Plötzlich heftiger BZ Sprung

  • Moin,

    hatte den Diabetes bisher ganz gut im Griff, morgens 38E Tujeo und Bolus Fiasp Faktor 1,2, ca. (je nach KH-Aufnahme 10- 40E pro Tag, Hb1c 6,1

    Wollte vor 5 Wochen umstellen auf Levemir, brauchte zuletzt 2x 28E.

    Die Titrationphase war noch nicht komplett abgeschlossen, als ich vor 3 Wochen auf einer abendlich spontanen Ausfahrt kurz vorm MFress einen starken Schock erlitt (subjektiv: dumpfer Aufprall, lautes Scheppern, dunkler Körper flog über Motorhaube und Windschutzscheibe, gleißendes Licht beleuchtet Leichenteile und blonde Haare, lautes Hupen; objektiv: Wind trieb großen schwarzen Müllsack und alten Eimer [Scheppern] gefüllt mit Styroporteilen und gelben Fasern [Haare] direkt vor/auf mein Fahrzeug).

    Dachte, Fußgänger überfahren zu haben. Stand sofort, Hintermann hupte, beim 2.Blick Harmlosigkeit erkannt, rechts ran 2x durchgeatmet.

    Die Schock war riesig, Puls nach 2 min noch 130, nach 5 min. soweit alles klar.

    Da alarmmeldet der Freestyle >250 Messung 300 Pfeil senkrecht nach oben. Vorher ca. 90mg/dl

    Sofort 20E Fiasp, holte mir noch Burger, aß ihn nicht, da BZ inzwischen 410 (Peak) erreichte.

    Nach 60min. 180 gleichbleibend, nach Ablauf Fiap steiler Anstieg auf >300, also nochmals wieder 20E, die Nachtbis zum Morgen alle 4h 20E.

    Dann 9Uhr 40E Levimir und Fiasp Bedarf, trotz Fasten, immer noch größer als 10/4h.

    Habe jetzt wieder umgestellt auf Tujeo, benötige jetzt 50E/d und Fiasp >90E/d.


    Was war das? Was ist am Besten zu tun? Möchte sehr ungern zur Dia ohne Termin gehen (sehr voll im Hochinszidenzgebiet).

    klares Licht ohne Corona

  • Ich denke, der Anstieg unmittelbar nach dem angenommenen Unfall ist dem Schock geschuldet, eher noch der einsetzenden Panik.


    Panik versetzt den Körper in Alarmbereitschaft, die Leber schüttet Zucker aus, um im Gefahrenfall Energie zur Flucht bereit zu stellen, der Zucker steigt.


    Allerdings sollte sich das spätestens am nächsten Tag wieder beruhigt haben.


    Was mir noch auffällt, du brauchtest vor der Sache 56 Einheiten Basal, hast aber nur einen Faktor von 1,2.

    Und die KE schwanken zwischen 8 und ca. 35 am Tag, wenn man grob die gespritzten Einheiten in KE runterrechnet.


    Alles zwischen 18 und 35 KE erscheint mir sehr viel. Vielleicht hat sich eine Resistenz entwickelt.

  • "Als Hormon nimmt Adrenalin im Kohlenhydratstoffwechsel die Rolle eines Gegenspielers zu Insulin ein: Es erhöht den Blutzuckerspiegel, indem es die Zuckerfreisetzung aus der Leber fördert und Fettreserven abbaut. Wird Adrenalin verstärkt ausgeschüttet, erhöht das den Blutdruck und die Pulsfrequenz.

    Ausgeprägte Stress-Situationen, zu denen auch Erkrankungen mit Fieber, Operationen und körperliche Überlastung, etwa durch Erschöpfung bei Sport, oder Heimweh bei Kindern gehören, können zu erheblichen Blutzuckeranstiegen führen. In diesen Fällen den Zuckerspiegel nur vorsichtig korrigieren. Oft hilft es abzuwarten, bis die Aufregung sich gelegt hat. Dann noch einmal die Werte messen."


    Quelle:

    https://www.diabetes-ratgeber.…0und%20die%20Pulsfrequenz.

