Hallo LocMa,
War wirklich interessant für
mich, diesem Thread folgen zu dürfen.
Bezüglich des Übergangs von der
Alt- zur Jungsteinzeit hast du mich nach meinen Quellen gefragt. Ich habe
bisher nicht geantwortet, da sich das Thema in eine andere Richtung entwickelt
hat und ich damit vom Thema abweichen würde. Aber ich will mich natürlich nicht
um eine Antwort drücken.
Für die Verknappungstheorie und
dem dadurch praktisch notwendigen Übergang zur Jungsteinzeit will ich dir keine
wissenschaftlichen Arbeiten nennen. Es ist viel darüber geschrieben worden,
jeder schreibt etwas anderes und keiner war dort (Ausnahme Eibl Eibesfeldt,
aber der hat sich nicht mit Ernährung beschäftigt). Ich kann dir als Quelle nur
die Siedlungen Lion, Baigon, Wayal und Nanagaton nennen (ca. 139,7 Ost, 5,35
Süd), die gerade (vermutlich schon lange) an dieser Kippe von Alt- zu
Jungsteinzeit stehen, den Wandel aber noch nicht vollzogen haben. Die
Wohnplätze werden an einer wild wachsenden, kohlehydratreichen Pflanze
errichtet. Sobald dort alles abgeerntet ist, wird weiter gezogen. Auf dem Weg
dorthin, der etliche Wochen, meist zu Fuß, dauert, passiert man einige Dörfer,
die bereits mit Ackerbau begonnen haben, aber sonst noch keinen Kontakt zur
Außenwelt haben. Wenn man einige Wochen mit diesen Menschen lebt und auch mit
jenen, die einige Tage westlich davon leben und schon Anbau in ihr Leben
integriert haben, erhält man faszinierende Einblicke in die Frühgeschichte
unserer Menschheit, aber auch die Erkenntnis, dass der rein altsteinzeitliche
Nahrungserwerb keinerlei Überlebenschance für menschliche Gemeinschaften
bildet. Und wer weiß denn, wie der rein altsteinzeitliche Nahrungserwerb
wirklich funktioniert hat. Der einzige Ort, wo man ihn noch nachvollziehen
könnte, Nord-Sentinel, ist off limits. Und das scheint auch gut so zu sein.
Wie ich schon geschrieben habe,
gibt es natürlich die Möglichkeit, selbst die altsteinzeitliche
Nahrungsbeschaffung bzw. das, was wir dafür halten, zu testen. Mir persönlich
fehlt der Mumm dafür. Aufbruch in die Steinzeit - jederzeit, aber ein
derartiges Leben ohne die Hilfe von Buschmännern zu wagen, da fehlt es bei mir
an Mut. Wenn ich mit den Einheimischen auf die Jagd und Nahrungssuche in den
Busch gegangen bin, hat das nach "Buschmänner mit westlicher
Behinderung" ausgesehen. Aber auch wenn sie ohne Westler-Handicap
unterwegs waren, hätte der Ertrag nie zum Leben ausgereicht.
Die von dir angeführten Völker
der Inuit, nordamerikanischen Indianer und der Massai leben schon seit
Generationen kein altsteinzeitliches Leben mehr. Gerade die Inuit und die
nordamerikanischen Indianer sind heute Sorgenkinder bezüglich der Typ 2-Quote. Natürlich
ist die Verwestlichung der Ernährung bei diesen beiden Völkern an dieser
negativen Entwicklung schuld, aber das ist ja bei uns Europäern auch nicht
anders. Untersuchungen bezüglich Diabetes aus der Zeit, als die Kost dieser
Völker vorwiegend fetthaltig war, können demnach nicht existieren, abgesehen
von einigen Harnzucker-Untersuchungen bei den Inuit vor 1970.
Was die Massai anbelangt, so sind
sie die Pop-Stars unter den afrikanischen Völkern: Traditionelle Kleidung,
stolze, gleitende Bewegung und das inmitten einer riesigen Menge von Touristen.
De facto sind die Massai nie ein low carb-Volk gewesen. Wie bei vielen
Viehhirten-Völkern Afrikas ist ihre Nahrung natürlich Fleisch-basiert, sie
haben aber immer durch Tauschhandel mit den Ackerbauern der Umgebung Mais und
Hirse bezogen. Den Rest kaufen sie heute in den Supermärkten von Arusha. Ein
Volk, das im Bezug auf deine These interessant zu untersuchen wäre, sind die
San in der Kalahari. Ich bezweifle aber, dass jener kleine Teil der San, die
tatsächlich in der Kalahari verblieben ist, für medizinische Untersuchungen zur
Verfügung steht.
LG Geri