Vor drei Tagen habe ich eine Bergtour auf das Birnhorn in den Leoganger Steinbergen gemacht. Warum ich davon schreibe? Ich verbrauche bei körperlicher Bewegung verhältnismäßig wenig BEs und weiß eigentlich nicht warum bzw. ich weiß nicht, warum andere so viele BEs brachen.. Da ich bei solchen Touren oft gar kein Messgerät mitnehme, und wenn, dann höchstens einmal messe, kann ich die BZ-Verläufe nicht wirklich dokumentieren. Meist reicht es mir, dass ich mit akzeptablen Werten auch wieder aus der Tour rauskomme. Da ich schon hier im Forum gebeten wurde, mal so eine lange sportliche Aktivität zu dokumentieren, und da es mich auch selbst interessiert, habe ich mich entschlossen, mal den diabetischen Musterknaben zu spielen und an diesem Tag 6x zu messen.
Zur Tour: da ich neben der Besteigung auch noch einen Besuch in einem Höhlenforscher-Camp machte, was zusätzliche 150m Höhenmeter im An- und Abstieg durch wegloses Gelände bedeutete, kam ich bei dieser Ganztagestour auf etwas mehr als 2000 Höhenmeter im Aufstieg und natürlich auch im Abstieg. 1200 Höhenmeter waren Gehgelände, 800 Höhenmeter waren Kletterei in den unteren Schwierigkeitsgraden, konnte also seilfrei bewältigt werden. Allerdings ist man beim Klettern naturgemäß langsamer als beim Wandern. Insgesamt war ich 11:15 Stunden unterwegs, wovon 2 Stunden auf Pausen entfielen.
Ich spritze meine Basis einmal täglich, 32 IE Lantus um ca. 18 Uhr. Ebenfalls zu Basis gehören 5 IE Morgengupf und 2 IE Abendgupf (gehört eigentlich nicht zum Standard bei FIT, ist eine Eigenentwicklung, die mir hilft), die ich mit Humalog spritze. Am Vorabend der Tour habe ich die Basis ohne Reduktion gespritzt.
6:00 Uhr: BZ 98, danach 4 BE Frühstück, dabei 12 IE statt 14 IE Humalog, d.h. der Morgengupf wurde von 5 auf 3 IE verkürzt, das Bolusinsulin für die 4 BE gleich belassen.
8:30 Uhr: Beginn der Bergtour auf 880m Seehöhe
10:00 Uhr: Pause auf 1500m Seehöhe: 1,5 BE ohne zu spritzen. Es ist Standard bei mir, dass ich bei der ersten Pause nach 1,5-2 Stunden stets 1,5-2 BE einwerfe ohne zu spritzen. Das klappt aber immer nur bei der ersten Pause.
12:00 Uhr: Passauer Hütte auf 2051m. BZ 135. Da nun die Kletterei beginnt, will ich etwas höher starten, um Hypo-Bekämpfung in der Wand zu vermeiden. Zielwert sind ca. BZ 200. Daher nehme ich 3 BE (2 BE in Form von Apfelsaft) zu mir und spritze nur 3 IE statt der für diese Menge üblichen 6 IE. Ich könnte den 200er-Zielwert natürlich auch erreichen, indem ich 1 BE esse und nichts spritze. Zum einen würde mir aber dann einiges an Energie für den Aufstieg fehlen, zum anderen würden die BZ-Werte in die Höhe schießen, da dann eine Insulinmangel-Situation bei mir eintreten würde.
14:45 Uhr: Gipfel, BZ: 93 - das war ja fast punktgenau. 1,2 BE ohne zu spritzen, für den Abstieg zur Passauer Hütte über einen anderen Weg (Klettersteig) und für den Besuch bei den Höhlenforschern.
17:40 Uhr: Passauer Hütte, BZ 195. Mit einem Ausgangswert von 93 und knapp mehr als einer BE hätte ich auch ohne Bewegung nur bei einem Wert von ca. 155 landen dürfen. Der BZ von 195 ist also nur durch eine Insulinmangel-Situation zu erklären. Würde ich jetzt weiter gehen ohne zu essen und zu spritzen, würde der BZ weiter steigen. Ich nehme 2 BE in Form von Getränken zu mir und spritze dafür nur 3 IE statt der für diesen Fall erforderlichen 6-7 IE. Auch kleinste Mengen an Bolusinsulin eliminieren bei mir sofort die Insulinmangel-Situation. Da es nun Zeit für Basis ist, ich schon mehr als 9 Stunden unterwegs bin und noch einiges an Weg zurückzulegen habe, erwarte ich einen mächtigen Muskelauffülleffekt in der kommenden Nacht. Ich spritze 21 IE Lantus statt der üblichen 32 IE.
19:45 Uhr: Ich bin wieder beim Auto, BZ: 135. Das Humalog ist also offensichtlich noch am Wirken, der BZ wird weiter fallen. Da ich noch 110km Autofahrt vor mir habe, trinke ich 1 BE ohne zu spritzen.
23:00 Uhr: BZ 99. Zum Abendessen esse ich 4 BE, die ich normalerweise mit 11 IE (incl. 2 IE Abendgupf) abdecken müsste. Da mein BZ-Zielwert vor dem Schlafengehen nach solchen Ganztagestouren 200+ beträgt, spritze ich nur 7 IE Humalog.
Am nächsten Morgen wache ich mit BZ 63 auf, ein bisschen tief, aber nicht wirklich außer der Norm.
LG Geri