Was tue ich morgen an Heilig Abend? Darf ich sündigen?

Liebe Verena,

hier aus dem IC wird dir vermutlich niemand sagen das du es tun oder lassen solltest. Wir können und dürfen nicht über jemanden bestimmen.

Wenn du dich in der Lage fühlst und es unter Kontrolle hast dann mache es , solltest du Probleme haben dann halte dich an deine vorgegebenen Regeln um die Einstellungen zu handhaben.

Es ist deine Entscheidung. Du musst es verantworten und damit klar kommen.

Ich sag nur eines, ich lebe mit dem Diabetes und nicht für den Diabetes.

Frohe Weihnachten

Gruß

Olli

Raclette ist eigentlich super. Hatten wir letztes Jahr 1 Monat nach meiner Diagnose. Ich hatte dann einfach 2 mal je weniger gespritzt und der BZ war praktisch eine flache Linie.

Meine Meinung (!) bezüglich mir selber: wenn es im Alltag nicht so läuft, kommt es auf den einen Tag nun auch nicht an, da ist mir das Leben an Weihnachten definitiv wichtiger. Ein Typ 1 Diabetiker ohne Restfunktion mag das anders sehen, der will Weihnachten auch nicht mit einer Ketoazidose in der Notaufnahme landen. Das Risiko geht bei mir (3c mit Pankreas) gegen Null.

Bin nicht so sattelfest im Katholizismus, aber mir war, als seien Sünden da, um vergeben zu werden. Wie Olli schreibt, kann dir hier keine:r sagen, was richtig ist für dich. Was aber neben all dem Diabetesbewusstsein wichtig ist: Lebe. Wenn es dir gut tut, dann machs. Wenn du aber deswegen tagelang Gewissensbisse hast, dann tuts dir nicht gut. Also musst du für dich abwägen, obs dir das Risiko wert ist.

Raclette und Sekt seh ich jetzt persönlich als sehr kleines Risiko für eine Entgleisung. Kommt natürlich darauf an, was du zum Käse isst. Bei uns gibts traditionell Kartoffeln dazu, die vertrag ich persönlich sehr gut. Ist bei anderen wieder anders, das muss man halt testen. Aber ein Raclette sorgt bei mir für weniger Probleme als zB. ein Käsefondue.

"Direkt runterspritzen" solltest du ja mehr oder weniger bei jeder KH-haltigen Mahlzeit, das würd ich nicht auf Weihnachten beschränken Nur beim Käse evtl. nicht "direkt", sondern mit etwas Abstand, weil Fett und so. Aber auch das muss man natürlich testen und für sich selbst herausfinden. Du bist noch nicht lange dabei und suchst noch die für dich passenden Mechanismen, da kommt so ein Abend der "Versuchungen" natürlich ungelegen. Aber ich hab meine Diagnose auch kurz vor Weihnachten bekommen damals. Kenns also. Ich meine, ich hätte mich damals getraut, "normal" zu essen.

Mit der Zeit gewinnt man Routine und weiss, was man machen kann und was nicht. Unsicherheit am Anfang ist völlig normal. Ich denk, man kann sich an Weihnachten etwas gönnen. Aber vielleicht dieses Jahr noch nicht über die Stränge schlagen. Das dann auf nächstes Jahr verschieben

Ich hoff, du kannst den Abend so geniessen, wies für dich stimmt.

Wie hier einige schon geschrieben haben, die Entscheidung einen Tag mal nicht so streng drauf zu achten liegt bei dir, wenn du es dir "zutraust".

Ein paar Punkte zum beachten (alles kann, nix muss eintreten, nur so als Vorwarnung):

- viel Fett im Käse, Saucen etc. lässt den Blutzucker langsamer ansteigen, dafür hält es nach hinten raus höher und länger an.

- Alkohol führt gerne mal zu einer verspäteten Hypo. Es schadet also nicht den Wecker für einige Zeit nach dem einschlafen nochmal zu stellen und kurz nachzumessen, bzw die Alarme vom CGM auf frühzeitig einzustellen.

