Tipps und Tricks um Blutzucker im Bereich zu halten

  • Ist der Präbolus ein Ersatz für den SEA? Oder eine Ergänzung? Habe damit gar keine Erfahrung.

    Nein, es hat mit SEA oder der eigentlichen Wirkung von Insulin nichts zu tun. Der Effekt des Pre-Bolus wurde von Dana Lewis, einer Pionierin auf dem Gebiet des Loop-Algorithmus, entdeckt, in ihrem Buch beschrieben und eating-soon genannt. Sie hat die Wirkung damit begründet, dass überschüssiges Insulin in der Blutbahn (also schon geringe Mengen IOB bzw. ein minimaler Pre-Bolus vor dem Essen) die Leber veranlasst, in einen bald-Essen-Modus zu wechseln, bei dem sie Glukose aus dem Blut aufnimmt und für schlechte Zeiten bzw. die Gegenreaktion bei Hypos einlagert.


    Dies kann dazu führen, dass man für die nächste Mahlzeit wesentlich weniger Bolus benötigt (bei mir 20 % weniger) und der Anstieg nach dem Essen nicht so stark ausfällt wie normalerweise. Allerdings braucht der Stoffwechsel offenbar Zeit für diese Umstellung, weshalb das IOB bzw. der Pre-Bolus etwa eine Stunde oder länger vor dem Essen bereits vorhanden sein sollten. Wenn die Speicherfähigkeit von Glukose in der Leber allerdings gesättigt ist, funktioniert es nicht mehr. Bei mir ist es tagsüber immer so, beim Abendessen aber häufig nicht mehr, da ist die Leber offenbar voll.


    In diesem Thema findest du einige Erfahrungsberichte:

    RE: 3 super Tage ohne Low Carb :-)

    Und hier die Quelle bzw. das Buch:

    Danas Buch

  • Nein, es hat mit SEA oder der eigentlichen Wirkung von Insulin nichts zu tun. Der Effekt des Pre-Bolus wurde von Dana Lewis, einer Pionierin auf dem Gebiet des Loop-Algorithmus, entdeckt, in ihrem Buch beschrieben und eating-soon genannt. Sie hat die Wirkung damit begründet, dass überschüssiges Insulin in der Blutbahn (also schon geringe Mengen IOB bzw. ein minimaler Pre-Bolus vor dem Essen) die Leber veranlasst, in einen bald-Essen-Modus zu wechseln, bei dem sie Glukose aus dem Blut aufnimmt und für schlechte Zeiten bzw. die Gegenreaktion bei Hypos einlagert.


    Dies kann dazu führen, dass man für die nächste Mahlzeit wesentlich weniger Bolus benötigt (bei mir 20 % weniger) und der Anstieg nach dem Essen nicht so stark ausfällt wie normalerweise.

    Klingt interessant. Wenn ich länger nicht gegessen habe (ich mache normalerweise Intervall-Fasten), brauche ich für meine erste Mahlzeit danach durchaus so einen "Anschub", habe das Gefühl dass die Verdauung tatsächlich etwas träge ist in der Situation. Umgekehrt, wenn man schon am Essen ist und dann noch ein zweiter Gang kommt oder so, akkumuliert sich der BZ ja auch nicht, sondern wenn ich dann nachspritze, bin ich schon so im "Umsetzungsmodus". Also könnte mir vorstellen, dass da was dran ist.

  • Wenn die Blutwerte sich stark bewegen, setzen die aus, weil sie meinen es stimmt was nicht. Ein Grund, warum ich gerne eine Smartwatch mit eigener Glukosemessung hätte. So ungenau wie die sind, es wäre eine zusätzliche Absicherung.

    Ich habe natürlich dieselbe Erfahrung gemacht, d.h. Libre3 setzt aus bei zu schneller Änderung. Ich finde das eigentlich ganz gut, denn man sollte doch ein Gefühl dafür haben, ob es runter oder rauf gehen sollte. Dann einen Wert anzugeben würde mit großer Wahrscheinlichkeit zu einer falschen Schlussfolgerung führen. Wenn nichts angezeigt wird, weiß ich, dass ich auf mich gestellt bin und, wenn unsicher blutig messen oder prophylaktisch etwas dagegen Essen muss. Daher finde ich fragliche Werte problematischer als keine.

