ESA anstatt SEA

  • Hallo liebe Club Mitglieder,

    ich bin noch ziemlich neu mit Diabetes 1 unterwegs und habe eine Frage zum SEA bzw. zum ESA.

    Heute habe ich mit einem BZ von 130 8,0 KE Vollkornbrot mit sehr niedrigem GI gegessen und erst 6 Minuten nach dem Essen (also mit einem ESA) 5 Einheiten Lispro Insulin per Pen mit meinem Faktor 0,6 gespritzt. Der erste maximale Peak lag nach 45 min. bei 140, danach ging es rapide bergab auf 90, um danach wieder ohne zusätzliche KE auf 160 zu steigen und dort erst nach 4h langsam zu fallen.

    12285-d7e43bab-d02a-47a2-9b1b-721d33a5adf5-autoscaled-jpg

    Ja, diese Werte sind traumhaft, ich hatte dasselbe Ereignis aber auch von 170 auf bis runter in den Unterzuckerbereich und ich verstehe einfach nicht, wie ich es richtig anstellen soll.

    Nun meine Fragen, falls die so ferndiagnostisch beantwortbar sind:

    Ist der Ess Spritz Abstand noch zu kurz?
    Ist der Ess Spritz Abstand zu lang oder gar Unsinn (ich lese immer nur von Spritz Ess Abstand)?
    Oder nehme ich zu viel Insulin und wenn ja, wie gehe ich dann mit dem Peak nach oben nach 3-4h um?

    Danke für Eure Zeit und viele Grüße

    U73

  • Also, lass mal überlegen.... 80 KE Vollkornbrot...das sind respektable 80g KH, die aber seeehr langsam verdaut werden. Insofern ist der BZ-Verlauf absolut erwartbar.

    Da würde ich mit ICT daran denken, das Insulin zu splitten und die zweite Portion später zu spritzen. Wieviel später, hängt ein bisschen davon ab, wie lange du an so einer Menge Essen verdaust, da muss man sich etwas herantasten.

    Vielleicht anfänglich mal mit 1h probieren? Aber das ist geraten, daher sei bitte weiterhin vorsichtig!


    LG Hubi

    "Sing this corrosion to me!"

    (Stoßseufzer eines unbekannten Seglers)

  • Wieviel später, hängt ein bisschen davon ab, wie lange du an so einer Menge Essen verdaust, da muss man sich etwas herantasten.

    Vielleicht anfänglich mal mit 1h probieren? Aber das ist geraten, daher sei bitte weiterhin vorsichtig!

    Mit Sensor mache ich das einfach zu dem Zeitpunkt, wenn die Kurve wieder deutlich ansteigt. Nach 2-3 Mal weiß man dann den Zeitpunkt und kann die zweite Dosis kurz vor dem erneuten Anstieg abgeben.

  • Muss dich enttäuschen, so genau wird das nie hinhauen. Mal hast du Butter auf dem Brot, mal Käse, und dann mal nix und die Spritzstellen funktionieren auch immer anders. Auch ists ein unterschied ob ich danach auf dem Sofa liege oder mich bewege.

    Aber generell würde Ich bei Vollkornbrot warten bis es anschwillt und dann in die Wade oder Unterarm rein drücken. Dann wirkt bei mir der Bolus ruck zuck.


    Aber ich würde eher mal die 80 KE nur für so ein Brot überdenken. Ich hab lecker Brot, da hat die Scheibe nicht mal 5 KE. Nur mal so als Inspiration, ohne dich überreden zu wollen.


    Wenn dein BZ von alleine wieder fällt, kann halt passieren wenn du zu lange wartest, du das Insulin reduzieren musst weil das vom Körper eben auch noch da ist.

  • Ich splitte auch in so einer Situation bei großen Menge, z.b. nur Korrektur+meinetwegen 2/3 (einfach etwas weniger als rein rechnerisch nötig) und schieb den Rest dann ggf. nach. Je nachdem, wie gut das Basalinsulin passt, kann das auch die letzten Reste glattbügeln (sollte es aber eher nicht) . Das muss man einfach beobachten und anpassen, Notizen sind auch hilfreich am Anfang. Für mich hat sich ziemlich schnell rausgestellt, dass ich bei langsamen Sachen besser gar keinen SEA mache, sonst sitze ich unterm Essen schon mal mit einer Hypo da und es reicht dann hintenraus wieder nicht bei kleineren Mahlzeiten ohne geteilten Bolus.

  • Ui vielen Dank für die schnellen Antworten und die Ehrlichkeit, ich versuche mal das mit dem gesplitteten Bolus (obwohl die Diabetologin davon abrät).

    Lieben Dank für Eure Unterstützung!

  • obwohl die Diabetologin davon abrät

    Hat sie verraten, warum?


    (Ja, es macht das Handling komplizierter, ja, man kann den zweiten Bolus schlicht vergessen... Ich komme leider mit keinem Insulin auf mehr als 2 1/2 Stunden nutzbare Wirkdauer, das ruft bei 80g KH und durchschnittlich 30-35g/h Resorption regelrecht nach Wiedervorlage)

  • Genau das meinte sie, zu aktivem Insulin weiteres Insulin hinzufügen wäre nicht die beste Idee, weil die Wirksamkeit nicht abschätzbar ist und ggf. dann die Unterzuckerung droht..

