Wirkung Toujeo nicht wie angegeben?

  • Hallo miteinander!


    Ich bin seit 35 Jahren Diabetiker Typ 1. Seit einiger Zeit benutze ich zum messen Freestyle libre2, dazu die Insuline Toujeo und Fiasp.

    Die letzten 2 Monate kam es vermehrt zu schweren Unterzuckerungen. Ich habe dabei festgestellt, dass es immer abends kurz nach der Injektion des Toujeo war. Ich verwende momentan 55 Einheiten abends grob zwischen 18 und 19 Uhr. Ich hatte bei diesen Unterzuckerungen noch kein Fiasp gespritzt und die BZ Tendenz war davor auch nicht nach unten. Ich bin nicht dement (Verwechslung), kein Alkoholiker und kein Leistungssportler! Beim letzten Mal hatte ich danach einen BZ Abfall von über 100 in einer Stunde. Ich hab einfach Angst und kann es mir nicht erklären. Hat jemand von Euch eine Erklärung dafür oder Ähnliches erlebt? Eigentlich soll die Wirkung des Toujeo ja erst nach ca 4 Stunden beginnen.:pupillen:8|Natürlich werde ich das mit meinem Arzt absprechen, es kann aber nicht schaden, verschiedene Meinungen dazu zu bekommen. Ich danke Euch schon einmal;)

  • Mir erscheinen 55 Einheiten ziemlich viel, wenn du nicht wahnsinnig schwer bist.


    Ich weiß nicht, wie lange Toujeo wirkt, aber vielleicht überschneiden sich die vielen Einheiten in ihrer Wirkung, falls es länger als 24 Stunden wirkt.

  • hm... auch ich nutze FIASP und TOUJEO (ITC), allerdings spritze ich Toujeo morgens nach dem Aufstehen. Mich irritiert an Deiner Schilderung, dass die schweren Hypos kurz nach Toujeo-Injektion auftreten, denn die Wirkungskurve ist ja nicht schnell und steil ansteigend. Bist du dir sicher, dass es nicht eher am Fiasp liegen kann? Das kann heftig reinknallen.

    55 IE erscheinen mir auch arg viel. Ich - nicht die schlankeste Elfe auf Erden - spritze meist 19 IE. Meine Kurve ist nachts meist eine waagerechte Linie.

    Und ja, Toujeo wirkt (zumindest bei mir) ein bisschen länger als 24 Stunden. Das hilft beim Ausschlafen am Wochenende. ;)

  • Ich habe das leider auch circa ein bis zweimal im Jahr. Circa 1 Stunde nach dem ich Tujeou gespritzt habe fällt der blutzuckerrapide ab. Das hatte ich übrigens auch schon bei Lantus. Da ich nur zwölf Einheiten Langzeit spritzekann ich diese Abstürze immer recht gut abfangen. Aber unheimlich sind sie mir auch, weil sie völlig unvorhersehbar sind. Es scheint nichts damit zu tun zu haben ob ich einen Äderchen treffe oder nicht.

  • Kann an dem Verzögerungsmechanismus liegen. Toujeo hat genau wie Lantus eine Kristallbildung an der Spritzstelle, wo sich Kristalle dann (langsam) auflösen. Wenn du eine sehr gut durchblutete Stelle oder nahe einer feinen Ader bzw. gar in einen Muskel spritzt, dann geht das Zeug weit schneller ins Blut als eigentlich erwartet.


    Was du neben "ich passe auf wohin ich spritze" machen kannst: Prüfen, ob bei dir Levemir oder Tresiba in Frage kommt. Weil Levemir musste mehrfach am Tag spritzen, aber dieses bindet im Blut reversibel an das Albumin. Die Wirkung ist klar kürzer als bei Tesiba, aber diese "schiesst ins Blut" Panne kann es nicht geben. Alternative: Tresiba. Tresiba ist eine Kombination aus Levemir und Toujeo/Lantus, da es sowohl im ersten Schritt wie Lantus an der Spritzstelle agglomeriert/kristallisiert als auch wie Levemir nachfolgend im Blut an das Albumin bindet. Du kannst wie beim Würfeln mal nen sechser haben, aber zwei Sechser im Sinne von "agglomeriert nicht UND wird im Blut nicht gebunden" gibts faktisch nicht.


    Bei 55 Einheiten würde ich zudem an der Insulinempfindlichkeit "schrauben". Thema Ernährung, abnehmen.... Weil auch deine Insulinempfindlichkeit schwanken kann und das sind bei den Mengen gleich richtige "Kracher nach unten".

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    Nix Diabetes - das ist lediglich Glucose-Intoleranz.

  • Vielen Dank für die rege Beteiligung. Ich möchte da 2 Sachen klarstellen: Natürlich sind die 55 Einheiten viel, aber das ist zum einen mit meinem Diabetologen so abgesprochen, den ich alle 3 Monate besuche, zudem wäre die hohe Dosis trotzdem kein Grund warum der BZ so schnell so rapide abfällt. das waren immer so ca 30 min nach der Injektion. Punkt 2: In diesem Fällen war gar kein Fiasp beteiligt, weil ich es aus Angst immer erst nach den Mahlzeiten gespritzt habe. Die Hypos kamen immer vorher schon. Ich wiege 103 kg und würde mich als leicht übergewichtig bezeichnen, bei meiner Größe. Ich suche weiter nach der Lösung..BZ unter 50 und Tendenz aufm Gerät bergab, das möcht ich jetzt nicht mehr oft haben, da brauche ich eine ganze Packung Traubenzucker. Ich suche weiter...An wen könnte man sich den noch wenden, bzw wer ist der Hersteller des Toujeo?