  • sultanine: Ich brauchte vorher 38E Basal jetzt 56. Für mich sieht es auch nach Resistenz aus, da der Faktor jetzt bei ca. 2-4 (noch nicht so genau zu ermitteln) liegt. Eine Scheibe Brot roh braucht 11E z.B. (gerade heute morgen getestet) tagsüber wirds besser.

    Bin frustriert, gerade versucht Dia zu erreichen aber die haben mit den hohen Inzidentien zu kämpfen (konzeptmäßig) und sind z.zt. closed shop.

    Mache mir langsam e Gedanken, kennt jmd. diese Symptomatik?

  • sultanine: Ich brauchte vorher 38E Basal jetzt 56. Für mich sieht es auch nach Resistenz aus, da der Faktor jetzt bei ca. 2-4 (noch nicht so genau zu ermitteln) liegt. Eine Scheibe Brot roh braucht 11E z.B. (gerade heute morgen getestet) tagsüber wirds besser.

    Bin frustriert, gerade versucht Dia zu erreichen aber die haben mit den hohen Inzidentien zu kämpfen (konzeptmäßig) und sind z.zt. closed shop.

    Mache mir langsam e Gedanken, kennt jmd. diese Symptomatik?

    Ja, nennt sich Doppeldiabetes. Also zu Deinem Typ 1 Diabetes, gesellt sich jetzt anscheinend noch ein Typ 2 Diabetes.

  • sultanine: Ich brauchte vorher 38E Basal jetzt 56. Für mich sieht es auch nach Resistenz aus, da der Faktor jetzt bei ca. 2-4 (noch nicht so genau zu ermitteln) liegt. Eine Scheibe Brot roh braucht 11E z.B. (gerade heute morgen getestet) tagsüber wirds besser.

    Bin frustriert, gerade versucht Dia zu erreichen aber die haben mit den hohen Inzidentien zu kämpfen (konzeptmäßig) und sind z.zt. closed shop.

    Mache mir langsam e Gedanken, kennt jmd. diese Symptomatik?

    Sorry, ich dachte die 2x 28 E Basal bezog sich auf die Zeit vor dem Vorfall.


    Naja, so genau kann man nicht sagen, warum du für eine Scheibe Brot 11 E brauchst. Das kommt auf das Brot und vor allem auf das Gewicht der Scheibe an.


    Generell brauche ich früh mehr Insulin als im Rest des Tages. Das hängt mit einem starken Nüchternanstieg zusammen. Wache ich früh mit einem schlechten Wert auf, dann brauche ich 4 Einheiten/KE. Passt der Wert, dann sind es 2,5 bis 3 Einheiten.

    Aus diesem Grund verschiebe ich das Frühstück, wenn es geht, weit Richtung Mittag und lasse das Mittagessen ausfallen.


    Ich würde erst einmal ermitteln, ob die Menge des Basalinsulins stimmt, also einen Basalratentest machen.

    Dann schau mal, wie früh der Nüchternwert aussieht. Stehst du mit einem guten Wert auf?


    Sollte sich wirkich eine Resistenz gebildet haben, so durchbreche ich die, in dem ich einmal so viel Insulin spritze, dass ich ganz tief komme, kurz vor eine Unterzuckerung. Natürlich nicht allein, mit genügend Traubenzucker an der Hand.


    Das bewirkt bei mir, dass die Resistenz durchbrochen wird und der Blutzuckerverlauf wieder normal läuft.

  • sultanine

    Danke für den Tip, ich hatte ursprünglich 38E Toujeo, aber immer noch Probs mit Ödemen in Beinen.

    Habe dann umgestellt (auf Anraten von Dia) auf Levemir 2x täglich, war dann bei 2x 28E/d

    In dieser phase passierte es dann und seitdem brauche ich diese hohen Mengen Insulin.

    Nüchternwert über Nacht flat jetzt zwischen 90-100 bei aktuell 50E Toujeo, allerdings Anstieg ab 6h auf 131 um 8:30h. Um dann wieder flat so um 120 zu werden ohne essen 14E Fiasp.

    Ist wirklich krass, hatte dies vorher nie, da ging Zucker in der Nacht auf 70-80 runter und stieg erst bei Aktivität an, egal ob 8:00h oder 10Uhr aufstehzeit.


