Beiträge von Geri

    Die Presseaussendung sieht für mich nach Auftragsjournalismus aus, was ja nicht unüblich ist. Den Unternehmen reicht es eben nicht, nur jene Diabetiker mit Pumpen zu versorgen, die diese auch brauchen. Sie wollen am liebsten alle Diabetiker mit Pumpen ausstatten. Im Text kommt es so rüber, dass die Pumpentherapie die höherwertige Therapie ist, nur eben nicht leistbar für alle Regionen. So kann man es ja nun wirklich nicht sagen. Man tut es trotzdem, denn das rührt an den Emotionen. Ungerechtigkeiten in der Versorgung soll es ja wirklich nicht geben. Das wirkliche Problem, der Mangel und die Erreichbarkeit von guten Schulungen werden nicht angesprochen. Na ja, das lässt sich ja auch nicht vermarkten.


    LG Geri

    Wirklich überraschend sind die von dir dokumentierten Werte nicht. Ich vermute, dass es bei mir ähnlich verlaufen wäre, wenn ich deinem Muster gefolgt wäre.


    Ich weiss, wie unterschiedlich Diabetiker auf Sport reagieren. Ich spreche hier nur von meinen Erfahrungen. Kraftübungen steigern im allgemeinen nicht die Insulinsensitivität. Ich würde sagen, dass 12 Sätze
    dieser Art praktisch keinen Einfluss auf den BZ haben. Eventuell können sie den BZ leicht steigern, was sich aber recht schnell wieder reguliert. Eine Steigerung der Insulinsensitivität und damit BZ-Absenkung geschieht
    durch aerobe Ausdauerbelastung (Voraussetzung: es besteht kein Insulinmangel). Anaerobe Belastungen steigern den BZ, allerdings nicht so nachhaltig wie KH-Konsum.
    Auch bei Nicht-Diabetikern messe ich dabei Werte bis zu 190 mg/dl.


    Wenn ich ins Studie gehe, mische ich Ausdauerbelastung (ca. 60-70 min) mit Kraftübungen (30-40 min). Eine solche Einheit verhält sich bei mir BZ-neutral. ad-, Bergtouren und lange Läufe wirken eher
    BZ-senkend bei mir, aber erst ab 3-4 Stunden.


    Wenn ich die höheren Werte 2-4- Stunden nach den Kraftübungen betrachte, glaube ich nicht, dass sie vom Sport herrühren. Ich kann bei dir keinen Morgengupf erkennen. Wenn du diesen, wie viele Standard-ICTler
    (im Gegensatz zur FIT-Therapie) in den Frühstücksbolus einrechnest, dann klappt es ja auch. Wenn du allerdings fastest und nur Basal spritzt, das erst Stunden später seine Wirkung entfaltet (bei dir ab ca. 12 Uhr),
    dann fehlt doch der Gupf, und das treibt die Werte in die Höhe.


    LG Geri

    Herr Baars hat in sehr sachlicher und erstaunlich umfangreicher Weise den NDR-Bericht begründet. Ich war wirklich überrascht über so viel Engagement und möchte mich auch dafür bedanken. Es kommt für mich ziemlich schlecht rüber, dass er nun mit unsachlichen und unbewiesenen Aussagen attackiert wird. Es wirkt für mich wie die Angst davor, an den eigenen Wunschvorstellungen kratzen zu müssen.
    LG Geri

    Es tut mit leid, wenn das falsch rüber gekommen ist. Ich arbeite selbst aktiv in einer SHG in Österreich mit und helfe auch bei der anderen großen SHG in Österreich mit, wenn Bedarf ist. Mit überaltert meine ich, dass die Mitglieder meist schon älter sind und nicht so internet-tauglich, wie ich ja auch. Die "Zusammenrottung" ging damals von den beiden SHGs aus und war damals vielleicht auch deshalb so wirksam. Nein, ich halte viel von den SHGs und ihrer politischen Wirksamkeit. Sie sind halt nicht so Internet-tauglich, bieten aber neben politischen Engagement auch hervorragende Vorträge und Informationen. Ich habe eben gemeint, dass sich Online-Communities auch formieren könnten und damit manche wertvolle Initiativen unterstützen könnten und nicht die ganze Arbeit diesen kleinen und eben teilweise überalterten Gruppen zu überlassen. Das normale Zusammensitzen in solchen Gruppen würde vielleicht auch manche von ihren Tendenzen zum Berufs-Diabetikertum heilen.
    LG Geri

