Leichte kurze nächtliche Hypos - ignorieren oder "gegenfuttern"?

  • Ich habe schon die letzen Wochen in meinen Libre Kurven am Morgen immer wieder mal kurze nächtliche Hypo-Spitzen nach unten gesehen. Bisher dachte ich allerdings eher, dass das nur daran lag, dass ich auf dem Sensor drauf gelegen bin.


    Jetzt hatte ich ja heute die erste Nacht den Libre 2 mit Alarm-Funktion und wie es der Zufall wollte, war ich kurz bevor der Hypo Alarm kam auf dem WC und so wie so schon wach - dadurch weiß ich auch sicher, dass ich nicht auf dem Libre-Arm gelegen habe. Ich habe den Alarm auf 80 mg/dl eingestellt. Als der Alarm kam hatte ich 79 mg/dl. Ich habe erstmal Nichts weiter unternommen, nach 16 Minuten nochmal gescannt, dann war ich bei 68 mg/dl. 6 Minuten später dann wieder bei 84 mg/dl und nochmal 6 Minuten später dann bei 95 mg/dl.


    Los gegangen (Alarm vom Libre) ist das Ganze um kurz nach 3:00 und außer das zu beobachten hatte ich nichts weiter unternommen.


    Kann/sollte man solche leichten & kurze nächtliche Hypos einfach ignorieren weil der Körper den BZ ja selber wieder in Ordnung bringt, oder hätte ich beim Alarm direkt mit BEs "gegenfuttern" sollen?


    Liebe Grüße


    Aleksandar

    Wenn ich Diabetes-Therapieformen mit Internet-Anschlüssen vergleiche (mein persönliches Empfinden, kann für andere natürlich ganz anders sein):

    -ICT = 56k Analog-Modem

    -Pumpe = in Deutschland übliche VDSL Anschlüsse

    -Closed Loop = Gigabit FTTH Glasfaser-Anschluss

  • Das kann man wahrscheinlich nicht so pauschal beantworten…

    Ich kann dir nur sagen wie ich es mache. Wenn ich mir diese Tiefs in der Nacht nicht erklären kann (am Tag ganz viel Sport gemacht, zu wenig gegessen, oder noch Kurzzeitinsulin onboard) Dann ignoriere ich diese Tiefs und es gleicht sich immer wieder von alleine aus. Wenn es jedoch einen der oben angegebenen Gründe für einen zu tiefen Blutzucker gibt, messe ich erst nach und gegebenenfalls esse ich dann auch gegen. Das kommt allerdings wirklich sehr selten vor.

  • Hast du die Werte von Libre blutig gegen gemessen? Mein libre liefert immer, vor allem in dem ersten 24h, etwa 20mg/dl zu wenig. Das heißt zeigt mir der libre ich wäre bei 80 bin ich eigentlich bei 100.

    Aber ehrlich gesagt wäre auch eine (blutige) 80, so lange sie konstant ist, für mich noch kein Grund da jetzt Gegenmaßnahmen anzusteuern. Wenns unter 70 geht würde ich langsam mal anfangen zu regulieren.

    "Gibt das Leben dir Zitronen, frag nach Salz und Tequila..." SDP

  • Ich habe schon die letzen Wochen in meinen Libre Kurven am Morgen immer wieder mal kurze nächtliche Hypo-Spitzen nach unten gesehen. Bisher dachte ich allerdings eher, dass das nur daran lag, dass ich auf dem Sensor drauf gelegen bin.

    Das macht man in der Tat öfter als man mitbekommt. Es gibt aber noch einen zweiten Effekt, der durch die beiden Temperaturfühler (einer quasi auf der Haut, einer am Gehäuse des Libre) bedingt ist: bei schnellen Temperaturänderungen kann der Rohwert stark springen. Der aktuell gescannte Wert ist nicht in gleicher Weise gemittelt wie die Werte der letzten acht Stunden, da drückt sich so etwas auch stärker durch.

    Mitunter verschiebt sich auch der Messfaden minimal, was zu anscheinend völlig unerklärlichen Sprüngen führt...


    Der Libre ist ein Messsystem, das im "steady state" am besten arbeitet. Dummerweise sieht ein typischer Tagesablauf etwas anders aus. Da muss man seine Erfahrungen sammeln, und das mit jedem Sensor und jeden Tag neu.


    Auch blutige Messungen sind fehlerbehaftet, aber gerade wenn der Libre zu spinnen scheint, genau genug um wieder Boden unter die Füße zu bekommen. Also keine Panik. Irgendwo im Kleingedruckten steht, dass der gescannte Wert allein nicht für Therapieentscheidungen verwendet werden sollte...