- Bolus splitten, grade wenn ihr über längere Zeit esst. Grad bei Raclette überschätzt man sich ja gerne mal wie viel wirklich geht, nicht dass du am Ende zu viel Insulin drin hast.

Ein frohes Fest euch allen

Zitat von Ceraa

Wenn ich mich direkt danach runterspritze mit Insulin?

Was meint Ihr und wie geht ihr an Heilig Abend mit diesen Versuchungen um?

Wenn du vorsichtig "runterspritzt" ist doch alles o.k. Also lieber öfter eine kleinere Insulinportion als eine große Insulinmenge auf einmal geben.

Und du hast sowieso einen Pen.
Da hast du die Möglichkeit, gleich hintereinander an verschiedene Stellen zu spritzen. Das verkürzt die Zeit bis zur Wirksamkeit des Insulins.

Jedenfalls kann man leicht Insulin Nachspritzen. So mache ich es und ich verwende sogar verschieden schnelle Insuline.

Zuviel Insulin bekommt man ganz schlecht wieder aus dem Körper, aber dafür gibt es ja Lebkuchen, Stollen, Marzipan usw.

Viel Spaß und schöne Festtage

Zitat von Ceraa

Du meinst wenn ich das in verschiedene Stellen spritze,wirkt es schneller?

Sagen wir ich muss 16 Einheiten spritzen,dann könnte ich so gesehen 2x je 5 einheiten und 1x 6 einheiten in verschiedene bauchstellen spritzen?

Genau. Je kleiner die abgegebene Dosis, desto schneller tritt die Wirkung ein. Ist auch immer ein ganz guter Tipp für Korrekturen.

Bei mir stehen im Moment über 200mg/dl auf dem Tacho ....

Da muss ich wohl noch ne Schippe drauflegen ......

Also, ich esse um zu leben und lebe nicht um zu essen.

Du solltest eine Ernährungsform finden die zu Dir passt, und mit der Du Blutzzuckerwerte und Lebensqualität gut ausbalancieren kannst.

Zitat von Ceraa

Du meinst wenn ich das in verschiedene Stellen spritze, wirkt es schneller?

Sagen wir ich muss 16 Einheiten spritzen, dann könnte ich so gesehen 2x je 5 einheiten und 1x 6 einheiten in verschiedene bauchstellen spritzen?

Ja, aber nicht ganz.

Zu den kleinen Mengen je Stelle ist schon alles gesagt.

Aber 16 IE sind doch nicht bei zu hohen Werten gedacht, sondern das ist ja fast schon eine ganze Tagesmenge oder das, was man zu einer Pizza braucht (und dann darf man das keinesfalls als eine Portion geben). Brauchst du für eine Durchschnittsmahlzeit von 50 bis 60 g Kh wirklich so viel Insulin?

Der "normale" Bolus mit etwas 6 oder 7 IE gebe ich auf einmal und wenn das nicht hilft (weil ich mich verschätzt habe), kommen die Korrekturboli mit mehrfach kleinen Mengen und auch in zeitlichem Abstand, um die Wirkung abwarten zu können. Und wenn da die Pumpe nicht wirkt, nehme ich den Pen. Und auch das kann man noch steigern, einer meiner Pens hat bei mir Liumjev drin.

Zitat von Brander-Diab

16 IE sind doch nicht bei zu hohen Werten gedacht, sondern das ist ja fast schon eine ganze Tagesmenge oder das, was man zu einer Pizza braucht (und dann darf man das keinesfalls als eine Portion geben). Brauchst du für eine Durchschnittsmahlzeit von 50 bis 60 g Kh wirklich so viel Insulin

Ich erinnere mich da an eine Stressphase bei mir. Faktor 3 Mittags war schon ziemlich heftig.

Der Jobwechsel mit kurzer Auszeit hat Wunder gewirkt.