    Werde also mal sukzessive runterspritzen bis auf 70 oder so und da mal bleiben, oder bist Du noch weiter runtergegangen?

    Langsam oder schnell runter?

    Der Libre reagiert ja verzögert, also blutig messen. Traubenzucker Cola Gemisch reagiert innert 10min. Wie hoch dann?

  • Ich versuche bei dem Runterspritzen ohne Traubenzucker auszukommen. Das ist nur für den absoluten Notfall und den hatte ich bisher noch nicht. Aber ich denke, soviel, bis zu wieder bei akzeptablen Werten angekommen bist. Nicht die ganze Cola oder den ganzen Traubenzucker auf einmal, erst mal 1 bis 1,5 KE und dann schauen, wohin die Reise geht.

    Wenn der Wert natürlich kurz vor 0 ist, dann rein, was rein geht :-)


    Was mir allerdings auch aufgefallen ist, die Umstellung ist erst von Toujeo auf Levemir erfolgt und dann wieder zurück?


    Vielleicht liegt es auch daran, dass da irgendetwas durcheinander geraden ist. Aber das würde ich dann wirklich mit dem Arzt besprechen, egal wie voll es da ist.

    Denn durch das Herumexperimentieren kann es zwar besser werden, kann aber auch in die andere Richtung gehen.

  • Ist wirklich krass, hatte dies vorher nie, da ging Zucker in der Nacht auf 70-80 runter und stieg erst bei Aktivität an, egal ob 8:00h oder 10Uhr aufstehzeit.

    Das ist doch ganz kurz vor einer Hypo bis mittendrin, für mich wäre das nicht erstrebenswert. Da wundert es mich nicht, dass Du einen HBA1 von 6,1 hast. Klingt erst mal super, erklärt sich aber aus diesen dauerhaften Niedrigstwerten.

    Nur von ganz unten sieht Selbstbewusstsein wie Arroganz aus.

  • 70:18 ergibt 3,8 mmol. Ich fange bei 3,5 abwärts an zu zittern. Solche Dauerwerte würde einem Diabetiker glaube ich kein Arzt empfehlen, die Gefahr einer Hypo ist viel zu groß. Ganz davon ab, dass das Hypo-Empfinden darunter leiden wird auf Dauer.


    Und ich selber habe noch nie einen Gesunden unter 5,0 gemessen.

    Nur von ganz unten sieht Selbstbewusstsein wie Arroganz aus.

  • 70:18 ergibt 3,8 mmol. Ich fange bei 3,5 abwärts an zu zittern. Solche Dauerwerte würde einem Diabetiker glaube ich kein Arzt empfehlen, die Gefahr einer Hypo ist viel zu groß. Ganz davon ab, dass das Hypo-Empfinden darunter leiden wird auf Dauer.


    Und ich selber habe noch nie einen Gesunden unter 5,0 gemessen.


    Das Hypoempfinden leidet nicht bei Werten, die für einen Nicht-Diabetiker ganz normal sind. Auch Nüchernwerte von 60 mg/dl kommen bei jungen gesunden Menschen vor.


    Ohne aktives Bolusinsulin kann man locker mit 80 schlafen gehen, wenn die Kurve flach ist und das Basalinsulin passt.


  • Ich gehe z.B bei hohen morgendlichen Werten hin und steuere mit voller Insulinmenge (Korrektur + Essen) dagegen und warte 30 Min. So fängt man den steilen Anstieg morgens etwas ab. Einmal wurd ich durch hohe Werte wach, was selten ist, eher bei tiefen. Da waren noch 2 Std bis zum Aufstehen. Dann kann man auch bei Wirkdauer 4h z.B nach Gefühl etwas aufschlagen, was man zum Essen bei Wert im Zielbereich 2 Std später gut verrechnen kann, falls es zu viel war, bei deutlich zu wenig schlägt man sogar noch was drauf. Sonst kann man die Wirkdauer schlichtweg auch abwarten.

    Man kommt oft besser wieder im Normalbereich, wenn zum Essen der Wert normal ist als wenn sie ohnehin erhöht sind.

