Beiträge von Bratbäcker

    Ich klinke mich hier mal ein, bin bei meinem letzten Fastentag (ohne Säfte, sozusagen Nulldiät) und möchte hier meine Erfahrungen schildern.
    Angefangen habe ich am Montag. Ich hatte bisher einen TDD (Tagesinsulingesamtmenge) von knapp 30 IE und einer Basalrate von etwa 18 IE plus 1,3 IE Gupf.


    Montag
    Der Tag verlief tadellos, alles im grünen Bereich. Abends etwas Hunger (wollte kein Abführmittel nehmen, das klingt für mich nicht so verlockend ;-))
    Aufgestanden mit 149, Gupf und etwas Korrektur, dann einen kleinen Spaziergang und mittags mit 83 raus gekommen. Da habe ich 2 Sport-BE gegessen, weil ich anschließend in den Garten bin. Dann bin ich mit 113 zurück gekommen und weil ich mich Hypo fühlte, habe ich 1,5 BE gegessen. Die weiteren Werte waren im grünen Bereich und den Zu-Bett-Geh-Wert von 83 habe ich mit 1,5 BE aufgestockt. Zu Recht, denn trotzdem bin ich um 00.55 Uhr aufgewacht und hatte einen Wert von 65, den ich mit 2 BE korrigiert habe.


    Dienstag
    Meine Arbeit (körperlich anstrengend) hatte ich BE-mäßig abgestützt. Im weiteren Tagesverlauf hatte ich jedoch vier Hypos, d.h. die Basalmenge musste dringend korrigiert werden. Wegen den niedrigen Werten und der körperlichen Arbeit, die ich BEmäßig versorgen musste, aß ich 12 BEs!


    Mittwoch
    Die BR hatte ich auf 13,1 IE und den Gupf auf 0,8 IE gekürzt. Trotz allem hatte ich wieder drei Hypos und 13 BEs im Tagebuch vermerkt.


    Donnerstag
    Der erste Tag ohne Hypo. Insgesamt auch nur 3 BE nötig, durch die Arbeit bedingt. Alles gut, so weit. BR trotzdem um 0,1 IE auf 13,0 IE gesenkt.


    Freitag
    BR weiter gesenkt auf 12,9 IE und den Gupf aus Versehen gekürzt. Statt geplanten 0,8 hatte ich nur 0,4 IE abgegeben. Alles in allem aber mit 2 Hypos und 10 BE deutlich zu viel Insulin im Spiel.


    Samstag
    BR auf 12,1 IE gesenkt. Wahnsinn, mit wie wenig Insulin man auskommt. Den Gupf habe ich noch belassen, sollte aber vermutlich auch gekürzt werden. Da ich den Tag über mit Einkaufen, Gartenarbeit und Hausarbeit beschäftigt war, brauchte ich einige Sport-BEs. Fazit: Eine Hypo und 6 BEs, das ist bei soviel körperlicher Aktivität o.k.


    Sonntag (heute)
    Letzter Fastentag. Obwohl ich seit sieben Tagen rein gar nichts gegessen habe sondern nur getrunken (kein Saft, nur Colalight und Colamix-ja ich weiss...) habe, hatte ich heute Morgen Stuhlgang (hatte ja kein Abführmittel genommen). Die ganzen Tage hatte ich auch sehr oft Hunger bzw. Appetit, vor allem abends, wenn mein Mann genüsslich gekocht und gefuttert hatte... Deswegen werde ich das nächste mal ein Abführmittel nehmen, denn dann soll man keinen Hunger verspüren.
    Heute bin ich mit 44 mg/dl aufgewacht und habe das Aufstehinsulin vergessen. Mal sehen ob's was macht. Das Basal ist also immer noch zu hoch, aber noch weiter absenken traue ich mich fast nicht, irgendwann ist auch Schicht im Schacht.


    Soviel von meiner Wenigkeit.



    Viele Grüße
    Bratbäcker

    Ich würde den Diabetologen wechseln. Das scheint nicht zu passen.


    Wegen der Insulinwirksamkeit gibt es verschiedene Probleme, die sein könnten. Zuerst würde ich mir die Spritzstellen von verschiedenen Leuten angucken lassen (manche nehmen es nicht so genau), ob sich da Fettwucherungen gebildet haben. Da könnte das Insulin schlechter wirken.
    Zum anderen könnte sich eine sog. Down-Regulation (je mehr Insulin Du nimmst, umso schlechter wirkt es) eingestellt haben oder Du hast parallel einen Typ 2 Diabetes entwickelt.



