Beiträge von LocMa

    Dann bist Du ja in Summe schon weit gekommen...


    Mich persönlich würden die 140 mehr stören als die 60. Ich akzeptiere bei mir 70 noch als "normalen" >Bereich und habe bei 60 keinerlei körperliche Einschränkungen oder psychische Symptome. 60 ist auch ein Bereich, in dem sich auch gesunde mir bekannte Ausdauersportler bewegen.


    Die 140 würden mich nicht so wegen der Höhe selbst stören. Korrekturen machen bei mir einfach alles komplizierter, weil man nicht mehr weiß, welche Wirkung auf welches Insulin zurückzuführen ist (wenn man bspw. vor einer Mahlzeit korrigiert). Man hat einfach überlappende Wirkkurven...


    Mit welchem Gerät misst Du denn?


    Ich schreibe meinen BZ immer in folgender Form auf:


    Nüchtern-BZ Frühstück Actrapid BZ, Mittagessen Actrapid BZ, Abendessen Actrapid BZ


    Ich finde, dass es so am einfachsten ist, wiederkehrende Muster zu erkennen (zwischen den Mahlzeiten liegen jeweils 5 Stunden).


    Ein typisches Muster für Magenprobleme wäre bspw., dass der BZ 2 bis 3 Stunden nach dem Abendessen zu niedrig wird (Essen liegt noch im Magen und Insulin wirkt) und dann über Nacht massiv ansteigt (Insulin wirkt nicht mehr und Magen gibt das Essen frei).


    Ein anderes Muster wäre bspw., dass der BZ 2 Stunden nach dem Essen zu niedrig wird und man bspw. den BZ um 30 nach oben korrigieren muss. Liegt der BZ 5 Stunden nach dem Essen dann 30 über dem Zielbereich, war der SEA zu groß. Liegt der BZ 5 Stunden nach dem Essen im Zielbereich, war der Bolus für dieses Essen zu hoch angesetzt.


    Wenn man schon so weit wie Du gekommen ist, ist es IMO wichtig, wiederkehrende Muster zu erkennen.


    Einfacher wird es natürlich auch, wenn man mal bspw. für eine Woche jeden Tag das gleiche Frühstück, das gleiche Mittagessen und das gleiche Abendessen isst.


    Wenn man von einer Standardernährung kommt, sind 75 g KH täglich schon Low Carb. Man sollte aber dabei nicht verschweigen, dass bestimmte Effekte erst bei einer weiteren Absenkung der täglichen KH auftreten. Ich kann bei mir nicht einmal mehr von Kurven sprechen, bei mir ist der BZ Großteils eine Linie. Ich kann einfach keinen postprandialen Anstieg mehr messen. Das ist aber erst aufgetreten, wie sich die KH bei 10 bis 15 g täglich eingependelt haben. Das hat sich bei mir von selbst ergeben, einfach, weil ich die Sachen essen, die mir jetzt wirklich schmecken...

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    Ich habe vor dem Frühstück einen Wert von 80, spritze 4 IE Novorapid/Fiasp und nach 2 Stunden bin ich wieder bei 80. Das geht eine gewisse Zeit gut und dann stehe ich quasi "mit dem falschen Fuß" auf und das System klappt so nicht -> BZ liegt bei 160. Die Spritzstelle war i.O. Also kann es daran nicht liegen. Ich frage mich einfach nur, ob das bei deinem System nicht auch mal vorkommt.


    Diese Frage muss man differenzierter betrachten. Vermutlich kommt es vor, aber in wesentlich geringerem Ausmaß. Ein BZ von 160 ist für mich utopisch, unerklärliche und seltene Ausreißer nach oben bewegen sich bei mir zwischen 95 und 105 mg/dl. Das hat IMO mehrere Gründe.


    <Lassen wir der Einfachheit halber das EW mal außen vor. Ich hoffe, meine Annahme von 60 g KH für Dein Frühstück (als Beispiel) liegt nicht Welten daneben. Wenn Du bei den KH von einer natürlichen Schwankungsbreite (je nach Anbaugebiet vom Getreide, dem Erntezeitpunkt, der Bodenbeschaffenheit etc.) ausgehst, schwanken die KH bei Deinem Frühstück um plus/minus 6 g. 1 g KH erhöht meinen BZ bei 70 kg Körpergewicht um 5 mg/dl. Du hast bei Deinem Frühstück also eine "natürliche" Schwankungsbreite von plus/minus 30 mg/dl (6 x 5). Ich habe bei meinem Frühstück mit 3 g KH eine "natürliche" Schwankungsbreite von plus/minus 1,5 mg/dl (0,3 x 5).