    Ich finde einige Stellungnahmen zu der betroffenen Familie und auch zu dem Medienbericht ziemlich enttäuschend und auch einseitig. Die Mutter ist sehr aktiv bei den diabetes-kids.de, vermutlich nicht wirklich ahnungslos. Sie ist offensichtlich auch Befürworterin der Pumpentherapie. Ich zweifle, dass sie so einfach haltlose Vorwürfe erhebt. Verglichen mit der Ahnungslosigkeit sonstiger Medienberichte (alle Sparten), finde ich diesen Bericht gar nicht so schlecht.
    Egal welche Position man zur Pumpentherapie einnimmt, man muss doch so objektiv sein zuzugeben, dass Pumpen bei technischen Gebrechen Gefahren bieten, mit denen ein Penner nie zu kämpfen hat. Ich denke da weniger an Überdosierung von Insulin, eher an die Unterbrechung der Insulinzufuhr. Während bei erwachsenen Pennern (nicht unbedingt bei Kindern) Ketoazodosen praktisch inexistent geworden sind (Kinga Howorka hat bei 17000 Patientenjahren 4 Ketoazidosen vermerkt), soll bei Pumpis eine solche im Schnitt alle 8 Jahre auftreten. Das ist etwa 500 mal so viel. Das würde auch die Todesfälle erklären, von denen hier die Rede ist, auch wenn die meisten Ketoazidosen zum Glück glimpflich verlaufen.
    Was oft auch verschwiegen wird: Pumpentherapie und auch andere Abhängigkeit von hoch technischen Produkten nageln den User in der Komfortzone der westlichen Zivilisation fest. Viele Sportarten und auch jede etwas abenteuerliche Lebensführung sind mit HiTec-Equipment Fehlanzeige. Für Erwachsene mag das kein großes Problem darstellen. Wer in der Komfortzone bleiben will, nicht nur als Diabetiker, der bleibt eben dort und kann alles nutzen, was es dort gibt. Bei Kindern und Jugendlichen ist das nicht so einfach. Die sind sehr spontan, was sie gerade angehen, und dabei können sie schnell in Konflikt mit technischen Hilfsmitteln kommen, die man ja auch zuverlässlich bedienen muss.
    Ich habe oft für Pumpenhersteller als Vortragender gearbeitet. Zumindest zu mir waren sie so ehrlich, dass sie alle zugaben, dass meine Lebensführung mit Pumpe nicht möglich wäre. Ich habe in Österreich zumindest erreicht, dass bei Pumpeneinschulingen auch der Switch von Pumpe auf ICT und umgekehrt, der so wichtig für größere Flexibilität ist, unterrichtet wird.
    Ich habe in einigen Beiträgen die Tendenz gelesen, besser die Wahrheit verschweigen, um nur ja keine Schwierigkeiten beim eigenen Pumpenantrag zu bekommen. Das kann doch nicht der Weg sein, indem man Information unterdrückt. Ich finde auch, dass es in Deutschland wesentlich schlechter für Diabetiker läuft als bei uns in Österreich. Aber da muss man sich organisieren und die Politik bedrängen, nicht den Medien den Mund verbieten. Wir hatten auch mit unzumuzbaren Kürzungen seitens der KK zu rechnen. Wir haben uns zu zweihundert "zusammengerottet" und das Parlament "überfallen" (mit freundlicher Ankündigung). Seither sind wir fast überbetreut. Pumpe oder Pen, ganz wie du willst, ohne NSA-ähnliche Überwachung seitens der Kasse, weniger als 750 Teststreifen pro Quartal (oder FSL + 350 Streifen) bekommt man gar nicht. Hier diskutieren Hunderte Diabetiker, ohne eine einzige Petition verfasst zu haben. Das überlässt man den überalterten Selbsthilfegruppen.
    LG Geri

    Möglicherweise bist du noch in der Remission, diese ist aber nun stark im Abklingen. In diesem Fall werden sich noch etliche Faktoren ändern. Bei uns in Österreich wird empfohlen, nach Ende der Remission eine neue Schulung und Neueinstellung zu machen.


