Sind wir eine Risikogruppe?

  • Mich beschäftigt aktuell ganz stark die Aussage, die ich hier teilweise lese, dass wir als typ1er keine Risikogruppe sind.


    Ich möchte euch dazu die bereits zitierte lancet Studie aus England ans Herz legen. Diese sagt das wir typ1er sogar eine höhere Sterblichkeit haben als typ2er (wenn man Übergewicht, Alter, etc. rausrechnet). https://www.thelancet.com/jour…-8587(20)30272-2/fulltext



    Die Studie zeigt auf, dass es 263 830 typ1er gibt.

    Nun kann man verschiedene Szenarien durchgehen wie hoch die infektionszahlen bis zum Ende der Datenergebung am 11. Mai wohl waren.

    Starten wir mit der Annahme 1% der Bevölkerung hatte bis zum 11.mai corona. Dann hätten 2638 Personen Corona gehabt. Gestorben sind 364. Demnach war für einen typ1er die Wahrscheinlichkeit an corona zubsterben 1 zu 7.


    Bei der Annahme das am 11. Mai bereits 2% der Bevölkerung Corona hatten wäre die Sterbewahrscheinlichkeit noch immer 1 zu 14 gewesen.

    Bei 6% sind es immer noch 1 zu 43. Niemand würde in ein Flugzeug steigen wenn die Chance auf Absturz 1 zu 43 wäre.


    Um diese Zahlen einzuordnen: jemand mit 75 hat eine sterbewahrscheinlichkeit von 1 zu 8. Jemand mit 50 eine von 1 zu 200 (quelle: https://www.spektrum.de/news/c…onders-gefaehrdet/1765438)


    Das mal so als my 50cents, da ich hier häufiger lese wir seien keine Risikogruppe.

  • Okay.

    Nun mal eine nicht böse gemeinte Frage, Anmerkung etc.


    Was nützt es effektiv zu wissen das "Wir" zu einer Risikogruppe gehören ?

    Beziehungsweise welche Vorteile könnte es uns verschaffen ?


    Ob das mit den Masken klappt - fraglich.

    Befreiung von der Arbeit - nun ja...schön wär`s

    Firstclass Behandlung im KH - könnte sein


    Vielleicht fallen euch ja noch positive Aspekte dazu ein.

    Mir im Moment nicht.


    Lieben Gruß Julmond

  • Gute Anmerkung. Ich wollte auf keinen Fall unnötige Panik machen. Aber ich denke eine realistische Einschätzung ist immer besser als angstgetriebenes schönreden.


    Wobei kann es helfen?


    • Es hilft evtl. bei der Frage Impfen ja oder nein
    • Wir und unsere Verbände drängen evtl. mehr darauf dass wir zu den Impffähigen Risikogruppen gehören
  • Wenn es um die FFP2-Masken geht, vermute ich ganz stark, dass die Regierung noch die ersten Einschätzungen vom März im Buch stehen hat, als unsere (unsere? :arghs:) eigenen Verbände so klug geredet haben, dass "junge, gesunde Typ 1er" kein höheres Risiko haben (sich anzustecken).

    Das war aber noch vor der englischen Studie.


    Außerdem sind ja nun nicht alle Typ 1er noch zwangsläufig jung und gesund. Den Witz dahinter verstehe ich sowieso nicht. Wenn das Immunsystem eigene Organe attackiert, ist man wahrscheinlich nicht gesund.


    Viele Typ 1er haben mehrere Autoimmunerkrankungen.


    Ich stimme Dir also zu. Was natürlich bei "Risikogruppe" dann nicht berücksichtigt wird, ist der Punkt, dass nicht alle gleich betroffen sind. Deshalb gibt es auch hier im IC User, die mit weniger Erkrankungen, Beeinträchtigungen durchs Leben kommen und für sich die Risikogruppe anders definieren.


    Bei den Masken war letztendlich wohl nur der Geldbetrag der Grund, den die Regierung sparen konnte. Es waren ja ursprünglich viel mehr Erkrankungen im Gespräch.

    Tresiba ist zurück! :thumbsup:

  • [...] Diese sagt das wir typ1er sogar eine höhere Sterblichkeit haben als typ2er (wenn man Übergewicht, Alter, etc. rausrechnet). [...]

    Was soll so eine Berechnungsgrundlage bringen? Ein großer Teil der Typ2-Diabetiker ist nun einmal übergewichtig und leidet am metabolischen Syndrom. Wenn man das "rausrechnet", rechnet man schlicht an der Realität vorbei.


    Mit der gleichen Strategie kann ich auch eine Studie über Menschen mit terminalen Krebserkrankungen herausbringen, die besagt, dass deren Lebenserwartung genauso hoch ist wie die von Gesunden, wenn man deren Erkrankung "herausrechnet".


    Ich denke, der mit Abstand höchste Risikofaktor ist das Alter. Das heißt aber im Umkehrschluss nicht, dass junge Menschen nicht auch schwere Verläufe bekommen können. Gerade letzte Woche ist bei meinem Arbeitgeber ein Kollege mit 28 Jahren an COVID-19 gestorben, der keine bekannten Vorerkrankungen hatte. Trotzdem sind solche Fälle die absolute Ausnahme.

