Deine 3 Fragen sind ja eher allgemeingültiger Art, deshalb wage ich als Penner auch mal meinen Senf dazu zu geben.
1) Das kommt drauf an wie hoch das Ausgangsniveau ist. Wenn man schon vor dem Essen ziemlich hoch ist und nicht wartet, addiert sich der postprandiale Anstieg und man landet in astronomischer Höhe. Ich mag sowas nicht, deshalb warte ich vor dem Essen bzw. passe meinen SEA individuell an, bis der Blutzucker deutlich gefallen ist.
Man darf aber nicht zu lange warten, gerade bei dem schnellen FIASP, sonst wird es gefährlich. Der Sensorwert hinkt ja zeitlich bekanntlich deutlich hinter dem Blutzucker hinterher. Wenn man die Korrekturdosis und den Bolus auf einmal gibt, folgt ein rasanter Abstieg. Bei einem Delta von -8 oder -10 alle 5 Minuten ist man bei einer Sensoranzeige von 150 tatsächlich schon bei 120 oder weniger (xDrip ist noch langsamer, deshalb lasse ich mir darin auch die schnelleren Rohdaten des Libre anzeigen). Bis die ersten Kohlenhydrate in der Blutbahn landen, dauert es auch noch mal 20-30 Minuten. Also Vorsicht, lieber früher als zu spät essen, den Prozess bzw. zeitlichen Ablauf beobachten und Erfahrung sammeln. Die Vorhersage von xDrip hilft dabei ungemein.
Was ich auch mache, um schneller runter zu kommen: Wenn ich um 18:00 Uhr zu hoch bin und weiß, dass ich um 20:00 Uhr zu Abend essen, würde die normale Korrektur etwa 4 Stunden also bis 22:00 Uhr dauern, um den Zielwert zu erreichen. Ich geb mir dann um 18:00 Uhr eine bewusst höhere Korrekturdosis, und zwar so viel, dass ich nach der Vorhersage von xDrip um 20:00 Uhr bei etwa 130 lande (kann man ja prima durch rückgängig machen und Veränderung der Korrektur in der Vorhersage ausprobieren). Um 20:00 Uhr gebe ich mir dann den Bolus für das Essen dazu, ziehe davon aber das zu diesem Zeitpunkt noch wirksame IOB aus der übertriebenen Korrektur ab.
2) Zu Zeiten des Libre 1 ohne Alarme habe ich mich auch nicht getraut, nachts heftig zu korrigieren. Mit dem Libre 2 habe ich diese Scheu aber abgelegt und korrigiere jetzt in vollem Umfang, manchmal sogar mehrfach in einer Nacht. Die Grenze für den Niedrig-Alarm habe ich bei 75 (oder 80) und werde rechtzeitig geweckt. Traubenzucker liegt auf dem Nachttisch. Bei der KH-Korrektur nach oben hilft mir auch der Vorschlag von xDrip, um nicht zu übertreiben (ich korrigiere fast nur noch mit Traubenzucker, weil das am schnellsten geht und gut zu berechnen ist).
3) Mit der Vorhersage von xDrip habe ich auch die Wirkungsweise von FIASP erst richtig durchschaut. Vorher hatte ich nach dem Essen manchmal unerklärliche Unterzuckerungen, manchmal auch nicht. Die Vorhersage zeigte mir, dass das an der Höhe des Bolus liegt (in Abhängigkeit der KH-Menge) und es eine Grenze gibt, die ich mir ohne Unterzuckerung auf einmal geben kann. Bei einem Bolus von 13-15 IE auf einmal ist bei mir ein kurzer Blutzuckerabfall nach dem Essen nur moderat (wie in der Vorhersage berechnet), bei einem größeren Bolus sacke ich aber kurzfristig zu stark ab – dann muss ich splitten. Das mache ich nicht in einem festen Verhältnis von 50/50 oder 60/40, sondern in Abhängigkeit von Essen bzw. dem erforderlichen Gesamtbolus so, dass in der Vorhersage keine Unterzuckerung eintritt (kann man auch wieder durch rückgängig machen und Veränderung der Eingabe in der Vorhersage ausprobieren). Den noch fehlenden restlichen Bolus gebe ich mir dann, wenn die Blutzuckerkurve nach einem kurzen Abfall nach dem Essen wieder dauerhaft am steigen ist – das ist meist 1-1,5 Stunden nach dem Essen. Manchmal steigt es aber auch später erst an (wahrscheinlich wegen Mirwirkung der Leber bzw. eating-soon-Effekt), dann warte ich ab und reduziere den Restbolus, je nach IOB und Vorschlag von xDrip. Das erfordert zwar eine hohe Aufmerksamkeit (setze mir einen Handy-Timer) und eine Pumpe (ohne Loop) könnte mir das auch nicht abnehmen, funktioniert aber hervorragend.