  • Mein Eindruck ist, dass es beim Libre2 in letzter Zeit häufiger "Algorithmuswarnungen" gibt. Für mich sind das solche plötzlichen, deutlichen Abwärtstrends (oder auch aufwärts), die überraschend kommen. Überraschend deshalb, weil man vielleicht einen leichten Abwärtstrend erwartet hätte, aber kein schnelles Abtauchen des BZ-Wertes mit Alarm.

    Die Warnung erfolgt offenbar eher auf Basis einer Extrapolation des Trends und im weiteren Verlauf wird die Kurve wieder begradigt, weil der vorausgesagte tiefe (hohe) Wert so gar nicht eingetreten ist. Das scheint beim Libre2 inzwischen deutlich sensibler zu sein, was bei mir verstärkt zu Fehlalarmen führt.

    Ich sehe dann im Protokoll zwar noch den (vermeintlich) zu tiefen Wert, auf der Kurve gibt es dieses Event aber gar nicht mehr.


    aleks.t1d Da du noch keine ewige Erfahrung mit deinem DM hast, würde ich persönlich ungern empfehlen, nächtliche Hypoalarme zu ignorieren. Im Zusammenhang mit Eigeninsulin ist das schwierig zu beurteilen, ob das für deine Situation "safe" ist. Nach Tagen mit Sport oder Abenden mit Alkohol würde ich in der Situation immer KH einwerfen.


    Lg Hubi

    "Sing this corrosion to me!"

    (Stoßseufzer eines unbekannten Seglers)

  • Ich habe mir die Alarme in xdrip+ so eingestellt, das sich der BZ oder evtl. Sensor Schwankungen fangen können, wenn sie einen bestimmten Wert unterschritten haben. Bedeutet die Alarme werden häufiger in ihrer Frequenz, je tiefer der gemessene Wert ist, falls sie nicht wieder nach oben gehen.

    Da ich alle 2 Wochen Nachtschicht habe, weiß ich allerdings das sich mein Blutzucker ohne zusätzlich BE's nicht mehr fangen wird, wenn er eine gewisse Schwelle erreicht hat.

  • In folgendem Thema hatten wir die Ursachen von nächtlichen Schwankungen schon mal besprochen, dort ist auch eine Kurve gepostet.

    CGM - Messgenauigkeit im Schlaf


    Wenn man xDrip verwendet und sich darin die unkalibrierten minütlichen Rohdaten des Libre anzeigen lässt, sieht man, dass die Werte tatsächlich noch viel stärker schwanken, als in der geglätteten Kurve von Libre Link erkennbar. So habe ich auch festgestellt, dass jedes Mal, wenn ich aufstehe, der Blutzucker unmittelbar um 25-30 mg/dl ansteigt, aber nur für rund 10 Minuten, dann fällt er von selbst wieder auf das ursprüngliche Niveau zurück. Das ist kein Sensor-Messfehler, sondern tatsächlich so und im Blut auch messbar. Ich glaube, July95 hat bei sich dieses Phänomen ebenfalls beobachtet. Heute Morgen bin ich erst um 8:15 Uhr aufgestanden, da sieht man in den Rohdaten (weiße Punkte) sehr gut diese kurze Spitze:


    Das könnte der Grund dafür sein, dass bei dir aleks.t1d die Werte angestiegen sind, nachdem du kurz aufgestanden warst. Wenn man dann meint, es ist ja alles wieder in Ordnung, könnte das eine Fehleinschätzung sein und kurze Zeit danach gefährlich werden.


    Deshalb besser nicht ignorieren. Muss man aber individuell beobachten und Erfahrung sammeln. Ich habe meinen Niedrig-Alarm bei 75 eingestellt und reagiere, je nachdem, welches Gefälle die Kurve hat und was die schnelleren Rohdaten zeigen. Der Alarm in xDrip hat den Vorteil, dass er sich nach der eingestellten Snooze-Time wiederholt, falls der Blutzucker nicht gestiegen ist. Wenn man den Alarm dagegen in LibreLink einmal bestätigt hat, passiert danach nichts mehr.

  • Gegen eine leichte tägliche Hypo gab es eben Naturjoghurt mit noch warmer selbstgekochter Kirschmarmelade. :love:

    Stay cool and carry on gardening !

    Einmal editiert, zuletzt von Hobbybauer ()

  • Eine leichte Hypo kommt auch bei Gesunden vor. Ich reagiere erst ab <65 wenn nennenswerte Mengen Bolus aktiv sind.