Angst vor Unterzuckerung in der Nacht

  • Hallo zusammen,


    ich hoffe es geht euch allen soweit gut. Ich habe erst seit kurzer Zeit Diabetes Typ 1 und benutze den Freestyle Libre 3. Mit meinen BZ bin ich im Moment zufrieden. Allerdings habe ich Angst vor Unterzuckerung in der Nacht, und schlafe meistens erst gegen 2 Uhr ein. Ich warte meistens bis 0:00 Uhr weil ich abends um 19 Uhr esse und Spritze und gelesen habe das die Wirkung von Novorapid bis zu 5 Stunden anhält. Mein BZ ist dann um 0:00 um die 115, ich esse dann quasi 1 - 2 KE und kann dann erst in Ruhe schlafen gehen. Wenn ich Morgens aufwache liegt mein BZ ungefähr wieder bei 115 - 120 und in der Libre App sehe ich wie der Zucker über Nacht abgebaut wurde. Wenn ich dieses Nächtlichen Snack nicht machen würde, würde dann mein BZ auch so abgebaut sodass ich in unterzuckerung kommen würde ?? Oder wäre er stabil und ich mache mir da zu viele Gedanken ? Es ist echt anstrengend bin manchmal so müde aber warte halt immer esse spät und schlafe gegen 2 Uhr ein. Das ist sehr anstrengend weil ich Morgens dann noch müde bin und mich nach dem Frühstück wieder hinlege. Anbei ist ein Scrennshot vom BZ Verlauf in der Nacht. Ich hoffe ihr könnt mir einige Tipps geben. Ich hatte bis jetzt noch keine richtige Schulungen gehabt.


    Vielen Dank

  • Ich würde sagen rantasten.

    Halbiere den Snack und gucke in der Früh nach, was die Kurve sagt.


    Hast Du auch schon mal geschaut, wie die blutigen Werte passen im Vergleich zum gescannten Wert?

  • Welches Basalinsulin verwendest du?

    (Ich hatte auch längere Zeit Novorapid als Bolusinsulin und schon nach 3 Stunden keine Wirkung mehr sehen können - das ist aber möglicherweise mein ganz persönliches Ding mit Novo.)

  • Wie hast Du die Alarme eingestellt? Davon würdest Du geweckt werden, wenn der BZ dort ankommt…

    Und am Besten KH ans Bett legen.

    LG
    Schaf

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  • Die blutigen Werte sind nahezu identisch.

    Als Langzeitinsulin benutze ich Abasaglar 14 Einheiten Morgens. Und der Freestyle Libre 3 sollte ein Alarm abgeben wenn ich unter 90 komme bzw über 250. Leider hat mich das Ding einmal im Stich gelassen als der Wert über 250 war und keinen Alarm abgeben, habe dann beim Kundenservice angerufen, die Einstellungen waren alle richtig und ich sollte die App Deinistallieren und wieder neu Installieren, das sollte den Fehler laut Hersteller beheben. Seitdem hatte ich aber keinen zu hohen oder zu niedrigen Wert. Aber die Unsicherheit ob das Ding tatsächlich wieder Alarm abgibt ist geblieben.

  • Den Libre 3 habe ich aktuell zum Testen am Arm. Die Alarme funktionieren bei mir gar nicht. Es werden nur Eintragungen ins Protokoll gemacht.


    Leider gibt es für den 3er aktuell aber keine Alternative Lösung. Beim 2er hättest du da mehr Möglichkeiten, die sehr zuverlässig arbeiten.


    Deine Kurve auf dem Bild oben ist in etwa jeden Tag so?

    Da geht nach dem Anstieg wegen der zusätzlichen KH der Wert ja wieder in einen guten Bereich, der von einer UZ noch deutlich entfernt ist.

    Ich würde mich da auch eher heran tasten und schauen, ob mit weniger oder gar ohne KH sich außer dem zu erwartenden Anstieg überhaupt etwas in Richtung UZ passiert

    LG, Angi :urlaub


    Läuft bei mir. Nicht rund. Und rückwärts. Und bergab. Aber läuft

  • Ich hatte bis jetzt noch keine richtige Schulungen gehabt.