    Viele Grüße
    Bratbäcker

    Mich irritiert der berechnete SEA, der - so wie ich es jetzt verstanden habe - ausschließlich vom momentanen BZ abhängt. Bei mir spielen Bewegung der letzten 1-2 Stunden, Außentemperatur (Sommer, Winter) sowie noch wirkendes Insulin die große Rolle, ebenso ob ich in einer up- oder down-Regulation bin. Zudem arbeitet der Magen bei niedrigen BZ-Werten schneller als bei hohen. Ach und dann kommt ja noch der GI dazu und die evtl. Magenentleerungsstörung, die ganz viele Diabetiker im Laufe der Jahre (unterschiedlich stark ausgeprägt) sich erwerben.



    Viele Grüße
    Bratbäcker

    Keine Angst, was Dich nicht umbringt... :sekt:


    Spaß beiseite, Du hast ja noch nicht soooo lange Diabetes und wirst dort mit Sicherheit eine Menge lernen. Ob die Einstellung vom Krankenhaus dann zuhause noch passt - das war und wird wohl immer ein Problem bleiben. Nicht bei jedem, aber bei vielen.


    Ich bin bestens geschult (Teupe und div. Internetforen bzw. -seiten) und hatte nicht erwartet, dass ich da noch großartig was Interessantes höre. Bei mir war der Grund zum Aufenthalt eher psychischer Natur, sprich Unmotiviertheit und destruktives Verhalten.



    Viele Grüße
    Bratbäcker

    Hallo Maya,
    ich hatte vor einiger Zeit mal HIER in den Beiträgen Nr. 32 und 36 über meinen Aufenthalt im Nov. '16 in der Diabetesklinik geschrieben. Im Nachhinein kann ich sie nicht empfehlen. Mir hat der Aufenthalt nichts gebracht, einige für mich wichtige Dinge wurden als unwichtig eingestuft, die Schwestern wissen nicht mal, was ein Aufstehinsulin ist und was stoffwechselbedingt beim Aufstehen geschieht. Ein k.o.-Kriterium meiner Meinung nach.
    Die Einstellung basiert auf fettreduzierter Ernährung. Wenn man sich - wie ich - daheim fetter ernährt, dann passt die ganze Einstellung nicht mehr. Ich hätte sie mir sparen können...


    Für Leute, die wenig Ahnung vom Diabetes haben mag ein Aufenthalt in der Klinik genügen. Scheinbar war sie früher besser und sonnt sich noch im Ruhm vergangener Tage...



    Viele Grüße
    Bratbäcker


    P.S. Den ganzen Kram wie Diabetes-Pass, Schwerbehindertenausweis und Tagebücher kannst Du daheim liegen lassen, das ganze Zeug hat keinen interessiert. Ach ja, ich bin mit dem Zug angereist, da Parkplätze in Mergentheim teuer und rar sind.

    Ich oute mich mal als ehemaliger Muskel-Spritzer.
    Hab das aber sehr selten gemacht und würde es nicht empfehlen, denn es kann dadurch zu irrreversiblen Muskelschädigungen kommen.
    Es hat auch manchmal sehr weh getan, weshalb ich dann davon gerne freiwillig wieder abgekommen bin. Ich bin dann damals zu i.v. gewechselt.


    Du kannst stattdessen auch Insulin subcutan injizieren und warm duschen gehen (oder war das andersrum?).


    Viele Grüße
    Bratbäcker

    Also verstehe ich das so, dass der Insulinbedarf bei kurzzeitiger Bettruhe erst sinkt; wie nachts auch. Aber langfristig durch die fehlende Bewegung dann steigt.


    Das kommt u.a. darauf an, an welches Bewegungslevel Deine Basalrate tagsüber angepasst ist.
    Außerdem ist der Insulinbedarf bei längerem Liegen trotzdem niedrig, weil die insulinsteigernden Hormone fehlen.



    Viele Grüße
    Bratbäcker

    Bezgl. Lagepositionswechsel (Aufstehen, Sitzen, Hinstellen, Hinlegen) zitiere ich aus Teupes Buch, "Die Logik meines Diabetes", Seite 356


    "Beim Aufrichten des Körpers unterscheiden wir zwei Phasen: Zunächst wird der Blutdruck, wenn auch auf etwas niedrigerem Niveau, dadurch stabilisiert, dass sich die kapazitiven Blutgefäße eng stellen und sich der Herzschlag beschleunigt. Dann wird über hormonelle Einflüsse (Renin, Angiotensin, Aldosteron) beim Erwachsenen ca. ein halber Liter Zwischenzellwasser in die Blutgefäße verschoben. Durch diesen volumenartigen Druckaufbau verlangsamt sich der Herzschlag wieder.
    Diese hormonelle Resistenz hält solange an, wie man steht und klingt erst ca. eineinhalb Stunden nach dem Hinlegen wieder ab. So benötigt man im Liege-Zustand für alles, was Insulin braucht, ca. 30 % weniger Insulin als im Steh-Zustand. Dies ist der Grund dafür, dass alle Typ-1-Diabeiker eine nächtliche Basalraten-Absenkung brauchen."