    Dazu kommt, dass ich mit sehr kleinen Insulindosen arbeite. Je größer die Dosis, desto größer die Unvorhersehbarkeit bezüglich Wirkungseintritt, Wirkungsdauer etc. Und je länger Insulin wirkt, desto größer natürlich die Wahrscheinlichkeit von überlappenden Wirkkurven. Wenn ich gesund bin, sind 0,5 IE Novorapid die höchste Dosis für eine eventuelle Korrektur. Eine Dosis höher als 4,5 IE Actrapid ist der absolute Ausnahmefall (ein übliches reichliches Abendessen benötigt bei mir 2,5 IE Actrapid).


    Weiters hat bei mir ein BZ von 80 mg/dl die Tendenz, in diesem Bereich zu bleiben. Ein BZ von 110 mg/dl hat bei mir schon die Tendenz (auf Grund eintretender Insulinresistenz) ohne weiteres Zutun meinerseits weiter anzusteigen.


    Letztendlich würde ich meinem Freestyle Freedom Lite bei einem Wert von 160 mg/dl auch nicht mehr trauen. Ich weiß, dass es zwischen 70 und 110 mg/dl exakt misst.


    Low Carb macht einfach alle Wirkkurven flacher. Und es ist wesentlich einfacher, flache Hügel von Insulin und BZ-Anstiegen deckungsgleich zu bringen als große Spitzen.

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    Jeden Tag dasselbe in sich rein stopfen, keine spontanen treffen


    Bei allem Respekt: ich weiß nicht, wo Du das aus diesem Thread rausgelesen hast bzw. Was Du da aus Deinem eigenen Leben rein projizierst…


    Nur als Beispiel, mein Frühstück während der letzten beiden Wochen war:


    • Spinat-Quiche
    • Omelette aus Speck, Eiern, Zwiebel, grünem Paprika und Champignons
    • gleiches Omelette mit Sardinen in Olivenöl
    • Schoko-EW-Shake mit Chia und Kokosmuss


    Im Vergleich dazu: das Frühstück meiner Bürokollegen (die vermutlich nicht einmal genau wissen, was T1 ist) während der letzten Jahre war konstant zwei Kornspitz mit Butter und einer Dose Energy Drink...

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    Ich verstehe das so, dass man alles ganz genau berechnen muss, um seine Kurve unter allen Umständen stabil zu halten.


    Das Berechnen spielt nur beim ersten Mal Essen von einem Rezept (für die initiale Insulin-Dosis) eine Rolle. Wenn man das gleiche Rezept die nächsten Male ist, weiß man exakt, wieviel Insulin dieses Rezept benötigt. Mit der Zeit hat man dann eine Menge von vielleicht 25 Rezepten beisammen, von denen man den exakten Insulinbedarf kennt.


    Das Konzept von Dr. Bernstein geht ja gerade davon aus, dass eine exakte Insulinberechnung von einer Mahlzeit zur nächsten mit unterschiedlichen KH- und EW-Anteil nicht möglich ist. Auch bei mir ist es so, dass die doppelte Menge eines Rezeptes nicht die doppelte (sondern eine weit höhere Menge) Insulin benötigt.


    Dr. Bernstein empfiehlt, jeden Tag das gleiche Frühstück, das gleiche Mittagessen und das gleiche Abendessen zu essen und dann, wenn man sich davon abgegessen hat, auf andere Rezepte zu wechseln. Soweit würde ich persönlich nicht gehen. Ich habe – wie gesagt – eine ganze Liste von Rezepten, von denen ich den exakten Insulinbedarf kenne.


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    Ab und zu mal einen Schokoriegel zu essen oder ein Stück Kuchen zu essen


    Ich backe regelmäßig Low Carb Kuchen und kenne deren exakten Insulinbedarf. Bspw. Den LowCarb Topfen-Mohnkuchen oder einen Kirsch-Schoko-Kuchen (für mich ohne Kirschen).


