Hallo,
ich habe zwar das Buch: "Diabetes- und Sportfibel", meine aber, dass in diesem Buch "nichts" zum Mehrbedarf in Höhe geschrieben steht.
Es steht dort geschrieben, dass Messgeräte ab einer gewissen Höhe nicht mehr korrekt arbeiten, aber der selbige Einfluss auf den menschlichen Organismus wird nicht erwähnt.
Es wird zwar in dem Buch ein ehemaliger Alpinist vorgestellt, der aber in diesem Buch Ultraläufe darlegt.
Aber ich habe mich bemüht und eine Textpassage gefunden, die leider die Unwissenheit eines Kletterers zeigt. Dieser Kletterer wundert sich wahrscheinlich bis heute darüber, dass sein Blutzucker in ungeahnt ansteigt, wenn er sich in Höhe begibt. Aber es gibt für dieses Phänomen eine simple Erklärung = weniger Sauerstoff erhöht den Blutzucker, je weniger desto mehr.
Weil man sich sehr deutlich über meine Ahnungslosigkeit oder Dummheit beklagt hat, möchte ich nicht wirklich eine weitere Erklärung zu dem nun folgenden Zitat liefern.
Aber wenn sich ein Fast-Profi Fragen stellt und diese nicht beantworten kann, dann herscht ein gewaltiges Defizit in diesem Bereich!
Die fogende Textpassage stammt aus: "Sieben Welten - Seven Summits - Erlebnisse eines Diabetikers", Seite 20 u. 21
(...)
Nun zu den drei Tagen, die Blutzucker-Achterbahn vom 5.- 7. August. Drei große Fragezeichen erschienen über den gemessenen Werten und sie sind bis heute nicht verschwunden.
Der 5. August war der Gipfeltag am Pik Lenin und begann in Lager III auf knapp 6100m Höhe. Anfangs lief alles optimal. Knapp vor 6 Uhr ergab die Messung 148 mg/dl, wenig später verdrückte ich 3 BE. Das Humalog habe ich nicht reduziert, wohl aber die Basis (Ultratard) um ein Drittel. Um 7.30 Uhr startete ich meine 13 Stunden-Tour zum Gipfel und zurück zu Lager III. In der gesamten Zeit habe ich nur 3 BE zu mir genommen (über die Schwierigkeiten der Nahrungsaufnahme in großen Höhen habe ich bereits gesprochen). Normalerweise kann ich eine solche BE-Menge auch bei wesentlich kürzeren und weniger anstrengenden Touren locker „in die Basis hinein essen“, muss also dafür kein Humalog spritzen. Als ich nach meiner Rückkehr den BZ bestimmte, musste ich 356 mg/dl ablesen!! Woher kam dieser gewaltig hohe Wert bei derart geringer BE-Zufuhr, einem idealen Ausgangswert am Morgen und bei solch hoher, im allgemeinen BZ-senkender, Anstrengung? Ich korrigierte mit 6 IE Humalog, was den BZ auf 170 mg/dl herunter bringen hätte müssen und nahm an diesem Abend auf Grund der Erschöpfung nichts mehr zu mir. Mehr an Korrektur wagte ich nicht, da ich für die Nacht einen BZ-Absturz befürchten musste.
Hatte ich denn während der 13 Stunden den BZ nicht gemessen?, werden hier manche ein-wenden. Nein, hatte ich nicht. Die Begründung mag tollkühn bis leichtsinnig klingen, aber so ist es nun mal bei solchen Unternehmungen. Als Günter, der Deutsche, seinen Aufstieg abbrach, war ich auch nicht mehr ganz taufrisch. Ich wollte die Gipfelchance nicht sausen lassen, hatte aber schwer mit dem Gewicht meines Rucksacks, der alles Lebensnotwendige (Biwaksack, Daunenbekleidung, etc.) für den Notfall enthielt, zu kämpfen. Noch etwa 350 Höhenmeter. Ich entschied mich, volles Risiko zu gehen, stellte meinen Rucksack in einer Eismulde ab, packte eine kleine Wasserflasche, einige Kohlehydrate, mein Insulin und meine Kamera in meine Jackentasche und stieg ohne Gepäck weiter. Auch mein BZ-Messgerät fiel meiner Light-Kletterei zum Opfer und blieb im Rucksack. Messung nach der Rückkehr vom Gipfel? Irgendwie ging da nichts mehr, die Denkprozesse waren auf Grund der langen Zeit mit Sauerstoffmangel schon derart stumpf geworden, dass ich mich nur noch auf ein Ziel konzentrieren konnte – hinunter zum Zelt.
Am nächsten Morgen wachte ich mit 263 mg/dl auf, spritzte Korrekturinsulin und die Basis. Essen konnte ich nichts, keine einzige BE. Den ganzen Tag über lagen meine BZ-Werte zwischen 230 und 250 mg/dl, und das obwohl ich mehrmals Korrekturinsulin spritzte und eben gar nichts zu mir nahm. Ich war völlig platt und hatte hart mit mir zu kämpfen, mich nochmals aufzuraffen, alles einzupacken und zu Lager II abzusteigen, wo Thomas auf mich wartete.
Am nächsten Morgen schien wieder Normalität einzukehren: 122 mg/dl, 4 BE zum Frühstück, keine reduzierten Insulinmengen. Thomas und ich stiegen bis zum späten Nachmittag zu Lager I ab, keine weiteren BE. Und dann die Blutzuckermessung: HI, d.h. mehr als 600 mg/dl (bestätigt durch Parallelmessungen). Nun war ich völlig ratlos und trotz heftiger Korrekturen kam ich bis zum Schlafengehen auf gerade mal 350 mg/dl herunter.
Am 8. August, der Rückkehr ins Basislager glätteten sich die Wogen. Der MBG war mit 167 mg/dl immer noch erhöht, aber das war nun nicht mehr dramatisch. Und an den folgenden Tagen war wieder alles eitel Wonne.
Eine Erklärung für diese BZ-Ausreißer habe ich bis heute nicht. Vermutlich hätte ich wegen drei Tagen mit unerklärlich hohen BZ-Werten kein großes Aufheben gemacht, hätte das Ganze vermutlich bald vergessen. Doch dieses Phänomen sollte sich immer wieder in extremen Höhen wiederholen, und das nicht nur bei mir, sondern bei allen Diabetikern, die sich in große Höhen wagen.
(...)
Diese Zeilen zeigen im Wesentlichen das gleiche Problem, wie von "Der Wurstekuchen".
Mit Gruß