Hallo LuisaMama,
in meinen 58 Diabetikerjahren habe ich nahezu die gesamte Entwicklung der Insulintherapie mitgemacht: von der einmaligen Verzögerungsinsulin-Gabe am Morgen, über die ICT, einer computerassistierten, mahlzeitenbezogenen IT, der Howorka'schen FIT bis hin zur Pumpe, was doch zu einem beträchtlichen Maß an Erfahrung geführt hat.
Das Erfreuliche dabei ist, dass ich in all den Jahren ein nahezu "normales" Leben, sowie alle meine beruflichen und privaten Ziele erreicht habe und bis jetzt von den gefürchteten Spätschäden verschont geblieben bin. Allerdings bin ich davon überzeugt, dass das nicht allein einer einigermaßen disziplinierten Therapie- und Lebensführung (deren Rudimente aus den Anfangsjahren noch verborgen vorhanden sind!) geschuldet ist, sondern auch zu einem großen Teil einer entsprechend genetischen Disposition.
Und jetzt komme ich zu Dir, LuisaMama.
Wie viele vor mir, möchte ich Dir ein großes Kompliment machen für den engagierten und beherzten Einsatz für Deine Tochter. Deine jetzt aufgekommenen Ängste um sie kann ich nachvollziehen und die daraus resultierenden Schlüsse voll unterstreichen.
Ala ehemaliger Lehrer und Konrektor einer großen Verbundschule möchte ich Dich darin bestärken, in Eurem besonderen Falle die Einschulung Deiner Tochter zurückzustellen. Meiner Meinung nach sind die beiden Ereignisse -Diabetesmanifestation und Schulbeginn- zuviel auf einmal, v.a. wenn es sich um ein sensibles Kind handeln sollte, was ich vermute. In der damit gewonnenen Zeit kann sie in Zusammenarbeit mit Dir und in aller Ruhe in die Diabetestherapie eingeführt werden, die sie im Umgang mit ihrer "Krankheit" sicherer und selbstständiger macht. Als Folge kann sie sich dann um so unbeschwerter dem Thema Schule öffnen.
Auch darf man nicht davon ausgehen, die LehrerInnen könnten in irgendeiner Form behilflich sein. Es ist ihnen lt. Schulgesetz nicht erlaubt, medizinisch notwendige "Eingriffe", wie z.B. das BZ-Messen, vorzunehmen. Was sie aber wissen sollten, ist, wie man erfolgreich einer drohenden Hypo begegnet. Mehr kann man im schulischen Alltag nicht erwarten.
Was das Thema Pumpe betrifft: Natürlich ermöglicht die Pumpe eine optimale Therapieführung. Um aber das Optimum zu erreichen, setzt sie ein gerüttelt Maß an Basiswissen voraus, d.h. der Diabetes wir präsenter - und das nicht nur optisch. Mit einer vorübergehenden, Erfahrung sammelnden ICT macht Ihr bestimmt nichts falsch und Ihr gewinnt Zeit, Euch in die Gesetzmäßigkeiten der modernen Diabetesführung einzuleben, was auch Dir, LuisaMama, die Möglichkeit gibt, nach und nach Verantwortung abzugeben.
Ich wünsche Dir und Deiner Tochter viel Erfolg.
Gruß
Pierre