Weltreise per Bike

  • Hallo zusammen,

    ich plane eine 6-12 monatige Reise auf dem Rad. Die Route steht noch nicht fest, grob soll es jedoch Richtung Osten gehen, so weit die Muse, Technik und vllt. auch das Insulin zulässt.

    Bei der Vorbereitung auf so eine Reise stellen sich mir nun natürlich viele Fragen. Ich nutze aktuell keine Pumpe sondern Pens sowie das Freestyle Libre zur Messung. Meine größten Sorgen betreffen den Umfang des Equipments das ich für eine solche Reise brauche, die Temperaturschwankungen unterwegs sowie die Versorgung in den einzelnen Ländern unterwegs bzw. Verständnis der Krankenkasse in Deutschland und Versorgung für einen langen Zeitraum.

    Daher die Frage in die Runde, hat jemand Erfahrung mit solch langen Radreisen und vielleicht ein paar gute Tipps? Und, hat jemand Lust mitzukommen? :) Start soll zwischen Herbst 2023 und Frühjahr 2024 sein.

    Danke und LG

  • Hallo Sebbi,


    Für eine derart lange Radtour sollte das Diabetes-Equipment möglichst klein gehalten werden. Das ist nicht nur wegen des Gewichts und Packvolumens wichtig, sondern auch wegen der Sicherheit. Rad-Trekker sind normalerweise mit vier Radtaschen unterwegs. Du wirst allerdings oft dein Rad irgendwo alleine stehen lassen müssen, um etwas zu essen, zu besichtigen oder ähnliches. Das Rad kannst du eventuell sichern, nicht aber die Radtaschen. Daher hat jeder Rad-Trekker einen Handgepäcks-Rucksack, meist über die hinteren Packtaschen geschnallt, in dem sich alles Lebensnotwendige befindet. Das sind Dokumente, Geld, Kamera, wer eins mitnimmt: Handy und für uns speziell das gesamte Insulin und ein Teil der BZ-Mess-Utensilien und Kohlehydrate für Hypos und evtl. ein Kleidungsstück. Diesen Rucksack kann man schnell mit einem Griff überall mitnehmen.


    1. Pen ist gut, weil viel weniger Volumen als bei Pumpe. Außerdem hast du bei Problemen keinen Support für die Pumpe auf deiner Ost-Route. Das gesamte Insulin für ein Jahr bringst du in einer 1,5l-Dose unter. Ich nehme das gesamte Insulin aus der Original-Verpackung und behalte nur jeweils eine Originalverpackung samt Beipacktext in gefaltenem Zustand. Zum Glück ist Insulin nicht wirklich temperaturanfällig, zumindest was die Hitze anbelangt, es verliert allerdings leicht an Wirkung (in den ersten 6 Monaten ist das kaum bemerkbar). Nimm die 1,3-1,4 fache Menge des zu erwartenden Insulinverbrauchs mit.


    2. Bei den Pen-Nadeln kann man sparen. Ich wechsle die Pennadel nur, wenn ich die Ampulle wechsle. Für 3000 Injektionen im Jahr benötige ich so nur 110-120 Nadeln. Das Volumen von 120 Nadeln ist sehr gering.


    3. So sehr ich den Libre schätze, das Volumen und auch Gewicht von 26 Sensoren samt Verpackung ist gewaltig. Bei solchen Touren steige ich wieder auf die blutige Messung um, wobei ich aus 3 Teststreifendöschen a 50 Stück 2 a 75 Stück mache, das geht sich aus. Die Lanzetten verwende ich oftmals, machen wohl viele so.


    4. Insulin (nicht unbedingt die eigene Marke) und BZ-Messgeräte und Streifen bekommt man in größeren städtischen Zentren. Ich habe das zum Glück noch nie gebraucht, daher weiß ich nicht, wie das ist mit der Erstattung seitens der KK.


    5. Für Hypos braucht man kein Gepäck mitzunehmen. Kekse gibt es überall. Auf meiner Asien-Tour (8 Monate) habe ich 96 Plättchen Traubenzucker mitgenommen und ebenso viele wieder heimgebracht, obwohl ich oft niedrig war. Kekse sind einfach besser für Hypos als TZ, solange es nicht wirklich dringend ist und man nur ein Absacken spürt.


    LG Geri

  • Quizfrage ist, ob du dir nicht Sensoren z.B. per UPS an definierte Zwischenstationen senden lassen kannst. Du bist schließlich nicht in der Antarktis oder auf einem 7000er Gipfel unterwegs.

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    Nix Diabetes - das ist lediglich Glucose-Intoleranz.

  • Die meisten asiatischen Laender untersagen den Postempfang von medizinischen Produkten (also Import). Das kann durchgehen, muss aber nicht. Ich habe schon Mitarbeiter in Laender fliegen lassen, in welchen ich sehr lange arbeitete. Mitnehmen darf man fuer den Eigenbedarf (3 Monate) fast ueberall hin.


    Visa: muessen id.R. in dem Land beantragt werden, in welchem Dein Wohsitz ist. Du wirst in Pakistan kein Visum fuer Indien bekommen. Wegen solcher Kleinigkeiten habe ich 2 Paesse. Einer davon ist immer auf irgendeiner Botschaft entweder in D oder in CN.


    Ich rate zu einer 'Hundemarke'. T1 Diabetes, insulinpflichtig.

  • Ja, Shanghai-Schwabe hat recht. Eine Lieferung von medizinischen Produkten an eine Privatadresse oder ein GPO kommt niemals durch den Zoll. Eine Alternative wäre eine Sendung an die Botschaft. Das müsste man sich vorher mit denen ausmachen. Der Nachteil ist, dass die Reise damit viel an Flexibilität einbüßt, da man gewisse Termin- und Routenpläne einhalten müsste. Niederlassungen von Abbott aufsuchen ist auch nicht ganz einfach, zwischen Ankara und Lahore (ca. 6000km) ist da nichts.

