Ich dachte, es wären mehr

  • "Die Studienteilnehmer aus Westeuropa schnitten mit einem mittleren HbA1c von 7,7 % im Vergleich zu anderen Regionen der Welt noch am besten ab, erklärte Professor Dr. Jochen Seufert von der Universitätsklinik Freiburg. Den HbA1c-Zielwert von unter 7 % erreichten aber auch hier nur 27 % der teilnehmenden Erwachsenen mit Typ-1-Diabetes, also nicht wesentlich mehr als weltweit (24,3 %)."


    Ich dachte, dass viel mehr einen Wert von unter 7 % erreichen. Bin ziemlich überrascht, dass es nur knapp 25 % sind.


    Hättet ihr das so erwartet?

  • Mich überrascht es nicht wirklich, da die Probleme mit dem HbA1c auf der einen Seite in der Diagnostik selbst liegen und das, was heute als "gesund" definiert wird, in den letzten Jahren und Jahrzehnten immer wieder geändert wurde, was ebenso einen Einfluss auf die Methodik hat.


    Vor dem unter 7 waren es 5er Werte, die anzustreben waren oder "so niedrig wie möglich".


    Mittlerweile ist es weniger der A1c als "Time in Range" usw. usf.


    Dazu gab es kürzlich zu dem Thema übrigens amüsante Erhebungen, da wurden die A1c-Werte verglichen mit CGM-Daten, letztere waren oft identisch, wobei A1c-Werte bis zu 3% auseinander lagen...es sind also vielleicht keine 27%, sondern viel mehr ...oder weniger.:/^^

    Einmal editiert, zuletzt von Leinsdorf () aus folgendem Grund: Korrektur

  • Wobei du ganz sicher eine riesige Masse an Typ-1 hast, die schlicht "ihrem Arzt vertrauen" und entsprechende Werte kassieren. Die Mutter einer Arbeitskollegin ist seit 40 Jahren Typ-1, mittlerweile bekommt Sie so neumodisches Zeugs wie ein Libre. Damit das im betreuten Wohnen "mal eben gut" zu lesen ist. Die Arbeitskollegin weiss, dass ich das auch habe. Zeigte mir die Kurven Ihrer Mutter, ich hätte im Strahl kotzen können. Da stimmt nix, weder Bolus noch Basal. Die liegt ganz sicher über 8. Und hat übrigens Spätschäden an den Augen, Polyneuropathie und irgendeine bakterielle Entzündung ist auch immer. Kunststück, die ist für Bakterien so "interessant" wie eine Tüte Gummibärchen im Kindergarten.

    Time in Rage

    In "Rage" bin ich manchmal, in Range oft ;)

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    Nix Diabetes - das ist lediglich Glucose-Intoleranz.

  • Ein HbA1c von 7,7% entspricht in etwa einem mittleren Blutzucker von 170 mg/dl. Das finde ich jetzt auch sehr krass, dass dieser HbA1c der westeuropäische Langzeitmittelwert sein soll, denn das bedeutet, dass eine Menge Leute auch noch höher liegen. :pupillen:


    Ich hatte bei meiner Abschlussuntersuchung nach Erstmanifestation 6,0% und schlampe den Wert jetzt kontrolliert temporär auf 6,5% - 7,0% hoch, um einen baldigen Antrag für eine Insulinpumpe zu vereinfachen. Selbst dabei finde ich meine Werte tlw. schon ziemlich hoch, aber wenn ich überlege, dass viele Leute mit 8% und aufwärts herum rennen, müssen die ja regelmäßig über längere Zeiträume mit >250 mg/dl unterwegs sein. Das kann ich irgendwie kaum glauben.


    Vielleicht hängt es auch damit zusammen, dass ich wenigstens das Glück hatte, den DM1 erst in einer Zeit zu bekommen, in der kontinuierliche Gewebezuckermessung und ICT mit fortschrittlichen Insulinen zur Standardbehandlung gehören. Nur mit blutiger Messung und "oldschool"-Insulinen stelle ich mir eine gute Insulin-Einstellung auch extrem viel schwieriger vor.

