Erfahrungsbericht zu Ketogener Diät und Typ-1 Diabetes

  • Hallo Leute,
    Mein Name ist Anja & ich bin Typ-1 Diabetikerin. Ich war lange auf der Suche nach der optimalen Ernährung.


    Nachdem ich Ende 2019 eine negativ-veränderte Sehfähigkeiten bemerkte, welche sich in Form von dunklen Schleiern auf dem rechten Auge ausdrückten, wusste ich, dass ich ganz dringend etwas ändern muss!


    Auf Empfehlung einer (damals neuen) befreundeten Diabetikerin bin ich auf die ketogene Ernährung aufmerksam geworden.


    Sie - ebenfalls seit 3 Jahren Typ-1- Diabetikerin- erzählte mir von ihrem anfänglichen Leidensweg, der sich sehr mit meinen instabilen Blutzuckerwerten deckte. Ihr Ausweg aus den Schwankungen war die ketogene Diät, welche sie durch aufwendige Recherche für geeignet empfunden und ausprobiert hatte. Außerdem gab sie mir das Buch „Bright Sport & Landmines“ von Adam Brown (Kann ich sehr empfehlen!!) an die Hand, das mir förmlich aus der Seele sprach und ich mich erstmals richtig verstanden fühlte.


    Was mich dennoch richtig geärgert hat, war, dass mir oder ihr vorher nie jemand – und damit meine ich vorrangig behandelnde Ärtz*innen- die positive Wirkung von einer kohlenhydratarmen bzw. -freien Ernährung bei Diabetes berichtet hatte.


    Ich war der Meinung, dass eine solche Umstellung als Diabetiker*in quasi unmöglich sei bzw. sich negativ auf Nieren und Co. auswirken würde. Ich wurde eines Besseren belehrt, was sich mittlerweile auch in den Meinungen der Fachärzt*innen zeigt, meine Diabetologin eingeschlossen!


    Ich habe der Diät sehr viel zu verdanken & möchte durch meine Erfahrungsberichte dazu beitragen andere Menschen, die an Diabetes leiden, aufzuklären.


    Meine ganzen Erfahrungsbericht inklusive einiger Grafiken könnt ihr in meinem Blog lesen: Erfahrungsbericht: 1 Jahr Keto und Typ-1 Diabetes


    Ich freue mich auf spannenden Kommentare & hoffe euch etwas Orientierung durch meine Erfahrung mit an die Hand geben zu können.


    Liebe Grüße und einen schönen Start in die Woche.


    Anja.

  • Erst mal willkommen und herzlichen Glückwunsch. Mit dem ersten Beitrag gleich auf einer Forentretmine zu tanzen hat was ;)


    Die einen lassen sich nicht reinreden, die anderen reduzieren KH. Ich habs nicht "Keto" genannt, sondern eher "Low & Slow" Carbs. Seit Mitte 2014 übrigens, HbA1c stetig ne tiefe 5. Und da war ich echt nicht der erste - ein Doc aus den USA (selbst T1Dler) lebte das seit 50++ Jahren vor. Name leider entfallen, wird hier jemand wissen.... Fachliteratur zu dem Thema gibts auch genug.

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    Nix Diabetes - das ist lediglich Glucose-Intoleranz.

  • Dr. Bernstein?

    Ich versuche gerade morgens weniger KH zu essen, weil mein BZ so ansteigt, und nicht mal AAPS etwas dagegensetzt.

    Ketogen ernähre ich mich jetzt nicht, aber ich versuche weniger KH-Beilagen zu essen und statt dessen mehr Gemüse und Salat zum Fleisch/Fisch.

    LG
    Schaf

    Ypsopump mit CamAPS fx seit 08/2023 auf Motorola One Action

    iPhone 15 Pro Max für alles andere

  • Das Thema ist schon in Ordnung und finde ich sehr interessant. Was nur nervt, ist der missionarische Extremismus, mit dem hier immer wieder Fremdthemen von Low Carb gekapert werden und so ins Off topic ausufern. Aber hier könnte man sich ja themengerecht austauschen.

  • Liebe Leute,


    ich versuche gerade mit den Medizinstudierenden die Gemeinsamkeiten und Unterschied von Ketogen und Low Carb zu entwicklen....so viele kann ich da bislang nicht erkennen, was meint Ihr? So wie ich das sehe, kommt Low Carb eben eher von Dr. Bernstein, also aus der Betroffenenperspektive der Diabetologie und Ketogene Diät kommt eher aus der Sportphysiologie hat den Fokus auf der gesundheitlichen Förderung der Ketose....was noch?


    Bettina

  • Yep, Bernstein wars. Ich kann mir einfach keine Namen merken....

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    Nix Diabetes - das ist lediglich Glucose-Intoleranz.

  • Liebe Leute,


    ich versuche gerade mit den Medizinstudierenden die Gemeinsamkeiten und Unterschied von Ketogen und Low Carb zu entwicklen....so viele kann ich da bislang nicht erkennen, was meint Ihr? So wie ich das sehe, kommt Low Carb eben eher von Dr. Bernstein, also aus der Betroffenenperspektive der Diabetologie und Ketogene Diät kommt eher aus der Sportphysiologie hat den Fokus auf der gesundheitlichen Förderung der Ketose....was noch?