    1. Mittelfristig solltest Du auf jeden Fall zu einer Schulung! Ich hoffe, das ist schon in die Wege geleitet.


    2. Die Zeit bis dahin könntest Du mit einem Lehrbuch überbrücken, auf das ich in meiner Anfangszeit vor 10 Jahren häufig zurück gegriffen habe. ("Gut leben mit Typ-1-Diabetes", Elsevier-Verlag)


    3. Konsultiere Deine(n) Diabetologen/in zu diesem Problem.


    4. Anstatt jetzt wochenlang unter dem Problem zu leiden, könntest Du mal 1-2 Nächte opfern, um zu testen, was passiert, wenn Du beim Zubettgehen nicht "gegenfutterst". Frühes Abendessen ist für eine solche Beobachtung jedenfalls hilfreich, damit das Abendessen-Insulin nicht stört.


    Hypothese 1: Deine Remissionsphase hat eingesetzt, d.h. Deine verbliebene körpereigene Insulinproduktion hat sich etwas erholt und kümmert sich von alleine um Deinen Zu-Bett-Geh-Snack. Wenn Du den Snack weglässt, geht es möglicherweise trotzdem glatt. (d.h. kein Absinken unter ca. 90mg/dl)

    Hypothese 2: Ich habe den Verdacht, dass Dein Basal-Insulin zu hoch dosiert ist. Auch das könnte man mit der Remissionsphase erklären. Zur zum Vergleich: Ich spritze pro Tag 5 Einheiten Lantus, was mit Insulin glargin m.W. denselben Wirkstoff enthält wie Abasaglar. Solche Vergleiche hinken allerdings, da der Insulinbedarf sehr individuell ist.

    Basal: Lantus (5 IE/d), Bolus: Normal-Insulin (0,5-1,3 IE/(gKH + gEW/2)/10), Pre-Workout: Humalog (1-2 IE), Hypo-Helfer: Dextro, KH-Menge pro Tag: 30-50g, Diaversary: 19.11.

    Glukosewerte werden vorwärts gelebt und rückwärts verstanden.

    Einmal editiert, zuletzt von Ove ()

  • Na ich weiß nicht, ob das Basalinsulin wirklich zu hoch ist. Der Wert geht gegen 3.00 Uhr ordentlich hoch. Oder ist das das Ergebnis deiner ExtraKH? Denn dann wäre mir der Anstieg deutlich zu hoch und es stimmt schon, davor bist du nie annähernd an Werten, die zu einer Unterzuckerung führen.


    Ich würde auch sagen, taste dich ran. Reduziere die KH nachts erst auf 1KE und dann auf 0,5 KE und schau, was passiert.


    Ich bin auch schon mit sehr niedrigen Werte schlafen gegangen, so um die 4,8 und meist dann auch so aufgestanden.

    Und wenn die Werte sich nachts verändert haben, dann eher nach oben.

  • Ich hatte auch erst gedacht, dass der Anstieg gegen 3.00 krass ist. Aber da sie schrieb, bis 2.00 wach zu bleiben und dann KH einzuschieben, führe ich den Anstieg auf die zusätzlichen KH zurück.

    LG, Angi :urlaub


    Läuft bei mir. Nicht rund. Und rückwärts. Und bergab. Aber läuft

  • Hallo zusammen,


    ich hoffe es geht euch allen soweit gut. Ich habe erst seit kurzer Zeit Diabetes Typ 1 und benutze den Freestyle Libre 3.

    Für mich sieht das eher so aus als hättest du Restaktivität und DIESE baut die Mahlzeit ab. Ich hatte wähend der Remission und quasi ohne externen Insulinbedarf Nachts Werte um 60. Also Basal morgens und abends nichts bei Levemir - da ist "nichts" an Insulin mehr aktiv und trotzdem wars nachts deutlich unter 80.


    Also - lass den Snack weg. Wenn du dem Frieden nicht traust stell nen Wecker auf 4 Uhr morgens. Und wenn du mal ne 70 siehst - frag dich ob DU dich gutfühlst.