  • Nachdem ich hier mal so gestöbert habe, war ich sehr überrascht, wieviele hier von euch einen Wert von unter 6 haben. Insofern ja, da überrascht das Ergebnis der Studie dann doch. Liegt vielleicht daran, dass in einem solchem Forum eher die Menschen vertreten sind, die sich um ihren Diabetes kümmern. Meine Ärztin sagt mir auch immer wieder, Sie glauben gar nicht, mit welchen Werten meine Patienten hier reinkommen... okay, da sind auch 2er dabei.

  • Ich hab in der Reha bei drei Typ 1 ern die Libre Werte gesehen. Die waren selten im Zielbereich. Zu mir haben die gleichen Leute gesagt ich soll es nicht zu ernstnehmen. Ein zwei KE mehr oder weniger ist doch egal. Basalratentests kann man auch während der Periode machen, das wäre ja egal, usw..


    Deshalb glaube ich die Studie total.

  • Ehrlich gesagt bin ich nicht wirklich überrascht. Die Empfehlung der Leitlinie von <7,5% dürfte auch daher kommen, dass strengere Grenzwerte von den meisten kaum noch erreicht werden können.


    Ich glaube Katarina Braune hatte in einem Vortrag auch mal eine Grafik gezeigt, welche Altersgruppen denn die Empfehlung von 7,5% schaffen. Die einzige Gruppe die erfolgreich war, waren die ganz Alten, vermutlich weil die einfach kaum noch etwas gegessen haben. Am schlechtesten haben die Jugendlichen und jungen Erwachsenen abgeschnitten, denn in der Pubertät wird der Diabetes ja auch oft komplett ignoriert.


    sultanine Hast du zufälligerweise einen Link zu der Studie oder den Titel und das Journal. Ich bin schon länger auf der Suche, ob es eine epidemiologische Studie gibt, die die A1c-Verteilung (am besten mit Perzentilenangaben) ausgewertet hat.


    Man darf hier im Forum nicht vergessen, dass man hier einer maximalen Filterblase ausgesetzt ist und das Krankheitsverständnis und der Therapiewille der Foristen weit über dem allgemeinen Durchschnitt liegt. Und gerade für den Diabetes ist eben ein ausreichendes Verständnis von Insulindosierung, Nahrung, Aktivität usw. notwendig, sonst hat man die ganze Zeit ne Achterbahnfahrt.

    Ich merke das ja selbst im Urlaub, wenn man rätseln muss, ob man den Milchshake mit 50g oder mit 150g KH berechnet (es waren wohl eher >100:whistling:). Da ist der Tageschnitt schnell mal um 1-2 Prozentpunkte höher.

    Wenn einem diese Zusammenhänge nicht klar sind oder, wenn man nicht bereit ist, sich jeden Tag (7 Tage die Woche, 356 Tage im Jahr, ...) mit seiner Erkrankung zu beschäftigen und sich Mühe zu geben, dann ist das BZ-Chaos vorprogrammiert.


    Ein HbA1c von 7,7% entspricht in etwa einem mittleren Blutzucker von 170 mg/dl. Das finde ich jetzt auch sehr krass, dass dieser HbA1c der westeuropäische Langzeitmittelwert sein soll, denn das bedeutet, dass eine Menge Leute auch noch höher liegen.

    Letzendlich ist der Unterschied zwischen 70 und 170 oft nur ein Glas Saft (bzw. ein Schokoriegel).

    Wenn man bei den meisten Essen um diese Menge daneben liegt , dann sind schnell Werte über 200 drinnen. Und wenn ich ne Nacht so hoch lag, dann wirds auch den Tag über nicht viel besser weil dann Resistenzen auftreten usw..


    Die meisten Diabetiker messen ja auch heute noch einfach 4mal am Tag vor der Mahlzeit den Blutzucker. Dann kann ich zwar ne Korrektur mit dem nächsten Bolus mitspritzen, aber der Zucker geht wegen dem Essen trotzdem erstmal noch höher. Wenn ich mich auch noch wieder beim Bolus verschätze, hab ich überhaupt keine Chance mehr in den "normalen" Bereich zu kommen. Und so ist man blitzschnell bei 8,x oder höher.


    Edit möchte noch ergänzen, dass man vergleichbare Ergebnisse ja auch in den ganzen Zulassungsstudien der Insuline/Pumpen etc. sehen kann. Dort geht es auch oft um Senkungen des HbA1c um 0,x% in einem Bereich von 7,x%.

