Extreme „Bewegungsprofile“ und Tresiba

  • Moin zusammen!


    Wie angedeutet stelle ich bei mir auch (leicht) unterschiedlichen Basalbedarf fest. Das ganze bewegt sich zwar nur um wenige Einheiten, aber zeigt sich deutlich im Verlauf und insbesondere an unpassenden KE/Korrekturfaktoren.


    Meine Trainingszeiten im Ballett sind leider sehr unterschiedlich. In Wochen mit Training bedeutet das zwischen 8 und 10 Std. intensives Training, auf 3-5 Tage verteilt. Wenn die Psyche kippt, geh ich ne Woche gar nicht hin. Bedarf geht dann sofort nach oben. Vor den Ferien war ich oft im Training, reduzierte Basal auf 13 IE und lief nachts immer noch sehr niedrig.

    Über die Ferien musste ich dann wieder auf 14,5 IE rauf. Aktuell 14 - läuft wieder nicht gut.


    Ich bin unschlüssig, wie und ob ich damit eine vorläufige Strategie finde, während ich über Pumpen und differenzierte Basalraten nachdenke. Änderungen am Basal merke ich persönlich schnell, schon über den ersten Tag der Änderung hinweg und deutlich natürlich nach 2-3 Tagen. Aber immer dran rumfrimeln funktioniert nicht wirklich.


    Das Training ist natürlich meist abends… eine reguläre MZ gibt’s danach nicht mehr.

    - Falls dann der Zucker nachts sinkt, vllt mit langkettigen KH‘s/FPE’s arbeiten, anstatt immer am Basal rumzubasteln?

    - Wie unterscheide ich Muskelauffülleffekt und prinzipiell zu hohe Basaldosis?

    Letztendlich läuft‘s für mich auf die Frage raus:

    - An welche Umstände passe ich das Tresiba an?

    So‘n Mittelding, wie ich‘s grad versuche, läuft nicht.


    Habt ihr Ideen? Wie’s IM Training laufen würde, sollte Tresiba an meinen „Home-Practice“-Modus angepasst bleiben, steht dann ja auch noch in den Sternen…


    Danke 🙏🏻

  • Tresiba ist glaube ich nicht die erste Wahl für Dich, mit zu unterschiedlichen Bewegungsprofilen bei Dir , da es durch die lange Wirkdauer unflexibel ist. Sprich mal mit Deinem Team darüber ob Du ein kürzer wirkendes Basalinsulin bekommen kannst.

    Übrigens, nach Bewegung ist der Körper noch stundenlang empfänglicher für Insulin, das heißt es wirkt besser. Wichtig ist des halb KH nach dem Sport zu Dir zu nehme, am besten sogar mit Eiweiß oder Fett. Stichwort FPE.

    Und die Faktoren KH zu Insulin sind über den Tag sehr unterschiedlich. Z.Bsp vor dem Sport sollte man den Bolus reduzieren.

    Vielleicht solltest Du mal die Sport und Diabetesfibel mal durchackern. Da wird einiges darüber gut erklärt,

  • Ich schließe mich an. Bei dauerhaft starken Änderungen im Bewegungsprofil in dieser Stärke würde ich das Tresiba auch nicht empfehlen.


    Bei mir ist es so, dass "normale" Sporteinheiten von mal 2-4 h noch gut abbildbar sind. Das regel ich mit verzicht auf Bolus und passendem darauf-hin-Essen. Aber 8h ist schon viel.


    Ich "frickel" tatsächlich oft am Tresiba rum: Deutlich mehr Bewegung als im Alltag habe ich meist an langen Wochenenden oder Urlaub bzw. insgesamt im Sommer mehr als im Winter. Da passe ich ich das Tresiba entsprechend (deutlich) an (2-3 Tage vorher). Tatsächlich komme ich mit dem Tresiba gut zurecht, wenn ich sauber eingestellt bin und merke meist sehr schnell, wenn es nicht mehr passt durch deutlich starke Schwankungen im BZ bzw. dass ich insgesamt zu hoch/zu tief laufe. +/-2-4 Einheiten korrigiere ich eigentlich immer so zwischendrin aus, wenn ich merke, dass es besser gehen könnte. (Bei den Damen haut ja auch der Zyklus oft mit rein, bei mir ist der Bedarf auch ohne offensichtlichen Zyklus mal höher mal niedriger). Klar, das Ergebnis braucht dann immer 2-3 Tage bis es sich zeigt.


    Warum schreibe ich das?


    Ich weiß ja nicht, wie planbar Deine Ballett-Wochen sind. Vielleicht als ersten Test mal versuchen ab Samstags vor einer Balletwoche das Tresiba softer zu dossieren ("Ballet-Einstellung") und wenn Du weisst, dass nun eine Zeit Pause ist, das Tresiba wieder auf die "Home-Einstellung" hochzunehmen?