    --
    Nix Diabetes - das ist lediglich Glucose-Intoleranz.

    Einmal editiert, zuletzt von Grounded ()

  • Leute ich bin euch so dankbar für die Zahlreichen Antworten und Tipps, ich bin bereits in Behandlung beim Diabetologen hatte aber noch keine richtige Schulung , die sind da ziemlich überlastet und mein Wissen eigne ich mich eigentlich durch lesen im Internet an. Meinen nächsten Termin habe ich am 11.11 und ich habe mir schon einige Fragen aufgeschrieben die ich stellen werde. Ich würde mich sehr freuen wenn ich vorallem an einer Gruppentherapie teilnehmen dürfte um einfach zu erfahren wie andere damit umgehen und was die so dagegen machen. Ich werde versuchen würde Tipps umzusetzen um zu gucken wie mein BZ so reagiert.


    Nochmal vielen vielen Dank, ich wünsche euch allen ein schönes ruhiges Wochenende und bleibt Gesund !

  • Hi,


    ich hatte damala vor zwei Jahren nach meiner Diagnose die gleichen Sorgen. Vor allem mein Partner. Ich habe anfangs um 18 Uhr das letzte Mal gegessen, sodass ich um 22 Uhr beruhigt schlafen gehen konnte. Um die Basaldosis zu überprüfen habe ich mir auch gegen 3-4 Uhr morgens den Wecker gestellt. Am Anfang jede Nacht. Und dann legt sich das mit der Zeit. Wenn deine Werte dann gut sind stimmen schonmal die Basaldosis und dann esse am Anfang "einfach" (ich weiß, nichts ist einfach da dran...) früh abends, sodass du dann auch mal durchschlafen kannst, ohne dir den Wecker zu stellen. Wenn du deinen Freestyle Alarm auf 90 gestellt hast, hast du ja auch noch einen ordentlichen Puffer nach unten. Ich werde nachts hei Werten um die 60 auch von alleine wach, weil ich dann schwitze und unruhig schlafe. Mit der Zeit kommt das Vertrauen und die Technik und deinen eigenen Körper wieder.


    Aber abends in der Anfangszeit früh essen und nachts den Wecker stellen, hat für mich "gut" funktioniert.


    LG

  • Hallo Dima,

    eine Unterzuckerung sollte kein Schreckgespenst sein. Sie kann auch bei Nichtdiabetikern vorkommen und ist im ersten Schritt nicht lebensgefährlich. Wenn Du noch nicht lange Diabetes hast, wird Dein Körper auch noch genügend Gegenmittel zur Verfügung haben:


    Das sind: Glukagonausschüttung und Zuckerfreisetzung aus den Leberspeichern. Außerdem wirst Du mit großer Wahrscheinlichkeit von den Symptomen VOR dem CGM wach. Das war bei mir oft so, so daß ich das CGM wieder weggepackt habe.


    Das Erleben einer Unterzuckerung nachts ist oft gefühlt "schrecklicher" als bei Tag. Das liegt aber an unserer verzerrten Wahrnehmung und fehlender Ablenkung. Von daher einfach den BZ mal laufen lassen ohne zuviel vorab zu futtern. Apfelsaftpäckchen oder ähnliches ans Bett stellen und mal schauen was passiert.


    Das Erkennen und Einschätzen der eigenen Hyposymptome ist wichtig für den Alltag.

    Ich habe damals geschult bekommen, daß man nach seinen Gefühlen den BZ mal öfter schätzen sollte und dann erst messen. Man bekommt dadurch eine gute Einschätzung ob man gerade zu hoch oder zu niedrig liegt und wie sich ein gesunder BZ anfühlt. Nach längerem hohen BZ fühlt man sich dann bei normalen BZ schon leicht unterzuckert.

    Hilfreich ist es außerdem einfache Rechenaufgaben im Kopf zu lösen: z.B. 38+37 , das Gehirn ist der größte Zuckerverbraucher und ein Mangel macht sich als erstes da bemerkbar.