  • Das Akustik-Modell finde ich gut. Aber ich glaube, Hype du beschreibst hier eine Methode, wie man einen Anstieg nach dem Essen aufgrund von FPE kontrolliert, von dem man nicht genau weiß, wie hoch er geht und wie lange er dauert. Was du als „minimalen Bolus“ bezeichnest, ist wohl der erste vorsichtige Versuch, den Anstieg nach dem Essen einzufangen.


    Unter Pre-Bolus, und ich denke stiniboer meint es auch so, versteht man aber einen minimalen Bolus mindestens 1 Stunde vor dem Essen, um die Mitwirkung der Leber (Einlagerung von Glukose) beim Stoffwechsel der Kohlenhydrate anzuregen (eating-soon Effekt). Pre bedeutet ja „vor“ im Gegensatz zu post (nach).

    eating soon

    Weil man zu dem Zeitpunkt der Gabe des Pre-Bolus noch nichts gegessen hat, führt er nicht zu einem Anstieg des Blutzuckers sondern zum Fallen. Je nach Dosis, individueller Empfindlichkeit und aktuellem Bewegungsstatus mehr oder weniger stark. Deshalb muss man damit bei niedrigem Ausgangswert vorsichtig sein, um nicht eine Hypo auszulösen.

    Ja, das ist hier leider nicht abgebildet, weil die Grafik das nicht hergibt. Eating-soon beginnt eine Stunde bevor man etwas isst.

    Im großen und ganzen denke ich schon, dass das Bild einem wenigstens eine Idee davon vermittelt, wie so ein Proteinanstieg verläuft, und wie man in den entsprechenden Phasen reagieren kann.

  • Klingt interessant. Wenn ich länger nicht gegessen habe (ich mache normalerweise Intervall-Fasten), brauche ich für meine erste Mahlzeit danach durchaus so einen "Anschub", habe das Gefühl dass die Verdauung tatsächlich etwas träge ist in der Situation. Umgekehrt, wenn man schon am Essen ist und dann noch ein zweiter Gang kommt oder so, akkumuliert sich der BZ ja auch nicht, sondern wenn ich dann nachspritze, bin ich schon so im "Umsetzungsmodus". Also könnte mir vorstellen, dass da was dran ist.

    Das ist bei mir in der Früh exakt so. Da brauche ich bei der ersten Mahlzeit 2 IE extra. Bei weiteren Mahlzeiten brauche ich nichts mehr extra.

    Ich halb Grieche. Fetalicherseits.

    Einmal editiert, zuletzt von sokrates ()

  • Das ist bei mir in der Früh exakt so. Da brauche ich bei der ersten Mahlzeit 2 IE extra. Bei weiteren Mahlzeiten brauche ich nichts mehr extra.

    Das geht mir ganz genauso. Wenn ich das Erste esse, das ist meist gegen 13.00 Uhr, brauche ich zum üblichen Bolus + 2 IE zum "Anschubsen". Das geht mir dann am Abend nochmal genauso, wenn ich dann 19.00 Uhr wieder was esse, dann brauche ich auch zum Bolus nochmal 2 IE extra und möglichst einen längeren SEA. Habe ich noch Restinsulin im Körper ist das nicht notwendig.

    So lange Menschen denken das Tiere nicht fühlen, so lange müssen Tiere fühlen das Menschen nicht denken. (Arthur Schopenhauer)

  • Werde heute dann mal einen Präbolus spritzen und von Anfang an bisschen noch ein bisschen Insulin oben drauf. Die Kurve morgens muss ja mal bisschen wegzuglätten sein.

    Falls das nicht funktioniert, werde ich mir mal die Frühstückstaktik a la Kappa anschauen.

  • Das geht mir ganz genauso. Wenn ich das Erste esse, das ist meist gegen 13.00 Uhr, brauche ich zum üblichen Bolus + 2 IE zum "Anschubsen". Das geht mir dann am Abend nochmal genauso, wenn ich dann 19.00 Uhr wieder was esse, dann brauche ich auch zum Bolus nochmal 2 IE extra und möglichst einen längeren SEA. Habe ich noch Restinsulin im Körper ist das nicht notwendig.

    Dein letzter Satz beschreibt genau die Folge des eating-soon Effekts. Bei einer Wirkdauer des Insulins von etwa 5 Stunden haben wir häufig beim Essen noch minimales Restinsulin im Blut. Obwohl man diese geringe Mengen bei der Dosis eigentlich nicht beachten braucht, führt es dann unbewusst zur Mitwirkung der Leber beim Stoffwechsel und man braucht etwas weniger Insulin. Umgekehrt nach längerer Insulinpause wie Intervallfasten oder morgens, also ohne IOB braucht man etwas mehr, weil die Leber sozusagen schläft.