    LG Geri

    Der Wechsel von Zeitzonen ist für Diabetiker kein großes Ding, manche vollziehen ihn wöchentlich. Mit der zeitlichen Einteilung der Basalspritzen würde ich es so machen, wie es Hubi vorschlägt. Ich würde beim Hinflug und der geteilten Anpassung die Dosis um ein Achtel erhöhen (für jeweils 3 Stunden), beim Rückflug und dem damit um 6 Stunden kürzeren Tag um ein Viertel senken.
    Insulin kannst du ungekühlt transportieren, nicht nur 20 Stunden, auch 20 Wochen und mehr, macht gar nichts. Es gibt so viele Diabetiker-Backpacker, die monatelang in der Welt unterwegs sind, ohne je ihr Insulin zu kühlen.


    LG Geri

    LC-Apostel meinen, ihre Diät besser an Mann/Frau zu bringen, wenn sie behaupten, dass die Steinzeit-Menschen auf diese Weise ernährt haben. Das ist völlig falsch und sie glauben, ebenso wie einige Forscher, so etwas ungestraft behaupten zu können, da sowieso niemand das Gegenteil nachweisen kann.


    Zum einen ist zu sagen, dass es nie DIE Steinzeit-Ernährung gegeben hat.


    Zum anderen ist noch immer das Gegenteil nachweisbar. An einigen wenigen Stellen der Welt leben die Menschen noch immer in der Altsteinzeit, übrigens entgegen der Behauptungen der LC-ler sehr Kohlehydrat-lastig, und zumindest an einigen Stellen südlich des Eilanden in Neuguinea auch erreichbar. Es ist allerdings ein extrem harter Weg, dort hin zu kommen. Etwa zwei Monate sollte man veranschlagen, wochenlanges Waten durch Schlamm und Sümpfe. Wissenschaftler meiden die Härten des Weges und des Lebens mit diesen Menschen und ziehen es vor, irgendwelche zufälligen Zahnanalysen darzubieten.
    Und LC-Apostel findet man in diesen altsteinzeitlichen Siedlungen schon gar keine. Es ist sicher unmöglich, mit einer LC-Diät überhaupt dorthin zu gelangen.
    Mich würde interessieren, wer nach 1-2 Wochen "Urlaub" in der Altsteinzeit das steinzeitliche Leben noch hoch leben lässt.


    LG Geri

    Der Ötzi passt da nicht so richtig rein, da er nicht zur Frühgeschichte gehört, sondern zur späten Jungsteinzeit, also Zeit des Ackerbaus. Bezüglich des Übergangs von Alt- zu Jungsteinzeit enthält der Artikel schwerwiegende Fehler.

    Zitat

    wir sollten nicht vergessen, in unserer Zeit als Jäger und Sammler, hatten wir überwiegend nur tierische Nahrung zu Verfügung.

    Das ist sicher nicht richtig, obwohl es oft von Schreibtischtätern behauptet wird. Wäre es richtig, hättest du diesen Beitrag nicht schreiben können und ich ihn nicht lesen können. An drei Stellen (nur eine konnte bisher erreicht werden) auf der Welt hat die Altsteinzeit überleben können, sie ist extrem Kohlehydrat-lastig.


    LG Geri

    Zahlenwerte spielen für mich bei einer Hypo überhaupt keine Rolle. Ich verlasse mich da völlig auf das Körpergefühl. Meist stehen mir bei einer Hypo gar keine gemssenen Werte zur Verfügung. Bei einer Hypo messe ich nicht, ich weiß ja, was ich tun muss. Beim Sport, bei dem Hypos immer wieder auftreten, nehme ich gar kein Messgerät mit, es reicht, dass ich den TZ mitschleppen muss. Wenn zufällig mal bei einer Hypo auch ein BZ-Messergebnis vorliegt, gilt für mich das Körpergefühl und nicht das, was das Messgerät ausgeworfen hat. Wir wissen alle, wie ungenau Messgeräte gerade im unteren BZ-Bereich sind. Das geben ja sogar die Hersteller zu. Ob nun Hypos in verschiedenen Lebenslagen bei verschiedenen Werten beginnen, ist mir eigentlich egal. Wenn ich die Hypo spüre, muss ich eben was tun. Zum Glück merke ich sie schon sehr sehr früh, wie vermutlich die meisten Typ1er auch.