    Aber Du meinst vermutlich herkömmliche Schokoriegel oder Kuchen. Da gilt das oben gesagte: es ist sinnvoll, sich auf vielleicht 3 oder 5 Sorten festzulegen von denen man dann den exakten Insulinbedarf kennt. Beim ersten Mal nach den Angaben von KH und EW das Insulin berechnen und der BZ nach fünf Stunden sagt dann, um wieviel man das Insulin beim nächsten Mal erhöhen oder verringern muss.


    Ich hab mich in einer Konditorei bei mir in der Nähe auf ein Stück Torte festgelegt von dem ich weiß, dass es genau 8,5 IE Actrapid benötigt (die Stücke sind alle gleich groß, weil sie nicht händisch geschnitten worden sind).


    Das Problem liegt nicht so sehr in der Insulindosierung sondern vielmehr in der Suchtwirkung der KH (Weißmehl und Zucker). Man möchte es in ein paar Stunden oder am nächsten Tag wieder und wenn man dem nachgibt, verdoppelt sich bei mir nach 48 Stunden der Basalbedarf und trotz Verdoppelung vom Basal steigt der Nüchtern-BZ von den üblichen 80 auf 125 und dann weiter auf 150 mg/dl…


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    Auswärts essen gehen


    War bei mir noch nie ein Problem. Ein gutes Stück Fleisch mit Gemüse der Saison (wenn nicht vorhanden, statt dem Gemüse zwei Salate), dazu vielleicht trockenen Weißwein und als Nachspeise einen Kaffee mit doppelter Portion Schlag. Beim Frühstücksbuffet Ham and Eggs, für längere berufliche Reisen im Zug nehme ich Eiweißbrot mit Speck, Käse, Eiern etc. mit. Gerade von Dr. Almond gibt es mittlerweile eine wirklich große Auswahl von Broten…


    Der Bolus für so ein Essen im Restaurant liegt bei mir zwischen 3 und 5 IE Actrapid (5 IE eher zu Mittag, 3 IE eher am Abend). Diese Mengen sind so gering – selbst wenn man sich da mal um 1 IE verschätzt (was mit der Zeit schon eine grobe Verschätzung ist), bringt einen das nicht in Schwierigkeiten.


    Das Ganze mag einem zu Beginn als große Umstellung erscheinen, ich hätte es mir nach ein paar Wochen nicht mehr anders vorstellen können. Einfach, weil die Vorteile dermaßen überwiegen: der Diabetes tritt dermaßen in den Hintergrund und das bei mir bei einem seit Jahren konstanten HbA1c zwischen 4,7 und 4,9 %.


    Ich habe mir es erst wieder beim letzten Teleseminar von Dr. Bernstein gedacht, wo jemand gefragt hat, welche Medikamente er für diabetische PNP verschreibt: er hat für seine Patienten noch nie Medikamente für PNP benötigt, weil diese dermaßen rasch auf eine BZ-Normalisierung reagiert (nach Dr. Bernstein ein BZ von im Schnitt 83 mg/dl)...

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    Das ist jetzt eine sehr mutige Theorie, nicht umsonst spricht man in Bayern vom "Bierbauch“


    Das Problem am Bier bezüglich Bauch ist nicht der Alkohol, sondern die im Bier enthaltenen Kohlenhydrate. Gleiches Problem hast Du auch bei an und für sich kohlehydratfreiem Alkohol, wenn Du dann Kohlenhydrate oder große Mengen Eiweiß dazu isst.


    Der Körper tut sich generell schwer, bei niedrigem Insulinspiegel Energie zu speichern. Lt. Gary Taubes ist Alkohol in Kombination mit Kohlehydraten (wie bspw. In Bier) bezüglich Körpergewicht das Fatalste überhaupt.

    Birgit1962
    Ich kenne kein Ernährungsbuch, in welchem auf die praktische Umsetzung im täglichen Arbeitsalltag wirklich ausreichend eingegangen wird.


    Aus meiner eigenen praktischen Erfahrung kann ich Dir sagen, dass sich IMO alles um das Eiweiß dreht (jetzt nicht so sehr von der Ernährung her, sondern von der praktischen Umsetzung). Wenn Du immer fertig zubereitetes Eiweiß im Kühlschrank vorrätig hast, hast Du schon gewonnen.