  • Das Hypoempfinden leidet nicht bei Werten, die für einen Nicht-Diabetiker ganz normal sind. Auch Nüchernwerte von 60 mg/dl kommen bei jungen gesunden Menschen vor.

    Da möchte ich widersprechen:

    Wenn man ständig Werte über 150 hat, dann bekommt man schon bei 100 Hyposymptome.

    Wenn man sich dann auf Werte um 100 einstellt, werden die Hyposymptome erst bei niedrigeren Werten beginnen.


    Der Vergleich mit gesunden Menschen ist hier m.M.n. nicht hilfreich. Maßgeblich ist m.M.n. vielmehr, ab welchem BZ-Pegel meine Hypo-Wahrnehmung "anspringen" soll. Über diesem Level sollte sich mein Level dann konsequent bewegen (inkl. etwas Sicherheitsabstand).

    Basal: Lantus (5 IE/d), Bolus: Normal-Insulin (0,5-1,3 IE/(gKH + gEW/2)/10), Pre-Workout: Humalog (1-2 IE), Hypo-Helfer: Dextro, KH-Menge pro Tag: 30-50g, Diaversary: 19.11.

    Glukosewerte werden vorwärts gelebt und rückwärts verstanden.

  • Da möchte ich widersprechen:

    Wenn man ständig Werte über 150 hat, dann bekommt man schon bei 100 Hyposymptome.

    Wenn man sich dann auf Werte um 100 einstellt, werden die Hyposymptome erst bei niedrigeren Werten beginnen.


    Der Vergleich mit gesunden Menschen ist hier m.M.n. nicht hilfreich. Maßgeblich ist m.M.n. vielmehr, ab welchem BZ-Pegel meine Hypo-Wahrnehmung "anspringen" soll. Über diesem Level sollte sich mein Level dann konsequent bewegen (inkl. etwas Sicherheitsabstand).


    Ist eine Frage dessen wie man den Begriff „Hyposymptome“ definiert. Symptome, die bei einem normalen bis leicht erhöhten BZ (100mg/dl) auftreten, sind ja eben keine Symptome einer Hypoglykämie. Für die meisten Typ 1 Diabetiker dürfte es nicht sinnvoll sein, sich so hohe BZ-Werte anzutrainieren, dass man einen normalen BZ-Wert gar nicht mehr ertragen kann.

  • Yep. Aus meiner "Remissionszeit": Die Bauchspeicheldrüse wollte auf 80 und ich hatte unter 100 UZ-Symptome. Hat sich erledigt. Sowohl wegen Remission als auch die hohen Werte vor dieser.

    --
    Nix Diabetes - das ist lediglich Glucose-Intoleranz.

  • Wenn man ständig Werte über 150 hat, dann bekommt man schon bei 100 Hyposymptome.

    Für die meisten Typ 1 Diabetiker dürfte es nicht sinnvoll sein, sich so hohe BZ-Werte anzutrainieren, dass man einen normalen BZ-Wert gar nicht mehr ertragen kann.

    Das war nur ein Beispiel zur Veranschaulichung, das vermutlich jeder aus seiner "Anfangszeit" kennt.


    Ich persönlich arbeite mit einem Zielwert von 100 (auch wenn dies kein "normaler" Pegel für einen "Gesunden" ist) und versuche, konsequent über 70 zu bleiben, damit bei 60er-Werten die Hypo-Wahrnehmung anschlägt.

    Basal: Lantus (5 IE/d), Bolus: Normal-Insulin (0,5-1,3 IE/(gKH + gEW/2)/10), Pre-Workout: Humalog (1-2 IE), Hypo-Helfer: Dextro, KH-Menge pro Tag: 30-50g, Diaversary: 19.11.

    Glukosewerte werden vorwärts gelebt und rückwärts verstanden.

  • Das Hypoempfinden leidet nicht bei Werten, die für einen Nicht-Diabetiker ganz normal sind.

    Das habe ich mal in einem Fachartikel deutlich anders gelesen. Die Wahrnehmungsschwelle sinkt demnach einfach, wenn man praktisch ständig an der Hyposchwelle lebt.

    Nur von ganz unten sieht Selbstbewusstsein wie Arroganz aus.