    LG Geri

    Zitat

    woher kommt die Information, die Hersteller würden sowas nicht in ihre Beipackzettel schreiben wollen?

    Dafür gibt es zwei Faktoren:





    Ich war jetzt mehr als ein Jahrzehnt in Europa, meist im deutschsprachigen Raum auf Einladung der großenDiabetes-Zentren, der Universitäten, der Selbsthilfegruppen und der mit Diabetes befassten Pharma-Unternehmen unterwegs, um über das Thema "Diabetes im Outdoor-Bereich" zu referieren. Es ging dabei um Mitarbeiterschulungen, Ausbildung der Diabetes-Berater und Ärzte und um Vorträge für Diabetiker im allgemeinen. Im Laufe der Jahre bin ich so mit den Granden der Diabetologie und den Entscheidungsträgern der Pharma-Unternehmen zusammen gekommen. Natürlich war dabei oft die Haltbarkeit des Insulins ein großes Thema. Diese Fachleute haben die von mir gemachten Erfahrungen bestätigt. Sie sprechen von 1% Wirkungsverlust pro Monat bei einer Temperatur von 35-40 Grad. Die Zahlen kann ich nicht überprüfen, aber der eigenen Erfahrung nach muss das so in etwa hinkommen.


    Die besten Honorare bekam ich von der Diabetes-Pharma, und das für Vorträge, in denen ich unter anderem erwähnte, dass man die diesbezüglichen Angaben in den Beipacktexten vergessen kann. Wenn irgendetwas zweifelhaft an meinen Ausführungen gewesen wäre, hätte ich sicher
    keine Folgeaufträge bekommen, die Fachleute hätten mich wohl eingebremst.


    Der zweite Faktor ist die Erfahrung Hunderter Backpacker-Diabetiker und für mich selbst natürlich auch meine eigene Erfahrung. In 34 Diabetes-Jahren habe ich netto 9 Jahre im außereuropäischen Ausland + zwei in Europa auf Reisen verbracht. Ich habe das Temperatur-Spektrum dieser Welt so ziemlich durch (nach unten geht noch einiges), und das nicht aus dem Hotel-Zimmer heraus, sondern aus dem Zelt. Wie gesagt, ich habe mein Insulin nie gekühlt und bin immer gut damit gefahren. Ich war aber immer darauf vorbereitet, auf einen Wirkungsabfall zu reagieren. Er ist nie eingetreten, sieht man von einem kaum merkbaren Abfall 1987 in der sommerlichen Sahelzone ab (damals noch keine Insulinanaloga, die mir robuster erscheinen). Ich könnte auch mit einem Wirkungsgrad von nur 50% zu Rande kommen. Allerdings ist eines sicher: ein solcher Wirkungsverlust tritt nicht von heute auf morgen ein.


    Natürlich hat ein plötzlicher Klima- und Nahrungswechsel Auswirkungen auf die Therapie. Ich kämpfe da oft einen ganzen Tag lang mit schlechten Werten, dann renkt sich das aber schnell ein. Nicht so sehr die höhere Temperatur ist entscheidend, sondern was man bei diesen Temperaturen unternimmt - das ist eine zusätzliche Herausforderung zum Klimawechsel.


    LG Geri

    Zitat

    Aber wieder im Ernst: von diesen Studien kommt die Information, es bei 2-8°C bzw. nicht über 30°C zu lagern.