    Visa kann man auch bei Botschaften außerhalb seines Landes beantragen, d.h. auf der Reise, nur einzelne Länder stellen sich da quer (z.B. Russland). Trotzdem lohnt es sich, das schon vorher abzuklären.


    LG Geri

  • Ich war diesen Sommer sechs Wochen mit dem Fahrrad unterwegs. Norddeutschland - Österreich - Schweiz - Frankreich - Niederlande insgesamt 3100 km.


    Die zwei Lowrider Taschen vorne waren nur für Insulinpumpen-, CGM- und Medizinsachen. Die hinteren beiden Taschen für's normale Gepäck. Und dann hatte ich noch einen Burley Coho Anhänger für Zelt und Schlafsack.


    So eine lange Fahrt, wie du vorhast, kann mit Pumpenzubehör und CGM nicht klappen, wenn man alles dabeihaben will.


    Viel Spaß beim Planen und Fahren wünsche ich dir. Das Tolle am einer Fahrradreise ist, dass die Fahrt selbst schon der Urlaub ist und nicht ein lästiger Transport zum Urlaubsziel.

  • Vielen lieben Dank für eure Tipps.

    @Geri, warst du 8 Monate per bike in Asien unterwegs? Das mit dem Rucksack mit allen lebensnotwenidgen Kram is ei guter Punkt. Hatte ich bislang nicht dran gedacht, dass da ja auch das Diab.Equipment rein muss. Auf meinen bisherigen, kürzeren Touren hat dafür ein kleines Täschchen gereicht...

    Der Umstieg auf Lanzetten aus Platzgründen macht mir etwas Sorgen. Hab mich schon sehr an den Komforrt des Libre gewöhnt und kann mir kaum noch vorstellen wie es vorher war. Aber klar, das Packvolumen der Sensoren ist schon enorm. Ist das Libre 3 denn kompakter verpackt als die ersten beiden Versionen?

    @Shanghai-Schwabe merci für die Info. Hatte ich in der Tat in Erwägung gezogen, ggf. Equipment irgendwohin schicken zu lassen. Schade, dass sich die Option als schwierig erweist, aber hatte ich schon befürchtet.

    Grüße

    Sebi

  • Aber klar, das Packvolumen der Sensoren ist schon enorm. Ist das Libre 3 denn kompakter verpackt als die ersten beiden Versionen?

    Die Verpackung des 3ers ist nur halb so groß wie die des 2ers. Vielleicht wäre es eine Lösung, dass du sowohl Libre als auch Lanzetten mitnimmst/nutzt? Den Libre für die anspruchsvollen Etappen, die Lanzetten für die Ruhezeiten zwischendurch, wenn's mal nicht so wichtig ist, wie die Kurve verläuft?

  • Sebbi2709 ich würde mir auch vorher die Telefonnummern der relevanten Krankenhäuser einspeichern. Du weißt ja, hast Du einen Schirm, dann regnet es sicher nicht.

    In Thailand kann ich das Bumrungrad in Bangkok sehr empfehlen. Ich hatte dort gearbeitet und die Patienten kamen bis aus dem Mittleren Osten.

    Was für'n Rad fährst Du? Ich hätte sicher die Bikeshops auch im Handy. Zumindest die Adressen.

    Solar-Ladegerät am Rad montiert?

    Oh, ich will Dich nicht zu-müllen. Ich hätte tausend Ideen...........

  • Ich bin nur "normal" für wenige Wochen verreist. Beim Libre 2 habe ich die Sensoren mit der Oberseite der Packung (Lot-Nr.) jeweils in so Zip-Beutel, 1 Sensor mit jeweiliger Lot-Nr. pro Beutel. Je nach Schuhgröße passen 2-3 so verpackte Sensoren in einen Schuh. Das hat bei mir etwas Platz gespart.

  • Hallo Sebi,


    Ja, ich war damals 8 Monate in Asien unterwegs, allerdings nur 4 Monate auf dem Rad. Ich bin von Jordanien nach Nepal gefahren, dort habe ich dann 4 Monate weiter gemacht mit Trekking und Bergsteigen. Beim Trekken war es natürlich noch wichtiger, das Packvolumen klein zu halten, da ich allein mit dem Rucksack unterwegs war und alles, was ich für meinen Diabetes in den kommenden Monaten brauchen sollte, auf dem Rücken tragen musste.

    Den Libre schätze ich sehr. Aufgrund meiner Reiseleidenschaft bin ich beim Libre 1 geblieben, da das Lesegerät nur einmal im Monat aufgeladen werden muss. Strom hat man eben nicht alle Tage auf solchen Reisen. Es gibt jetzt zwar schon Powerbags, die solar aufgeladen werden können, ich habe das aber bisher noch nicht ausgetestet. Abhängigkeit von Strom kann zum echten Problem werden. In den großen Wüsten auf dem Weg nach Osten war ich oft tagelang ohne Strom. Wenn ich länger auf Reisen außerhalb von Europa bin, lasse ich den Libre daheim und steige wieder auf die Teststreifen um, habe ich ja jahrzehntelang davor auch gemacht und es ist mir nicht schlecht dabei gegangen. Es ist auch davon auszugehen, dass der Sensor bei solchen Aktivitäten hin und wieder früher abgeht und unbrauchbar wird, anders als im ruhigen Leben daheim. Hier in Österreich bekomme ich immer Ersatz, auf der Radtour natürlich nicht. Teststreifen und Messgeräte kann man kaufen in Asien.


    LG Geri