    Bettina

    Ketogen bedeutet einen Fettanteil von ungefähr 70% mit einem reduzierten Proteinanteil (wegen der Glukoneogenese)

    Bei very Low-Carb ala Bernstein ist der Proteinanteil etwas höher und das Fett nimmt halt mit, ohne besonders darauf zu achten.

    (Gutes Buch dazu ist auch Keith Runyan - The ketogenic Diet for Type 1 Diabetes.)



    Persönlich bevorzuge ich die Bernstein Diät (very low-carb), welche eher in einen niedrigen Ketonlevel von 0,5 - 2 mmo/l resultiert. Ich habe aufgehört meine Ketone regelmäßig zu messen, weil ich primär an meinen Blutzuckerwerten interessiert bin, als an meinen Ketonen. Aber in leichter Ketose bin ich immer.


    Ob eine Diät ketogen ist, läßt sich anhand der ketogenen Ratio ausrechnen. Das ist denke ich wichtig für Epileptiker.

    3 Mal editiert, zuletzt von Hype ()

  • Was mich dennoch richtig geärgert hat, war, dass mir oder ihr vorher nie jemand – und damit meine ich vorrangig behandelnde Ärtz*innen- die positive Wirkung von einer kohlenhydratarmen bzw. -freien Ernährung bei Diabetes berichtet hatte.

    Tja, warum ist das so? Die Fokusierung auf das 'böse' Fett, hat eben dazu geführt, Diabetikern eine High-Carb Diät zu empfehlen, obwohl es dafür keine wissenschaftliche Grundlage gibt. (Der größte Risikofaktor für kardiovaskuläre Erkrankungen ist und bleibt der Hba1c)

    Überhaupt gibts keine guten wissenschaftlichen Studien zu den verschiedenen Ernährungsformen, die für Diabetiker in Frage kommen.


    https://dom-pubs.onlinelibrary…oi/full/10.1111/dom.13736


    Traditionell wird die Blutzuckereinstellung über die Justierung der Insulindosis vorgenommen, anstatt über die Ernährung.


    https://pediatrics.aappublicat…g/content/141/6/e20180957


    Imho ist es aber offensichtlich das bei einer Krankheit wie Diabetes, bei der der Glukosestoffwechsel gestört ist, sich die Ernährung auch daran orientieren sollte. Es ist fast Körperverletzung Diabetikern ernsthaft anzuempfehlen 45-60% der täglichen Kalorienaufnahme durch Kohlenhydrate zu decken.

  • Liebe Leute,


    ich versuche gerade mit den Medizinstudierenden die Gemeinsamkeiten und Unterschied von Ketogen und Low Carb zu entwicklen....so viele kann ich da bislang nicht erkennen, was meint Ihr? So wie ich das sehe, kommt Low Carb eben eher von Dr. Bernstein, also aus der Betroffenenperspektive der Diabetologie und Ketogene Diät kommt eher aus der Sportphysiologie hat den Fokus auf der gesundheitlichen Förderung der Ketose....was noch?


    Bettina

    Bernstein ist eher ein Verfechter von Low Carb und High Protein. Es gibt ja keine eindeutige Definition, ab was eine Diät Low Carb ist.


    Eine reine ketogene Ernährung bei Diabetes ist nicht Zielführend da es neben hormonellen Veränderungen, insbesondere im Nebennierenstoffwechsel, auch eine temporärere Insulinresistenz zur Folge haben kann.

    Meiner Erfahrung nach ist eine Kombination am sinnvollsten, und zwar das Abwechseln von ketogenen Phasen und Low Carb, sowie gezielt High Carb wenn das Energiesubstrat tatsächlich verbraucht wird, z.B. vor Sport. Das hat als Konsequenz die metabolische Flexibilität, der Körper lernt einerseits mit Ketonen umzugehen, andererseits verlernt den Glukosestoffwechsel nicht. Der Basalbedarf bleibt durch den angekurbelten Fettstoffwechsel niedrig und man hat nicht so schnell Hypoaussetzer da das Gehirn mit Ketonen umgehen kann.

  • Die Wissenschaft ist sich da nicht sicher. Entweder schützen Ketone das Gehirn bei einer starken Hypoglykämie.

    Ketone haben also einen neuroprotektiven Effekt bei starken Unterzuckerungen


    Oder Ketone vergrößeren die Gefahr einer schweren Hypoglykämie, falls die Hypowahrnehmung durch die Ketonkörper gestört wird.

  • Wahrscheinlich ist beides richtig. Kurzzeitige Unterzuckerung wird man weniger "früh" merken, dafür ist man eben vor Auswirkungen dieser geschützt weil das Gehirn auch Ketone verwerten kann und somit Treibstoff hat. Dieses "Umschalten" des Gehirns beim Stoffwechsel ist keine Theorie, das ist nachgewiesen.