    Es hat schon seinen Grund warum die offiziellen Closed-Loop-Systeme auch mit einem Zielwert von 120 in der "Alltagswelt" eine signifikante Verbesserung bringen, während hier im Forum viele damit sogar höher eingestellt wären.

  • Nein, das Ergebnis wundert mich nicht im Geringsten.


    HbA1c Werte unter 7 habe ich erstmals erreicht, als ich ein Libre/CGM hatte, also frühestens ab 2015. Das heißt für mein persönliches DIabetesleben kann ich höchstens 10% der Zeit HbA1c Werte kleiner als 7 gehabt haben.


    Im Insulinclub sind halt sehr viele Teilnehmer mit sehr kurzen Diabetesdauern und deshalb die bekannten Ergebnisse in der HbA1c-Umfrage jedes Quartal. Wer die Krankheit neu bekommt, sucht sich halt im Internet etwas, wie den Insulinclub. Langzeit-Diabetespatienten haben es schwerer, so niedrige HbA1c Werte zu erreichen, und befinden sich überwiegend wohl nicht im Insulinclub.

  • Letztes mit der "Dauer" glaub ich nicht. Hier sind auch welche mit "für uns normalen" HbA1c unter 7, die länger (also zweistellige Jahre) dabei sind.

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    Nix Diabetes - das ist lediglich Glucose-Intoleranz.

  • Justin Trudeau hat einen Bart ? wtf .. ( offtopic )


    Bin ja erst ein Jahr im T1 und insulin Club , habe gelernt no carb ergibt perfekte BZ Kurven ...


    Das Forum ist der Hammer , habe viel gelernt , meine Baustelle sind die postprandialen Spitzen , die können echt alles versauen , trotzdem 6.9 geschafft im letzen Check , aber da geht deutlich mehr .. work in progress .. bin motiviert , auch dank an Euch Mitgliedern <3 .

    Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen.

  • "Die Studienteilnehmer aus Westeuropa schnitten mit einem mittleren HbA1c von 7,7 % im Vergleich zu anderen Regionen der Welt noch am besten ab, erklärte Professor Dr. Jochen Seufert von der Universitätsklinik Freiburg. Den HbA1c-Zielwert von unter 7 % erreichten aber auch hier nur 27 % der teilnehmenden Erwachsenen mit Typ-1-Diabetes, also nicht wesentlich mehr als weltweit (24,3 %)."


    Ich dachte, dass viel mehr einen Wert von unter 7 % erreichen. Bin ziemlich überrascht, dass es nur knapp 25 % sind.


    Hättet ihr das so erwartet?

    Der Beitrag hat mich überrascht.

    Super 👍

    Tatsächlich sind weniger Diabetiker die unter Hba1c 7% haben. 🥺


    In meine Umgebung tatsächlich haben keine oder überhaupt keine

    Hba1c unter 7% und für viele ein Traum von 7% zu haben.

    Warum?!

    Ich weiß warum.!

    Weil Die Ärzte streben 7% bzw. 7.5%

    zu haben. 😳

    Noch von kurzem Hba1c vo 7%

    wahr das perfekte eingestellte BZ.🙄

    Für mich ist das viel zuviel..😬

    Maximum mein Ziel wert ist 6.5% zu haben.

    Sowie der Augenarzt einmal sagt zu mir." Bis 6.5% Hba1c ohne starke hoch und tiefe Sprünge der BZ":wacko:

    "Für heutigen möglichkeit, soll nicht schwer zu sein,wenn ich die Augen von Diabetes schonen möchte. "


    Damit muss man Diabetologen konfrontieren und zu Hilfe bitten

    mit allen was Technik und Medizin gibt , gute Einstellung zu bekommen


    Sparren sollten die nicht auf Gesundheit Kosten der Patienten.

    Sowie von uns verlangt wird. Zb.TS.😡

    Viele ältere Diabetiker nicht nur glauben aber auch denken, dass Hba1c 7-7.5 %richtig ist.

