Verschieden schnelle Kohlenhdrate in xdrip+/nightscout?

  • Hallo zusammen,


    habe gesehen, dass es im Nightscout die Möglichkeit gibt, verschieden schnelle Kohlenhydrate einzugeben. Langsam/Mittel/Schnell würde mir reichen, eine Lebensmitteldatenbank will ich nicht gleich anlegen. Bei xdrip+ habe ich diese Möglichkeit noch nicht gefunden. Ein Eintrag auf der git-Seite spricht davon, dass das jemand entwickeln wollte, aber ab 2019 gibt es keine Kommentare mehr dazu.


    Meine Idee war also, statt der Anzeige über xdrip+ die Nightwatch App zu installieren und da meine komplette Anzeige und KH/IE-Eingabe drüber zu machen. Daten würde ich weiter über xdrip sammeln. Ist das eine gute Idee, kann das funktionieren? Oder gibt es eine bessere Möglichkeit?


    Frage nebenbei: Ich habe die Nightwatch-App heruntergeladen. Die braucht natürlich erstmal eine Nightscout host URL. Egal was ich eingebe (Basis-URL mit oder ohne API-Secret), ich bekomme einen "Error logging in"... Eigentlich müsste das doch "https://api_secret@meinherokuappname.herokuapp.com/api/v1", oder? Also die Basis URL die in xdrip+ funktioniert?


    Danke für die Hilfe!


    Besten Gruß


    Simon

  • Die Geschwindigkeit macht bei mir schon einen Unterschied, vielleicht weil ich auch viel Vollkorn esse. So ein Schwarzbrot ist im Vergleich zu nem Stück Kuchen doch ein gutes Stück langsamer ;)

  • Schließe mich der Meinung von Gummihupe an. Mag sein, dass schnelle KH etwas schneller im Blut sind. Aber die KH-Absorbtionsrate, also die Geschwindigkeit/Dauer des Stoffwechsels ist unabhängig vom glykämischen Index immer annähernd gleich. Das hat auch eine Studie mit Gesunden unter verschiedenen Mahlzeiten ergeben und hatte schon Dana Lewis festgestellt.


    Das könnte auch der Grund sein, weshalb eine Unterscheidung in xDrip nicht weiter verfolgt wurde.

    Einmal editiert, zuletzt von Kappa ()

  • Wie genau werden denn dann eure Vorhersagen? Bei mir hängt das total davon ab, was ich esse. Habe ich ein Vollkornbrot gegessen, müsste ich laut Vorhersage schon längst am Fallen sein (noch aktives Insulin, aber die KH längst verbraucht), bei Kuchen ist es umgekehrt.

    Dadurch werden halt gerade gegen Ende die Vorhersagen wenig hilfreich, weil entweder noch KH gegen das Insulin feuern oder eben nicht.


    Oder ich verstehe die Aussage der Studie bzw den Zusammenhang zwischen "verstoffwechselt" und "im Blut angekommen" nicht. Für mich ist ja nicht relevant, wann die letzte Zelle die KH verstoffwechselt hat, sondern wann mein Zucker steigt oder sinkt, oder nicht? Und da ist nun mal ein O-Saft schneller als Vollkornbrot...

  • Die Vorhersage in xDrip ist sowieso nur eine grobe Annäherung an die Realität. Darin wird beispielsweise eine lineare Absorption der KH unterstellt, was ja tatsächlich nie der Fall ist. Aber dennoch stimmt die Vorhersage bei mir doch meist relativ gut überein, zumindest gegen Ende der KH- und IE-Wirkung. Am Anfang liegt sie aber in der Regel völlig daneben, das liegt dann daran „wie schnell“ die jeweiligen KH verarbeitet werden und auch welches Insulin, mit welchem konkreten Wirkprofil (das wird ja in der Vorhersage auch nur angenähert) man verwendet.


    Ich hab allerdings auch lange experimentiert, bis ich die richtige KH-Absorptionsrate für xDrip gefunden hatte. Die lässt sich in Einstellungen – Vorhersageeinstellungen – Kohlenhydrate-Absorptionsrate eintragen (bei mir jetzt 30 g pro Stunde). Wenn der „Schwanz“ der Vorhersage-Kurve regelmäßig zu hoch oder zu niedrig liegt, dann stimmt die Absorptionsrate nicht und muss angepasst werden.


    Ich stimme dir natürlich zu, dass man persönlich durchaus merkt, dass Traubenzucker oder O-Saft pur relativ schnell im Blut landet. Aber wenn man das im Mix aus verschiedenen KH einer Mahlzeit betrachtet, ist der Unterschied schon relativiert. Das zeigte sich auch in folgender Studie, die Gummihupe hier mal verlinkt hatte:

    RE: 3 super Tage ohne Low Carb :-)

    Wenn man unten in dem Beitrag die Grafik der Blutzuckerverläufe nach verschiedenen Mahlzeiten vergrößert, sieht man an der Zeitachse, dass die Gesamtdauer der Verstoffwechslung trotz verschiedener Zusammensetzung der Mahlzeiten (aber alle 50 g KH) doch sehr ähnlich ist. In der Studie ist auch die Rede von slow und fast absorbtion. Das zeigt sich dann daran, wie schnell und wie hoch der Blutzucker nach der Mahlzeit steigt. Schnelle KH haben logischerweise einen starken Anstieg, während bei der slow absorbtion ein gleichmäßigerer Verlauf zu sehen ist.