    Viele Grüße
    Bratbäcker

    Der Insulinbedarf ist im Liegen um ca. 30% niedriger als im Stehen. Also ohne irgendwelche Krankheiten, nur die sog. "Lagepositionsänderung". Das hängt mit der Ausschüttung diverser Insulinverbrauchsteigernden Hormonen zusammen, die der Körper bei aufrechter Position ausschüttet.



    Viele Grüße
    Bratbäcker


    Verändert ihr eure Basalrate auch öfter mal, je nach dem Werteverlauf des Vortages? Und falls ja: stellt ihr sie dann einfach prozentual hoch/runter??


    Ja, ich ändere das sehr oft, je nachdem wie mein Gewicht steht. Ich schwanke da immer etwas und habe dazu up- und down-Regulationen. Das merke ich an erhöhten Nüchternwerten. Dann stelle ich meist die BR um 10% höher oder wieder tiefer. Am Profil selbst verändere ich nichts, das passt.



    Zitat

    meine frühere Diabetologin meinte, dass bei mir das Verhältnis Basal/Bolus nicht stimme. Hab meistens um die 70 % Basal und 30 % Bolus.


    Mein Verhältnis stimmt auch nicht und bei mir ist ebenfalls das Basal überhängig, wenn auch nicht ganz so stark wie bei Dir. Kommt ja auch darauf an, wie die Nährstoffzusammensetzung des Essstils ist.



    Viele Grüße
    Bratbäcker

    Vielleicht bekommst Du es hin und isst einige Tage IMMER das selbe oder wenigstens immer zu einer Mahlzeit.
    Wenn Du einen BRT machst, dann könntest Du die vorige und/oder nachfolgende Mahlzeit etwas größer machen, dass die TDDs gleich bleiben. So umgehst Du schon mal das Problem einer up-Regulation.


    Ohne Diabetologen ist es natürlich schwer, aber nicht unmöglich. ;)



    Viele Grüße
    Bratbäcker

    Mit Basalratentests habe ich auch ziemliche Probleme.


    Es bringt nichts, so viele hintereinander zu machen. Wenn Du eine Hypo hattest, kannst Du den Rest des Tages eh vergessen weil dann wahrscheinlich eine Resistenz da ist. Und wie lange die wirkt, kann Dir keiner sagen.
    Bei mir ist immer das Problem, dass ich mehr oder weniger immer in einer up- oder down-Phase bin und anders reagiere. Durch die Tests manövriert man sich ja förmlich in eine up-Regulation. Außer man steuert gezielt dagegen.


    Achja, was mir einfällt: Sind Deine Spritzstellen in Ordnung?



    Viele Grüße
    Bratbäcker

    Ja, das hast Du richtig verstanden.
    Damit ist gemeint, dass sich Änderungen nicht sofort am nächsten Tag spürbar auswirken. Wenn die TDD täglich um ein bisschen (bei mir sind das so 2-3 IEs) sinkt, ist das erst nach ca. 2-3 Tagen spürbar. Hast Du dagegen einen stark fallende TDD (ca. 10 IEs), dann kann sich das durchaus schon am nächsten Tag (meiner Erfahrung nach am Abend- und Nachtwerden des darauffolgenden Tages) auswirken.


    Der aktuelle Insulinverbrauch hängt von der TDD der vergangenen 2-3 Tag (immer ansteigend oder absteigend ist) ab. Das hängt damit zusammen, dass die Rezeptoren mit Insulin besetzt sind und Zeit brauchen, um sich zu regenerieren. Erst dann kann wieder neues Insulin andocken und seine Wirkung entfalten.


    Bei einer down-Regulation sind die Rezeptoren durch erhöhte Insulinzufuhr besetzt. Das zugeführte Insulin findet kaum noch freie Rezeptoren und die Wirkung verpufft zum Teil, weil es vom Körper schon abgebaut wird.
    .
    Um die Rezeptoren wieder aktiviert zu bekommen, hilft es nur, Insulin zu sparen und so die TDD zu senken. Es werden dann tendentiell mehr Rezeptoren frei als neues Insulin andockt und man wird empfindlicher. Das Insulin "wirkt stärker".


    Intravenös zugeführtes Insulin belegt lt. Dr. Teupe die Rezeptoren sehr kurz, sie erholen sich wesentlich schneller und deshalb muss es nicht auf die TDD angerechnet werden. Warum das so ist, weiß ich nicht.



    Viele Grüße
    Bratbäcker