    Diese Aussage ist zwar richtig, bedarf aber einiger Erläuterungen. Die Insulinhersteller behaupten, sie hätten selbst keine Freude darüber, dass sie diese Angaben in den Beipacktext schreiben müssen. Sie folgen damit nur den Forderungen der EMA, die für die Zulassung verantwortlich ist, und sie jammern darüber. Die Einhaltung dieser Angaben sichert den Erhalt von einem Wirkungsgrad von 100%, und das fordert die EMA. Für uns Diabetiker aus der Praxis ist es aber vollkommen "wurscht" ob Insulin zu 100% oder zu 98% (etwa nach 2 Wüstenmonaten ohne Kühlung) oder gar nur zu 95% wirkt, wir werden den Unterschied nicht merken, im Extremfall können wir ihn mit der Dosis ausgleichen. Hunderttausende Diabetiker werden mit einer richtigen Angabe in die Irre geleitet, weil die Rahmenbedingungen unerwähnt bleiben. Ähnlich ist es auch mit der Haltbarkeit des Insulins, die viel länger ist als angegeben. Nur das stört uns in der Praxis nicht sehr, ob da 2 Jahre oder 50 Jahre stehen, wir haben das Insulin ja meist innerhalb von 2 Jahren sowieso aufgebraucht.


    Die Untersuchungen von Dr. Oevel haben Hand und Fuß, die zugehörigen Tabellen sind ja schon im Forum kursiert, kann sie aber nicht mehr finden. Die vergangenen Jahrzehnte haben aber einiges geändert. Heute, mit den Insulinanaloga, würde er keinen Kühlschrank mehr für die Sahara benötigen. Ich habe 2008 die Sahara mit dem Fahrrad von Agadir nach Dakar durchquert, ganz gemütlich - mehr als 1 Monat, und bin dann noch zwei Monate in der Sahelzone, die eigentlich noch heißer war - maximal 49 Grad im Schatten, wenn mal Messungen vorhanden waren, geblieben. Ich habe keinerlei Veränderung bei der Insulin-Wirksamkeit feststellen können, obwohl ich diese erwartet hatte und auch darauf vorbereitet gewesen wäre.


    Die Studie von Heinemann zweifle ich persönlich an, und zwar nicht ein bisschen, sondern komplett. Wir werden täglich mit Studien aus allen Lebensbereichen überschwemmt, von denen die meisten nichts mit der Realität zu tun haben. Es ist eben schwer, zu beurteilen, welche reiner Unsinn sind, wenn man nicht gerade Fachmann/frau ist. Man bedenke nur, was das bedeuten würde, wenn die Daten dieser Studie richtig wären. Ein Typ 1 wäre in den USA unbehandelbar. Ich habe aber doch gehört, dass auch über dem Teich Typ1er überleben. .



    Implantierbare Insulinpumpen gab es schon Anfang der 80er-Jahre. Sie haben sich aber nicht durchgesetzt. Ich weiß nicht warum, jedenfalls waren die Diabetiker mit Einmalspritzen, später Pen, wesentlich freier im Alltag.


    LG Geri

    Zitat

    Glaubt eh wieder keiner! lol


    "???" Hast du konkrete Fragen dazu?


    Hallo Cindbar,


    Natürlich kannst du Insulin überall kaufen in den genannten Ländern, aber es kostet dich doch einiges von deiner wertvollen Zeit, besonders wenn du über eine Landgrenze einreist und vielleicht noch lange kein städtisches Zentrum errreichst. In "Urwaldapotheken" findest du kaum Insulin. Außerdem kostet es Geld, daheim wird das Insulin ja von der Kasse erstattet. Zusenden lassen per Post geht definitiv nicht wegen des Zolls, Absprachen mit Insulinherstellern im Zielland sind möglich, schränken aber auch die Reiseflexibilität ein.


    Es gibt zwar noch immer jede Menge korrupter Grenzbeamten (eher an Landübergängen als an internationalen Flughäfen), aber Insulin ist davon nie betroffen, selbst wenn es 100 Ampullen sind. Insulin scheint tabu zu sein für Korrupte und es wird überall gekannt. Das gilt auch für Regionen, die von Rebellen, Stammesfürsten oder Paramilitärs kontrolliert werden, ebenso für Länder, die international keinen Staaten-Status haben (Abchasien, Transnistrien, SADR, Nagorno Karabach). Für mich ist es am einfachsten und billigsten, das gesamte Insulin mitzunehmen. Nachkaufen käme bei Verlust in Frage.