    Das bedeutet aber nicht, dass schnelle KH auch schneller durch bzw. verbraucht sind. Die Gesamtdauer der Absorption ist bei verschiedenen Mahlzeiten identischer KH-Menge ziemlich ähnlich, weshalb auch die Absorptionsrate (Geschwindigkeit) sehr ähnlich ist. Das ist auch der Grund, weshalb die Vorhersage in xDrip am Anfang meist nicht stimmt, bei korrekt eingestellter KH-Absorptionsrate gegen Ende hinsichtlich des Treffens des Zielwertes dann aber doch.


    Dana Lewis hatte schon Jahre vorher die Grundlagen-Erkenntnisse zum Loopen veröffentlicht und darauf hingewiesen, dass nach ihrer Erfahrung die KH-Absorptionsrate (wieviel KH pro Stunde) unabhängig vom glykämischen Index der Nahrung ist. Derzeit wird es aber kein Programmierer schaffen, die Wirkung der vielfältigen Nahrungsmittel im Detail in einem mathematischen Modell abzubilden. Das wäre noch ein Forschungsprojekt für die Zukunft des Loopens.


    Wenn bei mir die Vorhersage in xDrip völlig aus dem Ruder läuft, liegt es in der Regel an Up-/Down-Regulation der Insulinrezeptoren bzw. Änderung der Empfindlichkeit. Dann muss ich ggf. die Faktoren in der Vorhersage anpassen.

  • Ok, interessante Punkte! Danke für die ausführliche Antwort. Heißt im Grunde: auf die Vorhersage direkt nach dem Essen brauche ich gar nicht achten, das kann der Algorithmus eh nicht abbilden.

    Während Insulin und KH aktiv sind, prognostiziert der mir natürlich alles mögliche, aber gegen Ende sollte das dann wieder passen, auch die Wirkdauer der KH. Andernfalls sind die Faktoren falsch eingestellt.

  • Heißt im Grunde: auf die Vorhersage direkt nach dem Essen brauche ich gar nicht achten, das kann der Algorithmus eh nicht abbilden.

    Während Insulin und KH aktiv sind, prognostiziert der mir natürlich alles mögliche, aber gegen Ende sollte das dann wieder passen, auch die Wirkdauer der KH. Andernfalls sind die Faktoren falsch eingestellt.

    Du hast es schon sehr gut zusammengefasst. Aber leider ist es ein komplexes Zusammenspiel mehrerer Parameter: Die in xDrip eingegebene Wirkdauer des Insulins (bzw. Wahl der Insulinsorte), die Faktoren und die KH-Absorptionsrate müssen einigermaßen stimmen, damit die Vorhersage hinsichtlich des Treffens des Zielwertes zuverlässig wird. In folgendem Thema findet man einige Hinweise und Erfahrungsberichte:

    Xdrip+ Vorhersage - Bolus Assistent


    Im Grunde kommt es mir darauf an, möglichst früh zu erkennen, ob ich IE nachspritzen oder nachfuttern muss, um den Zielwert tatsächlich zu treffen. Und das ist mit der Vorhersage meist schon 1-2 Stunden vor dem Ende der Wirkdauer ganz gut möglich. Wie sich der Blutzucker dazwischen verhält und ob er genau der Vorhersage folgt ist eigentlich nicht so wichtig. Die Vorhersage zeigt mir z.B. häufig einen sehr hohen Gipfel bis 180 oder sogar höher, was sich in der Regel zum Glück aber nicht realisiert.


    Der tatsächliche Verlauf zwischen Injektion/KH-Gabe ist halt davon abhängig, wie schnell oder langsam die KH ins Blut gehen – das hat aber nur wenig Einfluss auf die Gesamtdauer (die ist hauptsächlich von der KH-Menge abhängig). Allerdings hat mir die Vorhersage sehr dabei geholfen, folgendes Muster unmittelbar nach dem Essen zu erkennen:


    Ich hatte häufig eine Hypo unmittelbar nach einer KH-lastigen Mahlzeit mit großem Bolus (im Beispiel 21 IE). Die Vorhersage hat mir dann gezeigt, warum das so ist. Die schnelle Wirkung des FIASP läuft bei großem Bolus nicht synchron zu den länger andauernden KH und wirkt am Anfang zu stark. Durch Variation der Eingabe in die Vorhersage, konnte ich herausfinden, dass meine Grenze bei maximal 16 IE liegt, wonach ich nur geringfügig absinke. Deshalb splitte ich einen größeren Bolus. Etwa 2 Stunden nach dem Essen beginnt der Anstieg, da ja noch der Restbolus fehlt. In diesem Moment zeigt die Vorhersage einen Vorschlag, wie viel IE noch nachgelegt werden müssen. Das entspricht häufig dem noch fehlenden Restbolus und erreicht (mit FIASP) nach nur geringem Anstieg den Zielwert ziemlich gut.


    Die Vorhersage in xDrip ist schon ein geniales Tool. Man darf aber keine Wunder erwarten, da es nur eine Näherung sein kann.

    Einmal editiert, zuletzt von Kappa ()

  • Soooo..... nach Lektüre des gesamten von dir verlinkten Themas bin ich um einiges schlauer, danke Kappa!


    Mal abwarten, ob sich mein Dexcom-Sensor noch stabilisiert. Hab den gestern gesetzt und der zeigt nur Mist an... grmpf... Sobald ich wieder vernünftige Werte bekomme, wird losgetestet. Die Motivation zu (jetzt etwas gezielterem) Testen ist auf jeden Fall da! :)


    Da habe ich mir ja mit dem Diabetes mit Anfang 30 noch ein schön zeitintensives "Hobby" zugelegt... ;)