Hallo Tarabas,
erst einmal Danke für Deine Frage, das ist ein wichtiges Thema. Vorab wollte ich Dir gerne schreiben, dass ich im Vorstand der Deutsche Diabetes-Hilfe - Menschen mit Diabetes (DDH-M) bin. Ich möchte aber gerne schreiben, was uns ausmacht, nicht warum ich die anderen bzw. deren Weg nicht so ideal finde.
DDH-M wurde im Juni 2012 eigentlich gegründet, um die versprenkelte Selbsthilfe zusammen zu führen. Denn es gibt ganz viele Gruppen, die viele tolle Sachen machen, aber alle alleine. Das Problem dabei ist, dass die größte Selbsthilfeorganisation knapp 20.000 Mitglieder hat (wir haben übrigens rund 18.000 Mitglieder), damit kann man aber in der Politik relativ wenig erreichen. Deswegen bedarf es eines gemeinsamen Dachs. Das ist uns bisher aber nur in Teilen gelungen, wir arbeiten aber weiter an dem Ziel. Wir verfolgen davon abgesehen ein ganz anderes Konzept als der DDB. Wir sind Mitglied in dem Bündnis diabetesDE. diabetesDE ist ein Bündnis der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG = Ärzteverband), dem Verband der Diabetesberatungs- und Schulungsberufe in Deutschland (VDBD = Diabetesberaterverband) und uns. Wichtig ist dabei, dass das Engagement für die Betroffenen sowohl in der Gesellschaft, als auch in der Politik und den Medien nur zusammen mit den Ärzten und Beratern funktionieren kann. Deswegen gehen wir einen Weg mit den anderen und nicht gegen die anderen. Letztlich eint uns ein Ziel, nämlich für die Menschen mit Diabetes ein besseres Leben zu schaffen. Auf dem Weg haben wir eine Menge erreicht, Diabetes ist inzwischen ein wichtiges Thema in der Politik. Beim Koalitionsvertrag wurde darüber gesprochen und die Regierung tut langsam etwas. Zwar ist sie derzeit "nur" auf dem Präventionstrip unterwegs, was natürlich zu wenig ist, aber es ist besser als gar nichts und von dort kann man die nächsten Ziele anpeilen. Solche Erfolge sind möglich durch Kampagnen wie "Diabetes stoppen - JETZT!", bei der alle an einem Strang gezogen haben und die sehr erfolgreich bei den Politikern ankam (guck Dir mal die Bilder mit den Politiker auf http://www.diabetes-stoppen.de an). Das ist ganz kurz das Ziel, was wir verfolgen.
Zu uns, wir haben derzeit rund 18.000 Mitglieder und derzeit fünf Landesverbände, die neun Bundesländer abdecken (Bremen, Mitteldeutschland (Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen), Nord (Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein), Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz). In den anderen Bundesländern sind wir über ein Netz von Regionalbeauftragten aktiv. Ein wichtiges Anliegen ist uns Transparenz und Öffentlichkeit. Wir wollen nicht hinter verschlossenen Türen arbeiten und uns dem Vorwurf aussetzen in die eigenen Taschen zu wirtschaften. Deswegen veröffentlichen wir jährlich einen Geschäfts- und Transparenzbericht, den Du auch auf unserer Webseite findest. Der Bericht für 2014 erscheint in Kürze, da wir im Vorstand wirklich ausschließlich ehrenamtlich neben einem Vollzeitberuf arbeiten (das unterscheidet uns auch von den anderen) hat sich das etwas verzögert. Zudem sind wir von Amnesty International für die Transparenz zertifiziert worden.
Für die Frage, warum wir besser sind, bin ich glaube ich der falsche. Am besten fragst Du dort mal nach. Ich persönlich denke, dass dieses ständige gegeneinander keinem hilft, sondern vielmehr uns Betroffenen schadet. Eigentlich müssten die Organisationen eng zusammenarbeiten, was derzeit leider nicht möglich ist. Dabei gibt es schon keine echte Konkurrenzsituation, in Deutschland gibt es 6-8 Mio Betroffene, alle Organisationen zusammen vertreten rund 40.000 Betroffene (ca. 0,5%), deswegen kann man kaum von Konkurrenz sprechen. Wichtig ist aber, dass sich die Betroffenen organisieren und mit anderen zusammen für ihre Rechte und für eine besseren Versorgung kämpfen. Wenn Du man auf CGM, Analoginsuline und Tresiba schaust, gibt es einen riesigen Bedarf, nicht zuletzt auch bei Teststreifen für Typ-2er. Da können wir nur viel erreichen, wenn wir möglichst viele Betroffene hinter uns bringen. Darum sollte man sich als Diabetiker fragen, ob man sich nicht für eine der beiden Organisationen entscheiden sollte.
Wenn Du noch Fragen hast, beantworte ich Dir die natürlich sehr gerne!
Viele Grüße
Jan