    Ich schaue deshalb bei jedem Bolus auf die IOB Anzeige in xDrip und verändere entsprechend die Dosis. Nur abends ist es ein Lotteriespiel, weil manchmal der Glukosespeicher der Leber nichts mehr aufnehmen kann.


    Ich meine dabei kein IOB von 1 oder mehr IE, das natürlich noch senkende Wirkung hat, sondern ein IOB von 0,1 oder 0,2 IE, das man eigentlich ignorieren könnte. Daraus resultiert bei mir 20% weniger Bedarf für den Bolus. Oder umgekehrt 20% mehr ohne minimales IOB.

    3 Mal editiert, zuletzt von Kappa ()

  • Huhu, ich melde mich mal wieder nach über einem Monat mit einem kleinen Tipp von meiner Seite.

    Habe ja das Problem, dass ich morgens extrem Insulinunsensibel bin und va wenn ich vorher Sport gemacht habe und meine Pumpe abgekoppelt habe, dass mein Zucker beim Frühstück dann unkontrolliert in die Höhe schießt.

    Meine neuste Technik ist es nun, eine Einheit zur Sensibilisierung + ggf. Korrektur über meinen Katheter zu spritzen und kurz danach für mein Frühstück mit dem Pen, verteilt auf 2 Hautstellen. Das ist zwar bisschen umständlich, aber wird so schneller resorbiert. Und dann bereite ich ganz entspannt mein Frühstück vor und esse das.

    Das schaffe ich auch nur, wenn ich frei habe und nichts zu tun, aber dann funktioniert es ganz wundervoll und entlastet zusätzlich meinen Katheter, der sich häufig innerhalb kürzester Zeit entzündet oder ausläuft leider.

    Vielleicht bringt es hier ja sonst noch jemanden etwas :)

    So sieht die Kurve dann mit der Technik aus und sonst bin ich trotz ewigem SEA immer auf über 200 gefetzt morgens, egal bei welchem Wert ich gestartet habe.

    (Übrigens den kleinen Anstieg vor dem Sport bekomme ich einfach nur durch einen Kaffee mit bisschen Sojamilch, da mache ich mir morgens die Kohlenhydratsensibilität bisschen zunutze :))


  • stiniboer Das sieht sehr gut aus, so ähnlich wie nach meinem „Etappenfrühstück“.


    Ich hab vor kurzem eine altbekannte Erfahrung gemacht, die sich immer wieder bewahrheitet: Wenn die Basalversorgung nicht stimmt, läuft alles andere chaotisch bzw. schwierig.


    Ich hatte in letzter Zeit nachts ungewöhnliche Schwankungen und auch tagsüber haben meine KH-Faktoren nicht richtig funktioniert. Außerdem war in der nächtlichen Sensorkurve eine leicht steigende Tendenz zu erkennen und das Dawn-Phänomen hat sich morgens wieder etwas bemerkbar gemacht. Das ist für mich immer das Anzeichen, dass meine Basaldosis etwas zu niedrig ist bzw. leicht erhöht werden muss. Es hat nur 1 IE Tresiba gefehlt, weil ich knapp 1 kg zugenommen habe. Nach dieser Dosisanpassung resultierte folgende perfekte Nacht:



    Mein Fazit: Schon eine kleine Basal-Anpassung kann sehr positive Auswirkungen haben.


    Dass mein Abendessen gegen 21:30 Uhr kaum Ausschläge verursacht hat, liegt übrigens daran, dass ich mir abends beim TV-schauen sehr viel Zeit zum Essen lasse (synchronisiert KH und IE) und den Bolus zeitlich splitte. Es ist allerdings auch etwas Glückssache, dabei das perfekte Timing und abschließend auch noch genau den Zielwert zu treffen. Eigentlich ist so eine Flatline nur zu schaffen, wenn nachts kein Bolus mehr wirksam ist (zumindest ohne Loop). Ich sollte mir deshalb angewöhnen, abends früher zu essen.

  • stiniboer Ja, habe Novorapid behalten. Es hat noch ein bisschen Übung gebraucht, um SEA und sonstige Bolusstrategien wieder richtig im Gefühl zu haben, aber dafür werde ich mit deutlich mehr Stabilität belohnt. Und für meine derzeitige Infektion ist es Gold wert, weil ich zwar mehr Insulin für Korrekturen brauche, dieses aber auch wirkt. Nicht perfekt, aber es tut.