    Und Keine Ahnung haben,dass die falsch liegen.😔

    Deswegen wundert mich nicht, wenn zu solchen Ergebnissen kommen kann.:hmmz:

  • Ich hab in der Reha bei drei Typ 1 ern die Libre Werte gesehen. Die waren selten im Zielbereich. Zu mir haben die gleichen Leute gesagt ich soll es nicht zu ernstnehmen. Ein zwei KE mehr oder weniger ist doch egal. Basalratentests kann man auch während der Periode machen, das wäre ja egal, usw..


    Deshalb glaube ich die Studie total.

    Ich auch glaube wegen meine Diabetes Umfeld 😳

    1 oder 2 BE tatsächlich spielt keine Rolle nur.. wenn du die richtig mit Insulin empfangen und bewältigen kannst.

    Wenn man Schwierigkeiten hat, dann ist was anderes..lieber Finger weg oder sowenig Kohlenhydrate essen wie möglich. 😬

    Das ist nur meine Meinung 😇

  • Mich überrascht das Ergebnis nicht.
    Hier im Forum sind doch fast nur die „Diabetes-Streber“ die alles für einen HbA1c tun.
    die Frage ist immer zu welchem Preis und welcher Beeinflussung der Lebensqualität. Aber das ist eine andere Diskussion.
    ich bin seit Jahren immer im Bereich 7 % und das ist ok. Dank CGM ohne große Ausreißer mittlerweile. Und damit bin ich in der Gesamtheit wahrscheinlich schon die „obere, bessere“ Hälfte. Viele Menschen haben so viele andere Probleme und Baustellen, als pp-Spitzen zu verhindern. Letztendlich gibt es einfach auch keine Langzeitstudien, welcher Einfluss der HbA1c um 7-8 % hat, weil gute und selbstständige Messung absolut gesehen noch gar nicht so lange existiert.

  • Mich hat das nicht überrascht, ich hätte eher mit noch weniger unter gerechnet und mit noch mehr über 8%.

    Es reicht ja schon wenige Stunden nachts bei 190 zu sein und das letzte tägliche fettige Essen hat nach 3 stunden auch für ne Spitze von ein paar Stunden gereicht. Und schon ist der Durchschnitt bei 180 oder sonst wo.


    Ich hatte zu ICT nicht ein einziges Mal deutlich unter 7%, da diese reine Willkür einfach nicht mit Basal einzustellen war. Und ich habe alle Basale ausprobiert. Zu CT Zeiten war ich eher bei 8.5-9% mit viel Glück. Das hatte sich erst durch das Libre gebessert, aber gut war es nie. Ich habe die Pumpe auch erst seit ein paar Monaten und nähere mich langsam abwärts.

    Man muss auch noch verstehen, dass die Anzahl derer die leicht einzustellen sind bestimmt sehr gering ist. Man kann auch mit Diab Glück oder Pech haben mit seinem Verlauf.

    Optimismus ist Mangel an Detailkenntnis

  • Im Insulinclub sind halt sehr viele Teilnehmer mit sehr kurzen Diabetesdauern und deshalb die bekannten Ergebnisse in der HbA1c-Umfrage jedes Quartal.

    Ja, das denke ich auch. Die ersten 4-5 Jahre war es einigermaßen easy, hatte Hba1c- Werte zwischen 5,5 und 6% (obwohl angeblich auch schon kein Restinsulin mehr da war). Danach wurde es immer schwieriger, HbA1c trotz Anstrengung (aber ich richte mein Leben nicht mehr nach dem Diabetes aus) zwischen 7 und 7,5%. Erst seit dem Loop bin ich wieder bei unter 6%.

    „Soll ich den Notarzt rufen?“ – „Nein, das ist ein Fall für Spezialisten, rufen Sie die Gummibärenbande!“ (diabetes-leben.com)


  • Die Studie wurde mit nicht näher definierten Studienteilnehmern durchgeführt. Inwieweit die Teilnehmer repräsentativ sind, wurde scheinbar nicht bewertet bzw. untersucht.


    Mein HbA1c lag die letzten 25 Jahre immer zwischen 5,1 und 7,0%. Damit sehe ich mich nicht als Streber, bin aber zufrieden, weil bisher keine Langzeitschäden festzustellen sind.


    Die Masse der hier vertretenen Foristen wäre sicher nicht repräsentativ, eben weil sich hier fast alle bemühen, eine gute Einstellung hin zu bekommen und sich mit vielen Fragen und Antworten konstruktiv auseinandersetzen.