    Ich bereite mir mein Eiweiß (bspw. Hühnerteile, Schweinebauch, Lammschlögel etc.) Mit einem Crock-Pot Schongarer am Wochenende über Nacht zu (das ist wirklich nur ein minimaler Aufwand). Eier koche ich mir auch am Wochenende vor und wenn man Fisch mag, schaden ein paar Fischkonserven auf Vorrat sicher auch nicht.


    Zu dem Eiweiß aus dem Slow Cooker bereite ich mir auch am Wochenende gleich mehrere Portionen Gemüse (bspw. Diese Woche ein Indian Curry mit ein bisschen Zwiebeln, Speck, Tiefkühl-Mischgemüse, Karfiol, Kohlrabi, rotem Paprika und Creme Fraiche) vor, das dann im Büro mit einem Genius Aufwärmer Hot Pot aufgewärmt wird.


    Mit dem restlichen Eiweiß aus dem Slow Cooker kann man sich am Abend einfach eine Suppe oder einen Salat (zusätzlich mit ein bisschen Speck, Feta, Oliven etc.) zubereiten oder man isst es einfach mit Eiweiß-Brot…


    Ich kann für mich ehrlich behaupten, dass – wenn man gut organisiert ist – eine Low Carb Ernährung nicht zwangsweise mit einem Mehraufwand in der Küche verbunden sein muss (verglichen jetzt natürlich mit jemandem, der auch selbst kocht).

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    Ich weiss nicht ob man aus so etwas sinnvolle Erkenntnise ziehen kann. Ausser mal um zu gucken was passiert.


    Laut Beipacktext wirkt Regular maximal 4 bis 12 Stunden und es ging ihm darum zu zeigen, dass das bei großen Dosen nicht so ist. Mir hat man schon vor Jahrzehnten erklärt, dass, je größer die injizierte Insulin-Kugel ist, desto unvorhersehbarer die Wirkung wird. Das Experiment wäre anders verlaufen, hätte er die 70 IE mit einem Novopen Echo auf 140 mal 0,5 IE aufgesplittet.

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    Denn der Verdauung/Insulinwirkung/Stoffwechsel usw spielen ja ganz viele Dinge zusammen, da wäre es schon arger Zufall wenn am Ende eine linerare BE-IE-Funktion rauskommt.


    Davon scheint aber jeder, der mit BE, KE oder FPE rechnet, auszugehen.


    Ich selbst kann nach jahrelanger Erfahrung sagen, dass es bei mir nicht so ist. Ich weiß, wieviel Bolus ein bestimmtes Rezept in der Früh, zu Mittag und am Abend benötigt. Ich könnte aber bei keinem einzigen Rezept mit gutem Gewissen sagen, dass die doppelte Menge den doppelten Bolus oder die Hälfte Menge den halben Bolus benötigt. Aber je weniger KH ein Rezept beinhaltet, desto geringer wird natürlich auch die Abweichung beim Halbieren oder Verdoppeln.

    Was IMO völlig unterschätzt wird, ist die völlige Unberechenbarkeit von sehr hohen Insulindosen unter einer High Carb Ernährung, dagegen erscheint mir eine eventuelle Verzögerung durch Fett verschwindend gering:


    John Galloway, früherer medizinischer Leiter von Eli Lilly and Company, hat einem gesunden Menschen 70 IE Regular (vergleichbar mit Actrapid) injiziert, alle paar Minuten den Blutzucker gemessen und mittels einer Glukose-Infusion den Blutzucker konstant bei 90 mg/dl gehalten.


    So weit, so gut. Nur, diese Glukose-Infusion hat über 168 Stunden (sieben Tage) aufrecht erhalten werden müssen!


    Da darf es einen nicht mehr wundern, dass Hypos und Blutzuckerwerte unter einer High Carb Ernährung völlig unberechenbar erscheinen. Da hat man von einer Jumbo-Pizza wirklich mehrere Tage etwas…

    hinerki

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    Hoffentlich habe ich Deine Beiträge richtig interpretiert.


    Davon gehe ich schon aus.

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    Somit bleibt nur die durch das Fett verursachte Verzögerung.


    Bei mir besteht eine Mahlzeit normalerweise aus 3 bis 6 g KH und 30 bis 36 g EW. Der Fettanteil setzt sich aus dem im EW enthaltenen Fett plus in etwa 15 g zusätzlich zugefügtem Fett zusammen. Also zusätzlich 20 g Butter (Fettanteil in etwa 70 Prozent) oder 50 g Creme Fraiche (Fettanteil in etwa 30 Prozent) etc.