    Zur Frage bzgl. Muskelauffülleffekt:

    Langsame Kohlenhydrate und vorsichtiger Umgang mit dem Bolus-Insulin ist nach Training sicher kein Fehler. Wie viel es braucht wirst Du nur alleine herausfinden können. Es ist halt immer ein Lernprozess mit hohem Frustpotential und selten zu 100% reproduzierbar...

    Mit schnellen Carbs produziere ich jedenfalls meist nur Achterbahnen. Klar, manchmal braucht man sie, im Regelfall sind die langsamen aber besser regelbar und schießen nicht so hoch. Bei Sport oder Hypos nehme ich mittlerweile oft Gummibärchen/Apfelsaft/TZ und dazu einen Müsliriegel - außer ich brauch nur einen kurzen "Shot". Dann hat man schnell was von und es bleibt ein bisschen nachhaltig.

  • Danke euch beiden. Ich geb das beim nächsten Quartalstermin mal zu bedenken.


    Ich hab die Trainingszeiten missverständlich formuliert. Das Pensum bezieht sich auf die Wochenstunden, die ich trainiere, aber auf wechselnde Tage aufteile. Das Training geht dann meist zwischen 1,5 und 2,5 h - wir sind ja keine Profis.

    Vielleicht solltest Du mal die Sport und Diabetesfibel mal durchackern. Da wird einiges darüber gut erklärt,

    Kommt dann jetzt doch mal auf die Leseliste.

    Ich weiß ja nicht, wie planbar Deine Ballett-Wochen sind. Vielleicht als ersten Test mal versuchen ab Samstags vor einer Balletwoche das Tresiba softer zu dosieren ("Ballet-Einstellung") und wenn Du weisst, dass nun eine Zeit Pause ist, das Tresiba wieder auf die "Home-Einstellung" hochzunehmen?

    Ja, das war eine Überlegung meinerseits. Meine andere Idee war, bei der „Home-Einstellung“ erstmal zu bleiben und zu schauen, ob ich damit auch einen Umgang finde. Allerdings mag ich die Tatsache gar nicht, essen zu „müssen“, insbesondere Süßes. Ich mag Zucker einfach nicht. Also doch Knäckebrot mit Käse oder Quark und Nüsse vorm Schlafengehen? Die Nächte waren ausschlaggebend für die Reduzierung des Tresibas.

    Hypos beim Sport sind bisher zum Glück ausgeblieben. Ich hab auch immer TZ dabei und im Rucksack Müsliriegel, aber noch nicht gebraucht. Da musste ich eher mal Insulin nachspritzen.

  • Also doch Knäckebrot mit Käse oder Quark und Nüsse vorm Schlafengehen?

    ja, würd ich empfehlen, ich esse auch manchmal nüsse vor dem schlafengehen, die halten mich zb nach einem glas wein zuviel in der nacht schön stabil sowie ein raufgesetzter zielbereich in meiner cam aps. das ist halt schon ein vorteil von cam aps, dass der zielbereich zwischen 80 und 180 gesetzt werden kann und man über den zielbereich wirklich vieles gut regeln kann. ich hatte ähnliche probleme mit tresiba bei bewegung wie du, ich hab dann meistens balisto gegessen, 11 g kh, gut berechenbar und keine so hohen anstiege wie bei tz!

  • Mir hat man damals, als ich noch Intensivsport betrieb, von Tresiba abgeraten, weil die Wirkdauer zu lang ist und Tresiba dadurch zu unflexibel ist. Besser ist ein nicht so langwirkendes Basalinsulin.


    Wenn ich bereits vor dem Essen weiß, dass ich nachher Bewegung haben werde, reduziere ich den Bolus für die Nahrung.


    Schnellwirksame KH lassen den BZ hochschießen und er fällt dann auch wieder schnell.

    Langwirksame KH lassen den BZ langsam steigen und man bleibt länger oben. Die sind besser zur Vorbeugung.


    Bei Hypo erst schnellwirksame KH und hinterher noch langwirksame KH essen.


    Wenn du den BZ nur stabil halten oder erhöhen möchtest (ohne Hypo), musst du nichts Süßes essen, da helfen auch andere KH-haltige Produkte, vor allem eher die langwirkenden.


    Die Diabetes- und Sportfibel von Ulrike Thum und Bernhard Gehr hat mir gut geholfen.


    Was du noch bedenken musst: Frauen und Hormone und dass du durch deine Anfangsdiagnose höchstwahrscheinlich noch eine Restfunktion hast, die da immer wieder mit reinpfuscht.


