flexibilität,

    individuelle Basalraten - mehrere, je nach Dienst oder frei...

    muss nicht mehr an das Basalspritzen denken und evtl. rechtzeitig aufstehen....

    Temp. Basalraten: man kann die BR höher oder niedriger machen (z.B. Sport, Krankheit...)

    verschiedene Boli - verzögerter Bolus, z.B. bei fettem Essen

    Bolusgabe diskret überall möglich

    CGM-Kombination zur Pumpe (kommt auf das Modell an)

    Auslesbarkeit der Daten statt Tagebuch - Änderungen können direkter vorgenommen werden


    Nachteil:

    man hat stets einen Begleiter,

    Technik, die auch versagen kann,

    fehlerhafte Luft im Schlauch (da gibt es keinen Alarm)

    Gefahr der Ketoazidose ist höher als unter ICT,

    häufigeres Messen des BZ (bes. ohne CGM)

    größere Gepäckmenge auf Reisen,

    gewisse Abhängigkeit vom Hersteller, Lieferanten...

    Ersatzpumpe wird manchmal erst sehr spät gesandt, habe noch einige im Keller - aber das hat nicht jeder...


    cd63

    Grüße nest

  • Hallo,


    ich hatte schon berichtet, nach dem operativen Entfernen der BSD lebe ich mit Diabetes 3c, der als schwer einstellbar gilt.

    Hallo aha,


    ich bin auch 3c-ler, meine BSD wurde im Dezember 2017 entfernt, ich hatte Krebs.

    2015 hatte ich bereits eine Whipple-OP (Zwölffingerdarm Tumor bösartig).


    Mit meinem Bz fahre ich auch dauernd Achterbahn, ein Muster nachdem man sich richten könnte ist nicht erkennbar.


    Meine Diabetologin hat mich auch schon öfters gefragt ob ich nicht eine Pumpe möchte.

    Bislang habe ich mich dagegen entschieden, weil ich nicht auch noch permanent einen Schlauch im Körper haben möchte.

    Das Spritzen mit dem Pen macht mir nichts aus.


    Mit dem Libre, was ich noch bis vor zwei Wochen hatte, bin ich gut zurecht gekommen.

    Zwischenzeitlich habe ich das Dexcom G6 und das ist nochmals eine Verbesserung.

    Da ich den Bz nun permanent im Blick habe, kann ich rechtzeitig auf Veränderungen reagieren.

    Ich werde auch vorerst nicht auf eine Pumpe wechseln.

    Mal sehen wie sich das in Zukunft entwickelt, dann kann ich immer noch über eine Pumpe nachdenken.

  • Ich werde auch vorerst nicht auf eine Pumpe wechseln.

    Mal sehen wie sich das in Zukunft entwickelt, dann kann ich immer noch über eine Pumpe nachdenken.

    da hast du Recht! Ich habe auch lange gebraucht, um mich für eine Pumpe zu entscheiden. Eine Reisesituation brachte dann die entgültige Wende - dort nervte mich das ständige Spitzen derart (musste damals 3 x Basal geben und die Boli), dass ich einen Schlussstrich unter diese zeitliche Abhängigkeit machen wollte. Und seither habe ich es nicht bereut. Mein HbA1c hat sich eher erhöht, hatte früher so manche Hypo, allerdings immer ohne Fremdhilfe.

    Als ich den DM 1985 feststellte, wollten sie mir, vielleicht weil ich aus dem Gesundheitswesen komme, eine Pumpe andrehen....aber das wollte ich nicht. Das war ein Riesenteil, das u.U. bei Unterdruck Insulin abgegeben hätte...

    cd63

    Grüße nest

  • Als ich den DM 1985 feststellte, wollten sie mir, vielleicht weil ich aus dem Gesundheitswesen komme, eine Pumpe andrehen....aber das wollte ich nicht. Das war ein Riesenteil, das u.U. bei Unterdruck Insulin abgegeben hätte...

    cd63

    Ups.... habe meine Pumpe Anfang 1985 bekommen im DFI Düsseldorf und die war nicht viel Größer wie die 640G heute. Ich konnte die Pumpe wie auch heute sehr gut in die Hosentasche stecken.

    Weist du noch den Namen der Pumpe die du bekommen solltest?

    Meine Pumpe war von Novo Nordisk die MK1

    Gruß Hans :hihi:


    Pumpe seit über 39 Jahren und es ist erst die siebte.....

    Und seit 5 Jahren E-Auto Fahrer

  • Ich habe mich auch sehr lange gegen eine Pumpe gewehrt ( 38 Jahre ICT, seit 1,5 Jahren Pumpe). Jetzt kann ich das nicht mehr verstehen, da ich meine kleine Dana kaum merke und mittlerweile sehr liebe. Der größte Vorteil ist, dass die Basalversorgung genau für jede Stunde angepasst werden kann und bei mir täglich schwankende Insulinempfindlichkeit (Bewegung/Stress/Hormone/Wechseljahre?) prozentual schnell angepasst werden kann. Außerdem habe ich einen niedrigen Insulinbedarf. Jetzt kann ich gut mit 0,1 Einheiten rechnen und es macht für mich einen riesigen Unterschied, ob ich z. B. zum Frühstück einen Boli von 1,2 IE oder 1,5 IE gebe. Mit meinem Pen waren nur 0,5 IE-Schritte möglich.

    Ich habe auf jeden Fall bisher keine Stunde bereut, auf Pumpe umgestiegen zu sein. Kleiner Tipp: selber ausgiebig recherchieren, welche Pumpe für einen die Richtige ist, den jede hat Vor- und Nachteile. Von DIA-Beratern wird man doch oft in die Richtung Medtronic gedrängt, weil sie sich mit dieser Pumpe am Besten auskennen. Aber als Patient habe ich die Pumpe 24 Stunden am Körper und nur wenn ich sie unbedingt wollte, werde ich auch die kleine Nachteile (Reisegepäck, Zeitaufwand für Reservoire- und Kathederwechsel, Schlauch etc.) gerne in Kauf nehmen.

  • Hallo,



    was wäre besser an einer Pumpentherapie?


    Es gibt einen entscheidenden Vorteil bei der Pumpentherapie, den niemand wegdiskutieren kann.

    Die Basalversorgung ist die Basis einer guten, ausgeglichenen Therapie.

    Eine Pumpe kann im Optimalfall präziese auf den unterschiedlichen Bedarf über Tag eingestellt werden.

    Und leider kann nur die Pumpentherapie die Basalversorgung mit nur 3%iger Fehlerquote täglich wiederholen.

    Die Basalversorgung mit Spritze oder Pen kann eine deutliche Fehlerquote aufweisen, die durchaus bei über 100% liegen kann, je nach Präparat. Das bedeutet, dass das Basalinsulin (z.B. NPH-Insulin) heute die doppelte Wirkung haben kann wie gestern und auch morgen wieder eine andere Wirkung haben wird.

    Diese Unsicherheit wurde in sogenannten „Clamp-Studien“ nachgewiesen.


    Das wäre z.B. ein Vorteil einer Pumpentherapie.


    Mit Gruß