    Bei den 3 bis 6 g KH kommt es bei mir durch das Fett zu keiner Verzögerung (vermutlich ist die KH-Menge dafür zu gering).


    Und bei den 30 bis 36 g EW (bspw. 150 bis 180 g rohes Fleisch) gehe ich davon aus, dass sie zwischen der dritten und fünften Stunde nach dem Essen in Glukose umgewandelt werden. Das entspricht zusammen mit den KH ziemlich genau der Wirkkurve von Actrapid (oder Regular im angloamerikanischen Raum). Habe ich in Ausnahmefällen mal kein Actrapid zur Verfügung, splitte ich Novorapid auf zwei (besser drei) Injektionen während dieser fünf Stunden). Auch hier habe ich bei mir noch nie eine Verzögerung durch Fett feststellen können.

    hinerki

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    Du erwähnst nur das Protein, hast Du das Fett bewusst oder versehentlich nicht erwähnt.


    Ich hab Fett bewusst nicht erwähnt, ich hab bei mir noch nie einen Einfluss von Fett auf meinen BZ feststellen können. Ich gehe bei mir davon aus, dass 1 IE Actrapid in etwa 12 g EW und 1 IE Actrapid in etwa 8 g KH abdeckt (bei 70 kg Körpergewicht). Bei 140 kg Körpergewicht wären es nur mehr 6 g EW oder 4 g KH, man muss also nach dem Körpergewicht skalieren. Diese Faktoren muss man dann nach den ersten Mahlzeiten weiter fein tunen.


    Wenn ich 100 g Fett zusätzlich zu einer Mahlzeit esse, von der ich den Insulinbedarf kenne, gibt es 5 Stunden nach der Mahlzeit bei gleicher Insulindosis bei mir einfach keine Abweichung im BZ. Aber man muss die Etiketten lesen. Wenn Du das bspw. Mit Kokosmus ausprobieren willst: Kokosmus enthält KH, Kokosfett hingegen nicht!


    Oder wenn ich mir am Wochenende 4 Portionen Indian Curry für die Arbeitswoche vorkoche und zwei Portionen mit 150 g Hühnerfleisch (roh gewogen) und die anderen zwei Portionen mit 150 g Schweinebauch esse, muss ich den Bolus bei den Portionen mit Schweinebauch von 4,5 IE auf 3 IE Actrapid verringern, weil der hohe Fettanteil von in etwa 50 Prozent das EW in diesen Portionen mit Schweinebauch halbiert.


    Bei mir hat Fett in den letzten Jahren einfach keinen Einfluss auf den BZ gehabt (das entspricht dem Vorgehen von Dr. Bernstein in Diabetes Solution) und ich kann keine Komplexität reinbringen, wo bei mir einfach keine ist ;-)

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    Gleichzeitig nahm die Keton Konzentration im Blut ab, was bedeutet dass das Gehirn die Keton Körper als Brennstoff verwendete.


    Das könnte mir meinen stichprobenweise gemessenen IMO niedrigen Keton Wert von 0,6 Mmol erklären. Ich weiß jetzt nicht mehr, was da Stunden vor der Messung war (das ist schon zu lange her), aber es wäre zumindest eine mögliche Erklärung, zumal ich jetzt im Sommer eher bei 10 g KH pro Tag bin...

    Ikebana

    Zitat

    wie ging es Dir mit 40 mg/dl? Ich fühle mich ab 50 wirklich richtig schlecht und ein "aussitzen" käme nicht in Frage, zumal die Gegenregulation auch etwas dauert.
    Das Experiment ist ein bisschen gefährlich, Du hättest ja auch das Bewusstsein verlieren können.


    Auf die Idee, dass ich das Bewusstsein verlieren hätte können, bin ich noch nie gekommen – das ist für mich so was von weit weg… Das mit Zeitlupe kommt dem Ganzen schon sehr nahe.


    Der entscheidende Faktor sind aber die geringen Bolus-Mengen bei Low Carb. Für mich sind 4 bis 4,5 IE Actrapid wirklich schon die größten Dosierungen (im Schnitt eher 3 IE pro Mahlzeit). Es wird ja hoffentlich niemand auf die Idee kommen, dieses Experiment nach 100 g KH oder so zu wiederholen,.