    In Julias Reiseländern wird sie auf keine korrupten Beamten treffen, allerdings auf höchst lästige, nämlich in Australien und Neuseeland. Das betrifft aber nicht das Insulin, sondern pflanzliche Produkte, Lebensmittel und verdreckte Outdoor-Ausrüstung.


    Wenn man andere Medis mitnimmt, lohnt es sich bei Thailand und Singapur nachzusehen, was man einführen darf. Für bestimmte Medikamente muss man in diesen Ländern ärztliche Bescheinigungen mitnehmen und die Mengenbeschränkung beachten. Das betrifft aber nicht das Insulin!


    LG Geri

    Hallo Julia,


    Ich bin jedes Jahr mit dem Rucksack unterwegs, meist 3-6 Monate, maximal waren es 8 Monate. Ich habe mein Insulin noch nie gekühlt, einfach in den Rucksack und aus. Insulin verliert bei Hitze nur schrittweise an Wirkung. Ich war also immer darauf vorbereitet, einen Wirkungsverlust durch Dosiserhöhung auszugleichen. Dieser Fall ist aber in 34 Diabetes- und Backpackerjahren nie eingetreten, es ist nie ein merkbarer Wirkungsverlust eingetreten, auch nicht bei den 8 Monaten, auch nicht bei den Durchquerungen mehrerer großer Wüsten mit dem Fahrrad.


    Es macht einen Riesenunterschied für die Lebensqualität eines Backpackers, dass man sich um Insulinkühlung nicht kümmern muss. Das Rucksackvolumen und -gewicht kann man sehr gering halten, besonders mit ICT. Südostasien und Australien bereise ich persönlich nur mit einem Handgepäcksrucksack, also kein eingechecktes Gepäck. Bei Neuseeland gelingt mir das nicht, da ich bei den langen und wochenlangen Trekking- und Gletschertouren gern auf meine eigene Ausrüstung zurückgreife. Die von dir gewählten Reiseziele machen es für Diabetiker leicht, da du überall Insulin bekommst, in Myanmar, Laos, Kambodscha und Vietnam allerdings nur in den großen Städten.


    Wenn du Zweifel hast bezüglich der Unnötigkeit der Insulinkühlung: du hast noch genug Zeit. Nimm einfach von jedem deiner beiden Insuline eine Ampulle aus dem Kühlschrank, lass sie über den Sommer ungekühlt, durchaus auch an heißen Plätzen (aber nicht hinter Glas wo die Sonne drauf scheint) und verwende sie irgendwann im Herbst.


    LG Geri

    Kinga Howorka therapierte ihre Diabetes-Patienten seit 1983 mit FIT (Funktionelle Insulintherapie), erste Studien gehen auf das Jahr 1981 zurück. Die Therapie hieß damals NIS (normoglykämische Insulin-Substitution). Howorka war damals eine blutjunge Ärztin in Wien und musste froh sein, dass ihre Chefs im Krankenhaus sie agieren ließen. Als ich 1987 erstmals von ihr hörte und meinen Diabetologen auf diese Therapie ansprach, sagte man mir im Krankenhaus "Hände weg von der Verrückten!".



    Die Erfolge von Howorka wurden aber recht bald von vielen Wiener Diabetikern erkannt. Klamm heimlich übernahm man bald weltweit Howorkas Therapie, man änderte nur den Namen auf "ICT", möglicherweise um der Erfinderin nicht allzu viel Ehre zukommen zu lassen (sie war jung, Frau und streitbar - nicht gut für eine Karriere in der Männerdomäne). Howorkas vorrangiges Ziel war und ist es, die durch CT verloren gegangene Freiheit des Diabetikers wieder her zu stellen. Eine Über-Drüber-Kontrolle, zu der ICT auch verleiten kann, war nicht ihr wirkliches Anliegen.



    Dass man mit ICT eher wieder zu Übergewicht kommt als mit CT ist klar: Diät war durch ICT nicht mehr notwendig, damit kommt es bei ICTlern zu den selben Gewichtsproblemen wie bei Nicht-Diabetikern. Einzelne Patienten von Kinga Howorka sind bei CT geblieben und werden von ihr auch mit CT weiter behandelt, weil sie nicht wollen, dass sie essen können, wie sie gerade Lust haben, weil sie Übergewicht fürchten. Das Insulin sollte nicht schuld sein am Übergewicht vieler ICTler, allerdings unter der Voraussetzung, dass die Basis stimmt. Howorka schätzt, dass 80% der Typ1er überinsuliniert sind.