    Kopf hoch, du machst das ganz gut! :blume:strauss<3

  • Die Diabetes- und Sportfibel von Ulrike Thum und Bernhard Gehr hat mir gut geholfen.

    Warum mir das Buch gut gefällt:

    • Statt sich nur zu wundern, versteht man etwas besser, warum einige Dinge so laufen, wie sie laufen.
    • Es gibt etwas Struktur (z.B. Sporttagebuch führen), wenn man wie der sprichwörtliche "Ochs vorm Berg" steht.
    • Es bringt viele Beispiele. Das hilft bei der Veranschaulichung verschiedener Szenarien.
    • Via Try-and-Error hatte ich festgestellt, dass Sport nach Mahlzeiten immer in die Hose geht, und demzufolge Sport nach Mahlzeiten (bzw. Mahlzeiten vor Sport) vermieden. Das Buch hat mir die befriedigende Bestätigung gegeben, dass ich damit auf dem richtigen Dampfer war.


    Eine Empfehlung zur Tresiba-Anpassung traue ich mir gerade nicht zu. - Zumal ich unter ICT einen sehr geringen Basal-Bedarf hatte und quasi nie anpassen musste. (außer bei Krankheit)

    Insulin: Humalog, Hypo-Helfer: Dextro, Diaversary: 19.11.

  • Diese extremen Sprünge und da ich bei gleicher Dosis aber mit deutlich höheren BZ Rssistenzen habe geht bei mir der BZ laufend in die Höhe. Lande ich zu tief, bin ich nochmal deutlich empfindlicher als im normalen Normbereich.


    Diese beiden Gegensätze machen es schwierig unter ICT die passende Dosis zu finden da entweder oft zu tief oder zu hoch. Daher scheidet eine ICT bei mir mittlerweile aus.


    Die Pumpe gibt entweder mehr oder weniger und hält es damit im Gleichgewicht. Deswegen denke ich auch, dass du vor allem bei Sport und im Gegenzug ruhige Phasen die jeder mal haben darf für Tresiba zu empfindlicher reagierst.

  • Merci @all.


    Ich hab mir die Fibel zugelegt und als erstes die Tanzberichte gelesen, dann den Rest mal überflogen (kam gestern Abend). Erste Erkenntnis: In ausnahmslos allen Berichten wurden a) wesentlich mehr Zusatz-KE aufgenommen als ich es tue (quasi 0) und b) wesentlich mehr Insulin reduziert (quasi 0 - abgesehen vom Tresiba). Das bringt mich zum Grübeln, ob mein bisheriges Management so sinnvoll war. Denn als ich einmal vorm Training Bolus reduzierte, rauschte ich beim Training trotzdem dermaßen hoch, dass ich eingreifen musste.

    Ich hab es danach mit IOB meistens geschafft, dass der BZ beim Training entweder recht stabil blieb oder sogar noch anstieg und ich weiter Insulin gespritzt habe. Durch die lange Anfahrt zum Training habe ich sowieso mind. 2Std vorher gegessen und auch normal gespritzt - allerdings Fiasp.

    Allerdings hatte ich auch in den letzten Monaten (seit Trainingsbeginn) mehr und mehr das Gefühl, nicht so richtig zu wissen, was ich tue, abseits des Trainings… stattdessen besonders nachts hohe Werte, häufige Korrekturen.


    Morgen und hoffentlich heute Nacht werde ich testen, ob die aktuelle Dosis prinzipiell passt. Wenn ja, versuche ich das Training nächste Woche über gut geplante Mahlzeiten, altbewährtes Müsli mit einem Mix aus schnellen und langsamen Carbs, inkl. Bolusreduktion zu stabilisieren und für die Nacht ein bisschen Quark einzuschieben.

  • Ich hab es danach mit IOB meistens geschafft, dass der BZ beim Training entweder recht stabil blieb oder sogar noch anstieg und ich weiter Insulin gespritzt habe. Durch die lange Anfahrt zum Training habe ich sowieso mind. 2Std vorher gegessen und auch normal gespritzt - allerdings Fiasp.

    wenn das für dich funktioniert, dann bleib dabei! ich hab das buch auch studiert, habe viele empfehlungen für bewegung gelesen und für mich festgestellt, es sind empfehlungen, anhand derer man sich am anfang orientieren kann.

    aber draufkommen, was für einen selbst funktioniert, bedeutet viel ausprobieren, fehler ausbügeln, die dabei passieren und sich so langsam herantasten an das, was für einen persönlich passt.

    ich kann zb am vormittag bis zu einer stunde marschieren, ohne dass ich, wenn ich einen recht hohen ausgangswert habe, also zb 160 am start der bewegung, den zielbereich höherstellen muss geschweige denn den ease off, der die insulinabgabe der app reduziert, aktivieren muss. ich bin am vormittag derart insulinresistent bis über die mittagszeit, dass das funktioniert. jemand anderer würde da möglicherweise krass unterzuckern!