    Dr. Bernstein hat bei sich selbst schon öfter zu Anfangszeiten mit Laborgeräten einen BZ von 0 mg/dl gemessen. Das ist möglich, weil es in Wirklichkeit nicht um den BZ im Kapillarblut, sondern um den BZ im Gehirn geht. Und das Gehirn kann den BZ durch die Blut-Hirn-Schranke zumindest eine bestimmte Zeit lang auch bei sinkendem BZ im Kapillarblut aufrecht erhalten. Das heißt jetzt aber nicht, dass bei einem BZ von 0 mg/dl im Kapillarblut nicht schon Feuer am Dach wäre!


    Ich selbst merke bei sinkendem BZ keine „Ausfallsymptome“ mehr. Man könnte sich natürlich jetzt auch Gedanken darüber machen, ob nach vielen Jahren Low Carb das Gehirn in solchen Situationen auf Ketone zurück greifen kann…


    IMO spürt man auch nicht den absoluten BZ, sondern die Differenz zum durchschnittlichen BZ. Wenn die Diagnose spät gestellt wird, haben ja manche schon bei 150 mg/dl Pseudo-Hyposymptome.


    Für mich sind Werte in den niedrigen 70ern „normale“ Bz-Werte. Sie werden mit 2 g Glukose auf 80 korrigiert, sind aber im Tagesverlauf akzeptierte Werte. Die Differenz zu 50 mg/dl ist jetzt IMO zu niedrig, dass ich mich da wirklich schlecht fühlen könnte.


    Unter Low Carb ist das wichtigste Alarmsignal für zu niedrigen BZ immer Hunger, sofern man drei mal täglich mit ausreichendem EW versorgt ist. Ich merke bei Werten zwischen 50 und 60 mg/dl, dass mich laute Geräusche oder das Tratschen von Kollegen im Büro in meiner Konzentration stören, habe aber in diesem Bereich noch keinerlei körperliche Einschränkungen (wenn ich bspw. Push-Ups trainiere). Bei Werten unter 60 mg/dl verschwindet die Lust auf Sex.


    Bei 35 bis 40 mg/dl fange ich leicht zu Schwitzen an. Aber selbst da fühle ich mich in meinem Tagesablauf in keinster Weise eingeschränkt. Ich nehme einfach 2 Dextro (vorzugsweise mit etwas Wasser aus dem Blender, Weils schneller ins Blut geht) und mache weiter, wobei ich gerade gestört worden bin…


    Wenn man sich an die Vorgaben von Dr. Bernstein hält, sind so niedrige Werte eigentlich nur nach wirklich nachvollziehbaren Fehlern möglich. Wenn man die eigenen Fehler erkennt, fühlt man sich auch nicht mehr ausgeliefert. Für mich war es anfangs ungewohnt, vor jeder BZ-Messung die Hände zu waschen. Das ist notwendig, weil man halt öfter für kleinere Korrekturen 1 oder 2 g Glukose in der Hand hat. Wenn man so wie ich das Freestyle Freedom Lite verwendet, das mit nur 3 µL Blut auskommt, wirken sich kleinste Mengen Glukose auf der Haut fatal aus und man korrigiert u. U. nur scheinbar zu hohe Werte.


    Eine andere Nachlässigkeit war kürzlich, dass ich ein neues Lachs-Obers-Auflauf Rezept nicht berechnet, sondern beim ersten mal essen nur geschätzt hab. Und da ist die Toleranz nach unten bei einem durchschnittlichen BZ von 80 mg/dl halt nicht mehr sehr groß… Aber das hat man selbst in der Hand und kann es beim nächsten mal besser machen.

    Bei mir haben 0,7 l Steinfeder grüner Veltliner am Abend absolut keinen Einfluss auf den BZ (auch nicht auf den Nüchtern-BZ am nächsten Morgen). Esse aber auch nichts dazu.


    Hast Du zu dem Glas Wein etwas gegessen?

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    Kann der Körper bei Hypos und Low Carb überhaupt noch Glukose freisetzen um den BZ zu erhöhen?


    Auf lange Sicht gesehen ist IMO Low Carb wohl das Effektivste, um Hypos zu verhindern. Wenn unter Low Carb die Hypos nicht wirklich gegen Null gehen, muss man die eigene Methodik hinterfragen.