  • Steve8x8 so scheint es bei mir auch zu sein. Oft nach 3-4h geht es nach oben und dann bewege ich mich immer so lange, bis ich wieder bei 130 bin. Spricht wohl viel dafür, das mal vorsichtig zu probieren, aus der einen Dosis zwei kleinere zu machen.

  • Such mal im Netz nach "insulin stacking". Da gibt es sehr weit auseinandergehende Meinungen dazu - wie heißt es doch so schön: YDMV...


    Meine Diafee meint auch, dass zwischen zwei Boli (egal ob Korrektur oder Mahlzeit) mindestens zwei Stunden liegen sollten. Passt so gar nicht zu einer Grillparty :-(

  • Wieviel später, hängt ein bisschen davon ab, wie lange du an so einer Menge Essen verdaust, da muss man sich etwas herantasten.


    ganz grob kann man sagen, dass man pro Stunde 30 g KH verdaut (vereinfacht gesagt, etwas Obst wirkt natürlich trotzdem anders als ne Pizza). Ich gebe also einen Bolus für 30 g KH und stelle mir den Wecker auf 45 Minuten und gebe dann den nächsten Bolus. Oft brauche ich dann viel weniger als erwartet (falls du xDrip noch nicht nutzt, kann ich dir SEHR empfehlen - eines der nützlichsten Tools für Diabetiker ever) und verlasse mich dann auf die Vorhersagekurve.


    Ich muss allerdings dazu sagen, dass bei mir auch der Loop noch so einiges wegschluckt, mit ICT ist das nicht ganz so einfach


    (obwohl die Diabetologin davon abrät).


    damit hat sie beim Standarddiabetiker vermutlich recht, aber im Handyzeitalter ist es kein Ding, sich nen Timer zu stellen und in xDrip wird ja anhand der Vorhersagekurve errechnet, wieviel Insulin man aktuell für die nächsten KHs braucht, weil das aktive Insulin mit berücksichtigt wird

    Blutzucker ist die Autobahn, Gewebszucker ne Nebenstraße!

  • Genau das meinte sie, zu aktivem Insulin weiteres Insulin hinzufügen wäre nicht die beste Idee, weil die Wirksamkeit nicht abschätzbar ist und ggf. dann die Unterzuckerung droht..

    Ja, das stimmt so gesehen auch, aber wenn ich das mache, ziehe ich ja vorher was ab, was dann einfach später kommt, das ist ja nicht dasselbe. Die Gesamtmenge am Ende bleicht gleich.

  • Die Gesamtmenge am Ende bleicht gleich.


    nicht unbedingt - hab ich ja oben geschrieben. Wenn ich für eine Mahlzeit 5 IE bräuchte und für die ersten 30 g z. B. 3 gebe, stelle ich nach meinen 45 Minuten fest, dass für den Rest jetzt 1 reicht. Der Effekt ist gar nicht mal so klein... bei mir mit Pumpe. Mit dem gesplitteten Bolus löst man im Grunde einen eating-soon-Effekt aus

    Blutzucker ist die Autobahn, Gewebszucker ne Nebenstraße!

  • niedrigem GI gegessen und erst 6 Minuten nach dem Essen (also mit einem ESA) 5 Einheiten Lispro Insulin per Pen mit meinem Faktor 0,6 gespritzt.

    Also sechs Minuten ist doch gar nichts... Versuch mal eine halbe oder eine Stunde.

    Probieren geht auch hier über studieren...

  • icht unbedingt - hab ich ja oben geschrieben. Wenn ich für eine Mahlzeit 5 IE bräuchte und für die ersten 30 g z. B. 3 gebe, stelle ich nach meinen 45 Minuten fest, dass für den Rest jetzt 1 reicht. Der Effekt ist gar nicht mal so klein... bei mir mit Pumpe.

    Das ist schon interessant, bei mir ändert sich dadurch überhaupt nichts. Eher sogar, dass ich fast mehr bräuchte. Aber vielleicht liegt es auch irgendwie daran, dass mit Pumpe die Einstellung noch einen Ticken besser funktioniert? Man sagt ja immer, dass mit einer Pumpe der Gesamtbedarf eher sinkt. Woran das liegt, keine Ahnung.

    Zum Eating-soon-Effekt: Ich schaue ja tunlichst, dass ich vor dem Essen nicht korrigieren muss, deshalb spritze ich auch bei geteiltem Bolus in der Regel direkt zum Essen. Wahrscheinlich sinkt dadurch dann der Bedarf nicht?

  • Also bei mir sind die Zeitabstände zwischen den Mahlzeiten häufig kürzer als die Wirkdauer und deshalb mehr oder weniger IOB noch da. Das ziehe ich zwar ab, brauche meist aber noch weniger, weil die Leber mitarbeitet bzw der eating-soon Effekt. Abends ist die Leber dann unberechenbar, da mache ich es wie Marani , gebe einen großzügigen Teilbolus, warte ab, wie es läuft und orientiere mich an dem Vorschlag von xDrip. Ein weiterer Grund für das Splitten ist, dass Lyumjev bei viel KH und entsprechend großer Dosis zu schnell ist.