Falsche Einschätzung von Insulinpumpe?

  • ich bin aktuell ganz gut eingestellt, d.h. eine Riesen-Verbesserung wird nicht drin sein. Sowohl Diadoc als auch Diaexpert raten beide von der Pumpe ab und empfehlen ICT.


    Ich finde aber den Gedanken sehr verlockend, einfach per App den Blutzucker regeln zu können, weil ich aktuell am Tag so ca. 10 mal pieksen muss (verfressene Phase).


    Ich stelle mir Pumpe irgendwie deutlich entspannter und einfacher vor als ICT oder irre ich mich da?


    Ach ja wichtige Info: Ich hasse Zeug an meinem Körper, d.h. Kabel und so gehen gar nicht, dadurch wird die Auswahl wahrscheinlich schon sehr klein, oder? Ich habe 2-3 Sachen gefunden die anscheinend keine Kabel brauchen? So was wie das Freestyle Libre nur als Pumpe, das wär's :saint:

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  • Mit einer Insulinpumpe kann man deutlich besser die Einstellung regeln. Das bringt natürlich viele Vorteile, auch das häufige Pieksen fällt weg. Dennoch wird die Therapie durch mehr Einstell- und somit potenziellen Fehlermöglichkeiten etwas komplexer.


    Die Hauptpunkte, die ich jedoch sehe sind

    A) bei guter Einstellung wird es vermutlich schwieriger eine med. Notwendigkeit für eine Insulinpumpe zu finden. Und wenn dir sowohl Arzt wie auch DiaExpert davon abraten, sehen sie vermutlich hierbei Schwierigkeiten


    Viel größer sehe ich allerdings dein Problem B)

    Wenn dich Zeug am Körper stört, ist eine Insulinpumpe, die du 24/7 trägst, vermutlich echt schwierig. Ich würde dir deshalb dringend empfehlen, dass du dir erstmal einen Demo -Omnipod bestellst und testest, ob du mit so etwas klar kommst.


    Momentan sind offiziell keine Patchpumpen mit Handy-App oder Loopfunktion verfügbar. Inoffiziell gibt es mit dem OmniPod schon anscheinend Wege.


    Sollte eine Patchpumpe für dich prinzipiell in Frage kommen, würde ich an deiner Stelle vermutlich noch dieses Jahr abwarten, weil dieses Jahr einige Patchpumpen (loopbarer Omnipod 5, AC Solo, Kaleido) auf den Markt kommen sollen. Die ICT scheint ja bei dir momentan gut zu funktionieren, so dass du nicht von heute auf morgen sofort das nächste verfügbare Insulinpumpenmodell wählen brauchst.

  • Sowohl Diadoc als auch Diaexpert raten beide von der Pumpe ab


    warum?


    naja, die Insulinpumpe ist halt was an deinem Körper, auch eine Patchpumpe ist an deinem Körper. Wenn dich das grundsätzlich stört, dann ist eine Pumpe nix für dich. Aber wie July95 schreibt, teste es mit Dummys...


    Grad AAPS bietet Möglichkeiten der Einstellungen und Automatisierungen, die einfach nur traumhaft sind, es ist aber Arbeit, sich den Loop zu erarbeiten, aber es lohnt sich zu 100% (sofern das dein Ziel ist)

    Blutzucker ist die Autobahn, Gewebszucker ne Nebenstraße!

  • Bei der Argumentation ist so was wie "stell ich mir bequemer vor" halt leider Gift.


    10 Nadeln ist aber z. B. ein Grund für eine Insulinpumpe, denn diese wird auch indiziert wenn man mehr als die durchschnittlich 5 Nadeln am Tag verwenden muss.


    Bei mir hat der MDK das trotz einer Einstellung die eigentlich ganz okay war dann zugestimmt, weil ich eben 8 oder mehr steche um den Blutzucker gezielt unter Kontrolle zu haben.


    So ein Aufwand ist eben auch eine Lebenseinschränkung und bei der Zustimmung geht es sowohl um Einschränkungen des Lebens als auch medizinische Notwendigkeit. Wenn man das argumentiert, sehen das Ärzte auch oft ein, dass die Aufhebung eben dieser Lebenseinschränkung die medizinische Notwendigkeit auslösen würde.