  • Und Übergewicht scheint tatsächlich eine große Rolle zu spielen. Ich habe kürzlich aus Interesse mehrere retrospektive Studien über Lungentransplantierte mit Covid gelesen und selbst bei denen war Übergewicht ein entscheidender Faktor für einen schweren Verlauf oder Tod. Also selbst im ersten Jahr nach der Transplantation, wenn ja wirklich bei vielen an mehreren Ecken noch die Hütte brennt (wie ich selbst gerade erlebe), hatte das Gewicht eine signifikante Auswirkung. Der Vorteil dieser Studie war, dass da natürlicherweise keine hochaltrigen eingeschlossen waren, deren hohes Sterberisiko also rausgerechnet war. Ich weiß nicht, wie es aktuell ist, aber bisher war das Problem an den ganzen Studien und Erhebungen (für mich), dass nicht nach mehreren Kriterien gleichzeitig ausgewertet wird, also z.B. Diabetes und unter 50. Ich weiß nicht, ob die 5 gestorbenen Mukoviszidosepatienten in Europe Diabetes hatten oder z.B. transplantiert waren. Ich weiß nur, dass unter allen ca. 500 Patienten mit Covid 20 transplantiert sind und 60 Diabetes haben, wobei nur von deutlich weniger als 500 tatsächlich alle Daten vollständig sind. 60 Diabetiker ist statitsisch gesehen viel zu niedrig für 500 Mukoviszidosepatienten, die Inzidenz bei Erwachsenen Patienten ist 1/3 oder 1/4. Oder Diabetes ist wirklich kein Risikofaktor, so dass viele mit Diabetes UND Mukoviszidose kaum Symptome haben und unentdeckt bleiben.

  • Ich weiß nur, dass unter allen ca. 500 Patienten mit Covid 20 transplantiert sind und 60 Diabetes haben, wobei nur von deutlich weniger als 500 tatsächlich alle Daten vollständig sind. 60 Diabetiker ist statitsisch gesehen viel zu niedrig für 500 Mukoviszidosepatienten, die Inzidenz bei Erwachsenen Patienten ist 1/3 oder 1/4. Oder Diabetes ist wirklich kein Risikofaktor, so dass viele mit Diabetes UND Mukoviszidose kaum Symptome haben und unentdeckt bleiben.

    In Deutschland ist die Inzidenz bei 9.8% (stand 2015 https://www.aerzteblatt.de/arc…nz-steigen-in-Deutschland )

    In der im ersten Post beschriebenen Studie ist die inzidenz in England sogar noch geringer. Damit wären 60 von 500 mehr als zu erwarten.


    Edit: sorry hatte "bei Erwachsenen" überlesen!

    Dann erklärt es sich höchstens Über die fehlenden Daten oder den geringe risikofaktor diabetes. Dieser wurde aber wie oben Beschrieben mit 3.5 mal höher für typ1 und 2mal höher für typ2 bereits belegt.

  • Ja, wobei da Diabetes ja nicht weiter aufgedröselt ist. Dasselbe Problem ergibt sich übrigens bei Organtransplantation. Die zwei Studien, die ich gelesen habe, bezogen sich ausschließlich auf Lunge und dort war die Sterblichkeit mit 15-25% extrem hoch. Das Gros der Organstransplantierten ist eben nierentransplantiert und deren Immunsuppression ist deutlich niedriger als bei Lunge und z.B. Herz. Meine These ist ja, dass bei der Festlegung auch noch die Inzidenz in der Bevölkerung eine Rolle spielt. Es gibt einfach so viele mit Typ 2, dass deren Impfung auf das Gesundheitssystem wesentlich mehr Effekt hat und die armen paar Typ 1er oder anderen Unterarten, die auf der Intensivstation landen, zu verschmerzen sind (aus Sicht der Entscheider) und man sich dann eben auf die konzentrieren kann und nicht triagieren muss. Wenn man mal den aktuellen Trend weiterspinnt, gehen uns nämlich Januar/Februar die Betten aus.

  • kdjdbdkd meinst du jetzt Risikogruppe für COVID-19 oder allgemein wegen Typ-1-Diabetes?


    Bei einem HbA1c größer als 7 steigt das Risiko für Kapillar-Blutgefäß-Verengungen, was zu Wundheilungsstörungen oder Herzinfarkten führen kann. Das Risiko für Unterzuckerungen ist bei Typ-1-Diabetes auch gleichzeitig ein Risiko für Unfälle (Hypo beim Fahrradfahren, Autofahren, oder bei Sport und körperlicher Arbeit).

  • Ich bezog das rein auf covid-19.

    Ich finde, das ist in der Tat eine spannende Frage, zu der man erstaunlich wenig liest. Ich kann mir nicht vorstellen, dass allein die Frage nach Typ 1 oder 2 entscheidet, sondern vor allem die Diabetes-Dauer (mit Langzeitfolgen) spielt vermutlich auch eine Rolle. Denn nicht jeder Typ 1 hat über Jahrzehnte top HbA1c-Werte (ich zumindest nicht... :hmmz:). Ich kann mir nicht vorstellen, dass das egal ist?

  • ja, das zu untersuchen wäre interessant. Wir sind aber wohl eine zu kleine Gruppe als dass es dort belastbare Zahlen geben könnte.

    An anderer Stelle Habe ich mal gelesen dass der "aktuelle" hba1c wohl nun doch keinen Einfluss aufs Risiko haben soll. Was natürlich nichts zu deiner Vermutung sagt :)

  • Gibts denn irgendeine offizielle Definition von "Risikogruppe"? Mich interessiert das hauptsächlich im Hinblick auf die Impfung. Bekommen wir gemeinsam mit den anderen unserer Altersgruppe eine Impfung oder zählen wir zu einer Risikogruppe die früher geimpft werden kann/darf?


    EDIT: Hab nun den Link im "Off Topic"(???) Unterforum gefunden, wir kommen wohl in Gruppe 3 dran (also irgendwie auch erst kurz vor Schluss): https://www.bundesgesundheitsm…id-19-impfung.html#c19749