    es ist schwierig, für sich einen weg zu finden, aber wenn du schon etwas hast, was bei dir eigentlich geklappt hat, dann würde ich dranbleiben.


    wenn du sowieso erst zwei stunden nach dem bolus mit dem training startest, dann brauchst du meiner meinung nach mit fiasp den bolus nicht zu reduzieren!!! würd ich nur machen, wenn du schon eine halbe stunde oder stunde nach dem bolus mit dem training starten würdest. fiasp wirkt zumindest bei mir nicht länger als zwei stunden, natürlich hat es danach auch noch eine gewisse restwirkung, aber die ist bei mir so minimal, dass sie bei bewegung keine rolle spielt.


    und wenn du mit iob besser durchs training kommst und dabei manchmal noch anstiege hast, dann weißt du ja eh, dass du den anstieg abfangen musst. ich weiß, es ist anfangs sehr schwierig und kann einen manchmal wirklich wahnsinnig machen, aber mit der zeit entwickelt man ein immer besseres gefühl dafür, was passt und heut richte ich mich danach und bin noch nie bei bewegung unterzuckert! bin allerdings sehr vorichtig, wenn ich schrägen oder geraden pfeil nach unten hab, dann messe ich auch immer blutig, denn da ist der sensorwert oft noch höher als der blutzucker bereits unten ist und esse vor allem am nachmittag bei bewegung und mit etwas iob zb schon bei 160 3 bis 6 g tz, weil ich einfach weiß, dass ich am nachmittag rasch runtergehe!


    also dranbleiben, die empfehlungen sind ein rahmen, an dem man sich orientieren kann, aber mehr nicht!!!

    alles gute weiterhin, ich finde, du machst das wirklich sehr gut!

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  • Violena

    Die Sportfibel gibt viele Tipps, doch jeder Mensch ist verschieden und deshalb kann das bei jedem anders ausfallen. Da man anfangs nicht weiß, wie man damit umgehen soll, ist es eine Hilfe. Allerdings muss man es selbst ausprobieren und sogar dann kann es an einem Tag funktionieren und an einem anderen Tag nicht. Außerdem kommt bei dir im Moment noch die Restfunktion der Betazellen dazu.


    Versuche nicht zu perfekt zu sein, das frustriert nur.


    Merke: Das einzig Beständige am Diabetes ist ein stetiger Wechsel!

  • Versuche nicht zu perfekt zu sein, das frustriert nur.

    schließe mich da vorbehaltlos an....ich sehs bei mir auch immer wieder, wenn ich zu perfektionistisch unterwegs bin, dann bedeutet das frust und ärger und man kann auch mal zwei oder drei stunden bei 200 sein, davon geht die welt nicht unter!

  • Kleiner Fun-Fact zum Thema perfektionistisch. War auf der Arbeit bei einem unserer Wersärzte, zur Jahresuntersuchung. Müssen wir ein mal pro Jahr hin wegen der Stoffe, mit denen wir arbeiten. Eine seiner letzten fragen war, hatten sie im letzten Jahr einen HBa1c machen lassen. Ja, 6,5. Seine Antwort war nur: Sportlich. Viele Ärzte hätten wohl gerne einen HBa1c von etwa 7 - 7,5, weil den das Risiko einer schweren Hypo geringer ist. Steht zumindest so in den Lehrbüchern. Nur das sie noch nichts von CGM-Systemen in den Lehrbüchern und deren Vorteilen und eventuellen Nachteilen gelandet ist.


    Lass Dich nicht von den Ärzten entmutigen.


    Und dDu musst, wie alle sehr viel selbst durch probieren, Stichwort Versuch und Irrtum, selbst herausfinden. Und die Sachen in der Literatur sind ein guter Fingerzeig. zumal ja bei Dir Violena noch die Restfunktion mit herumspukt. Die hilft im Moment. Nur wenn der Rest zu ende geht wird es einige Zeit kompliziert. Und dann hast Du als Frau ja noch das monatliche Hormonchaos, was es nicht einfacher macht.

  • Mit Betriebsärzten hatte ich bisher weniger Probleme. Die scheinen besser informiert zu sein als mancher Hausarzt oder Diabetologe.


    Weder G41 noch LKW Führerschein waren ein Problem. Klar man muss mehr darauf achten und wenn es mir nicht gut genug geht kann ich ja nein sagen.

    Wenn man Knäckebrot isst, hört man nicht was die anderen Menschen um einen herum sagen. Ich esse jetzt sehr oft Knäckebrot! Knäckebrot ist super! :S