    Zum Spaß macht man das aber absolut nicht, man erkauft sich weniger Stechen und eine feinere Kontrolle dadurch dass man diese Kontrolle aber auch wirklich gewissenhaft ausführen muss. Da können auch mehr Dinge schief gehen, und wenn das eben passiert hat man dann überhaupt kein Insulin mehr (wenn man 0 Produktion hat eben). Basalinsulin das man sich einmal am Tag spritzt bleibt ja bis zu 26 Stunden im Körper (Toujeo z. B.).


    Aber wenn man sich da ernsthafte Gedanken drüber macht und erstmal viel drüber liest, kommt man da schon drauf was das für ein "Berg" ist, den man da im Kopf besteigen muss.

  • Du must es selber wollen sonst wird das nichts.

    Gruß Hans :hihi:


    Pumpe seit über 39 Jahren und es ist erst die siebte.....

    Und seit 5 Jahren E-Auto Fahrer

  • und vor allem auch ohne irgendwelche Loopprogramme mit der Pumpe klarkommen - und das heißt erst die Basalraten testen etc - also Arbeit vor dem "Urlaub", der eigentlich keiner ist. Man hat mit Pumpe durchaus Phasen, die einen ordentlich beschäftigen. Wenn dein Arzt abrät, wird er dir evtl. keine Probeexemplare besorgen........keine Ahnung. Aber geh doch mal in einen Diaexpertladen (die gibt es noch, obwohl jetzt anderer Besitzer) und seh dir die Pumpen an!!

  • Ich stand vor 6 Jahren vor der selben Entscheidung und hatte ähnliche Bedenken wie du. War damals auch sehr gut eingestellt und es gab eigentlich nichts zu verbessern. Für mich war aber der Gewinn an Lebensqualität schon ein sehr wichtiges Argument. An deiner Stelle würde ich auf jeden Fall mal einen Termin bei DiaShop (oder DiaExpert) zur Pumpenberatung vereinbaren. Die Damen bei DiaShop sind wirklich freundlich und kennen sich gut aus, dort hast du dann in einem persönlichen Gespräch die Gelegenheit, die Pumpen mal anzufassen und deine Fragen und Bedenken los zu werden.

    Für mich muss ich sagen, dass sich durch die Pumpe unterm Strich schon einiges verbessert hat. Im Alltag stört mich der Schlauch mittlerweile überhaupt nicht mehr, man gewöhnt sich recht schnell daran. Trotzdem kann es zeitweise auch mal richtig nervig sein. Insgesamt fühlt es sich wie "zwei Schritte vor, ein Schritt zurück" an; ich würde die Pumpe aber nie wieder hergeben.

    Falls du gesetzlich versichert bist, brauchst du aber unbedingt die volle Unterstützung deines Arztes und gute Argumente, sonst wird es mit dem Antrag schwierig. Der MDK kann schon recht eklig werden, liest man hier auch immer mal wieder im Forum. DiaShop kann ebenfalls bei der Antragstellung behilflich sein, das Gutachten muss aber letztendlich dein Arzt anfertigen.

    Mit dem OmniPod 5 und Kaleido kommen bald auch moderne schlauchlose Pumpen mit AID auf den Markt, ggf. lohnt es sich darauf zu warten. Warum genau raten dir denn dein Arzt und DiaExpert von der Pumpe ab? Meine Ärztin hat damals, trotz der guten Einstellung, eine Pumpe sofort unterstützt.

  • Argumentation bei Diadoc war einfach so sinngemäß "never change a running system" (HBA1C 6,6 aktuell, wäre halt schon gerne wieder bei 5,X bis maximal 6,5 durchgehend).


    Ah genau Omnipod war das Ding mit dem ich mal geliebäugelt hatte :)


    Wusste nicht, dass dieses Jahr noch so viel rauskommt, danke für den Hinweis.

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  • "never change a running system"


    im Prinzip richtig, aber mit dem Spruch verhindert man zuverlässig jede Verbesserung und wenn es nicht besser wird, wechselst wieder zurück. It's not rocket science ;)

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  • Ich habe mich lange gegen die Pumpe gewehrt. Nachdem ich sie hatte, habe ich bereut, nicht früher ja zur Pumpe gesagt zu haben.


    Mit Pumpe fühle ich mich freier und Pumpe plus Sensor (ohne oder mit Loop) ist ein Plus an Diabetiker- Lebensqualität.

