Zitat von Zuckerstück;275905
Ich hatte mir die Testversion mal runtergeladen, hab allerdings nichts damit gemacht aus folgendem Grund:
Im Programm wird die Korrekturdosis (wieviel hebt eine BE den Blutzucker) total kurrios gerechnet:
6461,53846153846 / Körpergewicht in kg
Mit der Rechnung würde bei mir rauskommen, dass eine BE den Blutzuckerwert um 82 mg/dl erhöht.
Das ist rechnerisch gar nicht möglich, wenn man Zwischenzellwasser und Blutvolumen berücksichtigt. Wenn man vernünftig rechnet, kommt ein ungefährer Wert zwischen 20 und maximal 60mg/dl raus.
Ich hab mir dann gedacht, wenn so eine einfache Sache schon so schlecht berechnet wird, dann will ich nicht wissen, wie unnütz der Rest ist.
Von mir also ein:7no:.
Zuckerstück
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Liebes Zuckerstück!
Leider gibt es immer wieder Irrtümer und Missverständnisse zur Frage "Wieviel hebt eine BE den Blutzucker?" Auch ÄrztInnen, die es eigentlich besser wissen sollten, sind vor solchen Irrtümern nicht gefeit. Ich habe das Programm "IDOL" selbst entwickelt und mich mit dieser Frage intensiv beschäftigt, weil auch meine TherapeutInnen meinen Umrechnungfaktor "1 BE hebt um..." falsch geschätzt und praktisch aus der Luft gegriffen haben.
Wie bin ich auf meinen Umrechnungsfaktor gekommen?
Ich ging davon aus, dass sich die BE weitaus überwiegend im Blutplasma und in der Lymphe (interstitielle Flüssigkeit) verteilen. Weiters nehme ich an, dass diese Flüssigkeitsmengen im Verhältnis zum Körpergewicht immer gleich sind (stimmt natürlich nicht ganz, wird aber wohl so ungefähr hinkommen).
Ein erwachsener Mensch mit durchschnittlich 70 kg hat ungefähr folgende Mengen an relevanten Körperflüssigkeiten:
Blutplasma: 3 l
Interstitielle Flüssigkeit (Lymphe): 10 l
relevante Körperflüssigkeiten gesamt: 3 + 10 = 13 l
Der Anteil von Blut + Lymphe entspricht also ca. 18,57% des Körpergewichts, wenn ich das spezifische Gewicht der Körperflüssigkeiten wie bei Wasser annehme.
Nach Aufnahme von 1 BE (also 12 g Kohlenhydraten) erhöht sich also der Blutzucker bei einem "Durchschnittsmenschen" mit 70 kg um 12 g pro 13.000 g Blut + Lymphe. Die Blutzuckerkonzentration steigt also nach Aufnahme von 1 BE um 92,3 mg/dl. Bei schwereren Menschen natürlich entsprechend weniger und bei leichteren entsprechend mehr.
Der Umrechnungsfaktor vom Körpergewicht zur Zahl "1 BE hebt um" ermittelt sich also, wie folgt:
Körpergewicht (G in kg)
Anteil der relevanten Körperflüssigkeiten = 18,57% von G
Menge der relevanten Körperflüssigkeiten = 0,1857 x G
1 BE = 12 g = 0,012 kg
zusätzliche Blutzuckerkonzentration nach Aufnahme von 1 BE daher: c = 0,012 / 0,1857 / G = 0,06462 / G [in kg/l] bzw. 6462 / G [in mg/dl]
"1 BE hebt um" in mg/dl entspricht also der Zahl 6462 dividiert durch das Körpergewicht in kg. 1 mol Glukose hat eine molare Masse von 180,16 g, 1 mmol also 0,18016 g bzw. 180,16 mg. Will man also "1 BE hebt um" in mmol/l angeben, muss man den Wert in mg/dl nochmals durch 18,016 dividieren. Der Umrechnungsfaktor ergibt sich daher mit
zusätzliche Blutzuckerkonzentration nach Aufnahme von 1 BE: c = 6462 / 18,016 / G = 358,7 / G [in mmol/l]
Leider liegen die Schätzungen unserer DiabetologInnen meist weit daneben (vielleicht, weil sie in der Schule nicht aufgepasst haben). Das führt zwangsläufig zu einer ungeeigneten Insulineinstellung, Hypos und zu hohen BZ-Werten!
Die Richtigkeit dieser Überlegungen hat sich schon seit über 15 Jahren auch in der Praxis erwiesen. Davon zeugen nicht nur meine eigenen guten HbA1c-Werte um 6,0%, sondern auch die Erfahrungen der meisten IDOL-Anwender. Am besten, Sie probieren es selbst aus. Denn der "total kuriose" Werte, den Sie ausgerechnet haben, ist sehr wahrscheinlich goldrichtig!
Mit besten Grüßen
Dr. Josef Lueger
www.insulin-dosierung.de