Beiträge von halbriol

    Diese eignen sich bei mir sehr gut, um ein langsam verdauliches Essen wie Pizza (womöglich auch noch mit Salat und Glas Wein) zu insulinieren.


    Für eine (große) Pizza beim Italiener rechne ich etwa 130 Gramm Kohlenhydrate, also 13 KE. Bei einem Faktor von ca. 0,6 entspricht das etwa 8 Einheiten.


    Diese 8 IE gebe ich mir als Actrapid unmittelbar vor dem Essen. Die geschätzte Normalinsulin-Wirkdauer von 8 Einheiten dürfte bei 4,5 bis 5 Stunden liegen - bei mir recht gut zur Verdauungszeit einer Pizza passend. Der reelle Insulinwirkeintritt erfolgt etwa nach 15 bis 20 Minuten - da beginnen auch grad meine Blutzuckerwerte langsam zu steigen. Dann gibt es eine erstmalige Kontrolle frühestens drei Stunden nach Ende des Endes, vorher kann ich noch keine sichere Tendenz erkennen, ob die Dosis ausreichend war. In 90 Prozent der Fälle liege ich dann aber sowohl 3 h postprandial, als auch bei einer weiteren Messung vielleicht 4,5 oder 5 h postprandial zwischen 90 und 110 mg/dl. Zugegebenermaßen hilft mir aber auch meine Restproduktion der BSD noch mit.


    Meine Basalrate (2 x 2 Einheiten Lantus täglich) lasse ich meist unangetastet oder erhöhe die Nachtdosis evtl. auf 3 IE, wenn ich das Gefühl habe, zu wenig für das Essen gebolt zu haben. Der Nüchternwert morgens bleibt dann eigentlich immer unter 100.



    Viele Grüße,


    halbriol

    Ich würde nicht von den defekten bzw. abgetöteten Betazellen gleich auf die ganze Bauchspeicheldrüse schließen!


    Insulinausschüttung und -Speicherung sind nur zwei von vielen wichtigen Aufgaben der Bauchspeicheldrüse. Also ich bin froh, dass meine auch Glukagon (zumindest noch) und die vielen Verdauungsenzyme (hoffentlich lebenslang) produziert.


    Ganz ohne Pankreas müsste man neben Insulin noch zu jedem Essen Verdauungsenzyme in Tablettenform zu sich nehmen - das klappt eher schlecht als recht. Sobald man dann zu viel, zu fett oder zu proteinlastig isst, bekommt man gleich diverse Beschwerden wie Übelkeit, Blähungen, Durchfall und Flatulenz...


    Das würde mich postpranidal deutlich mehr stören als ein erhöhter BZ-Wert, den ich überdies schnell korrigieren kann.


    Viele Grüße!


    halbriol

    Ich könnte mir vorstellen, dass deine Basaldosis zur Nacht immer noch ein bißchen zu gering ist. Ob das der Fall ist, kannst du nicht feststellen, wenn du "noch nicht fertig verdaut" oder mit noch wirkendem Essensbolus ins Bett gehst. Deshalb bringt dir da nachts messen wenig.


    Ich empfehle dir: vor dem Bettgehen messen, das sollte mindestens 3 oder besser 4 Stunden nach dem Abendessen und letzten Essensbolus sein.


    Wenn der Wert deutlich außerhalb deiner Toleranzwerte liegt (z.B. kleiner 4,4 oder größer 8,3 mmol/l) ---> vergiss es, gib dir nen kleinen Bolus und versuche es am nächsten Tag nochmal.


    Wenn der Wert aber in deinem Zielbereich liegt ---> nicht mehr bolen, normal basal spritzen wie immer und schlafen. Mitten in der Nacht einmal messen, in der Früh gleich beim Aufstehen messen. Wenn sich die drei Werte (Bettgang, nachts, morgens) um nicht mehr als 30 mg/dl bzw. 1,7 mmol/l unterscheiden, dann passt die Basalrate.


    Wenn der BZ-Wert über Nacht um mehr als 1,7 mmol/l ansteigt ---> zu wenig Basal, um 10 Prozent erhöhen.
    Wenn der BZ-Wert über Nacht um mehr als 1,7 mmol/l sinkt ---> zu viel Basal, um 10 Prozent erniedrigen.


    Du musst wissen: Erst wenn du die für dich richtige Basalrate gefunden hast, kannst du ein funktionierendes System zur Essensinsulinierung mittels Bolus entwickeln.
    Darum sollte erst die Basalrate stimmen, bevor du versuchst, dir für morgens, mittags und abends deine eigenen BE-Faktoren zu bestimmen.

    Kitty, es ist völlig egal, ob du warm oder kalt zu Abend ist.
    Entscheidend ist, wieviele Kohlenhydrate du da zu dir nimmst und wieviel Fett da noch zusätzlich im Essen ist.


    Wenn du regelmäßig mit erhöhten Werten aus dem Bett kommst, dann deutet das zunächst auf eine Minderversorgung mit Basalinsulin hin.


