Betrachtet das Problem doch mal logisch.
Ihr habt Probleme mit dem Hersteller. Statt den Königsweg zu wählen, schreibt Ihr euch hier die Finger wund. Beschwert und jammert über die immer gleichen Probleme.
Was erwartet Ihr? Daß die Jungs von Abbott hier über eure Abrechnungsprobleme lesen und sofort alles umkrempeln? Daß die Leute von Abbott freiwillig eine Stange Geld in die Hand nehmen und die komplette IT umstrukturieren, nur weil 10 oder 20 User Probleme haben und trotzdem dem Produkt weiterhin die Treue schwören? Ihr seid in der Wirtschaft Traumkunden. Abbott absolut hörig.
Warum sollte eine Frau Merkel Ihre Politik ändern, wenn sie trotzdem garantiert gewählt wird? Der Leidensdruck derart gering ist, daß man trotzdem im üblichen Kästchen das Kreuz macht.
Abbott ist eine Firma Ihr ist vom Staat auferlegt, Geld zu verdienen. Sprich. Mehr einzunehmen als auszugeben. Die Margin sollte möglichst hoch sein. Beim Preis kann man nicht viel drehen. Da hat man Verträge mit den KK. Also dreht man an den Ausgaben. Und die werden so weit wie möglich gedrückt.
Einen Prozess zu ändern kann mal locker ein Mannjahr kosten. Also mal so nebenbei 150000 Euronen und mehr.
Im einfachsten Fall:
Im Programm werden ein oder mehrere Parameter angepasst. Da diese Änderung auch andere Programmteile beeinflussen könnten, wird die komplette Software neu validiert. Das ganze muß komplett dokumentiert werden. Meistens ändert sich damit auch ein Arbeitsprozess. Also muß auch dieser angepasst werden. Alle Mitarbeiter, die mir diesem Prozess auch nur im entferntesten in Berührung kommen, müssen neu geschult werden, damit sie etwas zu diesem Arbeitsprozess beitragen dürfen. Ich sagte alle und meinte alle. Wenn nötig auch die Dame am Empfang oder der Mann vom Housekeeping. Eine derartige Änderung ist zumeist intern nicht zu stemmen. Da fehlen die entsprechenden Spezialisten (z.B. Prozessberatung, CSV).. Also kommen bei der Ausgabenseite auch noch Freiberufler hinzu. Das sind für Externe mal locker 100€ die Stunde oder, um es als Projekt zu sehen, 100.000€.
Ich könnte jetzt das Ganze beliebig weiter in die Tiefe treiben. Aber breche mal besser ab. Wie gesagt. Das war der einfachste Fall. Richtig teuer wird's wenn eine Individual-Software oder auch MySAP da mit reinschwingt.
Ihr sagt Schwachsinn? Ich hatte mal ein Projekt bei einem Medizintechnikunternehmen. Die wollten nur ein Programm zentralisieren. Die produzieren Marknägel, Knochenplatten etc. Bei der Produktion muß man immer wieder gewisse Maße bestimmen. Diese Werte wurden in einer Software erfasst, um erkennen zu können, ob ein Produktionsfehler einmalig ist (z.B. ein falsch eingespanntes Werkstück) oder systemisch (z.B. ein Fehler im CNC-Programm). Ein Programm also, das gar nichts mit dem Produkt zu tun hat. Es dient einer Fehleranalyse. Diese Firma wollte also der bisher 9 lokalen Server einen einzelnen in der Zentrale. Kein Problem. Die neue Architektur habe ich binnen zweier Tage definiert, schriftlich und aufgebaut. Die Änderung des Betriebshandbuches schlug mit weiteren drei Tagen zu. Die Änderung der Arbeitsbeschreibungen (SOP) an sich war auch relativ fix. Nach einigen Meetings einigten wir uns auf einen Arbeitsprozess. Allein die Übersetzung vom Deutschen in die anderen Sprachen (Englisch, französisch, italienisch) und das kontrollieren der Übersetzungen dauerte etwa länger. Dann kam das erste kompliziertere. Welcher Mitarbeiter hat auch nur im entferntesten mit dem Arbeitsprozess zu tun. All jene mußten für den neuen Arbeitsprozess geschult werden. Bei allen mußte auch die entsprechende Schulungsdokumentation erweitert werden. Da man das Stückchen Software geändert hat, mußte zudem die Software neu validiert werden. Also es mußte geschaut werden, ob die Software auch das macht, was sie machen soll. Hierzu gibt es ein Standardvorgehen. Am Ende der Umstellung gab es vier neue Leitz-Ordner (Ohne die Schulungsnachweise der Mitarbeiter) voll mit Papier. Die Auditoren vom TÜV.. die wiederum meine Arbeit kontrollieren, wollen alles dokumentiert und archiviert wissen. Software ist bekanntermaßen flüchtig. Insgesamt beauftragte man mich hier für 9 Monate in Vollzeit vor Ort. Zusätzlich meine Reisekosten zu den 9 Niederlassungen quer durch DACh, nach GB und den USA.
Das Ganze nur für ein kleines Stückchen Software zur Fehleranalyse. Wie sieht wohl so eine Arbeit aus, wenn es um ein Abrechnungsprogramm in MySAP geht? Ich will gar nicht wissen, wie viele Mannjahre da rein fließen. Und Ihr denkt, daß man einen derartigen Aufwand ohne größeren Druck durchführt?