    Was aber im Gegenzug (andere Seite der Medaille) natürlich böse spät bemerkt werden kann wenn man richtig in den BZ-Keller knallt.


    Nur wie ist das verbleibende Risiko auf sowas, wenn man nur wenige Carbs isst und damit wenig Bolus braucht? IMHO ist das ein Risiko für einen Fall, der quasi selten bis gar nicht eintreten wird. Weil eine carbreiche Ernährung mit entsprechenden Bolusmengen (und Fehleinschätzungen dieser) deutlich höhere Insulin-Mengen bedeutet. Damit impliziert ist auch auch ein deutlich höheres Risiko besteht, dass sowas wie ein substanzieller BZ Keller überhaupt passiert.


    Aus meiner prozess- & regeltechnischen Erfahrung - wenn du ein System hast, was auf Sprungfunktionen beschissen reagiert --> minimiere deren Amplitude und Häufigkeit.

    Muss jeder am Ende selbst abwägen.

    --
    Nix Diabetes - das ist lediglich Glucose-Intoleranz.

  • und man hat nicht so schnell Hypoaussetzer da das Gehirn mit Ketonen umgehen kann.

    Das hört sich aber an, als ob man davon Hypo-Wahrnehmungsstörungen bekommen könnte, oder?

    Das passiert, wenn man es zu oft "darauf ankommen lässt". Die Hypo-Wahrnehmung hängt ja nicht von den Aussetzern ab sondern daran, dass der BZ den gewohnten Bereich verlässt.



    Eine reine ketogene Ernährung bei Diabetes ist nicht Zielführend da es neben hormonellen Veränderungen, insbesondere im Nebennierenstoffwechsel, auch eine temporärere Insulinresistenz zur Folge haben kann.

    Das ist Deine Meinung. ;) - Mich stört ein bisschen Insulinresistenz nicht so.


    So wie ich das sehe, kommt Low Carb eben eher von Dr. Bernstein, also aus der Betroffenenperspektive der Diabetologie und Ketogene Diät kommt eher aus der Sportphysiologie

    Mein Kenntnisstand ist komplett anders: m.W. stammt die ketogene Diät ursprünglich aus der Epilepsie-Behandlung.

    Während Low-Carb ein Sammelbegriff für alle Ernährungsformen sind, die KH-Konsum begrenzen (mit verschiedensten Grenzwerten), definiert sich die ketogene Ernährung darüber, dass eine Stoffwechsellage von mehr oder weniger permanenter Ketose erreicht wird. Je nachdem, wie dringlich dies ist, werden dann mehr oder weniger hohe Fett-Anteile angestrebt. (ggf. sogar mittels Supplementierung von MCT-Öl)


    Bei Diabetes ist die Ketose m.E. egal. - Da kommt es nur darauf an, große BZ-Spitzen zu vermeiden. Und da hilft eine niedrig-glykämische, KH-arme Ernährung bei vielen weiter.

    Ob eine Diät ketogen ist, läßt sich anhand der ketogenen Ratio ausrechnen. Das ist denke ich wichtig für Epileptiker.

    Das sehe ich anders: Was Du beschreibst, ist sicherlich ein guter Startpunkt. Aber ob eine Diät ketogen ist, ergibt sich daraus, was der jeweilige Körper mit der Nahrung anfängt. Und da hat jeder seinen eigenen Toleranzbereich.

    (Beispiel: Nach einem Haferflockenfrühstück dauert es wenige Stunden, bis mein Körper wieder in Ketose ist. Andere müssen Kohlenhydrate nur ansehen, um für Tage aus der Ketose zu fliegen.)

    Basal: Lantus (5 IE/d), Bolus: Normal-Insulin (0,5-1,3 IE/(gKH + gEW/2)/10), Pre-Workout: Humalog (1-2 IE), Hypo-Helfer: Dextro, KH-Menge pro Tag: 30-50g, Diaversary: 19.11.

    Glukosewerte werden vorwärts gelebt und rückwärts verstanden.

    2 Mal editiert, zuletzt von Ove ()

  • und man hat nicht so schnell Hypoaussetzer da das Gehirn mit Ketonen umgehen kann.

    Das hört sich aber an, als ob man davon Hypo-Wahrnehmungsstörungen bekommen könnte, oder?

    oh mann. Nein.

    Was sind Hypos denn? Das ist die Auswirkung einer Unterversorgung des Gehirns. Wenn aber Ketone als Brennstoff genutzt werden können, tritt das erst bei tieferen BZ Werten ein.

    Ich nehme Hypos durchaus wahr, aber erst wenn der Wert <60 sinkt.

    Nimmt man halt den Durchschnittsmenschen, der sich von früh bis spät mit KH vollstopft und keinen Sport macht, dann weicht das halt vom Durchschnitt ab und ärztliche Leitlinien orientieren sich halt am Durchschnittsmenschen.

  • Jaja das sind mir die richtigen. Anmelden, einen Beitrag schreiben nur für Spam. Und dann auch noch so einen Schmutz! Geh weg!

    Optimismus ist Mangel an Detailkenntnis