    Für meinen Loop hat das zu meinem Erstaunen auch zur Stabilität beigetragen. Was sich AAPS mit der Wirkkurve von Novorapid so zusammenrechnet, kommt gut hin, man muss den Loop halt (wie immer) nur machen lassen. Ich habe sämtliche Automationen zur Vermeidung von pp-Anstiegen einfach ersatzlos deaktiviert, brauche ich nicht mehr.


    Das einzige, was nie klappt, sind Donauwellen...! ;)


    Übrigens eine schöne Strategie für deinen Morgen; wenn man den Pen sowieso in der Nähe liegen hat, kann man ja damit auch nachhelfen. Mache ich bislang nur bei Korrekturbedarf, aber dann notfalls auch mit einem Split auf zwei Spritzstellen, wenn mir völlig die Geduld ausgeht.

    "Sing this corrosion to me!"

    (Stoßseufzer eines unbekannten Seglers)

  • Kappa wow das sieht toll aus und ja ich habe mich da auch bisschen von dir inspirieren lassen !

    Habe auch gerade am späten Abend ein wenig meine Problemzone, habe mir deswegen jetzt auch vorgenommen früher zu Abend zu essen. Ich wertschätze eine Nacht auch einfach ungemein, in der ich nicht fünfmal wegen meines Zucker aufwache ! :)

    Fahre Mittwoch nach Berlin und danach werde ich auch erstmal wieder meine Basalrate überprüfen !


  • Hubi das freut mich sehr, dass bei dir da mehr Stabilität eingekehrt ist ! Hihi, bin auch sehr froh wieder beim NovoRapid zu sein.

    Und ja, bei mir sind es sowas wie Waffeln oder auch Kuchen, den ich noch nicht perfekt spritzen kann, Sahnetorte dagegen macht mir keine Probleme :)

    Danke für das Update :)

  • Mal eine kleine Sünde. Eine Waffel mit Rührei, Avocado, Ahornsirup und frischem Pfeffer.

    Spritze morgen mit dem Pen, da ich ansonsten den Peak nach dem Essen nicht vermeiden kann. Bin nur bis 140 angestiegen und wurde dann aber den ganzen Shoppingtag sehr gut vor Unterzuckern bewahrt, weil durch die Avocado und das Ei recht viel Fett und Protein dabei war :) ich freu mich immer total, wenn so etwas gut funktioniert.

  • Das sieht sehr appetitlich aus. Aber warum spritzt Du mit dem Pen? Was hast Du denn für Insulin in der Pumpe?

    So lange Menschen denken das Tiere nicht fühlen, so lange müssen Tiere fühlen das Menschen nicht denken. (Arthur Schopenhauer)

  • Das sieht sehr appetitlich aus. Aber warum spritzt Du mit dem Pen? Was hast Du denn für Insulin in der Pumpe?

    Ich habe auch novorapid in der Pumpe. Aber mit meinem Katheter am Bein/Rücken schaffe ich es nie das mit dem Frühstück so zu timen, dass ich den krassen Peak vermeiden kann. Habe jetzt ewig rumgetüftelt, wie ich das lösen kann, weil selbst mit einem riesigen Spritz was Abstand komme ich dann halt erst in den Unterzucker, dann in den Überzucker und danach erst wieder in den Normbereich. Und mit dem PEN am Bauch funktioniert das alles immer wunderbar. Spritze mit der Pumpe ne halbe Stunde vorher immer eine kleine Menge zur Sensibilisierung und den Rest dann mit dem Pen. Das habe ich so als Lösung für mich gefunden und das klappt sehr gut :).

  • Das ist aber irgendwie unlogisch. Wenn beides Novo Rapid ist macht das für mich keinen Sinn.

    Wie erklärst Du Dir das?

    So lange Menschen denken das Tiere nicht fühlen, so lange müssen Tiere fühlen das Menschen nicht denken. (Arthur Schopenhauer)

  • Betti ja finde ich auch unlogisch, aber es funktioniert. Die einzige Erklärung die ich hätte ist, dass das Insulin am Bauch anders/schneller freigesetzt wird als am Bein über den Katheter. Ich trage aber nicht gerne Katheter am Bauch, da mir das immer wehtut. Am Bauch mit dem pen morgens zu spritzen ist mein Kompromiss. Zu allen anderen Uhrzeiten reicht es über den Katheter. Aber ich weiß wirklich nicht, warum es so gut funktioniert mit dieser Taktik.