    LG Geri

    Ob sich Sport BZ-steigernd oder BZ-senkend auswirkt, hängt doch stark davon ab, wie ich ihn betreibe.
    Ich kann eine 10km-Runde laufen und mein BZ wird meist absinken. Ich kann dieselbe Runde aber auch so laufen, dass ich mit 200-300 rauskomme. Im Prinzip könnte man das sogar bewusst steuern (aerob, anaerob). Allerdings wozu? Bei manchen Sportarten kommt noch der Faktor Adrenalin dazu, der sehr schwer einkalkulierbar ist. (beim Skifahren durchaus möglich)
    Ich gehe davon aus, dass kein Weltcup-Abfahrer nach der Zieldurchfahrt einen BZ-Wert von unter 160mg/dl hat. Aber man müsste schnell messen, denn das reguliert sich sehr schnell wieder bei den Nicht-Diabetikern.
    Die Stunden später auftretenden Muskel-Auffüll-Effekte treten unabhängig davon auf, ob der Sport vorher BZ-steigernd oder BZ-senkend war. Allerdings sind diese Auffüll-Effekte stark von der persönlichen Fitness abhängig. Bei manchen treten sie selbst nah 5 Stunden Sport nicht auf, bei anderen reichen schon 2 Stunden Sport.


    LG Geri

    Hallo Arbyter,


    Es geht nicht um die Minimierung der Insulinmenge beim Backpacking. Was man braucht an Insulin, das braucht man eben, und darüber hinaus nehme ich stets noch Extrainsulin mit (wieviel hängt vom Zielland ab). Bei einer normalen Halbjahrestour mit öffentlichen Verkehrsmitteln, Fahrrad oder zu Fuß kommen da bei mir schon samt Extrainsulin 100 Ampullen zusammen. Es ist für mich wichtig, dass alle lebensnotwendigen Dinge (Pass, Geld, Kamera?) und bei mir eben auch Insulin in ein ganz kleines Täschchen passen, das ich immer bei mir habe. Dazu muss ich mein Insulin von allem unnötogen Verpackungsmüll befreien, kann es sicher nicht kühlen (was zum Glück nicht notwendig ist) und muss mich auf eine autarke Daibetes-Therapie beschränken (wasa für mich allerdings keine Einschränkung darstellt).


    LG Geri

    Ich kenne dieses Problem mit dem Libre auch. Die beste und unkomplizierteste Lösung für mich war die Rückkehr zur blutigen Messung. Damit fühle ich mich wieder völlig frei für alle Aktivitäten des Lebens.


    LG Geri

    Seit mehr als 30 Jahren packen Diabetiker aus allen Ländern ihren Rucksack und brechen in alle Weltteile auf, durchqueren mit dem Fahrrad die großen Wüsten der Welt oder ganze Kontinente, sind zu Fuß an den heißesten und kältesten Orten der Welt unterwegs, und das wochen-, monate-, manchmal sogar jahrelang.. Ihnen allen gemeinsam ist: sie kühlen ihr Insulin nicht, haben ja oft auch keine Möglichkeit dazu.Bei uns in Österreich wurden Diabetes-Berater schon angewiesen, den Unsinn mit der Insulinkühlung auf Reisen, also das Ablesen des Beipacktextes, zu unterlassen, da es nichts an Sicherheit bringt, frei reisende Diabetiker aber extrem einschränkt. Jahrelang hörte man auch nichts mehr von dem Thema Kühlung von Insulin auf Reisen, plötzlich erlebt es wieder eine Renaissance. Hab ich da etwas verpasst? Hat sich etwas geändert?
    Ein Tipp am Rande für alle wirklichen Backpacker: größtmögliche Sicherheit hat man nur, wenn man das Volumen seines Insulins sehr klein hält, und das ist weder mit Thermosflaschen noch mit Frio Taschen möglich. Die Verwendung von Kühlboxen erübrigt sich wohl, denn welcher Backpacker bleibt schon in der Nähe von Stromquellen?



    LG Geri