    Meine Mahlzeiten bestehen z. Z. aus in etwa 25 Rezepten, die ich alle schon unzählige male gegessen hab und wirklich weiß, wieviel Actrapid sie benötigen (in etwa 3 bis 4,5 IE). Selbst wenn man – aus mir jetzt nicht schlüssigen Gründen – mal um 1 IE zu hoch liegt, wird das keine Hypo verursachen.


    Wenn der BZ mal bei 60 bis 65 mg/dl landet, wird das keine Hypo-Symptome verursachen und wird einfach mit Dextro auf den Zielwert korrigiert, wobei bei mir (70 kg) 1 g Dextro den BZ um 5 mg/dl erhöht.


    Ich habe bei mir versuchsweise mal zu Hause einen BZ von 40 mg/dl 3 Stunden nach einer Actrapid-Injektion nicht korrigiert, um zu sehen, wie sich der Körper verhält, wenn ich unterwegs wäre. Das war überhaupt kein Problem. Aber alleine schon wegen der überschießenden Gegenregulation von 160 mg/dl würde ich das nicht regelmäßig machen.


    Die 160 mg/dl sind jetzt sicher am oberen Ende der zu erwartenden Gegenregulation. Insofern kann ich auch nicht ausschließen, dass die ursprünglichen 40 mg/dl auf Grund von einem zu langen SEA entstanden sind und ein Teil der 160 mg/dl vom Protein stammt, das zwischen der dritten und fünften Stunde in Glukose umgewandelt wird und zu dieser Zeit kein Actrapid mehr gewirkt hat......

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    Dann ist das reine Wortklauberei. 30g Fett und etwa 1-1.5g Protein /kg entspricht auch der Empfehlung für eine stabile Ketose.


    Ja, für Informierte ist das reine Wortklauberei. Wenn man neu in der Thematik ist, findet man aber auch LCHF, wo Fett zum Hauptbestandteil der Nahrung wird und EW wegen der Glukoneogenese mit KH gleichgestellt wird.


    Und Dr. Bernstein erwähnt in seinen Teleseminaren immer wieder, in welch schlechtem Allgemeinzustand Patienten zu ihm unter EW-Reduktion kommen. Wenn der Körper eigenes Muskeleiweiß abbaut und die Patienten keine einzige Liegestütze oder keinen einzigen Klimmzug mehr schaffen…

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    Der Unterschied zu "HP" ist der, dass bei HF auch das Gehirn gezwungen wird, mit Ketonen zu laufen. Zu viel Protein schießt einen aus einer stabilen Ketose und verhindert die Adaption.


    Weil Du im Eingangspost geschrieben hast:

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    anbei ein Link zu einer Case Study über ein 6-jähriges Kind mit T1, das sich LCHF nach dem Protokoll nach Dr. Bernstein ernährt.


    Ich wollte – für diejenigen, die das Buch Diabetes Solution nicht kennen – nur festhalten, dass Die Ernährung nach Dr. Bernstein weder LCHF noch LCHP ist.


    Das Wort Ketose kommt in diesem Buch kein einziges mal vor. Dr. Bernstein hat an einem seiner Meinung nach „normalen“ gesunden B>Z von im Schnitt 83 mg/dl Interesse, Ketose interessiert ihn nicht.


    Die von ihm empfohlene Ernährung ist eine Low Carb Ernährung mit maximal 30 g KH täglich (bei einem Erwachsenen) und einer „normalen“ EW-Menge. Mit der Menge an Fett, die mit dem EW „mitkommt“ ist man seiner Meinung nach auf der sicheren Seite. Wenn man es jetzt unbedingt klassifizieren will, wäre es LCNP (Low Carb Normal Protein).


    Für mich heißt das jetzt im Sommer in der praktischen Umsetzung:


    1 bis maximal 1,5 g Protein pro Kilo Körpergewicht, 10 bis maximal 30 g KH und eine Menge Fett, mit der man halt „normal“ kocht.


