Lieber Niederrheiner,
ich habe/ hatte mit genau demselben Problem zu kämpfen...
Morgens bin ich mit viel zu hohen Werten aufgewacht, meist so 150 - 170 mg/dmol, die ich versucht habe herunterzuspritzen, und ich kam trotz der "Tricks", die die anderen ja schon genannt haben, etwa dem zeitlichen Aufteilen des Bolus bei Mengen von über 10 IE, dennoch morgens drei Stunden nach dem Spritzen auf wahnsinnig hohe Werte, meist so 190 - 230 mg/dmol. Es hat mich einfach wahnsinnig gemacht!
Der Rat meines Diabetologen war zunächst, den BE-Faktor morgens kräftig zu erhöhen, und zwar auf schließlich 3,5! Das hieß dann aber, dass für ein Frühstück von 7 BE insgesamt 23 IE fällig waren, wie auch immer aufgeteilt, und außerdem kamen ja die IE-Einheiten vom Herunterspritzen des zu hohen Wertes am Morgen dazu!
Und um gegen diesen zu hohen Wert am Morgen anzukämpfen, habe ich zusätzlich die Basalrate möglichst spät gespritzt und Schritt für Schritt erhöht, bis ich bei insgesamt 36 IE Lantus pro Tag angekommen war, davon 16 IE um 23.00 Uhr oder möglichst noch später gespritzt.
Was ich damit sagen will: Natürlich möchte man als Diabetiker gute BZ-Werte haben, und ich habe in meiner Konzentration darauf erst gar nicht gemerkt, dass meine Insulinmengen im Laufe der Zeit immer höher und höher geworden sind. Man passt ja schließlich nicht alles gleichzeitig an, sondern Schritt für Schritt, mal den Korrekturfaktor (liegt jetzt bei 20), dann die Basalrate, dann die BE-Faktoren, etc...
Dann bekam nicht nur ich es langsam mit der Angst zu tun, sondern mein Diabetes-Arzt auch, der schon befürchtete, ich könne auf eine Insulin-Resistenz zusteuern, zusätzlich noch Diabetes Typ II entwickeln. Es ist ein Teufelskreis: Hohe Insulinmengen führen zu einer Hemmung des Fettabbaus, eine Gewichtszunahme wiederrum zu einer noch schlechteren Wirkung des Insulins...
Mir hat Folgendes geholfen:
1. Ich esse nichts mehr am späten Abend, nach 20.30 Uhr ist die letzte Mahlzeit des Tages zu Ende,
2. ich habe die BE-Menge am Morgen reduziert auf höchstens 2 BE (in der Regel durch Obst), sonst ist mir die Menge, die ich spritzen muss, einfach zu hoch. Stattdessen esse ich jetzt ein zweites Frühstück so gegen 11 Uhr, dann ist mein BE-Faktor viel niedriger,
3. ich mache endlich etwas Sport (das scheinst du ja ohnehin zu tun), und wenn es sein muss, jogge ich eben morgens um 6 Uhr los.
Ich will damit ganz bestimmt nicht sagen, dass eine korrekte Einstellung nicht so wichtig wäre - das ist absolute Voraussetzung für alles weitere, da haben alle Vorredner recht! - oder dir vor einer Insulinresistenz Angst machen! Ich wollte nur anmerken:
Mir persönlich hat letztendlich die Veränderung der Ess-Gewohnheiten mehr geholfen als das ständige Herumdoktern an den Insulinmengen; langsam sinkt mein Insulinbedarf jetzt wieder.
Liebe Grüße an alle
Michael