  • Tresiba. Sprich mit deinem Diabetologen, du wirst sicher ein paar Beispielfälle haben wo du nach der Injektion schlagartig abgerauscht bist. Spricht IMHO für einen Schuss in den Muskel.


    PS: Wiege 75 Kilo, aktuell ca 20 Einheiten Levemir. Ich würde eine Beteiligung einer schwankenden Insulinempfindlichkeit nicht grundsätzlich ausschließen.

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    Nix Diabetes - das ist lediglich Glucose-Intoleranz.

  • Mir kommen 55 IE auch verdammt viel vor. Seinerzeit bei mir auf Lantus 21 IE. Jetzt mit Tresiba 19 IE.

    Ich halb Grieche. Fetalicherseits.

  • Die selbe Vermutung wie Grounded habe ich auch. Wenn das Toujeo (oder auch Lantus) in eine gut durchblutete Stelle gespritzt wird, und deshalb nicht die Möglichkeit auszukristallisieren hat, dann wird der Verzögerungsmechanismus faktisch ausgehebelt und es wirkt wie ein herkömmliches Kurzzeitinsulin.

    Bei so großen Dosen vermute ich das Risiko, dass so eine Stelle erwischt wird, als recht hoch.

  • Jein. Weil eigentlich eine hohe Konzentration am Ort die Kristallbildung begünstigt. Kleine Mengen sind AFAIK kritischer, jedenfalls vom Mechanismus der Kristallbildung her.


    Nur: Bei 55 Einheiten muss man nicht alle Eier in ein Nest legen. Zwei mal 22 Einheiten im 12h Versatz hat grundsätzlich weniger Potenzial je Schuss nach "unten", dafür haste zwei Versuche.

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  • Ja, stimmt auch. Mein Gedanke war, dass so eine Dosis unter der Haut ja auch durchaus Platz braucht, und sich so evtl. leichter eine Ader findet. Wenn ich bedenke, was für Quaddeln ich als Penner manchmal am Bein hatte...

  • Vielen Dank nochmal für die Hinweise. Ich kann mir nur nicht vorstellen, 34 Jahre nicht in so eine Stelle zu spritzen und jetzt passiert mit das 10x in 2 Monaten. Ich halte euch gerne auf dem laufenden, auch was die Antwort meines Diabetologen betrifft, die steht noch aus. Ich könnte ja solange das Ganze nur mit Kurzzeitinsulin überbrücken, nur zur Sicherheit. Denn da weiß ich wie es wirkt.

  • Auch mir erscheinen 55 Einheiten sehr viel. Bei mehrfachen Unterzuckerungen würde ich die Dosis langsam verringern. Du könntest auch mal die Dosis auf zwei Spritzstellen sprich Oberschenkel aufteilen.

    Ich nutze auch die gleichen Insuline, spritze Toujeo aber immer vormittags gegen 10 Uhr. Unmittelbar nach dem Spritzen kommt es bei mir zu keinem Abfall der Werte.

    In der Nacht habe ich kaum mal eine Hypo.

    Süsse Grüße von dolce!
    :love:




    "Ich kann, weil ich will, was ich muß"

    (Immanuel Kant)

  • Natürlich habe ich wahrscheinlich einen veränderten Insulinbedarf. Wenn aber das die Lösung sein soll musste ja folgendes gelten: Umso mehr Einheiten Toujeo ich spritze, umso schneller wirkt es. Solche Aussagen gibt es dazu aber nicht, sondern es wird ein Start der Wirkung nach ca 4 Stunden angegeben. Es könnte ja sein, dass wenn das Medikament fehlerhaft ist, auch bei der Hälfte der Einheiten auch wieder nach 30 min wirkt. Dann habe ich das Problem wieder, vielleicht nicht ganz so massiv. Wir müssen uns eben auf diese Medikamente verlassen können, sonst wird es schwierig. Ich bin bis zur Klärung des Problems jetzt eh erstmal sehr vorsichtig. In einem anderen Forum hat mir gerade ein "Experte" erklärt, dass die Wirkung im Gewebe versacken kann, dann verzögert das die Wirkung. Nur habe ich je gerade das Gegenteil. Was bringt mir dann so eine Antwort?

  • "Die intravenöse Verabreichung der üblichen subkutanen Dosis kann zu einer schweren Hypoglykämie führen". Das habe ich jetzt scheinbar mehrere Male geschafft und könnte die Lösung dieser Problematik sein. Mein Diabetologe hat mir den Rat gegeben, die Dosis um 5!!!! Einheiten zu senken und damit höhere Werte in Kauf zu nehmen. Der hat das Problem scheinbar nicht verstanden, ich hab aber heute nochmal ein Telefonat mit ihm. Ich denke ich sollte mit ihm meine Spritzstellen an den Oberschenkeln anschauen und besprechen, wohin damit. Die Dosis von bisher 55 Einheiten wird wesentlich weniger werden, so könnte ich es wieder ins Lot bringen.

  • Du hattest geschrieben, dass du seit einiger Zeit Toujeo nutzt. Hattest du vorher Lantus und damit nicht diese Probleme? Dann könnte es was mit der Konzentration zu tun haben.

    Toujeo ist U300er Insulin. Lantus U100er. Wobei bei 55E schon ein 300er Sinn macht um die Menge unter der Haut zu reduzieren.

  • Uwe Spangler

    Passt du deine Basaldosis nicht selbst an? Dafür steht eigentlich das "I" in ICT....


    Und bei solchen Sprüchen wie "machen Sie mal 5 weniger" ... ich würde die Praxis wechseln.

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