    Als Beispiel:

    • Frühstück ist eine Dose Sardinen (90 g Sardinen, 30 g Olivenöl) mit Zwiebel, Champignons und grünem Paprika im Öl angebraten
    • Mittagessen ist ein Salat mit 180 g (roh) Sparerips
    • Abendessen ist ein Salat mit Thunfisch, Speck, Feta und einem Ei (in Summe 180 g EW)


    Für meine 70 kg Körpergewicht sind das in Summe 90 g Protein. Auch ein „klassischer“ Diabetologe hat meine Ernährung noch nie als unausgewogen oder extrem eiweißlastig bezeichnet. In einem Gespräch fallen die fehlenden KH auf den ersten Blick meistens gar nicht auf.


    Bei einer stichprobenartigen Messung waren meine Ketone im Blut bei 0,6 Mmol (gemessen mit einem Abbot FreeStyle Precision). Ich persönlich kann mit diesem Wert auch nicht viel anfangen. Auch mein Interesse gilt – große Überraschung – einem durchschnittlichen BZ von 83 mg/dl.

    Ich weiß jetzt nicht, mit welcher Intuition man untergewichtigen Kindern Lebertran gegeben hat. Möglicherweise um Vitamin A zu substituieren? Paul Pitchford zitiert in Healing with Whole Foods eine Studie, in welche man untergewichtigen Kindern Spirulina verabreicht hat. Das Problem bei untergewichtigen Kindern ist, dass ab einem bestimmten Punkt auch der Hunger verschwindet und Spirulina hat sich als das kostengünstigste Mittel erwiesen, wieder Hunger zu fördern. Vielleicht ging das mit Lebertran in die gleiche Richtung...


    Bei gleichbleibenden KH (in Prozent der täglichen Kalorienaufnahme) hat sich das Körpergewicht als überraschend konstante Größe erwiesen. Man kann durch Intervention (zwangsweiser Bewegung, Kalorienrestriktion, zwangsweise Überfütterung etc.) das Körpergewicht kurzfristig verändern, aber sobald diese Intervention ausbleibt, tendiert das Körpergewicht relativ rasch wieder zum Ausgangswert zurück (ich beziehe mich jetzt auf die in von Gary Taubes in Why We Get Fat referenzierten Tierversuche).


    Eine dauerhafte Veränderung des Körpergewichts ist lt. Gary Taubes nur durch eine Veränderung des KH-Anteils möglich (sowohl nach oben als auch nach unten). Auf eine vermehrte Zufuhr von EW zur Gewichtssteigerung, was im Endeffekt auch Glukose in den Körper bringt, geht er - soweit ich mich jetzt erinnere - nicht ein. Ist halt kein Buch für Diabetiker - Dr. Bernstein behandelt das in Diabetes Solution und in seinen Teleseminaren ausführlicher.


    Gary Taubes selbst empfiehlt ja eine Low Carb Ernährung. Insofern besteht natürlich die Gefahr, dass die Studien in seinen Büchern selektiv gewählt wurden. Aber allgemeingilt Gary Taubes schon als renommierter Wissenschaftsjournalist.

    Bei dem Beispiel mit den 60/30/10 %: wenn Du 30 % der täglichen Kalorien einsparst, sind 30 % von 60 % KH der größte Brocken. In den 10 % der täglichen Kalorien als Fett ist schon berücksichtigt, dass Fett 9 kcal pro g hat. Aber das ist nur ein idealtypisches Rechenbeispiel.


    Die Frage ist auch, wie lange Du die Reduktion von Fett und EW durchhältst. Das sind immerhin essentielle Fett- und Aminosäuren. KH kann man dauerhaft minimieren, weil sie in Wirklichkeit nicht satt machen (Fett und EW hingegen schon).

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    Meinst du, ich würde mit so einer Substitution weniger zunehmen? Und warum?


    Ja, wenn nicht sogar abnehmen. Weil Insulin ein "Speicherhormon" ist.


    Darauf baut LCHF als Methode zum Abnehmen.


    Und es ist der Grund, warum Diäten überhaupt funktionieren:


    Angenommen, jemand ist täglich 60 % KH, 30 % EW und 10 % Fett. Jetzt schränkt er (oder sie) seine Kalorien während einer Diät um 30 % ein. Was wurde am meisten reduziert? Natürlich 30 % von den 60 % KH. Insofern ist fast jede Diät eine Loc Carb Diät, die Menschen machen während der Diät Loc Carb ohne es zu wissen.


    Die Gewichtsabnahme während der Diät kommt nicht von der Reduktion der Kalorien sondern vom verminderten Insulinspiegel im Blut.