  • Ich habe mich lange gegen die Pumpe gewehrt. Nachdem ich sie hatte, habe ich bereut, nicht früher ja zur Pumpe gesagt zu haben.


    Mit Pumpe fühle ich mich freier und Pumpe plus Sensor (ohne oder mit Loop) ist ein Plus an Diabetiker- Lebensqualität.

    Ging mir haargenau so!!!

    So lange Menschen denken das Tiere nicht fühlen, so lange müssen Tiere fühlen das Menschen nicht denken. (Arthur Schopenhauer)

  • Der Gedanke dauerhaft mit so einem Gerät verbunden zu sein hat mich auch gestört. Jetzt ist es komplett anders rum, das Gerät ist mein Körper und gehört dazu. Ohne Pumpe und Sensor fühle ich mich nicht mehr komplett.

    Aber wenn dir die Praxis von einer Pumpe abrät hört sich das gar nicht gut an! Entweder gibt es dafür gut Gründe, würde mich auch interessieren welche. Oder die Praxis ist eine A.-Praxis.

  • Ah genau Omnipod war das Ding mit dem ich mal geliebäugelt hatte :)

    Trage ich jetzt seit 2011.... mein Basalbedarf hat sich in den letzten Jahren noch stark verändert, so daß ich aktuell garnicht zurück auf ICT könnte (vorher mit 3x Levemir experimentiert)

    Weiß ja nicht wie alt Du bist, aber scheinbar geht bei mir der Weg in die Wechseljahre mit einem höheren Basalbedarf einher (habe morgens eine BR von 2IE fast doppelt so doch wie zu anderen Tageszeiten).

    Wenn Du bereits merkst das Du nur mit 10 Injektionen einen passablen Verlauf bekommst, wird es wohl langfristig nicht besser werden.

    Leg Dich nicht mit Zucker an, er ist raffiniert! :bigg

  • Trage ich jetzt seit 2011.... mein Basalbedarf hat sich in den letzten Jahren noch stark verändert, so daß ich aktuell garnicht zurück auf ICT könnte (vorher mit 3x Levemir experimentiert)

    Weiß ja nicht wie alt Du bist, aber scheinbar geht bei mir der Weg in die Wechseljahre mit einem höheren Basalbedarf einher (habe morgens eine BR von 2IE fast doppelt so doch wie zu anderen Tageszeiten).

    Wenn Du bereits merkst das Du nur mit 10 Injektionen einen passablen Verlauf bekommst, wird es wohl langfristig nicht besser werden.

    Ja, geht mir ähnlich. Mein morgendlicher Basalbedarf ist sogar eher so 3-4 mal so hoch wie an den empfindlichsten Tageszeiten. Das kriegt man bei geringem Basalbedarf überhaupt nicht mit Basalinsulin hin.

    "Sing this corrosion to me!"

    (Stoßseufzer eines unbekannten Seglers)

  • Bei Reisen hast du mit Pumpe übrigens wesentlich mehr einzupacken und dran zu denken als mit Pen. Da ist die bequeme Steuerung dann eher von Nachteil.

    Ja, aber wenn du auf Reisen Reserve haben willst, musst du bei beiden Therapieformen viel einpaken und auch dem Partner besser eine Reservepackung mitgeben.

    Und wenn man im Urlaub gut essen und trinken will, stimmt die Einstellung auch nicht bestens und dann kann ich mit meiner Pumpe (alles auf dem Display sichtbar) leicht korrigieren als mt dem Pen.

    Ich habe mit beiden Systemen schon (auch extremere) Urlaube gemacht.

  • Ja, aber wenn du auf Reisen Reserve haben willst, musst du bei beiden Therapieformen viel einpaken und auch dem Partner besser eine Reservepackung mitgeben.

    Und wenn man im Urlaub gut essen und trinken will, stimmt die Einstellung auch nicht bestens und dann kann ich mit meiner Pumpe (alles auf dem Display sichtbar) leicht korrigieren als mt dem Pen.

    Ich habe mit beiden Systemen schon (auch extremere) Urlaube gemacht.

    Stimmt schon, aber wenn du länger als ein halbes Jahr unterwegs bist, ist das eine andere Hausnummer.

  • Das Leben besteht zum überwiegenden Teil aus Alltag. Es geht dem TE um Pumpe im Alltag. Und Urlaub spielt i.d.R. nicht die große Rolle, dass daran eine Entscheidung für oder gegen Pumpe festgemacht wird.