    Du solltest da ruhig öfter mal spät-postprandial (so 4-6 Stunden nach Nahrungsaufnahme) und mitten in der Nacht messen, um festzustellen, ob:


    1. die erhöhten Werte durch einen BZ-Anstieg 4-6 h nach dem Essen kommen, der vom ungenügenden oder nicht verzögerten Essensbolus herrührt oder


    2. die erhöhten Werte durch einen BZ-Anstieg erst später nachts oder früh morgens entstehen, dass deutet dann eher auf einen Basalmangel hin.

    Ich denke, man sollte Eiweiß und Fett bei der Blutzuckerwirksamkeit keinesfalls in einen Topf werfen.


    Eiweiß hat meines Wissens - wie auch Martin oben schon schrieb - auch bei größeren Mengen nur dann einen relevanten Effekt auf den BZ, wenn nicht gleichzeitig genügend Kohlenhydrate zur Energiegewinnung bzw. Verdauung bereitstehen - nur dann wird über einen energieaufwendigen Stoffwechselprozess das Eiweiß in Glukose umgewandelt. Eiweiß als Beigabe zu ausgewogenen Mahlzeiten (z.B. Brot mit Wurst und Käse) vernachlässige ich deshalb.


    Bei Fett verhält es sich anders - es hat in zweifacher Hinsicht Einfluss auf den BZ. Nicht dass es ebenfalls sofort in relevanten Mengen zu Glukose umgewandelt wird, aber


    1. behindert bekanntermaßen fettreiches Essen die Magenentleerung und weitere Verdauung sowie das Aufschlüsseln insbesondere komplexer Kohlenhydrate.
    Ein klassisches Beispiel ist bei mir Nudeln mit Käsesauce. Nicht dass die Verdauung von Hartweizengrieß nicht schon alleine sehr lange dauert, so wird es durch z.B. Gorgonzola-Beigabe noch einmal deutlich verzögert - bis zu 6 h nach dem Essen bemerke ich da noch eine relevante Auswirkung auf den BZ.


    Wenn der Essensbolus nicht an diese verzögerte KH-Aufnahme angepasst ist, wird man hier erstmalig spät-postprandial sein blaues Wunder erleben bzw. bei unfraktioniertem Bolus oder zu langem Spritz-Ess-Abstand vorher schon in die Hypoglykämie abrauschen, weil das Analoginsulin die Kohlenhydrataufnahme überholt hat. In solchen Fällen verwende ich überwiegend Normalinsulin, das passt meiner Erfahrung nach deutlich besser zur Kohlenhydratresorption bei fetthaltigen Beilagen (ich spreche jetzt von ICT).


    2. die zweite Fett-Wirkung kommt erst später zu tragen, dann, wenn die Kohlenhydrate z.T. oder vielleicht auch schon weitgehend aufgenommen sind. Jetzt werden auch die freien und in Chylomikronen gebundenen Fettsäuren zunehmend in das Blut resorbiert, zirkulieren im Körper und bewirken an der Leber eine "relative Insulinresistenz". Dies ist ein Zustand, der über mehrere Stunden anhalten kann und unter dem ein klassischer Typ2-Diabetiker dauerhaft leidet. Während diese Fettsäuren im Blutkreislauf zirkulieren, ist die Empfindlichkeit vor allem der Leber, weniger der Muskulatur, für Insulin deutlich herabgesetzt, sodass die zuvor wohlformulierte Basalrate temporär einfach ungenügend ist und des deshalb zu einem ungewollten, typischerweise nächtlichen BZ-Anstieg kommt, weil die Leber bei mangelnder Insulinwirkung trotz eigentlich ausreichender Blutglukose dennoch vermehrt Glukose aus den Glykogenspeichermolekülen ins Blut abgibt. Dieser Zustand hält in etwa so lange an, wie es dauert, die frei zirkulierenden Nahrungsfette aus dem Blutkreislauf in die Fett- oder Leberzellen einzuschleusen - typischerweise bis zu 8 Stunden postprandial je nach Nahrungszusammensetzung.


    Hier könnte ich mir einen zusätzlichen Protaphane-Stoß zur Abdeckung gut vorstellen, habe ich bisher aber noch nicht probiert. Alternativ kann ein ICT'ler auch seine Levemirdosis einmalig z.B. abends erhöhen, mit Lantus ist es aus eigener Erfahrung aufgrund der längeren Wirksamkeit bis zu 24 Stunden aus eigener Erfahrung problematischer: fahre ich nach fettreichem Abendessen die nächtliche Lantus-Dosis hoch, so liegt auch am nächsten Vormittag noch zuviel Lantus vor, und ich muss den Frühstücks-, manchmal auch den Mittagessensbolus noch reduzieren, um nicht in die Hypoglykämie zu rauschen. In diesen Augenblicken wünsche ich mir trotz noch gut vorhandener ß-Restfunktion und erst 18-monatiger Diabeteserkrankung schon eine Pumpe ;) .
    Alternativ könnte man sich z.B. 7 Stunden nach dem Essen noch den Wecker stellen, messen und ggf. noch ein wenig Normalinsulinbolus nachlegen - das empfinde ich nachts aber nicht als angenehm oder praktikabel...