    Alles in allem kann ich sagen, in 20 Jahren keine schwere Hypo erlebt zu haben. Die gefühlt schlimmsten waren nach übermäßiger Bewegung in der Folgenacht (auch logisch, weil die Muskelspeicher geleert wurden). Mein Arzt empfiehlt mir 6mmol (108) als Zielwert, auch vor dem Schlafen und damit bin ich immer gut gefahren.

    Leg Dich nicht mit Zucker an, er ist raffiniert! :bigg

  • Unterzuckerung in der Nacht ist auch meine größte Angst. Ich esse je später der Abend, je weniger Kohlenhydrate. Spät außer Käse und Steak allenfalls Mandeln.

    Flatten the curve!

  • Guten morgen,

    Tim hat ab 20.00 Uhr einen höheren zielwert von 130. Zur Not gibt es vorm basal noch Äpfel mit Schale. Der Alarm beim libre2 funktioniert ohne Probleme. Anfangs hab ich mir alle 2 Stunden den Wecker gestellt, aber das ist nichts für die Ewigkeit.

    LG Kiki03

  • Natürlich sollte man therapiemäßig versuchen, nächtliche Unterzuckerungen zu vermeiden.


    Angst braucht ihr aber eigentlich nicht zu haben. Im Normalfall wacht man dann nämlich auf und kann gegensteuern. Das ist unangenehm, aber erst mal nicht gefährlich (zumindest solange kein Alkohol im Spiel ist). Also tut was ihr könnt um Hypos zu vermeiden, aber macht euch nicht verrückt deswegen.


    Das ist tatsächlich ein kleiner Nachteil davon, dass neu Diagnostizierte heute sofort einen Sensor haben. Ohne sind Hypos deutlich häufiger und man verliert daher die Angst davor auch schneller.

    „Soll ich den Notarzt rufen?“ – „Nein, das ist ein Fall für Spezialisten, rufen Sie die Gummibärenbande!“ (diabetes-leben.com)


  • Natürlich sollte man therapiemäßig versuchen, nächtliche Unterzuckerungen zu vermeiden.


    Angst braucht ihr aber eigentlich nicht zu haben. Im Normalfall wacht man dann nämlich auf und kann gegensteuern. Das ist unangenehm, aber erst mal nicht gefährlich (zumindest solange kein Alkohol im Spiel ist). Also tut was ihr könnt um Hypos zu vermeiden, aber macht euch nicht verrückt deswegen.


    Das ist tatsächlich ein kleiner Nachteil davon, dass neu Diagnostizierte heute sofort einen Sensor haben. Ohne sind Hypos deutlich häufiger und man verliert daher die Angst davor auch schneller.

    Das noch zu ergänzen: auch ein Sensor tut nicht immer, was er soll. Daher ist es umso wichtiger, möglichst zu wissen, wie sich die eigenen Hyposymptome anfühlen (kann je nach Situation schon mal unterschiedlich sein). Mit etwas Training kann man den BZ-Absturz schon fühlen, bevor man unter die 100 mg/dl rutscht.


    Ernsthafte Sorgen würde ich mir machen, wenn meine Hypowahrnehmung im Eimer wäre. Aber auch das kann man anscheinend wieder verbessern.

    "Sing this corrosion to me!"

    (Stoßseufzer eines unbekannten Seglers)

  • Ohne UZ-Abschaltesystem (ich hatte Medtronic oder später Tandem( habe ich in kritischen Verhältnissen, z.B. auf einem Segeltörn und im Urlaub mit Wandertagen usw. den Wecken alle 2 Stunden gestellt. Ich war morgens allerdings auch gut ausgeschlafen.


    Jetzt schaltet meine t:slim mit Dex-Sensor zuverlässig ab und es ist noch nichts passiert, tiefste Werte um die 50 - 60 (Messabweichungen, man kann ja sicherheitshalber mal testen) und notfalls merkt man es ja auch. Es gibt UZ-Wahrnehmungstraining, das hilft bei vielen Leuten und bei mir lief das vor Jahren in der DiaDocPraxis.

    Bald feiere ich mein Goldenes Diabetesjubiläumg - wer feiert mit? :laub

    Spätschäden können gern an meiner Garderobe abgegeben werden - da hängen schon ein paar kleine.