Hallo,
Hier ein Auszug aus den Anleitungen von Dr. Teupe:
Folgende mg-Mengen an verschiedenen Cortisonen entsprechen sich in ihrer
systemischen Wirkung:
0,75 mg Dexamethason oder Betamethason
= 2,5 mg Cloprednol
= 4 mg Triamcinolon oder Methylprednisolon
= 5 mg Prednisolon/ Prednison oder Fluocortolon
= 20 mg Hydrocortison (Kortisol)
Die Namen bezeichnen Inhaltsstoffe und damit die Wirkstoffe, die Medikamenten(Präparate)namen sind je nach Hersteller verschieden. Deshalb
ist es wichtig vom behandelnden Arzt die genaue Bezeichnug des Präparates und
die verabreichte Menge in mg oder ml zu erfragen.
Erst einige Stunden nach systemischer Cortisontherapie beginnt die resistente
Blutzuckerentgleisung. Hat diese bereits eingesetzt, kann man ihr nur noch 1 - 3
Tage mit großen Korrekturinsulinmengen hinterherlaufen. Wenn man hingegen 3
Stunden nach Aufnahme des Cortisons in den Körper bei noch völlig normalen
Blutzuckerwerten mit der Insulinhöherdosierung beginnt, bleiben die
Blutzuckerwerte (fast) normal und die Resistenzphase läßt sich auf ca. 9 Stunden
begrenzen.
Hierzu haben wir über viele Jahre gut funktionierende Regelwerke entwickelt:
Von der gesamten durchschnittlich eingesetzten Insulinmenge (Tag und Nacht,
alle Essens- und Korrekturinsulinmengen; bei Insulinspritzentherapien alle
Verzögerungsinsulin- und Normal- bzw. Analoginsulinmengen, bei der
Pumpentherapie Basalrate über 24 h und alle Bolusgaben) nimmt man
30 % bei 30 - 40 mg PÄ,
40 % bei 40 - 60 mg PÄ und
50 % bei 60 - 80 mg PÄ.
Von dieser Summe gibt man sich
3 Std. nach Cortisoneinnahme 60%,
nach weiteren 3 h (= 6 h nach Cortisongabe 25 %),
nach weiteren 3 h (= 9 h nach Cortisoneinnahme) 15 %
als Normalinsulin zusätzlich zur laufenden Insulintherapie hinzu.
Ein Beispiel:
Morgens um 9 Uhr bekommt ein Typ-1-Diabetiker 75 mg Decortin H. Dieses
enthält 75 mg Prednison (=PÄ, weshalb sich eine Umrechnug erübrigt). Die selbe
Wirkstärke geht aber auch von ca. 12 mg Fortecortin (Dexamethason) aus.
Bei einem angenommenen Insulingesamtbedarf über 24 h einschl. des
Essensinsulins von 40 Einheiten / Tag muß die Hälfte hiervon (= 20 Einheiten)
auf 3 Portionen verteilt werden
nach 3 h 60 % (von 20 E) = 12 E
nach 6 h 25 % (von 20 E) = 5 E
nach 9 h 15 % (von 20 E) = 3 E.
Wer diese Injektionen erst später beginnt, sitzt schon in der Resistenzfalle, mit
weniger Insulin auch.
3) Weniger häufig kommen dann Cortisontherapien vor, die wochen-, monate-, oder
sogar jahrelang gegeben werden, um chronisch schwelende Autoimmun-
erkrankungen (wie z.Bsp. pcP, Colitis ulcerosa) in ihrer Entzündungsaktivität zu
unterdrücken. Diese Cortisonmengen entsprechen der Erhaltungsdosis von 5 -
25 PÄ und bedürfen zunächst für die Einzelgabe deutlich weniger Insulin als bei
einer akuten Entzündungsdosis, oft genügen auch 1 oder 2 Gaben nach 3 und 6 äh (statt 3 Gaben). Die Menge liegt bei 10 - 25 % des Insulingesamtbedarfes und
kann gerade wegen der täglichen Wiederholung auch durch Ausprobieren
ermittelt werden. 3 Tücken müssen aber beachtet werden: Da die Insulinmenge,
die man sich gibt (über die Insulinrezeptor-down-Regulation) die Insulinmenge die man Tage später braucht manipuliert, führt die chronische Gabe von Cortison-Insulin zum ansteigenden Insulinbedarf, sodaß die sich später ins Gleichgewicht
einstellende Insulinmenge die ursprüngliche Insulinmenge doch um 50 % und
mehr übersteigen kann. Die 2. Tücke besteht darin, daß die Erhaltungsdosis
gelegentlich etwas variiert wird: vermindert, ob es nicht auch mit weniger geht, vermehrt, wenn sich die Grundkrankheit mit mehr Symptomen zurückmeldet.
Dabei ändern sich dann zunächst nur die Cortisoninsulinmengen, Tage danach
die Gesamttherapie (wegen Insulinrezeptor-up/down-regulation). Die 3. Tücke betrifft die Zeitkoordination zwischen Cortisoneinnahme und Cortison-Insulingabe.
Wer um mehr als 30 Minuten abweicht, merkt die Folgen, wer sein Cortison
vergißt, sich aber Cortison-Insulin gibt, kann dann unterzuckern.
Auszug aus "Cortisonbehandlung mit Insulinanpassung bei Typ-1-Diabetikern" von Dr. med. Bernhard Teupe, Althausen